Bestand

Pfarrarchiv Freienhagen (Bestand)

Bestandsbeschreibung: Vorwort

I. Bestandsbeschreibung und Benutzungshinweise

Das Pfarrarchiv Freienhagen lagert vor Ort im Pfarrhaus. Es umfasst ca. 5,9 lfm Archivalien in 325 Verzeichnungseinheiten mit einer Gesamtlaufzeit von 1590 bis 2012. Der Überlieferungsschwerpunkt liegt vor allem auf dem 19. und 20. Jahrhundert.

Der Archivbestand wurde von Frau Graß und Herr Simon in ehrenamtlicher Tätigkeit und unter Anleitung des Unterzeichners geordnet und verzeichnet. Bei den gesamten Verzeichnungsarbeiten wurden alle Akten entmetallisiert und bei Bedarf umgebunden oder in Archivmappen eingelegt und anschließend in 53 säurefreie Archivkartons verpackt. Die Klassifikation beruht auf einer ergänzten und erweiterten Form des "Aktenplans für die Kirchengemeinden der EKKW" (Stand 2007).

Das Findbuch ist mit AUGIAS - Archiv 8.3 erstellt worden. Für jede Akte sind Bestellnummer, Aktentitel, teilweise ergänzt durch Enthält-Vermerk, Laufzeit und Indexnummer angegeben. Die fortlaufenden Indexnummern verknüpfen die Begriffe von Orts-, Personen- und Sachindex mit den entsprechenden Archivalien.

Für die Benutzung des Pfarrarchivs muss das Archivgesetz der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck beachtet, insbesondere auf den Personen- und Datenschutz hingewiesen werden.

Es ist zu zitieren: Pfarrarchiv (PA) Freienhagen, Nr. …

Kassel, 31. Oktober 2013

(Thomas Gothe)


II. Geschichte der Kirchengemeinden

Freienhagen ist eine Kleinstadt an der Straße von Wolfhagen - Sachsenhausen die erstmals 1253 urkundlich erwähnt wurde. Sie war Sitz eines bedeutenden, 1317 erstmals belegten Freigerichts. Das ursprüngliche Stadtbild bildet ein recht regelmäßig aufgebautes Straßennetz. Die Durchgangsstraße (heute Bundesstraße 251) bildet die Hauptstraße. Mit ihr parallel verlaufen zwei Nebenstraßen, die durch kurze, zu ihnen senkrecht verlaufende Querstraßen verbunden sind.

Die Kirchengemeinde Freienhagen hat aktuell etwa 800 Mitglieder, sie umfasst die Stadt Freienhagen und das Gut Höhnscheid. Von Freienhagen aus werden aber auch die Kirchengemeinden Dehringhausen und Netze versehen.

Kirche
Die Evangelische Pfarrkirche in Freienhagen war ehemals St. Maria geweiht, heute sind die Patrone St. Peter und Paul. Sie wurde 1270 erstmals schriftlich erwähnt. Von 1411 bis zur Reformation in der Landgrafschaft Hessen und der damit verbundenen Auflösung der hiesigen Klöster (1527) wurde das Kirchengebäude von dem Orden der Wilhelmiten als Ordenskirche genutzt. Vom aufgehobenen Kloster sind keine Reste vorhanden.
Die Hallenkirche hat ein gotisches Langhaus aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts mit breitem Mittelschiff und zwei schmaleren Seitenschiffen zu je drei Jochen. Der rechteckige Ostchor ist frühgotisch, etwa aus der Mitte des 13. Jahrhunderts; die Chormauern wurden um 1800 teilweise erneuert. Der Unterbau des quadratischen Westturms mit nördlicher Wendeltreppe ist aus der Zeit um 1300. Die drei Obergeschosse aus verschiefertem Fachwerk wurden 1712 aufgesetzt. Der gebauchte Barockhelm stammt ebenfalls aus dem 18. Jahrhundert.
Die Herrschaftsempore aus dem 17. Jahrhundert wurde bei der Wiederherstellung der Kirche 1948 abgebrochen und befindet sich heute im Schloss Höhnscheid. Zur Ausstattung gehört u.a. der Taufstein aus dem 18. Jahrhundert, die neugotische Kanzel, ein Fragment der Schnitzfigur des Apostels Jakobus, einer Arbeit aus der Zeit um 1450 sowie ein kleines Altarkruzifix aus dem 13. Jahrhundert.
Die Orgel wurde 1857/1858 von der Firma F. Martin hergestellt und eingebaut. Die Glocke ist aus der Werkstatt von Joachim Kohl aus dem Jahr 1568. Die letzte Renovierung der Kirche fand in dem Zeitraum von 1974 bis 1978 statt.

Die Evangelische Kirche in Dehringhausen ist ein spätklassizistischer Saalbau im Rundbogenstil der in der Zeit von 1855 bis 1857 von dem Zimmermeister Köster errichtet wurde, versehen mit Dachturm mit Holzverschalung und Spitzhelm. Das Orgelgehäuse stammt aus dem Jahr 1790 von der Werkstatt Bornemann, die Orgel selbst wurde auch hier von der Firma F. Martin 1856/1857 hergestellt und eingebaut.

Die Evangelische Kirche St. Maria und die vier Gekrönten in Netze ist die ehemalige Klosterkirche der 1228 gegründeten Zisterzienserinnen-Abtei Marienthal. Massige zweischiffige fünfjochige Hallenkirche auf Rechteckgrundriss. Ein romanischer Vorgängerbau wurde 1989 ergraben. Massiver Westturm vom Ende des 12. Jahrhunderts, im Obergeschoss Doppelarkaden. Der Haubenhelm wurde 1666 von dem Korbacher Meister Lieburg aufgesetzt. In dem Zeitraum von 1840 bis 1845 fand eine Modernisierung des Gebäudes statt; hierbei wurde die Laternenhaube auf den Westturm aufgesetzt, die Dachneigung verändert, Teile der Nonnenempore abgebrochen, Strebepfeiler an das Langhaus angefügt und das Gewölbe repariert. 1950 bis 1959 fand eine erneute Restaurierung statt. Der Turm wurde 1971 renoviert und das Dachwerk wurde 1975 wieder auf die ursprüngliche Höhe rekonstruiert. 1990 wurde das Gewölbe teilweise wieder aufgebaut.

Das Pfarrhaus in Freienhagen ist ein ansehnliches, zweigeschossiges Fachwerkhaus mit Werksteinsockel und Satteldach mit Krüppelwalm in Pfannendeckung. Erbaut wurde es 1805.


III. Pfarrerliste

Die folgende chronologische Auflistung der Pfarrer stützt sich vorwiegend auf die Publikation von Heinrich Niebelsieck. Darüber hinaus wurden zur Vervollständigung diverse Anschriftenverzeichnisse der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck herangezogen.

Pfarrer in Freienhagen seit der Reformation
Hermann Kernekamp 1540 - 1545
Andreas N.? bis 1561
Conradus Scipio (auch Kluppel) 1561 - 1596
Johannes Scipio 1596 - 1609
Valentinus Kluppelius 1609 - 1623
Johann Adolf Engelberti 1623 - 1659
Johannes Mülcken 1660 - 1670
Simon Regenhertz 1670 - 1673
Johannes Daniel Schellenberger 1673 - 1679
Johann Conrad Schluckebier 1679 - 1713
Jeremias Andreae 1713 - 1755
Ceasar Friedrich Anton Strubberg 1755 - 1775
Johann Jacob Friedrich Stracke 1775 - 1795
Georg Friedrich Fincke 1795 - 1803
Johann Georg Heinrich Lorberg 1803 - 1830
Philipp Friedrich Theodor Cranz 1830 - 1840
Heinrich Christian Gottfried Köhler 1840 - 1848
Wilhelm Schaedla 1848 - 1850
Friedrich Jäger 1850 - 1859
A. Kühne 1859 - 1870
Ferdinand Groscurth verwaltete die Pfarrstelle vom 28. August 1870 bis zum 1. Juni 1872 provisorisch, danach bis 1875 als ordentlicher Pfarrer.
Ferdinand Schumacher 1875 - 1878
Carl Genuit war von 1878 bis 1882 Pfarrverweser und anschließend für ein Jahr ordentlicher Pfarrer. In der Vakanz von 1883 bis 1888 wurde die Pfarrstelle von Pfarrer Emde aus Sachsenhausen, Superintendent Esau und Pfarrer Steinmetz versehen.
Carl Vesper 1888 - 1899 (das erste Jahr als Pfarrverweser)
Paul Klapp 1899 - 1910
Walter Hübner 1910 - 1912
Wilhelm Steinbrecher 1912 - 1919
August Bredenbreucker 1919 - 1950
Georg Wagener 1950 - 1957
Henning Burckhardt 1958 - 1963
Pfr. Ritter 1963 - 1964
Klaus-Dieter Kirchhoff 1965 - 1971
Rüdiger Merkel 1971 - 1983
Joachim Friebe 1983 - 1986
Uwe-Karl Hoos-Vermeil 1986 - 1993
Beate Williardt-Bidoli 1993 - 1999
Karin Lilie seit 1999


IV. Literatur

Baum, Herbert u.a. (Bearb.): Waldeckische Ortssippenbücher. Freienhagen, Bd. 47, hrsg. vom Waldeckischen Geschichtsverein e. V. Arolsen, Korbach 1993.

Kulturdenkmäler in Hessen: Landkreis Kassel I / hrsg. vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen, bearb. von Brigitte Warlich-Schenk, Emanuel Braun; Braunschweig 1990. (Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland)

Kreis der Eder: Seit 1942 Teil des Kreises Waldeck, hrsg. vom Landeskonservator von Hessen, bearb. von Gottfried Ganssauge, Walter Kramm, Wolfgang Medding; Korbach 1960. (Die Bau- und Kunstdenkmäler des Landes Hessen Regierungsbezirk Kassel)

Niebelsieck, Heinrich: Die evangelischen Geistlichen des jetzigen Kreises der Eder seit der Reformation, in: Geschichtsblätter für Waldeck und Pyrmont, hrsg. vom Geschichtsverein für Waldeck und Pyrmont, 35. Bd., Mengeringhausen 1935. S. 1-85.

Wölbing, Werner (Hg.): Handbuch der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck. Beschreibungen der Kirchengemeinden und Kirchenkreise, Kassel 1994.

Bestandssignatur
Landeskirchliches Archiv Kassel, E 1 Freienhagen v. O.

Kontext
Landeskirchliches Archiv Kassel (Archivtektonik) >> Kirchengemeinden, Gesamtverbände >> Kirchspiele und Kirchengemeinden (Pfarrarchive)

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Letzte Aktualisierung
06.03.2023, 11:52 MEZ

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