Bestand

Gymnasium Ehingen (Bestand)

Überlieferungsgeschichte
1. Behördengeschichte
Schon im späten Mittelalter bestand in Ehingen eine Lateinschule. Schulmeister werden seit 1312 häufig namentlich genannt, 1589 und 1624 traten außerdem noch Hilfslehrer auf. Während des 30jährigen Krieges ging die Lateinschule ein; der nach dem Kriege wieder aufgenommene Unterricht war immer wieder durch fehlende Lehrkräfte gefährdet.
1686 wurde das Gymnasium mit Hilfe des Benediktiner-Klosters Zwiefalten eröffnet und 1698-1706 das Collegiums-, später Konviktsgebäude errichtet. 1697 wurde das Gymnasium zum Lyceum mit den akademischen Kursen Philosophie und Moral erweitert. Direktor des Lyceums war der jeweilige Abt von Zwiefalten. Der Einzugsbereich erstreckte sich weit über Oberschwaben in österreichische Gebiete hinein. Gegen 1760 übernahm die österreichische Studien-Kommission in Wien die Aufsicht über das Lyceum.
Nach Aufhebung des Klosters Zwiefalten durch Württemberg mußten die Zwiefalter Professoren 1804 das Lyceum verlassen. Im selben Jahr übernahm das Benediktinerkloster Wiblingen das Lyceum. 1806 nahm Württemberg die Stadt Ehingen in Besitz und unterstellte das Lyceum der neugegründeten Oberstudiendirektion in Stuttgart. Im selben Jahr übernahm die Stadtverwaltung den gesamten Unterhalt des Lyceums. 1812 wurde die Schule ins Franziskanerkloster verlegt, die 1719 errichtete Collegiumskirche zum Kgl. Fruchtkasten umgewandelt und der Unterricht an den Lycealklassen vorläufig, 1817 endgültig eingestellt.
Die auf ein sechsjähriges Untergymnasium reduzierte Schule wurde 1822/1823 zum Lyceum mit acht Jahreskursen erweitert. 1825 wurde das Lyceum durch die Errichtung des Konvikts zum 10-klassigen Vollgymnasium erhoben. Konvikt und Obergymnasium wurden im Spitalgebäude, das Untergymnasium im Probstschen Haus untergebracht. Der Einzugsbereich der Schule verminderte sich erst ab ca. Mitte des 19. Jahrhunderts mit der Gründung weiterer Katholischer Gymnasien. 1840 wurde die Collegiumskirche für den Gymnasiumsgottesdienst zurückgegeben. 1885 wurde das neue Gymnasiumsgebäude eingeweiht und 1908/1909 ein Erweiterungsbau für Untergymnasium und Realschule errichtet. 1909 wurde die 1866 gegründete Städtische Realschule dem Rektorat des Gymnasiums unterstellt.
Bis 1921 führten die Hauptlehrer des Obergymnasiums den Titel "Professor", die des Untergymnasiums die Titel "Präzeptor" und "Oberpräzeptor".
Bis 1912 war das Gymnasium eine reine Knabenschule.
1934 verloren die geistlichen Studienräte ihre Führungsrolle und verschwanden nach 1937 aus dem Lehrerkollegium. 1937/1938 wurde das Gymnasium in eine Deutsche Oberschule umgewandelt und die Realschulklassen in die Oberschule eingegliedert. 1938 wurde die Stadt Schulträger der Oberschule.
1946 wurde die alte Bezeichnung "Gymnasium und Realschule Ehingen", 1952 mit dem Ausbau der Oberschule als Oberstufe der Realschule die Bezeichnung "Gymnasium und Oberschule" eingeführt. 1966 wurde der Neubau des Gymnasiums, 1974 der Erweiterungsbau bezogen. 1975 standen für den Theologennachwuchs und Landbewohner in ungünstigen Verkehrslagen über 100 Plätze im Konvikt und Josefinum zur Verfügung.
Literatur: 150 Jahre Gymnasium und Konvikt Ehingen (Donau). Herausgegeben vom Gymnasium Ehingen, Ehingen 1975 (mit Quellen- und Literaturverzeichnis zur Geschichte des Gymnasiums). Signatur im Staatsarchiv Sigmaringen: Wü 90 Gymnasium Ehingen Nr. 136.
Inhalt und Bewertung
2. Bestandsgeschichte
Der Großteil des Bestandes wurde 1988 (Acc 71/1988) an das Staatsarchiv Sigmaringen abgeliefert. Ein weiterer Teil kam mit Zugang 1984/46 hinzu. Das Schriftgut setzt sich aus staatlichen Unterlagen und Schriftgut des Schulträgers, mit dem ein Depositalvertrag geschlossen wurde, zusammen.Aufgrund der Verwaltungsvorschrift des Ministeriums für Kultus und Sport vom 9.12.1981 (K.u.U. 1982, S.24) hatte das Ministerium den öffentlichen Schulen die Aussonderung und Archivierung von Schriftgut zur Auflage gemacht. Frau Dr. Kuhn-Rehfus erstellte daraufhin in den Jahren 1983-1985 ein ¿Bewertungsmodell des Schriftguts der öffentlichen Schulen¿, das nur für alle Schulen im Bereich des Regierungspräsidiums Tübingen galt. Dieses Bewertungsmodell bildete die Grundlage der Aussonderung.
Es bestehen drei Registraturschichten:
1) Registratur A (Gymnasiumsarchiv) mit einem eigenen Rubrikenschema läuft zeitlich bis ca. 1910.
2) Registratur B (Altregistratur) verwahrt Unterlagen der Jahre 1880-1944.
3) Registratur C (Altregistratur) verwahrt Unterlagen der Jahre 1945-1980; den Registraturen B und C liegt dasselbe Registraturschema zugrunde.
Zwischen den Registraturen A und B bestehen Überschneidungen. Teilweise wurden Vorakten in die neuere Registraturschicht übernommen oder abgeschlossene Archivalien der neueren Registraturschicht der Registratur A zugeordnet. Eine Bereinigung unterblieb, da der Registraturaufbau der Schule beibehalten werden sollte.
Der Bestand enthält Unterlagen zum Gymnasium, zur Realschule, zum Konvikt (2 Fasz.) und zur Oberschule für Jungen Munderkingen (1 Fasz.).
Im Jahre 1983 (Acc 46/1983) erwarb das Staatsarchiv Sigmaringen Schulprogramme des Gymnasiums käuflich (Signatur Wü 90/2 T 1_375).
Der vorliegende Bestand dieser für Oberschwaben so bedeutenden Katholischen Schule enthält im Vergleich zu anderen Schulen, die das Staatsarchiv Sigmaringen bisher übernommen hat, eine ausführliche Überlieferung für die 2. Hälfte des 18. Jh. Die Überlieferung für das 19. und 20. Jahrhundert, vor allem bis 1950, ist sehr dicht.
3. Bearbeiterbericht
Der Bestand wurde nach den Richtlinien zur Titelaufnahme von Sachakten des 19. und 20. Jahrhunderts neu verzeichnet. Teilweise mußten neue Titel gebildet, teilweise die Titel durch Enthält- und Darin-Vermerke näher erläutert werden. Die in der Schule formierten Aktenbündel der Registraturen A und B bzw. das Registerzeichen mit seinen darunter formierten Schriftstücken in Registratur C wurden als Verzeichnungseinheit beibehalten.
Die Registratur A wurde als eigene Registraturschicht belassen; die Registraturen B und C wurden ineinandersortiert, da ihnen derselbe Aktenplan zugrundelag. Archivalien der Registraturen B und C betr. die Realschule, die unter verschiedenen Aktenzeichen verstreut waren, wurden zusammengeordnet.
Das Schriftgut des Schulträgers wurde innerhalb der Systematik der Aktenpläne, also nicht gesondert, aufgestellt. Sowohl bei der Titelaufnahme unter "Bemerkungen" als auch auf den Pallien der Aktenfaszikel, die vom Schulträger hinterlegt wurden, wurde der Vermerk: "Hinterlegung Stadt Ehingen" angebracht. Sie sind daher anhand des Verzeichnisses leicht zu identifizieren.
Zur weiteren Erleichterung wurde eine Konkordanz Nummern des Behördenrepertoriums - Nummern des Archivrepertoriums mit Angabe der Archivalien des Schulträgers angefertigt.
Sigmaringen, im Mai 1989
Gebhard Füßler
Im Herbst 2011 wurde das maschinenschriftliche Findbuch im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierten Projekts zur Retrokonversion archivischer Findmittel digitalisiert. In Zusammenarbeit der Koordinierungsstelle Retrokonversion an der Archivschule Marburg und des Landesarchivs Baden-Württemberg wurde das Findbuch für die Einstellung ins Internet vorbereitet. Sabine Gössel und Franz-Josef Ziwes führten die notwendigen Nacharbeiten durch.

Bestandssignatur
Abt. Staatsarchiv Sigmaringen, Wü 90/2 T 1
Umfang
375 Akten (11,5 lfd.m)

Kontext
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Sigmaringen (Archivtektonik) >> Südwürttembergische Bestände >> Kultus >> Schulverwaltung und Schulen >> Gymnasien >> Gymnasium Ehingen

Indexbegriff Ort
Ehingen (Donau) UL; Gymnasium

Bestandslaufzeit
1692, 1706, 1742-1985

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Rechteinformation
Letzte Aktualisierung
03.04.2025, 08:37 MESZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1692, 1706, 1742-1985

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