Bestand
Kopialbücher (Bestand)
Kopialbücher oder Kopiare sind in Buchform überlieferte Abschriften von Urkunden. Sie wurden in der Regel angelegt, um die Originalurkunden zu schützen und ihren Inhalt für den laufenden Verwaltungsbetrieb nutzbar zu machen. Kopialbücher enthalten häufig Urkundentexte, deren Ausfertigungen nicht mehr erhalten sind, und haben daher für die historische Überlieferung unschätzbarem Wert. Als Selektbestand vereint der Bestand F 1 Archivalien aus vielfältigen Quellen von unterschiedlichen Bestandsbildnern. Zu den bedeutendsten gehören das Hochstift Speyer mit dem Stift Weißenburg, Kurpfalz mit der kurpfälzischen Geistlichen Güteradministration und das Herzogtum Pfalz-Zweibücken (Veldenz). Bei dem Bestand F 1 handelt es sich um einen Selektbestand, der nach Münchner Vorbild im 19. Jahrhundert für die Archivaliengattung Kopialbücher angelegt wurde. Die hier zusammengeführten Kopialbücher wurden zum einen den jeweiligen Aktenbeständen entnommen, namentlich den Beständen A 2 (Akten Kurpfalz), A 14 (Akten der Geistlichen Güteradministration mit Kopialbüchern der verwalteten Kloster- und Stiftsvermögen), B 2 (Akten Herzogtum Pfalz-Zweibrücken) und D 2 (Akten Hochstift Speyer, mit Kopialbüchern des Stifts Weißenburg und der Speyerer Stifte) sowie Kommunalarchiven. Hinzu kamen Abgaben aus Karlsruhe, München und Straßburg. Ebenso wurden Erwerbungen des Historischen Vereins der Pfalz, die das Archiv als Depositum verwahrt, dem Kopialbuchselekt hinzugefügt. Zum Depositum des Historischen Vereins der Pfalz gehört die älteste hier verwahrte Archivalie, der Ältere Weißenburger Codex, eine zwischen 860 und 870 in der Schreibstube des Klosters Weißenburg im Elsass entstandene Pergamenthandschrift. Sie enthält Abschriften von 263 Urkunden; inhaltlich reichen sie bis ins Jahr 661 zurück. Durch Kriegsschäden und nachfolgende feuchte Lagerung bedingte Verluste im Bestand wurden zum Teil durch Ersatzüberlieferung ergänzt. Einige Kopialbücher waren nach 1945 verschollen. Am 04.11.2021 fand Dr. Franz Maier den Band 4 der Veldenzer Kopialbücher in einem Antiquariat. 82 Jahre nach der kriegsbedingten Auslagerung kehrte der bisher verloren geglaubte Band nach Speyer zurück.
- Bestandssignatur
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F 1
- Kontext
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Landesarchiv Speyer (Archivtektonik)
- Verwandte Bestände und Literatur
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Andermann, Kurt: Kestenburg – Speyer – Bruchsal. Zur Geschichte der Archive von Hochstift und Domstift Speyer, in: Rödel, Volker (Hrsg.): Umbruch und Aufbruch. Das Archivwesen nach 1800 in Süddeutschland und im Rheinland, Stuttgart 2005, S. 45-57. Bergholz, Thomas: Herzogtum Pfalz-Zweibrücken, die Grafschaften Pfalz-Veldenz, Sponheim, Sickingen, Manderscheid, Oberstein, Falkenstein und Hohenfels-Reipoltskirchen (Evangelische Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts 18.1), Tübingen 2006. Glöckner, Karl: Beiträge zur Geschichte des Weißenburger Stiftsarchivs, in: Elsaß-lothringisches Jahrbuch 19 (1941), S. 57-107. Maier, Franz: 75 Jahre lang verschollen – jetzt wiederaufgetaucht: Der 4. Band der Veldenzer Kopialbücher, in: Jahresbericht der LAV Rheinland-Pfalz 2021, Koblenz 2022, S. 39-41. Neudegger, Max: Geschichte der pfalz-bayerischen Archive der Wittelsbacher: Heidelberg - Mannheim (mit Düsseldorf) (Geschichte der Pfalz-bayerischen Archive der Wittelsbacher 4), München 1894. Warmbrunn, Paul: Der ältere Weißenburger Codex ("Traditiones Wizenburgenses"), um 860, in: 200 Jahre Landesarchiv Speyer: Erinnerungsort pfälzischer, rheinhessischer und deutscher Geschichte, 1817-2017, hrsg. von Walter Rummel (Veröffentlichungen der Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz 122), Koblenz 2017, S. 184-187. Editionen mit Einleitung Doll, Anton: Traditiones Wizenburgenss. Die Urkunden des Klosters Weissenburg 661-864, eingeleitet und aus dem Nachlass von Karl Glöckner herausgegeben von Anton Doll, Darmstadt 1979. [Inhaltsverzeichnis und Register von Bernd Gramling, Heilbronn 2002]. Pöhlmann, Carl: Regesten der Lehensurkunden der Grafen von Veldenz (Veröffentlichungen der Pfälzischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften 3). Speyer 1928. Schultz, Wolfgang: Der Codex Berwartstein des Klosters Weißenburg im Elsaß (1319): 1343 - 1489, ediert und bearb. von Wolfgang Schultz (Pfälzische Geschichtsquellen 8), Neustadt an der Weinstraße 2008. Zeuß, Caspar: Traditiones possessionesque Wizenburgenses. Codices duo cum supplementis, Spirae 1842. Inhaltliche Verbindungen bestehen zu den Urkundenbeständen des Landesarchivs, insbesondere zu den Beständen D 1 mit den Urkunden des Hochstifts Speyer, A 1 mit den Urkunden der Kurpfalz und B 1 mit den Urkunden des Herzogtums Pfalz-Zweibrücken.
- Bestandslaufzeit
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162 Bände, 81 Urkundenregesten, 1 Karte (In-Signatur): um 850-1779 (9 Rgm)
- Weitere Objektseiten
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- Letzte Aktualisierung
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01.04.2025, 13:27 MESZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 162 Bände, 81 Urkundenregesten, 1 Karte (In-Signatur): um 850-1779 (9 Rgm)