Bestand

B Rep. 126 Städtische Oper/Deutsche Oper Berlin (Bestand)

Vorwort

LAB B Rep. 126 Städtische Oper/Deutsche Oper Berlin

1. Geschichte

Als Gegenstück zur als konservativ geltenden Hofoper Unter den Linden gründeten bürgerliche Kreise der damals eigenständigen Stadt Charlottenburg das Deutsche Opernhaus. Von 1911 bis 1912 baute der Magistrat nach Plänen von Heinrich Seelings (* 1. Oktober 1852 Zeulenroda; † 15. Februar 1932 Berlin) das neue Musiktheater, das mit seinen 2.300 Plätzen zu den größten der Welt zählte. Die Eröffnung fand am 7. November 1912 mit der Aufführung des "Fidelio" von Ludwig van Beethoven unter der Stabführung von Ignatz Waghalter (* 15. März 1881 Warschau; † 7. April 1949 New York City) statt. Dieser, von Philipp Scharwenka und Joseph Joachim geförderte Geiger, Pianist, Komponist und Dirigent, war der erste Chefdirigent des Hauses. Besonders die Werke von Giacomo Puccini, Richard Strauss und Richard Wagner kamen unter seiner Leitung in den kommenden Jahren zur Aufführung. 1920 wurde Charlottenburg Teil der Reichshauptstadt und das Haus in Städtische Oper umbenannt. Bedeutende Künstler standen auf ihrer Bühne. Dirigenten wie Artur Rother, Bruno Walter, Wilhelm Furtwängler oder Paul Dessau und Leo Blech leiteten das Orchester. 1934 erfolgt die Rückbenennung des Hauses in Deutsches Opernhaus. Unter Paul Baumgarten wurde 1935 ein Umbau durchgeführt, der die Anzahl der Plätze auf 2.098 reduzierte, um eine "Führerloge" zu schaffen. Am 23. November 1943 fiel das Gebäude einem Bombenangriff zum Opfer. Als Ersatzspielstätte diente bis zur Schließung der Theater der Admiralspalast in der Friedrichstraße.
Nach Kriegsende spielte die jetzt wieder Städtische Oper im Theater des Westens am S-Bahnhof Zoologischer Garten.
Von 1957 bis 1961 wurde an derselben Stelle wo sich das zerstörte Opernhaus befand durch Fritz Bornemann (* 12. Februar 1912 Berlin; † 28. Mai 2007 Berlin) ein Neubau mit 1865 Plätzen errichtet. Besonders die Betonfassade zur Straße hin erregte Aufsehen. Am 24. September 1961 erklang zur Einweihung der Spielstätte Wolfgang Amadeus Mozarts "Don Giovanni". Als Reaktion auf den Mauerbau regte der Dirigent Ferenc Fricsay (* 9. August 1914 Budapest; † 20. Februar 1963 Basel) die erneute Umbenennung in Deutsche Oper Berlin an. In den folgenden Jahren prägten bedeutende Künstler das Haus. Zu ihnen zählen u. a. Lorin Maazel, Karl Böhm, Heinrich Hollreiser, Herbert von Karajan, Zubin Mehta, Daniel Barenboim, Giuseppe Sinopoli, Rafael Frühbeck de Burgos, Christian Thielemann und Donald Runnicles. Sängerpersönlichkeiten wie z. B. Frida Leider, Elisabeth Grümmer, Erika Köth, Lisa Otto, Irma Beilke, Pilar Lorengar, Michael Bohnen, Josef Greindl, René Kollo und Dietrich Fischer-Dieskau verhalfen der Deutschen Oper Berlin zu internationalem Ruhm.
Am 1. Januar 2004 wurde die Stiftung "Oper in Berlin" gegründet, zu der die Deutsche Oper Berlin, Staatsoper Unter den Linden, Komischen Oper Berlin, Staatsballett Berlin und der Bühnenservice Berlin gehören. Zum Stiftungsdach gehören die Generaldirektion, der Personalservice und die Finanzbuchhaltung. Am Wriezener Bahnhof 1 sind diese Bereiche zusammengelegt. Die drei Opernhäuser und das Staatsballett blieben weiterhin autonome Häuser mit eigenständigen künstlerischen Leitungen.

Götz Friedrich

Kein anderer Intendant der Nachkriegszeit hat die Deutsche Oper Berlin so maßgeblich geprägt wie Götz Friedrich. Der 1930 in Naumburg geborene Friedrich machte seine Theatererfahrungen zunächst als Schüler, dann als Mitarbeiter des großen Walter Felsenstein (* 30. Mai 1901 Wien; † 8. Oktober 1975 Berlin) an der Komischen Oper. Dort führte er später Regie und fungierte als Oberspielleiter. Bereits in den 60iger/70iger Jahren erhielt er die Möglichkeit, im westlichen Ausland zu inszenieren, so u.a. 1972 bei den Bayreuther Festspielen. Nach einem Gastspiel in Stockholm 1972 kehrte er nicht mehr in die DDR zurück. In den folgenden Jahren war er in Hamburg und London tätig.
Von 1981 bis zu seinem Tod 2000 leitete er als Generalintendant und Chefregisseur die Oper in der Bismarckstraße. Zugleich war er Chefregisseur, Oberspielleiter und Gastregisseur an anderen namhaften Häusern. Unter anderem stand er von 1984 bis 1993 an der Spitze des Theaters des Westens.
1986 initiierte er die Stiftung "The American Berlin Opera Foundation" (ABOF) mit Sitz in New York City.
Als Professor für Musiktheater-Regie an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg gab er seit 1973 seine Erfahrungen an Studenten weiter.
In Anerkennung seiner besonderen Verdienste ehrte ihn die Stadt Berlin 2010 mit einem Ehrengrab, welches sich auf dem Waldfriedhof Zehlendorf befindet.

Die Intendanten Städtischen Oper/Deutsche Oper Berlin nach 1945:

Michael Bohnen (1945-1947)
* 2. Mai 1887 Köln; † 26. April 1965 Berlin

Heinz Tietjen (1948-1954)
* 24. Juni 1881 Tanger; † 30. November 1967 Baden-Baden

Carl Ebert (1954-1961)
* 20. Februar 1887 Berlin; † 14. Mai 1980 Santa Monica

Rudolf Sellner (1961-1972)
* 25. Mai 1905 Traunstein; † 8. Mai 1990 Königsfeld-Burgberg

Egon Seefehlner (ab 1961 Stellvertretender Intendant und 1972-1976 Intendant)
* 3. Juni 1912 Wien; † 25. September 1997 Wien

Siegfried Palm (1976-1981)
* 25. April 1927 Barmen; † 6. Juni 2005 Frechen

Götz Friedrich (1981-2000)
* 4. August 1930 Naumburg; † 12. Dezember 2000 Berlin

André Schmitz (kommissarisch 2000-2001)
* 19. August 1957 Oberhausen

Udo Zimmermann (2001-2003)
(* 6. Oktober 1943 in Dresden)

Heinz Dieter Sense und
Peter Sauerbaum (kommissarisch; 2003-2004)
* 1945 in Halle/Saale

Kirsten Harms (2004-2011)
* 25. Juni 1956 Hamburg

Christoph Seuferle (kommissarisch; 2011-2012)

Dietmar Schwarz (seit August 2012)
* 1957 Biberach an der Riß

2. Bestandsinformation

Die Akten wurden im Jahre 1979 bzw. 2006 an das Landesarchiv Berlin abgegeben.
Im Bestand LAB B Rep. 126 befinden sich u. a. Korrespondenz der Intendanz (u.a. allgemeiner Schriftwechsel, Korrespondenz mit den Bereichen Orchester und Ballett, Gastverträge) sowie der Ballettdirektion und der Verwaltung.
Der Bestand ist vollständig erschlossen und umfasst 248 Akten (7,95 lfm), die den Zeitraum von 1945 bis 1990 dokumentieren. Einzelne Archivalien datieren bis 1944 zurück bzw. reichen bis in das Jahr 1999.

3. Benutzung

Die Benutzung ist mittels Findbuch und Datenbank möglich.
Einige Akten sind auf Grund archivgesetzlicher Bestimmungen bzw. EU-Datenschutz-Grundverordnung für die Benutzung befristet gesperrt (z. B. Personalunterlagen, Vertragsinhalte, Honorare). Eine Verkürzung der Schutzfristen kann auf Antrag erfolgen. Dazu bedarf es der besonderen Zustimmung des Landesarchivs Berlin.
Im Bestand befinden sich Unterlagen, die dem Urheberrecht unterliegen wie zum Beispiel Fotos.
Der Bestand ist wie folgt zu zitieren:
Landesarchiv Berlin (LAB) B Rep. 126, Nr. xxx

4. Korrespondierende Bestände

LAB A Rep. 168 Deutsches Opernhaus/Städtische Oper Berlin-Charlottenburg
LAB D Rep. 870 Deutsche Oper Berlin

5. Literaturhinweise

BOLLERT, Werner: 50 Jahre Deutsche Oper Berlin. Hessling, Berlin 1962
BUSCH, Max W.: Die Deutsche Oper Berlin - das Haus in der Bismarckstraße und seine Vorgänger. Presse- und Informationsamt, Berlin 1986 (Berliner Forum. 1986, 1)
BUSCH, Max W., HUWE, Gisela (Hrsg.). Die Deutsche Oper Berlin. Quadriga-Verlag Berlin 1984Deutsche Oper Berlin (Hrsg.): Dreißig Jahre Deutsche Oper Berlin 1961-1991. Berlin 1991. (Beiträge zum Musiktheater, Band 10.)
GEORGES, Horst: Deutsche Oper Berlin. Stapp, Berlin 1964
KÖHRER, Erich (Hrsg.): Jahrbuch des Deutschen Opernhauses in Charlottenburg. Berlin 1919-1922. Erschienen sind die Jahrgänge 1919/1920, 1921/1922 und 1922/1923
KÖHRER, Erich (Hrsg.): Jahrbuch der Städtischen Oper Berlin 1925/26. Deutsche Verlags-AG, Berlin 1925
FRIEDRICH, Götz (Hrsg.): Deutsche Oper Berlin. Beiträge zum Musiktheater, Berlin 1982-2001
MEYER ZU HERINGDORF, Detlef: Das Charlottenburger Opernhaus von 1912 bis 1961. Von der privat-gesellschaftlich geführten Bürgeroper bis zur subventionierten Berliner Städtischen Oper. Deutsche Oper, Berlin 1988 (Dissertation)
MEYER, Andreas K. W. (Hrsg.): Siebenjahrbuch. Die Deutsche Oper Berlin von 2004 bis 2011. (Im Auftrag der Deutschen Oper Berlin). Berlin 2011
Deutsche Oper Berlin (Hrsg.): Das Opernorchester in Charlottenburg - 75 Jahre. Deutsche Oper, Berlin 1987
BUSCH, Max W., HUWE, Gisela (Hrsg.): Die Deutsche Oper Berlin. Quadriga-Verlag Berlin 1984


Berlin, Mai 2020 Annette Thomas

Bestandssignatur
B Rep. 126

Kontext
Landesarchiv Berlin (Archivtektonik) >> B Bestände (West-) Berliner Behörden bis 1990 >> B 2 Senat von Berlin >> B 2.2 Nachgeordnete Einrichtungen

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Letzte Aktualisierung
28.02.2025, 14:13 MEZ

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