Akten
Fürststift Kempten, Lehenhof Akten (Bestand)
Vorwort: Im Fürststift Kempten kann die Führung von Lehenbüchern erstmals für die Regierungszeit des Fürstabts Gerwig von Sulmetingen (1451-1460) festgestellt werden. Wie die Lehenverwaltung im 15. Jahrhundert organisiert war, entzieht sich unserer Kenntnis. Im 16. Jahrhundert stand das Lehenswesen unter der Leitung des Kanzlers, was am 17. August 1589 ausdrücklich bestätigt wurde, als der damalige stiftische Landvogt Dietrich v. Horben in einem Vergleich mit Fürstabt und Konvent sich verpflichten mußte, keine Urkunden mehr unter Umgehung der Kanzlei auszustellen.
Vorausgegangen war ein Konflikt, in dem es insbesondere um einen Lehenbrief für des Landvogts eigene Herrschaft Oberminderdorf gegangen war (Vgl.: Gerhard Immler, Renaissancehof und Benediktinerkloster. Eine kleine Geschichte des Fürststifts Kempten zwischen Bauernkrieg und Dreißigjährigem Krieg. Festschrift zum 400-jährigen Jubiläum der Gründung 1593 der Typographia Ducalis Cambodunensis (heute u.a. Köselsche Buchhandlung), Kempten 1993, S. 38f.). Dazu paßt die in einem vom Stiftsarchivar Franz Sales Bullinger in der Mitte des 18. Jahrhunderts angelegten Verzeichnis stiftischer Beamter überlieferte Nachricht, daß 1589 in der Person des Hieronymus Lenzer erstmals ein eigener Lehensekretär ernannt wurde.
Die Oberaufsicht verblieb jedoch beim Kanzler, und 1661 nennt sich der Kanzler Franz Martin Kircher zugleich "Lehenpropst" (Vgl. Fürststift Kempten, Lehenhof, Urk. 227). Die Lehenverwaltung gehörte somit zu den Kompetenzen des Hofrats, dem der Kanzler als ständiges Mitglied angehörte. Erst im Jahr 1680 tritt mit dem Kapitular Meinrad v. Freyberg ein eigener Lehenpropst auf (Vgl. ebd. Urk. 320), und von da an wird dieses Amt ständig mit einem Stiftsherrn besetzt, was auch seine institutionelle Verselbständigung bedeutet. Als eigene Behörde bestand der Lehenhof dann noch über das Ende des Fürststifts hinaus bis zu seiner Auflösung durch Entschließung des Generalkommissariats in Schwaben vom 3. September 1803.
Eine durchgreifende Neuordnung der Registratur des Lehenhofs führte der Hofrat, Hofkammerdirektor, Archivar und Lehenrat Joseph Feigele um 1780 durch. Er ordnete sämtliche Urkunden und Akten, ohne zwischen diesen zu trennen, neu und entnahm dazu auch Archivalien des von ihm in den vorangegangenen Jahren neu geordneten Stiftsarchivs, deren Betreff in die Kompetenz des Lehenhofs fiel, wieder aus dem Archiv. Von Feigele stammen die noch zahlreich erhaltenen Umschläge zu den Akten der Lehenregistratur.
Die auf ihnen befindlichen Signaturen spiegeln die Lagerordnung wieder: Vermerkt sind jeweils der Kasten (Cista), in dem ein Akt sich befand, und die Nr. des Akts innerhalb der Ordnung des Kastens. Die Systematik, die hinter seiner Ordnung steht, kann aus dem Akt FINANZDIREKTION DES ILLERKREISES 7 entnommen werden.
Demnach richtete sich die Reihenfolge in etwa nach dem Rang der Vasallen, wobei aber einige Einschübe an eher zufälliger Stelle erfolgten. So enthielt etwa der Kasten 32, eingeordnet zwischen die heimgefallenen Ritterlehen und die reichsritterschaftlichen Familien, die sog. Kaiwaldlehen. Bei der Neuordnung der damals vorhandenen Akten aus der Lehenregistratur im September 1993 wurden daher die Ordnungsklassen Feigeles nur zum ungefähren Anhaltspunkt genommen und in Einzelfällen korrigierend eingegriffen.
Noch nicht berücksichtigt werden konnten damals die erst im Juli 1997 vom Hauptstaatsarchiv Stuttgart und dem Staatsarchiv Ludwigsburg im Zuge eines Archivalienaustausches abgegebenen Akten und Urkunden über die in Württemberg gelegenen einstigen stiftischen Lehen. Diese mußten in einem Nachtrag zusammengefaßt werden (Fürststift Kempten, Lehenhof Akten 486 ff.).
Bei der 1996 vorgenommenen Neuregestierung der Urkunden, die sich vorher überwiegend im Bestand NEUBURGER URKUNDENSAMMLUNG befunden hatten, wurde die schon für die Akten zugrundegelegte Klassifikation verwendet und darauf geachtet, Urkunden, die inhaltlich zu bestimmten Akten gehören, in derselben Weise aneinanderzureihen wie die betreffenden Akten.
Beim Ortsregister wurde für Orte in den Landkreisen Oberallgäu, Ostallgäu und Unterallgäu auf die Angabe des Landkreises in all den Fällen, in denen Mißverständnisse ausgeschlossen sind, verzichtet.
Dr. Gerhard Immler, 10.11.1997
- Reference number of holding
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Fürststift Kempten, Lehenhof Akten
- Extent
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601
- Language of the material
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deutsch
- Context
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Staatsarchiv Augsburg (Archivtektonik) >> I. Altbestände (Territorien und Institutionen des Alten Reichs) >> A. Geistliche Reichsstände >> 2.) Fürststift Kempten >> Fürststift Kempten, Lehenhof
- Provenance
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Fürststift Kempten, Lehenhof Akten
- Date of creation of holding
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1400-1802
- Other object pages
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Rights
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- Last update
-
29.04.2025, 1:24 PM CEST
Data provider
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Object type
- Akten
Associated
- Fürststift Kempten, Lehenhof Akten
Time of origin
- 1400-1802