Bestand
Kreiskrankenhaus Creglingen (Bestand)
Inhalt und Bewertung
Der Bestand enthält größtenteils nach Bewertungsmodell (Buchstaben D, O, T) ausgewählte Krankenakten der chirurgischen Abteilung des Kreiskrankenhauses ab dem Jahr 1970. Teilweise bis in die 1940er Jahre zurück reichen die komplett übernommenen Krankenaufnahmebücher, OP-Bücher, Röntgenbücher, Wachebücher sowie vereinzeltes Schriftgut der leitenden Oberschwestern. Die 1957 einsetzende Ambulanzkartei des früheren Chefarztes wurde ebenfalls in Auswahl (Buchstabe D, O und T) archiviert.
Die Überlieferung des Krankenhauses Creglingen ist, bedingt durch die verschiedenen Besitzerwechsel und unterschiedlichen Betreiber, auf mehrere Archive und Provenienzen verteilt. Die ältesten Unterlagen über Neubau und Vermietung an die AOK Mergentheim finden sich im Staatsarchiv Ludwigsburg (Bestand FL 20/3 I). Das Stadtarchiv Creglingen besitzt ebenfalls Archivalien zu Bau und Unterhaltung des Krankenhausgebäudes sowie Unterlagen über die Krankenaufnahme. Es ist zu vermuten, dass auch das Evangelische Diakoniewerk Schwäbisch Hall Unterlagen über die Gestellung von Krankenpflegepersonal verwahrt. Soweit Unterlagen zur Verwaltung des Krankenhauses ab 1964 vorhanden sind, befinden sich diese noch bei den Verwaltungsakten des Kreiskrankenhauses Tauberbischofsheim.
1. Zur Geschichte des Krankenhauses Creglingen: 1.1. Organisation Das Krankenhaus Creglingen wurde im Jahr 1885 durch die Amtskörperschaft des Oberamts Mergentheim zur Aufnahme von Handwerksgesellen und landwirtschaftlichen Dienstboten errichtet. Es wurde bis 1921 unter der Regie der Amtskörperschaft geführt. Ab dem 01.10.1921 überließ die Amtskörperschaft das Krankenhaus der AOK Mergentheim gegen Übernahme der Unterhaltskosten zur unentgeltlichen Nutzung. Zwei Jahre später stand die Einrichtung jedoch kurz vor der endgültigen Schließung, die aufgrund starker Proteste der Bevölkerung und dank der Bemühungen der Kreisgemeinden unter Führung von Stadtschultheiß Lung aus Creglingen verhindert werden konnte. Der Betrieb konnte weitergeführt werden und 1931 erfolgte durch den Kreisverband eine bauliche Erweiterung und Vergrößerung des Hauses. Einen neuen Eigentümer erhielt das Krankenhaus zum 05.01.1937. Der Kreisverband Mergentheim verkaufte es zum Preis von 22.000 RM an die Stadt Creglingen. Das Pachtverhältnis mit der AOK Mergentheim wurde jedoch weitergeführt, die Verwaltung lag wie bisher in den Händen des AOK-Geschäftsführers. Die Kassen- und Buchführung besorgte dabei die Hauptkasse in Bad Mergentheim, krankenhausinterne Verwaltungstätigkeiten (stationäre Aufnahme, Tageskasse) erledigte die Oberschwester. Die Planungen zu einem Neubau, der wegen baulicher Mängel notwendig geworden war, mussten wegen des Zweiten Weltkrieges zunächst zurückgestellt werden, konnten dann aber 1951 in die Tat umgesetzt werden. Weil Teilbereiche des Krankenhauses in den 1960er Jahren erneut nicht mehr den baulichen und medizinischen Erfordernissen der damaligen Zeit entsprachen, war ein weiterer Um- bzw. Erweiterungsbau notwendig geworden. Die finanzielle Last einer solchen Baumaßnahme konnte jedoch vom Eigentümer, der Stadt Creglingen, nicht mehr allein getragen werden. Daher beschloss der Gemeinderat am 04.09.1962, dem Landkreis Mergentheim ein Angebot zum Kauf des Krankenhaus zu machen. Mit dem Kauf des Gebäudes (Kaufvertrag mit Stadt Creglingen vom 18.03.1964) ging auch die Verwaltung des Krankenhauses zum 01.04.1964 von der AOK auf den Landkreis Mergentheim über. Der Gesamtkaufpreis für das Grundstück und die Gebäude betrug 172.800 DM. Die Inneneinrichtung, die sich im Besitz des bisherigen Mieters AOK Mergentheim befand, wurde zum Preis von 120.000 DM angekauft. Das Krankenhaus war zu diesem Zeitpunkt für kleine und mittlere chirurgische Operationen, in Notfällen auch für Kropf-, Magen- und Gallenblasenoperationen zuständig und entsprechend ausgestattet. Zudem verfügte es über eine Entbindungsstation. Im Zuge der Kreisreform 1972 ging die Verwaltung des Krankenhauses dann vom Landkreis Mergentheim auf den neu gebildeten Main-Tauber-Kreis über. Die Eröffnung einer geburtshilflichen Abteilung im Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim führte zu einem merklichen Rückgang der Geburten im Krankenhaus Creglingen, so dass die Entbindungsstation zum 31.05. (oder 01.07.) 1977 geschlossen werden musste. An deren Stelle wurde zum 01.10.1977 (oder 01.01.1978) eine Belegabteilung für Innere Medizin eingerichtet. Die notärztliche Versorgung der Bevölkerung wurde durch die Einrichtung einer Rettungsdienstwache des Deutschen Roten Kreuzes zum 01.03.1982 verbessert. 1.2. Entwicklung der Bettenzahl 1885 12 + 2 Isolierzimmer (widersprüchl. Angaben) 1921 + 2 1931 + 6 1937 18 bei Übergabe 1951 + 12, von 21 auf 33 1963 32 1979 37 (26 Chirurgie, 11 Innere) 1997 35 (24 Chirurgie, 11 Innere) 1.3. Baumaßnahmen 1885 Neubau des Gebäudes um 1900 Ausbau des Dachraumes für Personalzimmer, Einrichtung eines einfachen OP- und Behandlungszimmers im EG 1931 einstockiger Anbau mit 4 Krankenzimmern und Küche 1951 Erweiterung, Aufstockung des Anbaus auf Höhe des Altbaus mit Krankenzimmern, Renovierung des Altbaus, Einbau einer Zentralheizung 1965/67 Errichtung eines Anbaus 1968 Umbau des Altgebäudes (neue ärztliche Räume, Personalzimmer, neue Krankenzimmereinrichtung) 1969 Schaffung von Parkplätzen 1977 Modernisierung der Röntgenabteilung 1983/84 Erneuerung der Heizanlage, Instandsetzung von Fenstern und Zimmern 1990/91 Umbau/Anbau des OP 1992/93 Baumaßnahmen im Bereich der Pforte und Krankenaufnahme 1993 Parkplätze, Nasszellen 1994 Renovierung von Verputz und Fenstern 1995 Dach- und Fassadensanierung 1996/97 Baumaßnahmen an Fenstern, am Dach und am Verputz 1998 Betonsanierung 2000 Einbau eines neuen Aufzugs 1.4. Personal Das ärztliche Personal des Krankenhauses bestand zunächst aus den in Creglingen niedergelassenen Ärzten, die als Belegärzte auch am Krankenhaus tätig waren. Mit Dr. Schoff lässt sich in den vorliegenden Unterlagen erstmals ein Chefarzt belegen. Wegen steigender Belegungszahlen wurde in jüngerer Zeit das ärztliche Personal aufgestockt. Seit 01.01.1985 gab es neben der Chefärztin einen zweiten Arzt, zum 01.01.1990 wurde zudem ein AiP-Platz (Arzt im Praktikum) eingerichtet. Die Belegabteilung Innere Medizin wurde erstmals 1977 unter Leitung von Dr. Azem eingerichtet, eine gynäkologische Betreuung der Patientinnen erfolgte bis 2003 durch Belegarzt Dr. Gniadek. Zusammen mit dem Kreiskrankenhaus in Bad Mergentheim wurde ab 1981 die anästhesiologische Versorgung des Krankenhauses eingerichtet. Das Pflegepersonal des Krankenhauses wurde zunächst von der Evangelischen Diakonissenanstalt Schwäbisch Hall gestellt. Über die Anfänge dieser Zusammenarbeit sind im Bestand keine Unterlagen vorhanden, ein Vertrag vom 01.05.1923 regelt dann die Gestellung von zwei Diakonissen. Im Mai 1964 werden 3 Diakonissen, 3 Verbandsschwestern und 1 Krankenpflegeschülerin als in Creglingen tätiges Pflegepersonal der Diakonissenanstalt Schwäbisch Hall erwähnt. Auch die am Krankenhaus tätige Hebamme wurde von Schwäbisch Hall abgeordnet. Beleg- und Chefärzte Dr. Friedrich Emil Ludwig 1871-1888 Dr. Wilhelm Hermann Pflüger 1891-1894 Dr. Arthur Bofinger 1894-1904 Dr. Michael Mayer 1895-1899 Dr. Robert Model, Distriktsarzt 1904-1934 Dr. Karl Friedrich Essig 1920-1928 Dr. Georg Kolb 1930-1933 Dr. Alexander Schoff, Chefarzt 1933-1955 (Dienstvertrag vom 24.05.1934) Dr. Werner Amft 1946-1950 Dr. Ludwig Leonhard, nur zeitweilig Belegarzt (ca.1949-ca. 1955) 1948-1971 Dr. Josef Roeser 1950-1966 Dr. Paul Goeck, Chefarzt 01.11.1955-30.06.1981 Dr. Arthur Zeuner 1966-1969 Dr. Salem Azem, erster Belegarzt für Innere Krankheiten 01.10.1977-31.12.1997 Dr. Barbara Baier, Chefärztin 01.07.1981-31.12.2003 Dr. Walter Willfarth, zusätzlicher zweiter Belegarzt für Innere Krankheiten Ab 01.01.1998 alleiniger Belegarzt 02.03.1989-2003 Dr. Ludwig Gniadek, Gynäkologe ?-2003 Oberschwestern/Pflegedienstleitung Marie Eisenbeis, Diakonisse ?-1970 Ruth Enk 1970-31.03.1999 Erna Hornberger, Diakonisse 1970-1980 Gabriele Bätz 01.04.1999-31.12.2003 Anästhesie Dr. Roeder 1981-2001, ab 1.10.1999 für stationären Bereich Dr. Hafizovic 1999-2003, ab 1.10.1999 für ambulanten Bereich Dr. Hirschauer 2002-2003, ab 01.01.2002 für stationären Bereich
2. Zur Geschichte des Bestandes: 2.1. Allgemeines Die Überlieferung des Krankenhauses Creglingen ist, bedingt durch die verschiedenen Besitzerwechsel und unterschiedlichen Betreiber, auf mehrere Archive und Provenienzen verteilt. Die ältesten Unterlagen über Neubau und Vermietung an die AOK Mergentheim finden sich im Staatsarchiv Ludwigsburg im Bestand FL 20/3 I. Das Stadtarchiv bzw. die Stadtverwaltung Creglingen besitzen ebenfalls Archivalien zur Verwaltung des Krankenhauses. Auch die AOK Mergentheim, heute AOK Main-Tauber-Kreis, verwahrt in ihrer Bad Mergentheimer Niederlassung noch Unterlagen aus der Zeit, in der sie Betreiber des Krankenhauses war. Es ist zu vermuten, dass auch das Evangelische Diakoniewerk Schwäbisch Hall Unterlagen über die Gestellung von Krankenpflegepersonal verwahrt. Soweit Unterlagen zur Verwaltung des Krankenhauses ab 1964 vorhanden sind, befinden sich diese bei den Verwaltungsakten des Kreiskrankenhauses Tauberbischofsheim. 2.2. Liste der in Archiven verwahrten Archivalien Staatsarchiv Ludwigsburg, Bestand FL 20/3 I, Ablieferungsliste Landratsamt Main-Tauber-Kreis 1979, Aktenplangruppe 5: Lfd. Nr. 4, Az. 510.0, Verkauf des Bezirkskrankenhauses Mergentheim und Vermietung der Bezirkskrankenhäuser Weikersheim und Creglingen an die AOK Mergentheim am 29.9.1921, 1921-1925 Lfd. Nr. 6, Az. 510.0, Neubau eines Bezirkskrankenhauses, sowie die Überlassung dieses an die AOK Mergentheim am 29.9.1921, 1884-1932 Lfd. Nr. 7, Az. 510.0, Erweiterung des Bezirkskrankenhauses, sowie dessen Kauf durch die Stadt Creglingen am 5.6.1937 (Rückkauf dessen am 18.3.1964 durch den Landkreis Mergentheim), 1926-1937 Lfd. Nr. 9´8, Az. 510.0, Verpflegungssätze für die Bezirkskrankenhäuser Creglingen, Mergentheim und Weikersheim, 1913-1921 Stadtarchiv Creglingen: Nr. 2557: Krankenbuch des Bezirkskrankenhauses Creglingen, 1890 Nr. 3230, Ausrüstung und Verwaltung des Krankenhauses, 1886 Nr. 3239, Erbauung des Krankenhauses und Krankenbücher (1891, 1892), 1887 Nr. 3254: Lieferungsvergabe an das Bezirkskrankenhaus Creglingen, 1896 Nr. 4040: Drei Verzeichnisse der im hiesigen Krankenhaus verpflegten Personen, 1888-1891 Weitere Akten befinden sich in der Altregistratur des Hauptamts. 2.3. Bearbeiterbericht Ein erster Kontakt zum Kreiskrankenhaus Creglingen seitens des Kreisarchivs wurde 1996 hergestellt. Damals waren noch Krankenakten ab Jahrgang 1956, getrennt nach Chirurgie und Innere Medizin, vorhanden. Bei der dann wegen der Auflösung des Krankenhauses erfolgten Aktenaussonderung im November 2003 musste festgestellt werden, dass nur noch Krankenakten der letzten 30 Jahre, d.h. solange die Unterlagen aus rechtlichen Gründen aufbewahrt werden müssen, verwahrt sind. Zwischenzeitlich hatte man die älteren Unterlagen entsorgt. Bei den Krankenakten der Abteilung Chirurgie der Jahrgänge 1970-2000 wurde eine Auswahlarchivierung nach den Buchstaben D, O und T gewählt. Waren 1970 pro Jahrgang ca. 3 Ordner vorhanden, so schwoll die Überlieferung aufgrund der umfangreicheren medizinischen Dokumentation in den Folgejahren immer mehr an. 1990 gab es pro Jahrgang 23 Ordner, im Jahr 2000 waren es schon 36 Ordner. Die etwa 60 lfd.m nicht archivwürdige Krankenunterlagen werden, da die rechtliche Aufbewahrungsfrist noch nicht abgelaufen ist, bis zu ihrer entgültigen Vernichtung am Sitz des bisherigen Verwalters im Kreispflege und Altersheim Gerlachsheim zwischengelagert. Kassiert wurden darüber hinaus ca. 18 lfd.m Rechnungsunterlagen, Gutachten, Durchgangsarztbescheinigungen, Laborberichte, Apothekenbestellungen sowie die Röntgenbilder. Die Unterlagen der Belegabteilung Innere Medizin verblieben vollständig, die Krankenunterlagen der Chirurgie teilweise (noch aktuelle Jahrgänge 2001-2003) beim zuständigen Belegarzt bzw. der bisherigen Chefärztin, die weiterhin in der neuen Tagesklinik praktizieren. Komplett übernommen wurden Krankenaufnahmebücher, OP-Bücher, Röntgenbücher, Wachebücher usw., die teilweise unerwartet weit zurückreichen. Die Ambulanzkartei von Dr. Goeck, ursprünglich 16 Holzschubladen Karteikarten, wurde ebenfalls nur in Auswahl (Buchstabe D, O und T, entspricht etwa 10 % der Gesamtmenge) archiviert. Der als Zugang 2003/44 ins Kreisarchiv eingekommene Bestande wurde von Unterzeichneter von Dezember 2003 bis Januar 2004 geordnet und verzeichnet. Die Erfassung der Titelaufnahmen erfolgte über das Archivprogramm MIDOSA 95. Der Bestand umfasst insgesamt 238 Nummern mit einem Umfang von 4,8 lfd.m. Claudia Wieland Wertheim-Bronnbach, im April 2004
Quellen- und Literaturangaben: StAWt-K LRA 20 Nr. 1153 StAWt-K LRA 51 Nr. 63, 64, 66, 216-232 StAWt-K LRA 31 Kreisrats- und Kreistagsprotokolle Landkreis Mergentheim und Main-Tauber-Kreis Albert Zahn, Medizinal- und Apothekengeschichte der Stadt Creglingen unter Berücksichtigung der Medizinalgesetzgebung der Markgrafschaft Ansbach, [Creglingen 1975] Festschrift "100 Jahre Krankenhaus Creglingen, 1885-1985", Hg. Main-Tauber-Kreis Zeittafel aus Internetauftritt des Kreiskrankenhauses Aktenablieferungsliste Landratsamt Main-Tauber-Kreis 1979
- Bestandssignatur
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Wertheim, K-LRA 51
- Kontext
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Wertheim (Archivtektonik) >> Kreisarchiv Main-Tauber-Kreis >> Überlieferung des Main-Tauber-Kreises >> Kreiseinrichtungen
- Indexbegriff Ort
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Creglingen TBB; Kreiskrankenhaus
- Bestandslaufzeit
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1923-2002
- Weitere Objektseiten
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- Letzte Aktualisierung
-
25.03.2024, 13:33 MEZ
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Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1923-2002