Bestand

Kammer der Technik (Bestand)

Geschichte des Bestandsbildners: Gründung am 2.7.1946 durch den FDGB als eingenständige Organisation; Umwan Umwandlung in Kammer der Technik e.V. am 24.3.1990; Umwandlung in Ingenieurtechnischer Verband - Kammer der Technik e.V. im März 1992; Konkurs am 30.6.1994. Kongresse; Gesamtdeutsche Arbeit; Zusammenarbeit mit dem Nationalrat der Nationalen Front der DDR und der FDJ; Finanzen.

Die Kammer der Technik (KdT) wurde für das Gebiet der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) am 02. Juli 1946 in Berlin gegründet und war dem Freien Deutschen Gewerkschaftsbund (FDGB) angeschlossen. Die Aufgabe dieser Organisation bestand darin, Ingenieure, Techniker, Ökonomen und ingenieurtechnische Wissenschaftler mittels Wissenschaft und Technik in die "entwickelte sozialistische Gesellschaft" einzubinden und am Aufbau des Sozialismus zu beteiligen. Für den sowjetischen Sektor Berlins wurde die, wegen alliierter Vorbehalte, nicht erfolgte Kammergründung am 29. März 1949 nachgeholt. Die Vertretung durch die KdT in Gesamtdeutschland wurde bald aufgegeben und der 1945 verbotene Verein Deutscher Ingenieure (VDI) reorganisierte sich in den westlichen Besatzungszonen. Der 1. Kongress fand vom 3. bis 4. Dezember 1955 in Berlin statt. Die KdT war nach dem Prinzip des demokratischen Zentralismus aufgebaut. Das Präsidium, das Büro des Präsidiums und das Sekretariat wurden vom, seit 1978, alle fünf Jahre tagenden Kongress gewählt. In den Betrieben gab es 3300 Betriebs- und Institutionssektionen, die in Bezirksverbänden zusammengefasst wurden. 1988 hatte die KdT ca. 293 000 Mitglieder, das waren ca. 60 % der gesamten technischen Intelligenz der DDR.

Für die fachlich orientierte Tätigkeit wurden zwölf Fachverbände (FV) u.a. für Elektro-, Nachrichten-, Silikattechnik und Wasserwirtschaft, sowie sechs Wissenschaftlich-technische Gesellschaften (WTG) u.a. "Gesellschaft für Standardisierung", "Wissenschaftlich-technische Gesellschaft für Geodäsie/Kartographie/Fotogrammetrie" und "Wissenschaftliche Gesellschaft für Mess- und Automatisierungstechnik" gebildet. Beim Präsidium gab es Kommissionen u.a. eine für die "Neuerer- und Rationalisierungsbewegung". Für Materialökonomie, Transportrationalisierung, Arbeitsschutz usw. gab es noch Zentrale Arbeitsgemeinschaften.

Die Kammer der Technik bot die Möglichkeit des internationalen, wissenschaftlichen Austausches auf nationalen und internationalen Kongressen und unterhielt Beziehungen zu wissenschaftlich-technischen Vereinigungen anderer Staaten und zu UNESCO-Organisationen.

Nachdem im November 1989 die Reformierung der Organisation gefordert wurde, fand am 24. März 1990 ein außerordentlicher Kongress in Berlin statt. Die Forderung nach Auflösung der KdT und dem Beitritt zum VDI wurde zurückgewiesen. In einem neuen Statut wurde die Umwandlung zu einem Verein "Kammer der Technik e.V." beschlossen. Im Herbst 1991 schlossen sich die Kammer der Technik e.V. und die Gesellschaft für System- und Kommunikationsplanung aus Gütersloh zusammen und gründeten die Gesellschaft für Bildung und Umschulung (GBU).

Nachdem eine Fusion der KdT e.V. mit dem "Verein Deutscher Ingenieure" scheiterte, wurde im März 1992 der "Ingenieurtechnische Verband KdT e.V." gebildet und galt nun als Interessenvertreter für die neuen Bundesländer.

Am 24. Juni 1994 wurde aufgrund von Missmanagement und hohen finanziellen Forderungen die Einleitung des Gesamtvollstreckungsverfahrens verkündet. Die KdT und die Tochtergesellschaften GWT und BIT Akademie für Bildung, Information und Technologie mbH wurden zum 31.Dezember 1995 aufgelöst.

Bestandsbeschreibung: Aufgaben und Organisation: Die KdT war die gesellschaftliche Organisation der Ingenieure, Techniker und Ökonomen in der DDR, mit deren Hilfe diese Berufsgruppen in die politische, soziale und ökonomische Entwicklung einbezogen und ihre Fachkenntnisse für die Beförderung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts genutzt werden sollten.

Sie wurde am 02.07.1946 in Berlin als eine zunächst dem FDGB angeschlossene Vereinigung gegründet und war für das Gebiet der SBZ zuständig, trat aber zunächst mit gesamtdeutschem Anspruch auf. Im sowjetischen Sektor Berlins erfolgte die Gründung der Kammer wegen alliierter Vorbehalte erst am 29.03.1949. Die Organisation stellte sich die Aufgabe, die Entwicklung der Technik zu fördern, zur Hebung des technischen Bildungsniveaus beizutragen und an der Gesetzgebung auf technischem Gebiet und an Normung, Typisierung und Rationalisierung mitzuwirken. Der erste Kongress der KdT fand vom 03. bis 04.12.1955 in Berlin statt. Damit war die Formierung zu einer eigenständigen Berufsorganisation der Techniker und Ingenieure in der DDR weitgehend abgeschlossen. Ihre Mitglieder, 1988 waren es rund 290.000 in mehr als 3.000 Betriebssektionen, waren aufgerufen, technische Standards, Rationalisierungsvorhaben und neue Methoden der Arbeitsorganisation zu entwickeln und die Überleitung von Forschungsergebnissen in die Produktion zu beschleunigen. Präsidenten der Kammer der Technik waren Enno Heidebroek (1946-1949), Hans-Heinrich Franck (1949-1959), Horst Peschel (1959-1974), Manfred Schubert (1974-1987) und Dagmar Hülsenberg (1987-1992). Zentrale Leitungsorgane der KdT waren der ab 1978 alle 5 Jahre tagende Kongress, das von diesem gewählte Präsidium und das Sekretariat. Für die fachlich orientierte Tätigkeit wurden 12 Fachverbände und 6 wissenschaftlich-technische Gesellschaften gebildet. Nach dem außerordentlichen Kongress am 24.03.1990 verstand sich die nunmehrige KdT e. V. als gemeinnütziger Ingenieurverband und unabhängige demokratische Berufsorganisation. Am 29. 02. 1992 erfolgte aus juristischen Gründen die Umbildung der KdT e. V. in den Ingenieurtechnische Verband KdT e. V. Zum Präsidenten wurde Klaus-Peter Budig gewählt. Nach der Einleitung eines Gesamtvollstreckungsverfahrens wurden der Verband und seine Tochtergesellschaften zum 31.12.1995 aufgelöst.

Bestandsbeschreibung: Das Schriftgut der KdT und seiner Nachfolgeorganisationen ist lückenhaft überliefert. Einen Schwerpunkt bilden Unterlagen der Zentralleitung der KdT, v. a. Dokumente zur Vorbereitung, Durchführung und Auswertung der Kongresse der KdT, während Protokolle der Hauptausschusssitzungen und der Tagungen des Präsidiums nur in geringem Umfang zu finden sind. Die Bemühungen der KdT, ihre Tätigkeit in den Jahren 1949 bis 1954 auch in die BRD und nach Berlin (West) auszudehnen, werden dokumentiert, wie auch die Zusammenarbeit mit dem ZK der SED, der FDJ, dem Nationalrat der Nationalen Front und mit Ministerien der DDR, vor allem für den Zeitraum 1948-1968. Aufbau und Struktur der KdT in den 50er Jahren werden aus Funktions- und Stellenplänen deutlich, Finanzpläne und Finanzanalysen des Gesamtverbandes und der Bezirksverbände sind für die Jahre 1946-1990 vorhanden. Nur sporadisch überliefert sind Dokumente über die Fachverbände und wissenschaftlich-technischen Gesellschaften. Einen weiteren Überlieferungsschwerpunkt bilden die Dokumente der Hauptgeschäftsstelle des Ingenieurtechnischen Verbandes KdT e.V. Überliefert sind hier für den Zeitraum von 1992-1994 u. a. die Versammlungen des Verbandsrates, die Tagungen des Präsidiums, Arbeitsberatungen der Geschäftsleitung, Unterlagen über die Zusammenarbeit mit dem VBI, dem VDI und dem Deutschen Verband Technisch-Wissenschaftlicher Vereine sowie Unterlagen über Rechtsstreitigkeiten. Des Weiteren enthält der Bestand Dokumente zur Gründung der Tochtergesellschaften aus den Jahren 1991 und 1992. Personalakten von Mitarbeitern des Präsidiums der KdT und der Mitarbeiter der Regionalverbände der KdT e. V. gehören ebenfalls zum Bestand. Weitere Unterlagen über die Kammer der Technik befinden sich in den Beständen SED und FDGB.

Erschließungszustand: Findbuch

Umfang, Erläuterung: 619 AE

Zitierweise: BArch DY 61/...

Bestandssignatur
Bundesarchiv, BArch DY 61
Umfang
622 Aufbewahrungseinheiten; 0,0 laufende Meter
Sprache der Unterlagen
deutsch

Kontext
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Deutsche Demokratische Republik mit sowjetischer Besatzungszone (1945-1990) >> Organisationen und Verbände >> Organisationen

Provenienz
Kammer der Technik (KdT), 1948-1992
Bestandslaufzeit
1948-1992

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Letzte Aktualisierung
16.01.2024, 08:43 MEZ

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Objekttyp

  • Bestand

Beteiligte

  • Kammer der Technik (KdT), 1948-1992

Entstanden

  • 1948-1992

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