Arbeitspapier | Working paper

Soziales Risikomanagement durch Übergangsarbeitsmärkte

"Zunehmend ist von Risikomanagement die Rede. Für die Befürworter ist der Begriff ein Hilfsmittel, um Managementtechniken aus der Betriebs- oder Finanzwirtschaft auch in die Sozial- und Arbeitsmarktpolitik zu übertragen, für die Kritiker ist der Begriff ein trojanisches Pferd, um neoliberale Prinzipien, vor allem Privatisierung und Deregulierung in diese Politikbereiche einzuschleusen. Dieser Essay betrachtet das in den öffentlichen Diskurs eingedrungene Wort 'Risikomanagement' dagegen als eine 'moralische Gelegenheit', die Balance von Eigenverantwortung und Solidarität auf dem Arbeitsmarkt neu zu bestimmen. Zunächst wird der Begriff Risikomanagement definiert, seine mögliche 'soziale' Ausrichtung bestimmt und auf die psychologische Bedeutung der 'Rahmung' von Risiken hingewiesen. Diese beeinflusst sowohl das individuelle Risikoverhalten als auch die Wahl der für die Problemlösung als geeignet erscheinenden Institutionen und zuständigen Akteure, also die Verantwortungsteilung zwischen Individuen, Familien oder anderen Gemeinschaften, Betrieben und Staat. Sowohl aus der verbreiteten Risikoaversion (Bevorzugung sicherer gegenüber unsicheren Gewinnen) als auch aus der Verlustaversion (Neigung zu riskantem Verhalten, um Verluste zu vermeiden oder zu kompensieren) lassen sich Prinzipien für das Design arbeitsmarktpolitischer Strategien ableiten, die das Konzept der Übergangsarbeitsmärkte stützen (1). Ob der Strukturwandel der Risiken tatsächlich auch zu einem Wandel der Verantwortungsteilung führt, hängt stark vom Wissen über die Ursachen, Eigenschaften und Folgen dieser Risiken ab. Die Risikoanalyse wird selbst zum zentralen Bestandteil des sozialen Risikomanagements. Darum wird in einem zweiten Schritt die angemessene Methodik handlungsrelevanter Risikoanalyse am Arbeitsmarkt diskutiert und am Beispiel der europäischen Beschäftigungsstrategie demonstriert (2). Die Verantwortungsteilung hängt aber auch von normativen Vorstellungen ab, wem welche Rechte zuzusprechen und welche Pflichten zuzumuten sind. Einen Zugang zu dieser Frage stellt die moderne Gerechtigkeitstheorie dar, aus der sich vier idealtypische Formen des sozialen Risikomanagements ableiten lassen (3). Was mit dem Wort-Wechsel von der Arbeitsmarktpolitik zum sozialen Risikomanagement gewonnen ist, wird abschließend am Beispiel des Managements von Bildungsrisiken durch Übergangsarbeitsmärkte gezeigt (4)." (Autorenreferat)

Soziales Risikomanagement durch Übergangsarbeitsmärkte

Urheber*in: Schmid, Günther

Rechte vorbehalten - Freier Zugang

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Weitere Titel
Social risk management through transitional markets
Umfang
Seite(n): 49
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Status: Veröffentlichungsversion

Erschienen in
Discussion Papers / Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Forschungsschwerpunkt Arbeit, Sozialstruktur und Sozialstaat, Abteilung Arbeitsmarktpolitik und Beschäftigung (2004-110)

Thema
Wirtschaft
Arbeitsmarktforschung
Arbeitsmarktpolitik
Theorie
Frau
Solidarität
Strukturwandel
EU
Bildung
Bildungsinvestition
Arbeitsmarkt
Beschäftigungspolitik
Übergangsarbeitsmarkt
Management
Selbstverantwortung
Arbeitslosigkeit
Risiko
Arbeitsmarktpolitik
Mann
Gerechtigkeit
Analyse
Verantwortung
Sozialpolitik
Theorieanwendung

Ereignis
Geistige Schöpfung
(wer)
Schmid, Günther
Ereignis
Veröffentlichung
(wer)
Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH
(wo)
Deutschland, Berlin
(wann)
2004

URN
urn:nbn:de:0168-ssoar-118276
Rechteinformation
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften. Bibliothek Köln
Letzte Aktualisierung
21.06.2024, 16:26 MESZ

Datenpartner

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Objekttyp

  • Arbeitspapier

Beteiligte

  • Schmid, Günther
  • Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH

Entstanden

  • 2004

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