Bestand

Familienarchiv Freiherren von Maucler (Bestand)

Überlieferungsgeschichte
Mehrere Mitglieder der ursprünglich aus Frankreich stammenden, Anfang des 18. Jahrhunderts jedoch aus konfessionellen Gründen nach Preußen übersiedelten Familie der Freiherren von Maucler waren im 19. Jahrhundert im württembergischen Staatsdienst bzw. für das Haus Württemberg tätig: Friedrich Freiherr von Maucler (1735-1796) war Prinzenerzieher für die Söhne Herzog Karl Eugens. Sein Sohn Paul Friedrich Theodor Eugen (genannt Eugen), Justizminister und Präsident des Geheimen Rates hatte einen wesentlichen Anteil am Zustandekommen der Württembergischen Verfassung sowie Reformen der Verwaltung und des Gerichtswesens unter König Wilhelm I. Emil und Julius Freiherren von Maucler, die Söhne Eugen von Mauclers dienten als Legationsrat und Kabinettsdirektor sowie in diplomatischen Funktionen.
Inhalt und Bewertung
Der verzeichnete Teil des Bestandes Q 3/22 umfaßt vor allem Korrespondenzen, persönliche Dokumente sowie Vermögensangelegenheiten der Freiherren Friedrich, Eugen und Emil von Maucler sowie ihrer Gattinnen. Dazu kommen noch Unterlagen zu Vermögens- und Erbschaftsangelegenheiten der Familie der Grafen von Beroldingen, aus der die Ehefrau Eugen von Mauclers stammte.

1. Zur Geschichte der Familie der Freiherren von Maucler: Die Familie der Freiherren von Maucler stammt ursprünglich aus Frankreich und ist mit mehreren französischen Adelsfamilien verwandt. Der Großvater Friedrichs Freiherrn von Mauclers siedelte Anfang des 18. Jahrhunderts aus Glaubensgründen mit seiner Familie nach Preußen über. Doch bestand weiterhin Kontakt zu Teilen der Familie, die als "Comtes" de Maucler in Frankreich verblieben waren. Über ältere Mitglieder der Familie von Maucler ist im vorliegenden Bestand nahezu keinerlei Überlieferung enthalten, diese befindet sich wohl zu wesentlichen Teilen im unverzeichneten Teil des Bestandes oder ist verlorengegangen. Die eigentliche Überlieferung nimmt ihren Anfang jedoch mit Friedrich Freiherrn von Maucler, der als Erzieher der Söhne Herzog Friedrichs von Württemberg eine nicht unbedeutende Stellung innehatte. 1735 als Sohn des Konsistorialrats und Pastors in Stettin Paul Emil de Maucler und Marguerithe Cécile geb. de Rapin, der Tochter des Geschichtsschreibers Rapin-Thoryas geboren, war seine Kindheit nicht unbedingt einfach. Da sein Vater früh und hochverschuldet starb, ermöglichte ihm nur ein Stipendium des preußischen Königs eine schulische Ausbildung. Da Friedrich von Maucler eine militärische Laufbahn einzuschlagen gedachte, vermittelte ihm ein Freund seines Onkels eine Stelle als Page beim damaligen Prinzen, späteren Herzog Friedrich Eugen von Württemberg, der zu dieser Zeit als Chef des Dragonerregiments "Alt-Württemberg" in preußischen Militärdiensten stand. In seinen Diensten nahm Friedrich von Maucler an zahlreichen Feldzügen teil und stieg im Laufe der Zeit zum Offizier auf. 1767 nahm sein Schicksal, wie er selber es in seinen Lebenserinnerungen schildert, eine überraschende Wende, da er von Herzog Friedrich Eugen von Württemberg zunächst vorübergehend, dann dauerhaft zum Erzieher seiner Söhne bestimmt wurde, eine Aufgabe, die er bis 1791 innehatte. In dieser Funktion begleitete er die Prinzen auf zahlreichen Reisen, nahm aber auch bei Herzog Friedrich Eugen eine Vertrauensstellung ein, die zu seiner Beauftragung mit vertraulichen Schriftwechseln führte. 1781 war es ihm durch mehrere Pensionen und Einkünfte, die ihm die Gattin Herzog Friedrich-Eugens vermittelt hatte, auch finanziell möglich, Luise Sophie Eleonore Baronin LeFort zu heiraten, die ihm mehrere Kinder schenkte. 1796 verstarb er in Ludwigsburg, wo er auch seine letzten Lebensjahre verbracht hatte. Paul Friedrich Theodor Eugen Freiherr von Maucler (genannt Eugen), der älteste Sohn Friedrichs Freiherrn von Maucler, wurde am 30. Mai 1783 in Mömpelgard (Montbéliard) geboren, dessen Statthalter zu dieser Zeit der spätere Herzog Friedrich Eugen von Württemberg war. Nachdem er seine ersten Lebensjahre in Mömpelgard verbracht hatte, erhielt er vor allem in Ludwigsburg, Bayreuth und Stuttgart eine Schulausbildung. Nach Abschluss eines Jurastudiums an den Universitäten Tübingen und Gießen sowie einer Zeit als sogenannter Praktikant am Reichkammergericht in Wetzlar trat Eugen von Maucler 1803 als Assessor bei der Oberlandesregierung in Ellwangen in den württembergischen Staatsdienst. In den folgenden Jahren übte er im raschen Wechsel Verwaltungsaufgaben, richterliche Tätigkeiten und staatspolitisch wichtige Sonderaufgaben aus. So erhielt er 1809 den Auftrag, als Generallandeskommissar das bis dahin dem Deutschen Orden gehörende Mergentheim in Besitz zu nehmen. Während seines Aufenthalts dort geriet er trotz der Versuche der Mergentheimer Bürger, ihn zu schützen, in die Gefangenschaft der aufständischen Bauern. Sein Verhalten während des Aufstandes trug ihm von verschiedenen Seiten Vorwürfe ein, kostete ihn aber nicht das Vertrauen des Königs, so dass er 1812 zum Direktor des Kriminaltribunals aufstieg. Nach der Thronbesteigung Wilhelm I. 1816 wurde er Hofkammerpräsident und Oberhofintendant, 1817 Geheimer Rat, 1818 Justizminister und 1831 Präsident des Geheimen Rats. Ihm kann ein nicht unerheblicher Anteil am Zustandekommen der württembergischen Verfassun g von 1819 sowie den Neuerungen im Verwaltungs- und Gerichtswesen unter Wilhelm I. zugeschrieben werden. Er war seit dem 29. April 1808 verheiratet mit Sophie Josephine Barbara geb. Gräfin von Beroldingen (geb. Ellwangen 4. Februar 1787, gest. Stuttgart, 1. September 1852). Im Jahr 1848 trat er in Ruhestand getreten, verstarb Paul Friedrich Theodor Eugen Freiherr von Maucler am 28. Januar 1859 in Ludwigsburg. Sowohl Friedrich als auch Eugen von Maucler verfassten eigenhändige Lebensbeschreibungen, die 1985 von Paul Sauer bearbeitet und ediert wurden (Im Dienste des Fürstenhauses und des Landes Württemberg. Die Lebenserinnerungen der Freiherren Friedrich und Eugen von Maucler (1735-1816). Bearb. V. Paul Sauer. (= Lebendige Vergangenheit; 9) Stuttgart 1985). Wie sein Vater, trat auch Friedrich Wilhelm Paul Emil Freiherr von Maucler (genannt Emil), der Sohn Eugen von Mauclers und seiner Gattin Sophie Josephine Barbara geb. Gräfin von Beroldingen nach seiner Ausbildung in den württembergischen Staatsdienst. Obwohl weniger bedeutend als sein Vater, brachte er es doch zum Kabinettsdirektor und war in diplomatischer Funktion für den württembergischen König unter anderem in Frankreich und den Niederlanden unterwegs. Sein Bruder Friedrich Wilhelm Maximilian Julius Freiherr von Maucler (genannt Julius) trat zunächst in den württembergischen Militärdienst, war dann aber auch vor allem in diplomatischen Angelegenheiten für den württembergischen König tätig.

2. Zum Inhalt des Bestandes: Der Bestand Q 3/22 besteht im Augenblick aus zwei getrennten Teilen: Der im vorliegenden Findbuch enthaltenen verzeichneten Teil und einem Teil ähnlichen Umfangs, der im Moment noch der Verzeichnung harrt. Der verzeichnete Teil des Bestands beinhaltet vor allem Unterlagen der Freiherren Friedrich, Eugen und Emil von Maucler, die alle drei in württembergischen Diensten standen, weiterer Familienmitglieder und der Grafen von Beroldingen, die durch Heirat mit der Familie von Maucler verbunden war. Einen Schwerpunkt bilden hierbei Korrespondenzen und persönliche Dokumente einzelner Familienmitglieder wie Zeugnisse zum beruflichen Werdegang, Eheverträge, Schriftstücke zu Reisen und ähnliches. Darüber hinaus finden sich Unterlagen über Pensionen, die vor allem für Friedrich Freiherrn von Maucler und seiner Gattin von Mitgliedern des württembergischen und des russischen Herrscherhauses ausgesetzt wurden. Unter den Schriftstücken aus dem Besitz Eugen und Emil von Mauclers sind auch jeweils Unterlagen aus dem Kontext der politischen Tätigkeit zu finden. Aus dem Besitz der Familie Beroldingen finden sich vor allem Eheverträge und Unterlagen, die mit Erbschaftsangelegenheiten und Nachlasssachen, mithin Besitzstandsregelungen im Zusammenhang stehen. Einen eigenen Bereich bildet nochmals ein einzelner Aktenband, der genealogische Unterlagen zur Familie LeFort, aus der die Gattin Friedrich von Mauclers stammte, enthält. Nicht unbedeutend zeigte sich nach einer ersten Durchsicht auch der noch unverzeichnete Teil des Bestandes. Hier finden sich in größerem Umfang Unterlagen, vor allem Korrespondenzen zum in Frankreich verbliebenen Zweig der "Comtes" de Maucler, bzw. den älteren Mitgliedern des Familienteils, der als erste nach Preußen übersiedelten, dazu noch eine umfangreiche Sammlung von Pergamenturkunden aus dem Besitz der Adelsfamilie de Fauchet, die mit den von Mauclers verwandtschaftlich verbunden waren.. Eine Abrundung des Bestandes ist sicher auch aus den ebenfalls noch unverzeichneten genealogischen Aufzeichnungen, Briefen und sonstigen Unterlagen zu erwarten, von denen nach einer kursorischen Durchsicht zumindest ein Teil der Familie LeFort zuzuordnen waren.

3. Zur Geschichte, Ordnung und Verzeichnung des Bestandes: Das Familienarchiv der Freiherren von Maucler kam 1984 aus dem Besitz Mia von Mauclers, der letzten lebenden Nachfahrin der Freiherren von Maucler als Schenkung ins das Hauptstaatsarchiv. Diese hatte von ihrer Tante die nach einem Brand im 18. Jahrhundert und den Wirren des 19. und 20. Jahrhunderts noch verbliebenen Unterlagen der Familie erhalten und wollte sicherstellen, dass diese auch weiterhin für die Nachwelt erhalten bleiben würden. Teile der Unterlagen wurden noch in den 80er Jahren von Prof. Dr. Paul Sauer geordnet und auf Karteikarten erfasst. 2003 wurde diese Verzeichnung in das Erschließungsprogramm MIDOSA 95 übertragen und im November des Jahres von der Archivreferendarin Kathrin Enzel redaktionell bearbeitet. Das vorliegende Verzeichnis erfasst ungefähr die Hälfte der vorhandenen Unterlagen, ca. 0,7 lfdm. befinden sich noch in ungeordnetem Zustand im Magazin des Hauptstaatsarchivs.

Bestandssignatur
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Q 3/22
Umfang
101 Büschel (3,40 lfd. m)

Kontext
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Nachlässe, Verbands- und Familienarchive >> Verbands- und Familienarchive
Verwandte Bestände und Literatur
s. Vorbemerkung im Rep.
Im Dienst des Fürstenhauses und des Landes Württemberg. Die Lebenserinnerungen der Freiherren Friedrich und Eugen von Maucler (1735-1816). Bearb. V. Paul Sauer. (= Lebendige Vergangenheit; 9). Stuttgart 1985

Bestandslaufzeit
1735-1877

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Letzte Aktualisierung
20.01.2023, 15:09 MEZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1735-1877

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