AV-Materialien
Adoption um jeden Preis? Der lange Weg zum adoptierten Kind
Tausende von Paaren in Deutschland wollen gerne ein Kind adoptieren, suchen oft viele Jahre vergeblich. Der Grund: In Deutschland gibt es nur wenige Kinder, die adoptiert werden können, aber viele Bewerber. Die legale Adoption aus dem Ausland ist schwierig und langwierig. Jetzt hat der Versuch, 103 Kinder aus dem Tschad durch eine Hilfsorganisation nach Frankreich zu bringen, weltweit für Empörung gesorgt und eine Diskussion über Adoptionen ausgelöst. Denn der nicht-legale Weg wird immer häufiger beschritten. Auch in Deutschland. Brauchen wir strengere Gesetze, wie es UNICEF oder das Kinderhilfswerk fordern?
Kann jeder ein Kind adoptieren?
Adoptionen sind grundsätzlich für Paare und Einzelpersonen möglich. Doch bis es soweit ist, müssen die Bewerber viel Geduld aufbringen und Zeit für Gespräche beim Jugendamt. Sie müssen ein Infoseminar besuchen und viele Fragen beantworten, z.B. warum sie ein Kind adoptieren möchten und wie ihre eigene Lebensgeschichte aussieht. Außerdem müssen sie folgende Voraussetzungen erfüllen:
- Der Alterunterschied zwischen Adoptivkind und Pflegeeltern soll nicht mehr als 40 Jahre betragen
- Abgeschlossene Berufsausbildung
- Wirtschaftlich gesicherte Verhältnisse
- Gesundheits- und polizeiliches Führungszeugnis
- Eigene Kinderlosigkeit akzeptiert
Das Kind sollte kein Ersatz für ein eigenes sein. "Ein Adoptivkind ist eine völlig neue Aufgabe¿, betont Christine Lindenmayer vom Stuttgarter Jugendamt.
Gibt es genug Kinder für alle?
Nein. Allein in Baden-Württemberg warten momentan mehr als 1000 Paare auf ein Adoptivkind. Doch pro Jahr werden im Land nur etwa 70 Kinder für eine Adoption vorgemerkt. Rein rechnerisch kommen so auf ein Kind 15 mögliche Adoptiveltern. Die Chancen auf diesem Weg ein Kind zu bekommen sind also relativ gering. Und so sieht es in ganz Deutschland aus.
Und was ist mit den vielen Waisenkindern auf der Welt?
Das Leid der Kinder in ärmeren Ländern ist groß. Wer keine Eltern hat, die sich kümmern, muss auf der Straße leben oder im Heim. Oft unter schlimmen Bedingungen. Trotzdem erlauben diese Länder nur relativ selten Ausländern ein Kind auf legalem Weg zu adoptieren. Häufig sind es Kinder, die von Einheimischen nicht adoptiert wurden, weil sie krank oder behindert sind. Außerdem fehlen dort die entsprechenden seriösen Vermittlungsstellen. Auch bei Adoptionen im Ausland müssen die deutschen Regelungen eingehalten werden.
Was kostet eine Adoption und wie lange dauert das?
In Deutschland kostet eine Adoption lediglich die Gebühr für den Notar in Höhe von etwa 150 Euro. Eine Auslandsadoption dagegen, auch wenn sie legal abläuft, wird wesentlich teurer. Reisekosten, Gebühren vor Ort, Anwaltshonorare und Übersetzungen ¿ da kommen schnell mal 10.000 bis 20.000 Euro zusammen. Und bis Adoptiv-Eltern und Kinder letztendlich zusammen finden kann es bis zu drei Jahre dauern.
Die Kehrseite: Illegaler Kinderhandel
Tausende von Paaren suchen in Deutschland oft viele Jahre vergeblich. Deshalb bemühen sich viele, ein Kind aus dem Ausland zu adoptieren. Doch die legale Adoption aus dem Ausland ist schwierig und langwierig. Das Kinderhilfswerk Terre des Hommes schätzt, dass rund 30 bis 40% der bis zu 900 jährlich von Deutschen adoptierten Kinder auf nicht legalen Weg ins Land kommen. Russland, Kolumbien und Thailand seien dabei die Hauptherkunftsländer.
Jetzt hat der Versuch, 103 Kinder aus dem Tschad durch eine Hilfsorganisation nach Frankreich zu bringen, weltweit für Empörung gesorgt und eine Diskussion über Adoptionen ausgelöst.
Brauchen wir strengere Kontrollen, wie es UNICEF oder das Kinderhilfswerk fordern ?
Kindesentführung und Betrug - das wirft die Regierung des Tschad der französischen Hilfsorganisation Arche de Zoe vor. Die 103 Kinder, die die Organisation nach Frankreich bringen wollte, waren keine Waisen und auch nicht aus der sudanesischen Krisenregion Darfur. Nun schlägt das Thema "illegale Auslandsadoptionen" wieder Wellen.
- Archivaliensignatur
-
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, R 4/018 R070057/203
- Umfang
-
0:18:00; 0'18
- Kontext
-
Fernsehsendungen von SWR Fernsehen aus dem Jahre 2007 >> November
- Bestand
-
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, R 4/018 Fernsehsendungen von SWR Fernsehen aus dem Jahre 2007
- Indexbegriff Sache
-
Adoption
Kind
- Indexbegriff Person
-
Burgstaller, Boris; Schauspieler, 1954-
Burgstaller, Gabi
Gläß, Saskia
Gläß, Thomas
Holz, Maria
Lindenmayer, Christine
- Laufzeit
-
8. November 2007
- Weitere Objektseiten
- Rechteinformation
-
Es gelten die Nutzungsbedingungen des Landesarchivs Baden-Württemberg.
- Letzte Aktualisierung
-
20.01.2023, 16:50 MEZ
Datenpartner
Landesarchiv Baden-Württemberg. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- AV-Materialien
Entstanden
- 8. November 2007