Bestand

Landesvermessungsamt Baden-Württemberg: Landesbefliegung Baden-Württemberg 1968 - Luftbilder und digitales Orthophoto (Bestand)

Überlieferungsgeschichte
Zur Erstellung einer elektronisch geführten Straßendatenbank hat das Landesvermessungsamt Baden-Württemberg 1968 eine das ganze Landesgebiet umfassende Luftbefliegung in Auftrag gegeben. Sie erfolgte 1968 in den Monaten März, April und Juni (für die schneebedeckten Gebiete) durch die Firmen Aero-Exploration, Hansa Luftbild und Häussermann. Nach Ablauf der Vertragslaufzeit erhielt das Landesvermessungsamt die Filme, die es im Dezember 1976 dem HStA Stuttgart samt Begleitmaterial übergab, wo sie den Bestand J 310 bildeten.
Aufgrund der hohen Nachfrage und zur Ermöglichung weiterer Nutzungsszenarien hat das Landesarchiv Baden-Württemberg in den Jahren 2018-2020 ein Projekt zur Digitalisierung und Georeferenzierung der Luftbilder durchgeführt, das aus Mitteln des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung im Rahmen der Förderlinie eHeritage finanziert wurde.
Die analogen und digitalen Unterlagen werden momentan provenienzgerecht im Bestand EL 68 IX im Staatsarchiv Ludwigsburg zusammengeführt.

Inhalt und Bewertung
HStAS J 310

Bestandsgeschichte: 1. Die Luftbilder Zur Erstellung einer elektronisch geführten Straßendatenbank hat das Landesvermessungsamt Baden-Württemberg (heute Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung, LGL) 1968 eine das ganze Landesgebiet umfassende Luftbilddokumentation in Auftrag gegeben. Die Befliegung erfolgte in den Monaten März, April und Juni (für die schneebedeckten Gebiete) durch die Firmen Aero-Exploration, Hansa Luftbild und Häussermann streifenweise in Ost-West- bzw. West-Ost-Richtung jeweils im Abstand von 2 km (Querüberlappung 27 %). Innerhalb eines Streifens überdecken sich aufeinanderfolgende Luftbilder zu 60%, wodurch eine lückenlose Abdeckung gewährleistet wurde. Es sind 150 Fliegerfilmrollen auf Polyesterbasis entstanden mit ca. 19.000 Schwarz-Weiß-Aufnahmen (Luftbildnegative, Maßstab 1:12.000, Bildformat 23 × 23cm). Als einzige Behörde hat das damalige Autobahnamt Kontaktkopien der gesamten Befliegung erhalten. Dem Innenministerium und dem Landesvermessungsamt wurde jeweils ein Halbsatz (jedes zweite Bild) übergeben, den Regierungspräsidien und Straßenbauämtern Vollsätze ihrer Zuständigkeitsbereiche. Einzelne Luftbilder, deren Bildinhalt aus militärischen Gründen gesperrt war (v.a. Flughäfen), wurden retuschiert, bevor sie an die Verwaltungszweige ausgegeben wurden (vgl. Nr. 9306, Nr. 9318, Nr. 9319, Nr. 9320, Nr. 9327 und Nr. 9328). Die Originalfilme verblieben bis zum 31. Dezember 1973 im Besitz der Luftbildfirmen Photogrammetrie GmbH (München) und Karl Häussermann (Waiblingen, dann Weinstadt), wobei Nutzungsverträge den Firmen erlaubten, Bestellungen von Kopien abzuwickeln. Nach Ablauf der Vertragslaufzeit erhielt das Landesvermessungsamt die Filme zurück und übergab sie im Dezember 1976 dem Hauptstaatsarchiv Stuttgart (HStAS) samt Begleitmaterial. Verschlusssachen (ca. 600 Bilder) wurden zu einem späteren Zeitpunkt nachgeliefert. Die Luftbilder bildeten zunächst eine Sammlung im HStAS (Bestand J 310). Im Rahmen der Bearbeitung wurde die Überlieferung 2020 dann provenienzgerecht als Bestand EL 68 IX in das Staatsarchiv Ludwigsburg eingegliedert. Seit 2021 werden auch die analogen Bilder im Staatsarchiv verwahrt. 2. Digitalisierung und Bearbeitung im Rahmen eines Projekts Aufgrund der hohen Nachfrage und zur Ermöglichung weiterer Nutzungsszenarien hat das Landesarchiv gemeinsam mit dem LGL in den Jahren 2017-2020 ein Projekt zur Digitalisierung und Georeferenzierung der Luftbilder durchgeführt, das aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung im Rahmen der Förderlinie eHeritage II finanziert wurde. Hierzu wurden zuerst alle analogen Luftbilder eingescannt. Die Digitalisierung erfolgte 2018 in vier Losen durch zwei Dienstleister. Anschließend wurden die Luftbilder zunächst orientiert, dann wurden Bildausschnitte aus den Luftbildern extrahiert und zu einem verschnittfreien digitalen Orthofoto zusammengeführt. Die Arbeiten wurden 2019-2020 in zwei Losen durch zwei Dienstleister (Nord- und Südbaden-Württemberg) durchgeführt. 3. Weitere Überlieferungen im Landesarchiv Die an verschiedene Verwaltungen abgegebenen Kontaktkopien der Luftbilder finden sich teilweise in anderen Beständen des Landesarchivs wieder, bspw. im Bestand Generallandesarchiv Karlsruhe GLAK 477 L. Die mit Hilfe der Luftbilder erzeugte Straßendatenbank wurde vom Landesarchiv 2007 übernommen und befindet sich im Bestand StAL EL 75 V.

Hinweise zur Erschließung und zur Nutzung: Um die Daten besser nutzbar zu machen, wurden sie 2020-2021 durch das Landesarchiv automatisiert verarbeitet und erschlossen. Hierzu wurden die vorliegenden Orientierungen der einzelnen Luftbilder mit modernen Geo-Basisdaten (Verwaltungsgrenzen) und aufbereiteten historischen Informationen Baden-Württembergs verschnitten. Das durch den Unterzeichneten mit Unterstützung von Elisabeth Klindworth, Corinna Knobloch, Dr. Kai Naumann, Dr. Andreas Neuburger und Benjamin Rosemann durchgeführte Verfahren orientiert sich an der Verzeichnung des Bestandes StAL EL 68 VI (s. Einführung dort sowie Naumann/Knobloch, Das Retortenfindbuch). 1. Digitalisierte Luftbilder Insgesamt liegen 19.569 digitalisierte Luftbilder vor. Dubletten, die sich durch die doppelte Bearbeitung des Überschneidungsgebiets Nord- und Südbaden-Württemberg ergaben, wurden nicht entfernt. Der bei weitem größte Teil der Luftbilder (19.311) konnte im Rahmen der Projektbearbeitung orientiert werden, wodurch eine automatisierte Erschließung der Einheiten ermöglicht wurde. Im ersten Ast des Findbuchs wurden die orientierten Luftbilder den heutigen Verwaltungseinheiten zugeordnet (Kreise und Gemeinden), wobei die Lage des Bildmittelpunkts bei der Zuordnung entscheidend war. Es wurden folgende amtliche Geodaten zur Ermittlung der Verwaltungsgrenzen herangezogen: - Baden-Württemberg (ATKIS Basis-DLM VG BW, Quelle: LGL, Stand Dezember 2017) - Rheinland-Pfalz, Bayern und Hessen (VG250, Quelle: Bundesamt für Kartographie und Geodäsie, Stand 1.1.2019) - Frankreich und die Schweiz (LAU-Datensätze, Quelle: EU, Stand von 2018) Ferner wurden alle Bildausschnitte der orientierten Luftbilder mit verschiedenen Geodaten abgeglichen. Sofern der jeweilige Bildausschnitt Überschneidungen mit diesen zeigte, wurden sie im Enthält-Vermerk aufgeführt. Die geographischen Zuordnungen sind darüber hinaus über die Stichwortliste übergreifend anwählbar. Konkret wurden folgende Daten herangezogen: - Gemeinde(n): ATKIS Basis-DLM VG BW, Quelle: LGL, Stand Dezember 2017 - Gemarkungen: Quelle LGL, Stand 2014 - Wohnplätze/Gemeinden: Aufbereitete Daten des Ortslexikons Baden-Württemberg (ONDB), Quelle: LGL, LABW, Stand 2014 Anm.: Bei den Wohnplätzen/Gemeinden handelt es sich ursprünglich um Punktkoordinaten, die zur Bearbeitung pauschal um 200 Meter gepuffert (erweitert) wurden. Dies entspricht nicht immer den tatsächlichen Ausdehnungen der Wohnorte, so dass es sich hierbei nur um eine Annäherung an die tatsächliche Abdeckung handelt. In den Erschließungsdatensätzen wurde darüber hinaus der jeweilige Bildmittelpunkt angegeben (Gauß-Krüger EPSG 31467, px = Rechtswert, py = Hochwert, pz = Höhe des Bildmittelpunkts), sowie die Vorsignaturen. Bei der zweiten Vorsignatur handelt es sich um den durch die Dienstleister vergebenen Dateinamen, die dritte Vorsignatur ist eine das ganze Projekt übergreifende Sigle, die bei der Datenverwaltung eingesetzt wurde, um jedes Luftbild eindeutig zu identifizieren. Zur Einbettung der Luftbilder in ein GIS wurden durch die Dienstleister TFW-Dateien erstellt, die im digitalen Magazin des Landesarchivs (DIMAG) dauerhaft gesichert werden. Nutzerinnern und Nutzer können sich bei Bedarf an das Archivpersonal wenden. 2. Digitales Orthofoto Das digitale Orthofoto liegt in Form von 32.841 Kacheln mit entsprechenden TFW-Dateien separiert in die beiden Lose (Nord und Südteil Baden-Württembergs) digital vor. Bei der Erschließung wurden diese für je einen Ost-West-Streifen nach den Hochwerten zu Verzeichnungseinheiten zusammengefasst (DO 1 - DO 234). Eine komfortable Nutzung des digitalen Orthofotos ist im Kartenmodul von LEO-BW möglich: https://www.leo-bw.de/kartenvergleich; https://www.leo-bw.de/kartenbasierte-suche. 3. Übersichten, Metadaten Alle wesentlichen im Projekt entstandenen Dateien, u.a. die innere und äußere Orientierung der Luftbilder wurden dem Bestand ebenfalls hinzugefügt (DO 1 - 234)

Rechte: Die dem Land Baden-Württemberg zustehenden Leistungsschutz- und Urheberrechte an den analogen und digitalen Unterlagen werden heute vollständig durch das Landesarchiv wahrgenommen. Stuttgart im Januar 2021 Andreas Weber

Literatur: Kai Naumann/Corinna Knobloch: Das Retortenfindbuch. Erschließung von 17.000 Karten des Flurkartenwerks von Württemberg und Hohenzollern (1818-1863) durch Metadatenrecycling, in: Archivar 67,4 (2014), S. 379-383. Andreas Neuburger: Der Südwesten aus der Vogelperspektive, in: Momente,3 (2020), S. 22-25. Andreas Weber: Virtuelle Landeserkundung der Vergangenheit. Projekt zur Erstellung eines digitalen Orthofotos von 1968 erfolgreich abgeschlossen, in: Archivnachrichten 61 (2020), S. 47.

Bestandssignatur
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Ludwigsburg, EL 68 IX
Umfang
19.568 Luftbilder, 32.841 DOP-Kacheln

Kontext
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Ludwigsburg (Archivtektonik) >> Ober- und Mittelbehörden seit um 1945 >> Geschäftsbereich Innenministerium

Bestandslaufzeit
1968, 2017-2021

Weitere Objektseiten
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Rechteinformation
Letzte Aktualisierung
18.04.2024, 10:40 MESZ

Datenpartner

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1968, 2017-2021

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