Akten | Bestand
Herrschaft Schwarzenberg, Schwarzenberger Archiv (Bestand)
Vorwort: 2011 wurde das Archiv der Herrschaft Schwarzenberg nach Franken zurückgebracht und im Staatsarchiv Nürnberg neu erschlossen (zur Familien-, Verwaltungs- und Archivgeschichte siehe allgemein das Vorwort zum Bestand "Herrschaft Schwarzenberg, Urkunden"!). Darunter befanden sich auch 1.694 Pakete, die zu Kriegsbeginn 1939 unter der Bezeichnung "Registratur" verpackt worden waren. In den Bündeln 1-343 enthielten sie das so genannte "Schwarzenberger Archiv" und eine zugehörige "Registratura particularis". Hinter diesem Komplex verbirgt sich das ältere Aktenarchiv der schwarzenbergischen Stammgüter. Es umfasst im Wesentlichen Schriftgut aus dem 15. bis ins 18. Jahrhundert über die fränkischen Besitzungen des von Erkinger von Seinsheim zu Stephansberg gegründeten Geschlechts der Herren von Schwarzenberg. Hierzu zählten die Herrschaften Schwarzenberg und Hohenlandsberg mit den Hauptorten Scheinfeld, Dornheim, Geiselwind, Wässerndorf und Bullenheim, aber auch die neueren Zuerwerbungen der Familie seit der Mitte des 17. Jahrhunderts im fränkischen Raum (v.a. Unterlaimbach, Gnötzheim, Michelbach, Hüttenheim, Appenfelden und Burggrub).
Überlieferungsgeschichte zum Schwarzenberger Archiv
Erste Nachrichten über die Beschaffenheit der zentralen Aktenüberlieferung im Schloss Schwarzenberg lieferte ein in der Schwarzenberger Archivgeschichte von Adolf Berger zitiertes Archivinventar aus dem Jahr 1642, das in 84 Laden Unterlagen über "Reichstagssachen und fränkische Kreisangelegenheiten" sowie "Genealogisches, Familienstiftungen, Kauf- und Lehenbriefe, Religions- und Reformationsacten, Centgerichtliches, Polizeisachen, Vogteiliches, Angelegenheiten der Aemter, Regalien, Rent- und Steuersachen, Administratives, Processe, bürgerliche Sachen u. s. w." aufführte (Berger, Archive, S. 42). Nach der Erwerbung der Herrschaft Seinsheim mitsamt zugehörigem Archiv durch den Straubinger Vertrag vom 10. Juni 1655 wurde eine Neuordnung der erheblich angewachsenen Aktenmassen notwendig. 1666 legte der für das Archiv zuständige Sekretär Caspar Langen ein vierbändiges Repertorium über das Seinsheimer Archiv und noch in demselben Jahr ein fünfbändiges Repertorium über das Schwarzenberger Archiv vor (Herrschaft Schwarzenberg, Archivverwaltung 26-30; vgl. Berger, Archive, S. 43; siehe auch das Vorwort zum Seinsheimer Archiv). Letzteres gliedert sich in 314 Laden, die zu 15 Klassen zusammengefasst sind. Die daran angeschlossene "Registratura particularis" enthält in zwei Abschnitten oder 29 Laden die General- und Spezialakten der Gemeinden und Untertanen, die Adolf Berger zufolge "eigentlich eine Fortsetzung" des alten Schwarzenberger Archivs darstellen und im Jahr 1673 repertorisiert wurden (Berger, Archive, S. 50; vgl. Herrschaft Schwarzenberg, Archivverwaltung 42). Aus dieser Zeit haben sich auch einzelne Schrankbeschriftungen erhalten (Herrschaft Schwarzenberg, Archivverwaltung 5). Das Findbuch zum Schwarzenberger Archiv wurde noch einige Jahrzehnte über Langens Tod hinaus fortgeschrieben; die jüngsten darin verzeichneten Akten reichen etwa bis ins Jahr 1710.
Eine wichtige archivgeschichtliche Zäsur für Schwarzenberg war das Jahr 1783. In diesem Jahr wurde eine Archiv-Instruktion erlassen, derzufolge das - wie es damals hieß - seit den 1680er Jahren nicht mehr weiter verzeichnete Archiv inventarisiert, die in der Registratur versteckte Vielzahl an "Dokumenten, Originalien und andere Archivsakten" ins Archiv überführt und die Repertorien neu umgeschrieben werden sollten (Herrschaft Schwarzenberg, Registratur 918/7). Vermutlich in Folge dessen wurden zahlreiche weitere Akten ins Schwarzenberger Archiv eingereiht, deren Betreffe sich auf den Besitzkomplex der Herrschaft Schwarzenberg und die zentralen Einrichtungen im Schloss bezogen. Diese Nachträge wurden allerdings nicht verzeichnet, sondern nur an der entsprechenden Stelle am Fach eingelegt. Zugleich beendete der um 1783 eingerichtete neue Aktenplan für eine gemeinsame Registratur die Zweiteilung in eine Schwarzenberger und eine Seinsheimer Überlieferung, so dass die beiden älteren Archivkörper ab diesem Stichjahr im Wesentlichen abgeschlossen waren. Auch im 19. Jahrhundert wurden jedoch dem Schwarzenberger Archiv kontinuierlich ältere aufgefundene Archivalien angereiht. Augenscheinlich aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stammt die einheitliche äußere Formierung der Akten mit vorgedruckten Tekturblättern und Aktenfahnen, die wohl vom Domanialkanzleidirektor Joseph Schwarz beschriftet wurden, der ab 1886 für das Archiv zuständig war. Umgekehrt erlitt der Bestand starke Einbußen durch Abgaben an das Zentralarchiv und die - allerdings nicht vollständig durchgeführte - Herausnahme von Stücken für das Amtsbuch- und Urkundenarchiv; zahlreiche Vermerke im Altrepertorium weisen darauf hin. Im Juli bis August 1934 wurde das Findmittel zum Schwarzenberger Archiv von dem nach Schwarzenberg abgeordneten Zentralarchivar Ferdinand Andraschko einer letzten Revision am Fach unterzogen, mit Haken bzw. Fehlvermerken versehen und ein knappes Nachtragsrepertorium erstellt (Herrschaft Schwarzenberg, Archivverwaltung 50), bevor die Archivalien 1939 zu Bündeln verschnürt wurden - für die nächsten 70 Jahre, wie sich herausstellen sollte. Zwischen 1940 und 1942 "entführte" der Zentralarchivar Dr. Tannich bereits zwei große Kisten mit 8-10 Regalmeter der wertvollsten Archivalien nach Krumau (vgl. Nachlass Solleder). Zwölf zum Zentralarchiv entnommene Archivalien wurden offenbar 1971 wieder zum Archiv der Herrschaft Schwarzenberg zurückgeordnet und befanden sich bei der Übergabe ans Staatsarchiv Nürnberg in den Bündeln Registratur Nr. 1690-1694 (vgl. Herrschaft Schwarzenberg, Archivverwaltung 41).
Bearbeitungshinweise
Nach der Übergabe ans Staatsarchiv Nürnberg wurden die Archivalienbündel des "Schwarzenberger Archivs" ab 2012 durch Ferienarbeiter ausgepackt und dabei zunächst in ihrem überkommenen Gesamtzusammenhang unter der Bestandsbezeichnung "Registratur" belassen. In einem zweiten Erschließungsdurchgang im ersten Halbjahr 2016 wurde dieser Teilfonds durch Philipp Beckmann M.A. und Dr. Nicola Humphreys aus der Bestandsgruppe "Registratur" herausgelöst und mit der eigenen Bestandsbezeichnung "Schwarzenberger Archiv" versehen. Die Archivalien waren bereits beim ersten Auspacken mit der jeweiligen Bündel-Nummer und einer pro Verzeichnungseinheit im Paket durchgezählten Unternummer beschriftet worden. Diese Nummern wurden bei der 2016 durchgeführten Korrektur der Bestandsbezeichnung als aktuelle Bestellsignaturen beibehalten, auch um den 2011 vorgefundenen Ordnungszustand zu dokumentieren. Im Zuge der Bearbeitung wurde zudem das Altrepertorium mit Bleistift um die aktuellen Signaturen bzw. gegebenenfalls um präzisierte Betreffe und Laufzeiten ergänzt, und die zahlreichen Nachträge wurden neu in FAUST verzeichnet. In den Bündeln 301 bis 307 befanden sich bislang unverzeichnete, nur mangelhaft formierte "Miscellanea und Perlustranda", die bei der Erschließung je nach Archivalientypus und Laufzeit teils zum Schwarzenberger Archiv verzeichnet, teils aber auch zu anderen Teilfonds entnommen wurden. Die in den Bündeln Registratur Nr. 1690-1694 enthaltenen Archivalien wurden hingegen an das letzte Bündel der Partikularregistratur zum Schwarzenberger Archiv (Nr. 343) mit fortlaufenden Unternummern angehängt, ebenso wie einige aus dem Amtsbuchselekt zurücksortierte Aktenbände und diverse Ergänzungen des Schwarzenberger Archivs aus dem Seinsheimer Archiv und aus den "Perlustranda". Auch künftig noch aufzufindende Nachträge sollen unter der Bündelnummer 343 angereiht werden.
Die Daten des (inklusive Partikularregistratur) sechsbändigen Altrepertoriums wurden im Herbst 2016 durch Dr. Nicola Humphreys in FAUST eingegeben. Dabei wurde der Grundsatz verfolgt, die Diktion und den Informationsgehalt der Vorlage weitestgehend beizubehalten, dabei aber die Verständlichkeit der im 17. Jahrhundert angelegten Repertorieneinträge zu erhöhen. Deshalb wurden die Schreibungen (außer bei Familiennamen) an die moderne Grammatik und Orthographie angepasst, die zahlreichen Latinismen und lateinischen Einsprengsel großteils ins Deutsche übertragen sowie Wortstellung und Satzbau behutsam korrigiert. Die im Altrepertorium oft vorhandenen, aus zeitgenössischen Verwaltungsinteressen entstandenen Anmerkungen wurden im "Enthält-/Darin-Vermerk" wiedergegeben und mit dem einheitlichen Kennzeichen "NB" (Nota Bene) eingeleitet. In den Akten enthaltenes Sondermaterial (Drucke, Skizzen, Pläne) wurde ebenfalls nach Möglichkeit - aber sicher nicht vollständig - im "Enthält-/Darin-Vermerk" erfasst. Alle Verzeichnungseinheiten wurden mit Einträgen im Orts- und Personennamenregister versehen. Die Verzeichnungsdaten der nicht mehr vorhandenen Archivalieneinheiten wurden - deutlich markiert mit dem Schlagwort "Fehlt" im Feld "Typ" und natürlich ohne aktuelle Bestellsignatur - aus dem Altrepertorium übernommen, ebenso wie die dort in roter Tinte angegebenen Hinweise auf die im 19. Jahrhundert zum Urkundenselekt entnommenen Urkunden (insges. 1.596 Stück). Parallel wurden die entsprechenden Datensätze des Urkundenselekts um Sachgliederungszuordnung (bis auf weiteres im Aktenplan des Schwarzenberger Archivs), Siegelbeschreibungen und Aktenzeichen ergänzt. Die weiteren Entnahmen zum Urkundenselekt waren anhand der alten Urkundenumschläge rekonstruierbar und sind im Bestand "Herrschaft Schwarzenberg, Urkunden" entsprechend gekennzeichnet (insges. 2.012 Stück). Bei denjenigen Fehlnummern, die im Amtsbuchselekt auffindbar waren, wurde im Bestand "Schwarzenberger Archiv" ein Verweis auf die aktuelle Bestellsignatur angefügt (insges. 41 Stück).
Zur Gliederung des Bestands wurde der - ursprünglich der physischen Lagerungsform am Fach (Ladeneinteilung!) entsprechende - Aktenplan im Wesentlichen übernommen, allerdings wurden die Formulierungen schlagwortartig gestrafft und zusammengehörige, sich über mehrere Laden erstreckende Punkte zusammengeführt. Die Nummerierung und Reihung der Gliederungspunkte folgt dem Altrepertorium, auch um die daraus in die Datenbank übernommenen Querverweise weiterhin transparent zu halten. Teilweise wurden in den bestehenden Gliederungspunkten einzelne Ortsnamen stillschweigend ergänzt oder neue, mit Zusatzbuchstaben in eckigen Klammern kenntlich gemachte Unterpunkte erstellt. Die beiden Teile der "Registratura particularis" wurden, wiewohl bei ihrer Einrichtung mit einer eigenen fortlaufenden Laden-Zählung versehen (Lade 1-29), aus Zweckmäßigkeitsgründen nunmehr als neue Klassen XVI und XVII behutsam dem Aktenplan des Schwarzenberger Archivs beigeordnet. Die Zuweisung der Archivalieneinheiten zum Aktenplan wurde bei der Neuerschließung relativ frei gehandhabt, da vor allem die späteren Nachträge häufig unzutreffend eingereiht waren. Einige wenige Stücke wurden der Ortssystematik entsprechend zum Bestand "Seinsheimer Archiv" entnommen. Der frühere Ordnungszusammenhang bleibt jedoch anhand der im Feld "Registratursignatur/AZ" aufgeführten alten Aktenzeichen weiterhin nachvollziehbar. Die Anordnung der Verzeichnungseinheiten im Findbuchausdruck erfolgt unterhalb der Sachgliederungsebene in chronologischer Reihenfolge.
Bilanz
Bei Abschluss der Erschließungsarbeiten umfasst der Bestand Schwarzenberger Archiv einschließlich Partikularregistratur Akten vom letzten Drittel des 15. Jahrhunderts bis ins ausgehende 18. Jahrhundert, während die noch enthaltenen Amtsbuchfragmente und Urkundenabschriften sogar bis ins 14. Jahrhundert zurückreichen und einige Akten auch ins 19. Jahrhundert hineinreichen. Die Gesamtzahl beläuft sich auf 3.424 Archivalieneinheiten zuzüglich 606 Fehlnummern und 8 Hinweis-Datensätzen (insgesamt also 4.039 Verzeichnungseinheiten).
Im Bestand reich dokumentiert ist die Besitz-, Verwaltungs- und Alltagsgeschichte der in Franken gelegenen schwarzenbergischen Territorien (Familiengüter außerhalb Frankens sind allenfalls am Rande tangiert). Auch das Kirchen- und Gemeindewesen der zugehörigen Orte und die Privatangelegenheiten der Untertanen sind aufgrund herrschaftlicher Aufsichtsfunktionen und der freiwilligen Gerichtsbarkeit (z.B. Vormundschaftsverwaltung) ausgiebig belegt. Als ins Zentralarchiv abgegeben und damit hier als fehlend erweisen sich vor allem die Familienkorrespondenzensowie die Reichs- und Kreissachen. Vorhanden sind hingegen Unterlagen des Grafenkollegs sowie der vereinzelt Reichsritterschaft (vgl. auch das Seinsheimer Archiv). Nahezu sämtliche aktuellen Fehlnummern waren bereits bei der letzten Inventarisierung im Schloss Schwarzenberg 1934 nicht mehr am Fach, so dass seit diesem Zeitpunkt keine größeren Verluste eingetreten sind.
Als weitere einschlägige Überlieferung ist nachdrücklich auf die Akten im Bestand "Herrschaft Schwarzenberg, Registratur" hinzuweisen, da das Trennjahr zwischen den beiden Teilfonds (1783) bei der Aktenformierung in vielen Fällen über- oder unterschritten wurde. Gewisse Überschneidungen sind auch mit dem Bestand "Herrschaft Schwarzenberg, Rechnungen" zu konstatieren, wo sich - sofern vorhanden - die Fortsetzung der im Schwarzenberger Archiv überlieferten Kirchen- und Gemeinderechnungen findet; die eigenen herrschaftlichen Rechnungsserien sind hingegen ausschließlich im Rechnungsselekt vertreten. Ergänzend heranzuziehen sind zudem die unterbehördlichen Überlieferungen der Ämter Geiselwind, Scheinfeld und Schnodsenbach, die teilweise bis ins 16. Jahrhundert zurückreichen. Auch ist zu erwarten, dass aus den bislang nicht vollständig erschlossenen "Perlustranda" künftig noch einzelne Archivalien dem Schwarzenberger Archiv zugeschlagen werden. Eine vollständige Neusignierung des Bestands scheint allenfalls nach Abschluss dieser Arbeiten sinnvoll. Erst dann kann außerdem ein bestandsübergreifendes Restaurierungskonzept erarbeitet werden, um die durch Schimmel geschädigten, bislang in der Datenbank als "nicht vorlegbar" gekennzeichneten Archivalien wieder zugänglich zu machen.
Nürnberg, 28. Februar 2017
Dr. Nicola Humphreys
Achtung: die mit dem Schlagwort "Fehlt" markierten Verzeichnungseinheiten sind im Staatsarchiv Nürnberg nicht vorhanden und können nicht bestellt werden!
- Bestandssignatur
-
Herrschaft Schwarzenberg, Schwarzenberger Archiv
- Umfang
-
3424
- Sprache der Unterlagen
-
deutsch
- Kontext
-
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- Verwandte Bestände und Literatur
-
Zu bestellen unter:
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- Bestandslaufzeit
-
1405-1794
- Weitere Objektseiten
- Provenienz
-
Herrschaft Schwarzenberg, Schwarzenberger Archiv
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
- 23.05.2025, 09:30 MESZ
Datenpartner
Staatsarchiv Nürnberg. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
- Akten
Entstanden
- 1405-1794