Bestand
Erbfürstentum Münster, Kreise (Bestand)
Verwaltung, Grenzen,
Gerichtsbarkeit, Kirchspielsachen, Zoll, Straßen und Brücken, Schul-
und Armensachen, Gendarmerie, Gewerbe, Forstwesen, jeweils für die
Kreise Münster (57), Warendorf (87), Beckum (16) und Bevergern
(2).
Bestandsgeschichte: Einrichtung
der Kreise Münster, Warendorf, Beckum und Lüdinghausen nach
preußischem Muster 1803, Aufteilung des Kreises Lüdinghausen und
Errichtung des Kreises Bevergern 1806, Aufhebung 1809 mit Einführung
des französischen Verwaltungssystems.
Form und Inhalt: "Über Bildung
der Polizei- und Finanz-Behörden für das platte Land und die
Mediatstädte des Fürstentums Münster" liegt aus dem Anfang des Jahres
1803 eine Denkschrift des Freiherrn vom Stein vor (Freiherr vom Stein,
Briefe und amtliche Schriften 2 I Nr. 525). Im weiteren Verlauf des
ersten Halbjahres 1803 machten auch v. Druffel, Forkenbeck und Graf v.
Merveldt sowie v. Rappard und Ribbentrop Vorschläge zur
Kreiseinteilung des Münsterlandes, von denen der des Letztgenannten in
Anlehnung an französische Vorbilder einen Ems-, Angel- und Steverkreis
vorsah.
Ein auf Steins Ideen fußender Vorschlag
der Organisationskommission vom September 1803 zur Bildung von fünf
Kreisen - Bevergern, Wolbeck, Sassenberg, Stromberg, Werne - stieß in
Berlin auf keine Gegenliebe; dort wollte man nur zwei, allenfalls drei
Kreise konzedieren. Das letztere sucht ein erneuter Plan Ribbentrops
mit einem Münsterischen oder Niederemskreis, einem Sassenbergischen
oder Oberemskreis und einem Wernischen oder Lippkreis zu
verwirklichen. Man einigte sich dann aber doch auf vier Kreise:
Münster, Warendorf, Beckum und Lüdinghausen; kreisfrei blieben die
Immediastädte Münster und Warendorf. Ihre Einrichtung wurde am 25.
November 1803 verfügt und mit kleinen Modifikationen durch Publicandum
vom 23. Dezember des Jahres bekannt gemacht.
Den 1805 wieder auflebenden Bestrebungen auf Errichtung eines
eigenen Bevergernschen Kreises trägt eine Kabinettsorder vom 20. März
1806 durch Neueinteilung der münsterischen Kreise Rechnung, wobei
Lüdinghausen der Auflösung verfällt. In ihrer damaligen Gestalt
bleiben die Kreise noch drei Jahre bestehen; erst im Frühjahr 1809
treten die nach französischem Muster neugeschaffenen Großherzoglich
Bergischen Verwaltungsbehörden an ihren Platz.
Die Organisation der landrätlichen Behörden richtete sich nach
dem Vorbild der älteren preußischen Provinzen. Zu Landräten sollten
möglichst bisherige Amtsdrosten gewählt werden, die vormaligen
Amtsrentmeister soweit möglich als Assistenten des Landrats übernommen
werden. Dafür sollten die Kreissekretäre mit der preußischen
Verwaltungspraxis vertraut sein.
Die
Instruktion für die Landräte und Kreissekretäre datiert vom 3. Februar
1804. Danach obliegt dem Landrat die Ausübung der allgemeinen
Landespolizei in seinem Kreise, in der er bis auf Domanial- und
Forstsachen alle in den Aufgabenbereich der Kriegs- und Domänenkammer
fallenden Sachen zu besorgen hat. Der ihm zur Seite gestellte
Kreissekretär hat das Expeditions-, Registratur- und Rechnungswesen zu
besorgen. Eine eigene Instruktion für Kreisausreuter und Kreisboten
erging am 1. Mai 1804.
Der Bestand wurde 1963
neu formiert. Die Überlieferung ist mäßig. In Einzelfällen reichen die
Registraturen der 1816 eingerichteten Landratsämter mit Vorakten noch
in die erste preußische Zeit zurück.
A. Münsterscher Kreis
Der Kreis setzte sich aus einem
Teil des Amtes Wolbeck, dem Amte Rheine-Bevergern rechts der Ems und
Absplissen des Amts Horstmar zusammen. Im einzelnen wurden ihm die
folgenden Städte und Kirchspiele zugewiesen:
Bevergern,
Dreierwlade, Handorf, Havixbeck, Hopsten, St. Mauritz, Münster-St.
Lamberti und Überwasser (Landkirchenspiele), Nienberge, Ost- und
Westbevern, Riesenbeck, Roxel, Saerbeck und Telgte sowie die
preußischen Anteile der Kirchspiele Emsbüren, Emsdetten, Gimbte,
Greven, Rheine, Salzbergen und Schepsdorf. Dazu kamen noch Ende 1803
Albachten und Hiltrup.
Bei der Neueinteilung
von 1806 erfuhr der Kreis eine völlige Umgestaltung. Während er
einerseits die preußischen Gemeinden des Amtes Rheine-Bevergern sowie
Telgte, Ost- und Westbevern abgab, ging mit Ausnahme von vier
Kirchspielen (Bockum, Heessen, Hövel, Walstedde) der ganze Kreis
Lüdinghausen in ihm auf.
Sitz des Landrats war
die kreisfreie Stadt Münster.
Landrat wurde
Max-Xaver v. Schmising-Kerssenbrock, Kreissekretär Quest; als
landrätlicher Assistent blieb Amtsrentmeister Geisberg in Funktion.
Ein Plan der münsterischen Kreisregistratur hat sich in den Akten der
Kriegs- und Domänenkammer Münster erhalten (Fach 1 Nr. 22). Er
gliedert sich in die folgenden 23 Rubriken: Topographie der Kreises;
Dienst-, Verwaltungs- und Bedientensachen; Bevölkerungssachen,
Finanzsachen, Regalien, Monopolien, Landeshoheitssachen, Militaria,
Landes-Dienstsachen, Justizsachen; Industrie-, Fabriken- und
Ökonomiesachen; Handels- und Gewerbesachen, Etablissements-Sachen,
Bausachen, Kommunitätssachen, Feuerpolizeisachen, Gesundheitspolizei,
Wege- und Vorflutpolizei, allgemeine Landespolizei, Parteisachen,
geistliche Sachen, Armensachen, diverse Sachen.
B. Warendorfer Kreis
Der Kreis wurde aus
dem Amt Sassenberg und Teilen des Amtes Wolbeck gebildet. Die
Kreiseinteilung von 1803 wies im die Städte und Kirchspiele Albersloh,
Alverskirchen, Angelmodde, Beelen, Einen, Everswinkel, Freckenhorst,
Füchtorf, Greffen, Harsewinkel, Hoetmar, Milte, Rinkerode, Sassenberg,
Sendenhorst, Alt- und Neu-Warendorf, Wolbeck sowie Albachten,
Appelhülsen, Bösensell, Hiltrup, Nottuln, Schapdetten und Venne zu,
von denen die sieben letztgenannten freilich schon Ende des Jahres an
Münster und Lüdinghausen abgegeben wurden.
Durch die Kreiseinteilung von 1806 kamen Amelsbüren, Ost- und
Westbevern sowie Telgte zum Warendorfer Kreis. Landrat wurde der
Sassenberger Amtsdrost v. Ketteler zu Harkotten, Kreissekretär der
bisherige Kalkulator des südlichen Städtekreises der Grafschaft Mark
Quade; als landrätlicher Assistent fungierte der bisherige
Amtsrentmeister Reinharz.
C.
Beckumscher Kreis
Der Kreis wurde aus dem Amt Stromberg und
Teilen des Amtes Wolbeck gebildet. Zu ihm zählten 1803 die Städte und
Kirchspiele Ahlen, Beckum, Diestedde, Dolberg, Drensteinfurt, Enniger,
Ennigerloh, Herzfeld, Liesborn, Lippborg, Oelde, Ostenfelde,
Stromberg, Sünninghausen, Vellern, Vorhelm, Wadersloh und
Westkirchen.
Dazu kamen bei Auflösung des
Lüdinghauser Kreises im Jahre 1806 die Kirchspiele Bockum, Heessen,
Hövel und Walstedde.
Landrat wurde der vormalige Amtsdrost
v. Nagel zu Vornholz, dem nach längerer Vakanz Clemens Wenzel Freiherr
v. Oer folgte. In der Zwischenzeit führte der Kreissekretär Keutmann
die Geschäfte.
D. Lüdinghauser
Kreis
Der Kreis setzte sich aus dem Amt Werne mit
Lüdinghausen, Teilen des Amtes Wolbeck und Absplissen der Ämter Dülmen
und Horstmar zusammen. Die Kreiseinteilung wies ihm zunächst die
folgenden Städte und Kirchspiele zu: Altlünen, Amelsbüren, Ascheberg,
Bockum, Bork, Heessen, Herbern, Hiddingsel, Hövel, Lüdinghausen,
Nordkirchen, Olfen, Ottmarsbocholt, Selm, Senden, Seppenrade,
Südkirchen, Walstedde, Werne sowie die Osterbauerschaft des
Kirchspiels Wolbeck. Noch im Dezember 1803 kamen dazu Appelhülsen,
Bösensell, Nottuln, Schapdetten und Venne.
Im
Gefolge der neuen Kreiseinteilung von 1806 wurde der Kreis
Lüdinghausen zum 1. Juni dieses Jahres aufgehoben. Landrat war Johann
Matthias Freiherr v. Ascheberg zu Venne, der sein Amt am 18. März 1806
niederlegte. Zum Kreissekretär wurde der bisherige Zollkalkulator und
Bürgermeister von Herdecke Ferdinand Kobbe bestellt.
Akten
haben sich nicht erhalten.
E.
Bevergernscher Kreis
Die Errichtung eines Bevergernschen
Kreises war bereits 1803 zeitweilig erwogen worden. Im November 1805
hatte der münsterische Landrat Freiherr v. Schmising-Kerssenbrock
erneut darauf angetragen, den preußischen Anteil dse vormaligen Amtes
Rheine-Bevergern von seinem Kreise zu trennen. Seinem Antrag folgte
die Kreis-Neueinteilung vom Frühjahr 1806.
Dem
am 1. Juni 1806 ins Leben tretenden Kreise gehörten neben der Stadt
Bevergern die Kirchspiele Dreierwalde, Hopsten, Riesenbeck und
Saerbeck sowie die rechts der Ems gelegenen Teile der Kirchspiele
Emsbüren, Emsdetten, Rheine, Salzbergen und Schepsdorf an.
Mit der Kreisverwaltung wurde der Geh. Kriegs- und Domänenrat
Philipp Carl Mauve in Lingen betraut. Als Kreissekretär stand ihm der
in Lüdinghausen frei gewordene Kobbe zur Seite.
Richtering
Das vorliegende
Findbuch B 5 Erbfürstentum Münster, Kreise wurde im Jahre 2010 von
Sabine-Ines Rauch mit dem Verzeichnungsprogramm VERA
abgeschrieben.
Münster, den 11. Dezember 2013,
Reich
- Bestandssignatur
-
G 011
- Umfang
-
166 Akten.
- Sprache der Unterlagen
-
German
- Kontext
-
Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen (Archivtektonik) >> 2. Behörden der Übergangszeit 1802-1816 >> 2.1. Preußische Entschädigungslande (G) >> 2.1.1. Erbfürstentum Münster
- Verwandte Bestände und Literatur
-
Wilhelm Kohl u. Helmut Richtering, Behörden der Übergangszeit 1802-1816, Münster 1964, S.26-31.
- Bestandslaufzeit
-
1774-1809
- Weitere Objektseiten
- Geliefert über
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- Letzte Aktualisierung
-
23.06.2025, 08:11 MESZ
Datenpartner
Landesarchiv Nordrhein-Westfalen. Abteilung Westfalen. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1774-1809