Bestand

Dürmentingen-Bussen: Urkunden (Bestand)

Überlieferungsgeschichte
Die habsburgischen Dörfer Offingen, Dentingen, Hailtingen und Unlingen sowie das von Österreich wohl mit Riedlingen zusammen erworbene Altheim bildeten die Herrschaft Bussen, zu der auch die Vogtei Dürmentingen gehörte. Sie waren an die Grafen von Hohenberg (1314), die Herren von Ellerbach (um 1357) und seit ca. 1386 an die Truchsessen von Waldburg verpfändet. Der Vertrag von 1454, der die Pfänder Bussen und Riedlingen von der männlichen Linie der Truchsessen als nicht rücklösbar festsetzte, wurde schon bald von Habsburg wieder angefochten und führte zu einem 200jährigen Streit, der erst 1680 durch einen neuen Vertrag beendet wurde. Während Riedlingen an Österreich zurückfiel, blieb es bezüglich der Herrschaft Bussen beim Wortlaut des Vertrags von 1454. Seit den 16. Jahrhundert verlagerte sich der Hauptort des truchsessischen Besitzes nach Dürmentingen; sein Bereich umfaßte die Herrschaft Bussen neben der "unteren Grafschaft Friedberg".
Der gesamte waldburgische Besitz wurde 1786 an das Haus Thurn und Taxis verkauft; 1787 wurden die Grafschaft Friedberg-Scheer und die Herrschaft Dürmentingen zur reichsunmittelbaren und gefürsteten Grafschaft Friedberg-Scheer erhoben. Hinzu kamen 1790 die von Marquard von Hornstein erworbene Herrschaft Göffingen und die von Johann Wilhelm von Stotzingen, ebenfalls 1790, erkaufte Herrschaft Heudorf. 1806 kam das gesamte Gebiet unter Württembergische Staatshoheit. Die Fürsten von Thurn und Taxis hatten in Dürmentingen ein Rentamt (früher Oberamt), das 1851 aufgehoben wurde.
Die Oberamtsregistratur, später Registratur des Rentamtes Dürmentingen wurde ebenfalls 1851 aufgehoben und mit dem fürstlichen Archiv in Obermarchtal vereinigt, wo sie als Repositur VIII aufbewahrt wurde. Ein Repertorium dieses Archivs wurde ca. 1827 von dem Renovationskommissär Moestle (vgl. Akten in Rep. VIII K. 2 F. 10 Nr. 10) angefertigt und die Archivalien nach dem Signaturenschema des Archivs in Scheer geordnet. Die Urkunden wurden dabei nur summarisch verzeichnet. Die recht gute Systematik des Repertoriums läßt es mit geringen Modifikationen (vgl. meinen Nachtrag zum Vorwort dieses Repertoriums) als noch geeignet und nach Überarbeitung als modernes Archivrepertorium brauchbar erscheinen. Vor 1827 scheint die Registratur in Dürmentingen keine sinnvolle Ordnung aufgewiesen zu haben. 1782 bittet der Hofrat und Archivar von Epplen in Scheer die Oberamtsverwaltung in Dürmentingen um Extradition von 'acta familiae' der Truchsessen, damit diese in Scheer geordnet und verwahrt werden könnten. Der Bitte wurde stattgegeben (Rep. VIII K. 2 F. 10 Nr. 1); umgekehrt hat sogleich nach dem Übergang der Herrschaft an Thurn und Taxis eine umfangreiche Aktenextradition von Scheer nach Dürmentingen stattgefunden, die die Akten der zum dortigen Oberamt gehörigen Orte betraf (ebd. Nr. 2), und 1795-1799 wurden die wichtigsten Akten vor den Franzosen auf den Wasserweg nach Ulm geflüchtet (ebd. Nr. 4).
Inhalt und Bewertung
Der vorliegende Urkundenbestand besteht aus Stücken, die im wesentlichen bis 1790 in der Thurn und Taxisschen Oberamtsregistratur Dürmentingen angefallen sind, ohne im Repertorium besonders als Urkunden gekennzeichnet gewesen zu sein. Sie enthalten sehr verschiedene Provenienzen. Neben den Truchsessen von Waldburg (Grafen von Sonnenberg) treten als Vorbesitzer insbesondere die Herren von Hornstein/Hertenstein (Göffingen), von Stein (Göffingen-Bussen, Dentingen, Kirche zu Heudorf), von Stotzingen (Heudorf) und von Bissingen (Grundsheim-Willenhofen) in Erscheinung, daneben Einzelstücke etwa der Herren von Fridingen und von Nippenburg, die z.T. über mehrere Hände hierher gerieten. Der Bestand hat insofern das Gepräge eines typischen Adelsarchivs. An seiner Zusammensetzung etwas zu ändern und Provenienzen herauszutrennen, verbot das Fehlen älterer Registraturbehelfe der Vorbesitzer; lediglich bei den Stotzingischen Urkunden wäre dies mit einiger Sicherheit anhand der alten Signaturen möglich gewesen, was jedoch vermieden wurde, um einen kleinen Bestand nicht weiter zu dezimieren. Auch vom Inhalt her bilden die Urkunden kein einheitliches Ganzes. Zahlreiche Abschriften, deren Originale im Archiv der Herrschaft Friedberg-Scheer (Rep. II) oder im Fürstlich Waldburgischen Archiv in Zeil zu suchen wären, stehen neben Ausfertigungen des 16. und 17. Jahrhunderts, die vornehmlich Güterstreitigkeiten und Güterveränderungen betreffen. Papierurkunden und Abschriften wurden den Akten bis 1600 entnommen; spätere Urkunden, darunter ca. 200 Bestandsbriefe, Quittungen, Zinsverkäufe, Testamente u.a., wurden bei den Akten belassen. Hinzuweisen ist auf ein Kopialbuch der Herrschaft Dürmentingen, bestehend aus zusammengebundenen Urkundenabschriften des 16. bis 18. Jahrhunderts; sie enthalten Urkunden von 1375 bis 1796, 2 Bde (Rep. VIII K. 2 F. 8 Nr. 1a und 1b).
Bei der Ordnung wurden die Urkunden chronologisch gelegt und durchnummeriert. Die Regestierung der Urkunden ist bis 1500 ausführlich, nach 1550 wurde nur noch ein knappes Regest gegeben. Die Urkundennummern wurden in das alte Archivrepertorium von 1827 eingetragen. Der Bestand umfaßt 304 Nummern von 1318 bis 1792, davon 8 des 14. Jahrhunderts, 69 des 15. Jahrhunderts, 126 des 16. Jahrhunderts, 70 des 17. und 31 des 18. Jahrhunderts. Die Verzeichnungs- und Ordnungsarbeiten wurden von dem Unterzeichneten im August/September 1964 durchgeführt. Das Register und die Reinschrift fertigte Frau Kalkuhl.
Sigmaringen, Oktober 1964
Dr. H. Schwarzmaier
Staatsarchivassessor
Im Herbst 2011 wurde das maschinenschriftliche Findbuch im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierten Projekts zur Retrokonversion archivischer Findmittel digitalisiert. In Zusammenarbeit der Koordinierungsstelle Retrokonversion an der Archivschule Marburg und des Landesarchivs Baden-Württemberg wurde das Findbuch für die Einstellung ins Internet vorbereitet. Franz-Josef Ziwes führte die notwendigen Nacharbeiten durch.

Bestandssignatur
Abt. Staatsarchiv Sigmaringen, Dep. 30/13 T 1
Umfang
304 Urkunden

Kontext
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Sigmaringen (Archivtektonik) >> Deposita (ohne FAS - Dep. 39) >> Fürstlich Thurn und Taxissches Archiv Obermarchtal >> Dürmentingen-Bussen

Indexbegriff Ort
Göffingen, Unlingen BC; Herrschaft
Grundsheim UL; Herrschaft
Heudorf : Dürmentingen BC; Herrschaft

Bestandslaufzeit
1318-1792

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Letzte Aktualisierung
03.04.2025, 08:37 MESZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1318-1792

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