Archivbestand
Nachlass Josef Wilhelm (*1887 +1952) (Bestand)
Überlieferungsgeschichte
im Februar 2002 eingekommen
Inhalt und Bewertung
Wilhelm, Josef Georg (29.09.1887-25.07.1952), Beamter; 1910-1923 städtische Polizeidirektion Stuttgart; 1914-1917 Kriegsteilnehmer; 1923-1931 Polizeidirektor in Esslingen, 1931-1935 Polizeidirektor in Heilbronn; 1935-1942 Abteilungsleiter beim Polizeipräsidium Stuttgart, 1942-1945 Verkehrsreferent beim Oberpräsidenten der Rheinprovinz, 1945 Leiter des Hauptamts Verkehr bei der Stadtverwaltung Köln, 1946 Oberregierungsrat im Verkehrsministerium Württemberg-Baden, 1952 Innenministerium Baden-Württemberg
Enthält: persönliche Unterlagen (u.a. Spruchkammerverfahren); Teilakten des NSDAP-Gaugerichts Württemberg-Hohenzollern 1934-1935
Biografie: Josef Georg Wilhelm wurde am 29. September 1887 in Tuttlingen als Sohn des Bürstenfabrikanten Joseph Wilhelm und der Rosine Wilhelm geb. Häberle geboren. Nach der Ausbildung für den gehobenen Verwaltungsdienst trat er im Jahr 1910 in den Kriminaldienst der Städtischen Polizeidirektion Stuttgart ein. Von 1914 bis 1917 Teilnahme am Ersten Weltkrieg als Leutnant d. R. im Inf. Regiment Nr. 120, erhielt das EK I und II, das Ritterkreuz des Württembergischen Miltärverdienstordens. Seit Juli 1917 der Polizeidirektion Stuttgart zur Verfügung gestellt. Als Kriminalkommissar war er der Verfasser des geheimen Polizeiberichts vom 5. November 1918 über die revolutionäre Bewegung der USPD, am 13. November 1918 wurde er durch den USPD-Innenminister Crispien seines Amtes enthoben, nach Protesten des Oberbürgermeisters Lautenschlager und des Justizministers Kiene Anfang Februar 1919 wieder im Dienst. Bei der Verstaatlichung der württembergischen Polizei im Jahr 1923 zum Polizeidirektor in Esslingen ernannt, im Jahr 1931 als Polizeidirektor nach Heilbronn versetzt. Die am 13. März 1933 vom Reichskommissar für das Polizeiwesen von Jagow verfügte Amtsenthebung wurde aufgrund des Protests des Stuttgarter Polizeipräsidenten Klaiber zurückgenommen. Nach der Einleitung einer Reihe von Strafverfahren gegen führende Heilbronner Nationalsozialisten auf Betreiben der Heilbronner Kreisleitung Ende Oktober 1935 endgültig abgelöst und dem Polizeipräsidium Stuttgart zugeteilt, dort Leiter der Abteilung IV (Verkehrspolizei). Im Oktober 1941 von SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Polizei Kaul, als "nicht mehr tragbar" bezeichnet und dem Reichsinnenministerium zur "Versetzung in den Osten" empfohlen. Am 7. Oktober 1942 scheidet Wilhelm aus dem Polizeidienst aus und wird auf den Posten des Verkehrsreferent beim Oberpräsidenten der Rheinprovinz versetzt. Nach Kriegsende am 9. Mai 1945 wurde Wilhelm durch den Kölner Oberbürgermeister Adenauer als Beigeordneter und Leiter des Hauptamtes Verkehr in die Stadtverwaltung Köln berufen. Auf Veranlassung der britischen Militärregierung Anfang Oktober 1945 aus dem Dienst der Stadt entlassen. Auf Betreiben des Chefs der deutschen Staatspolizei für Württemberg, Paul Hahn, Rückkehr in den württembergischen Staatsdienst. Im Januar 1946 Berufung in das Innenministerium von Württemberg-Baden, auf Anordnung des Hauptquartiers der Amerikanischen Militärregierung im Mai 1946 aus dem Dienst entlassen. Im September 1946 wird Wilhelm als Oberregierungsrat und Bevollmächtigter für den Nahverkehr in das Verkehrsministerium berufen und im November 1946 zum Ministerialrat ernannt. Durch Spruch der Berufungskammer IV Stuttgart vom 2. September 1948 als vom Gesetz Nr. 104 nicht betroffen und als vorbildlicher, pflichtbewußter Beamter bezeichnet. Anfang Juli 1952 wurde Wilhelm in das Innenministerium Württemberg-Baden - Abwicklungsstelle - berufen. Am 25. Juli 1952 verstarb Josef Georg Wilhelm nach einer schweren Operation in Stuttgart.
Zum Bestand: Der Nachlaß wurde von seinem Sohn, Dr. Dr. Friedrich Wilhelm im März 2002 an das Hauptstaatsarchiv übergeben. Dr. Friedrich Wilhelm, der 1918 in Stuttgart geboren wurde und der 1943 als Soldat sein Medizinstudium abschloß, nutzte Teile des schriftlichen Nachlasses seines Vaters für seine 1989 von der Fakultät Geschichts-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften der Universität Stuttgart angenommenen Dissertation. In der Akte (Bü 3) zu den Spruchkammerverfahren gegen Josef Wilhelm wird auch der Aufbau der Organisation der Polizei und die Rekrutierung der leitenden Polizeibeamten in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg beleuchtet. Die Auseinandersetzungen innerhalb der Polizei fanden ihren Niederschlag in der Einsetzung eines Untersuchungsausschusses des Landtags von Württemberg-Baden. Neben den persönlichen Unterlagen seines Vaters Bü 1 bis 3 befindet sich auch eine Teilakte (/_ 1-152) des NSDAP-Gaugerichts Württemberg-Hohenzollern aus einem Verfahren gegen Richard Drauz, NSDAP-Kreisleiter von Heilbronn, von 1934-1935, im Nachlaß. Diese Akte gelangte im April 1945 in die Hände des spä-teren Innenministers Fritz Ulrich, der sie im Zuge des Spruchkammerverfahrens gegen Josef Wilhelm an diesen weitergab. Die Unterlagen des NSDAP-Gaugerichts entwerfen ein aufschlussreiches Bild über die innerparteilichen Auseinandersetzungen in Heilbronn. Die mit dem Nachlaß übergebenen Bücher wurden in die Bibliothek des Hauptstaatsarchivs eingereiht und mit einem Herkunftshinweis katalogisiert. Der Nachlaß Wilhelm wurde im März 2002 von der Praktikantin Frau Helen Wanke und dem Unterzeichner geordnet und erschlossen. Der Bestand umfaßt 5 Büschel in 0,2 lfd. Meter.
Literatur: Friedrich Wilhelm, Die württembergische Polizei im Dritten Reich, Stuttgart 1989 Susanne Schlösser, Richard Drauz, NSDAP-Kreisleiter von Heilbronn; in M. Kißener, J. Scholtyseck, Die Führer der Provinz, S. 143-159
- Bestandssignatur
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Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Q 2/25
- Umfang
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5 Nummern
- Kontext
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Nachlässe, Verbands- und Familienarchive >> Sonstige Nachlässe
- Indexbegriff Person
- Bestandslaufzeit
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1902-1952
- Weitere Objektseiten
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- Rechteinformation
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Es gelten die Nutzungsbedingungen des Landesarchivs Baden-Württemberg.
- Letzte Aktualisierung
-
13.11.2025, 14:39 MEZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1902-1952