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Steigende Strompreise und teure Leitungen - Können wir uns die Energiewende leisten?

"Wir tun alles, um die Energiewende so zu gestalten, dass die Preise bezahlbar bleiben", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) vor wenigen Tagen. Da hatte die Netzagentur schon angekündigt: die Strompreise werden steigen, weil Netzkosten bisher zu niedrig angesetzt worden seien. Die EnBW, eine der vier Großen, will im August die Strompreise erhöhen. Die Begründung: das müsse sein wegen einer neuen Umlage, "mit der die Verbraucher die Entlastung energieintensiver Betriebe von den Netzentgelten mittragen".
Es scheint: jede Erhöhung fällt größtenteils zulasten der Bürger, weniger der Unternehmen, aus. Das berechnete das Verbraucherportal Verivox. Der Paritätische Wohlfahrtsverband und der Sozialverband VdK sprechen deshalb vom Phänomen der "Stromarmut", die besonders Hartz IV-Empfängern drohe.
Denn 20 bis 30 Milliarden Euro werden nach Schätzungen der Bundesregierung und der Stromkonzerne neue Stromleitungen kosten: Milliarden, die auf die Rechnungen der Stromkunden umgelegt werden, für neue Hochspannungstrassen, die den Strom der Windparks an der Nord- und Ostsee in den Süden der Republik transportieren.
Diese Trassen sollen mit allem Nachdruck gebaut werden. Nach Berliner Regierungsplänen wird es dafür ein beschleunigtes Planungsverfahren geben und Bürgerklagen werden nach nur einer Instanz bei als "vorrangig eingestuften Vorhaben" entschieden sein. Betroffene Bürger haben also wenig Möglichkeiten, sich gegen Hochspannungsleitungen in der Nachbarschaft zu wehren. Aber: schon heute warnen Experten, der Umfang dieses neuen Leitungsnetzes sei viel zu groß geplant.
Wie wird sich die grün-rote Regierung in Baden-Württemberg verhalten? Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) ist stocksauer auf die Karlsruher Wissenschaftler und deren Schätzung, der Strompreis werde um 70 Prozent ansteigen. "Diese Studie ist hochspekulativ und übertrieben", wetterte er und präsentierte ein Gegengutachten. Danach müssen Privathaushalte lediglich damit rechnen, dass der Strompreis bis zum Jahr 2020 um 22 Prozent steigt. "Wir sind hundertprozentig von der Energiewende überzeugt", betont Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne); interessierte Kreise würden versuchen, mit überzogenen Strompreisprognosen den Atomausstieg zu diskreditieren.
Wie aber kann Strom aus erneuerbaren Energien den wegfallenden Atomstrom in Baden-Württemberg ersetzen? Das ist in erster Linie eine Transportfrage. Neue Leitungen müssen her. Von Nutzen und Notwendigkeit dieser Hochspannungsleitungen will die Landesregierung "im Dialog" betroffene Bürger überzeugen. Wer aber tatsächlich vom Leitungsbau betroffen ist, steht noch gar nicht fest. Wie werden Bürger reagieren, wenn sie merken, dass die Zeit für diesen Dialog reichlich begrenzt ist? Verständig, weil´s der Energiewende nützen soll? Oder werden sie, ähnlich wie die "Stuttgart 21"-Bahnhofsgegner, als "Wutbürger" auf das Projekt "Energiewende 21" reagieren?
Zu Gast im Studio: Franz Untersteller (Grüne), Umweltminister

Reference number
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, R 4/023 R120071/204
Extent
0'15

Context
Fernsehsendungen von SWR Fernsehen aus dem Jahre 2012 >> Unterlagen
Holding
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, R 4/023 Fernsehsendungen von SWR Fernsehen aus dem Jahre 2012

Indexbegriff subject
Energie
Finanzen
Strom

Date of creation
14. Juni 2012

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20.01.2023, 4:49 PM CET

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Time of origin

  • 14. Juni 2012

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