Bestand
Westfälische Salinendirektion (Bestand)
Edikte, Saline Neu-Salzwerk in
Rehme (Bad Oeynhausen), Salinen in den preußischen
”Entschädigungslanden“.
Bestandsgeschichte:
Salinenwesen zunächst unter Aufsicht der Regierung, dann der
Kriegs- und Domänenkammer. 1804-1809 selbständige Direktion mit
Sitz in Hamm.
Form und Inhalt: Das
Salzregal gehörte zu den wichtigsten landesherrlichen Rechten in
Brandenburg-Preußen. Mit seiner Ausübung wurde eine ergiebige
Einkunftsquelle für den Staatshaushalt ausgeschöpft. Das Regal
erstreckte sich sowohl auf das Salzgewinnungs- wie auf das
Salzhandels-Monopol, wobei dieses im gesamten Königreich, jenes
zunächst nur in den nach 1680 erworbenen Provinzen galt. Daher
bemühte sich die preußische Handels- und Gewerbepolitik unter
Friedrich Wilhelm I. und Friedrich dem Großen, die
privatwirtschatliche Salzgewinnung zu verstaatlichen, um das
gesamte Salzwesen in die Hand zu bekommen (1).
In den Provinzen westlich der Weser zählten die
Salinenbetriebe zu den ältesten Industrien Westfalens. Schon im 14.
Jahrhundert wurde Salz zu Sassendorf in der Soester Börde und zu
Brockhausen / Amt Unna, seit 1630 auch zu Werdohl / Amt Neuenrade
gewonnen. Die Salinen Sassendorf und Werdohl stellten im 18.
Jahrhundert allmählich die Produktion ein; während Brockhausen als
Saline Königsborn 1745 in fiskalischen Besitz überging (2). Wenig
später, 1753, wurde bei Rehme im Fürstentum Minden eine weitere
große staatliche Salzgewinnungsstätte, die Saline Neu-Salzwerk,
angelegt und in Betrieb genommen (3).
Beide
Salinen standen unter Aufsicht der für ihren Standort zuständigen
Kriegs- und Domänenkammern (KDK) zu Minden und Kleve bzw. zu Hamm
(ab 1767 als Kammerdeputation, ab 1788 als KDK tätig), die jeweils
ein Kammermitglied zum Salzkommissar ernannten. In dieser
Eigenschaft war der KDK-Rat sowohl für die technische
Betriebsführung der Salinen, als auch für die Rechnungslegung der
Provinzialsalzkasse verantwortlich. Ihm unterstanden die bei den
Salinen eingerichteten Salzfaktoreien (die den Salinenbetrieb und
den Salzverkauf en gros besorgten), die Salzinspektoren (die das
für jeden Untertan verbindliche Salzquantum ermittelten, ihm
darüber ein Salzbuch ausstellten und das gesamte Salzproberegister
führten), sowie die Salzseller (die den Salzdetailverkauf ausübten)
(4).
Oberbehörde für den Salzkommissar der
KDK war bis 1747 das III. Departement, danach das II. Departement
des Generaldirektoriums in Berlin. Dort wurde seit 1765 eine
besondere Salzregistratur geführt, aus der das sog. Salzdepartement
hervorging. Es wurde 1786 dem Minister Friedrich Anton von Heinitz
anvertraut, der in seiner Amtszeit (bis 1796) das preußische
Salzwesen tatkräftig modernisierte. Die technischen Neuerungen
wurden durch die 1794 vorgenommene Verbindung des Salzdepartements
mit dem Bergwerks- und Hüttendepartement besonders begünstigt
(5).
Demgegenüber bildete die Auflösung des
kombinierten Bergwerks-, Hütten- und Salinendepartements 1796 bzw.
die Errichtung einer Generalsalzadministration aus dem ehemaligen
Salzdepartement und der Kgl. Preuß. Seehandlung einen Rückschritt,
der durch die Hoffnung auf eine Ertragssteigerung beim Salzhandel
auf Kosten der eigenen Salzgewinnung ausgelöst worden war
(6).
Der ehemalige Oberpräsident der
westfälischen KDK's, Reichsfreiherr Karl von und zum Stein,
veranlaßte daher nach seiner Ernennung zum Chef des Akzise- und
Fabrikendepartements des Generaldirektoriums sowie der
Generalsalzadministration 1804 eine Neuorganisation des Salzwesens.
Die Administration wurde wieder aufgelöst; ihre technischen Belange
(die "Salzfabrikationspartie") an das Bergwerks- und
Hüttendepartement, ihre kaufmännischen Aufgaben (die
"Salzdebitpartie") an das Akzise-Departement bzw. die Seehandlung
übertragen (7).
Gleichzeitig wurde eine
Neuordnung der Salzverwaltung in den westfälischen Provinzen
durchgeführt. Dort hatte um 1796 der KDK-Rat Meyer mit Sitz in der
KDK Hamm und der KDK Minden die Aufsicht über die Salinen
Königsborn und Neu-Salzwerk übernommen. Nun wurde (nach dem Vorbild
entsprechender Regelungen in den Ostprovinzen seit 1793) im Oktober
1804 das Salzwesen aus dem Geschäftsbereich der KDK's
herausgenommen und der "Westfälischen Salinendirektion" zu Hamm
übertragen (8). Eine Kabinettsordre vom 29.8.1805 vollzog die
Errichtung dieser neuen Behörde. Ihr unterstand der Betrieb aller
Salinen sowie der Salzhandel in den westfälischen Provinzen. Zum
Behördenleiter wurde KDK-Rat Meyer, als "Chefpräsident" der
Minister vom Stein ernannt (9).
Wie die
KDK's zu Hamm, Minden und Münster stellte wohl auch die
Westfälische Salinendirektion zu Hamm 1809 ihre Tätigkeit
ein.
Von den Vorakten und Akten der Behörde
gelangte nur ein kleiner Splitter mit Zugängen aus dem Oberbergamt
Dortmund in das Staatsarchiv Münster. Dort wurde aus den insgesamt
10 Akten in lockerer Anwendung des Provenienzprinzips ein Bestand
mit abgestuftem Signatursystem gebildet. Bei der Neuverzeichnung
der Akten, die 1981 nach Verlust des alten Findbuchs notwendig war,
wurden diese Signaturen beibehalten.
Münster
i.W., im Dezember 1981
Kloosterhuis
Anmerkungen:
(1) Vgl. H. Rachel, Die Handels-,
Zoll- und Akzisepolitik Brandenburg-Preußens, 1. Bd., Berlin 1911,
S. 655 ff., 2. Bd. 1. H., Berlin 1922, sowie 3. Bd. 1. H. und 2.
H., Berlin 1928, S. 765 ff. bzw. S. 422 ff.
(2) Vgl. B.
Rollmann, Historisch-Technische Beschreibung der Kgl. Saline
Königsborn bei Unna, in: D. G. Schreber (Hg.), Sammlung
verschiedener Schriften, welche in die ökonomischen, Policey- und
Cameral-, auch andere Wissenschaften einschlagen, 3, 1799, Bd. 1,
S. 89-97; 4, 1800, Bd. 2, S. 67-77; 5, 1801, Bd. 1, S. 113-125;
dazu A. Meister, Handel, Gewerbe, Industrie und Bergwesen bis zu
Beginn des 19. Jahrhunderts, in: ders. (Hg.), Die Grafschaft Mark,
Dortmund 1909, S. 399 ff., bes. S. 407 ff., sowie W. Timm, Von den
Brockhausener Salzwerken zur Saline Königsborn. Ein Kapitel
märkischer Wirtschaftsgeschichte, Hagen 1978.
(3) Vgl.
Beschreibung des Kgl. Salzwerkes bey Rehme, in: P. Fl. Weddigen
(Hg.), Westfälisches Magazin, 3, 1787, S. 453-461; dazu H. Tümpel
(Hg.), Minden-Ravensberg unter der Herrschaft der Hohenzollern,
Bielefeld u.a. 1909, S. 179 ff., bes. 215 ff.
(4) Vgl.
A. F. Hase, Handbuch zur Kenntnis des Preußischen Polizei- und
Kameralwesens, 3. Bd., Berlin 1797, S. 158 ff.
(5) Vgl.
Aug. Schwemann, Fhr. von Heinitz als Chef des Salzdepartements
(1786-1796), in: Forsch, Brandenburg-Preußische Geschichte, 7/2,
1894, S. 111-159; dazu W. Weber, Innovationen im frühindustriellen
deutschen Bergbau und Hüttenwesen: Friedrich Anton v. Heinitz,
Göttingen 1976. Von den technischen Modernisierungsmaßnahmen, die
Heinitz veranlaßte, ist besonders die Installierung einer
Dampfmaschine bei der Saline Königsborn 1797 zu erwähnen.
(6) Vgl. H. O. Meisner, G. Winter (Bearbb.), Übersicht über
die Bestände des Geheimen Staatsarchivs zu Berlin-Dahlem, 2. Teil,
Berlin 1935, S. 38.
(7) Vgl. M. Lehmann, Freiherr vom
Stein, 1. Bd., Leipzig 1902, S. 319 ff.
(8) Im Bestand
findet sich diese Behördenfirma erstmals erwähnt auf einem
Schreiben an den "Westfälischen Salinendirections-Secretair"
Schürmann vom 23.10.1804; vgl. Staatsarchiv Münster, Westfälische
Salinendirektion Hamm Nr. 6.
(9) Vgl. Fr. Böckeholt, Zur
Geschichte der Kgl. Preußischen Provinzialverwaltung der ehemaligen
Grafschaft Mark zu Hamm (Westf.), Münster 1912, S. 71. Als Nachweis
für die Kabinettsordre wird Hauptstaatsarchiv Düsseldorf, KDK, Gen.
Dom. Gen. Fach 6.5., zitiert.
- Reference number of holding
-
D 010
- Extent
-
11 Akten.; 12 Akten (2 Kartons), Findbuch D 010.
- Language of the material
-
German
- Context
-
Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen (Archivtektonik) >> 1. Territorien des Alten Reiches bis 1802/03 einschließlich Kirchen, Stifter, Klöster, Städte u.ä. >> 1.4. Preußisches Westfalen (D) >> 1.4.1. Grafschaft Mark mit Soest und Lippstadt >> 1.4.1.1. Verwaltungs- und Justizbehörden, Landstände
- Related materials
-
Peter Wiegand (Bearb.), Die preußische Berg-, Hütten- und Salinenverwaltung 1763-1865. Die Bestände in den Nordrhein-Westfälischen Staatsarchiven, Bd. 1: Staatsarchiv Münster, Münster 2000 S. 28ff.
- Date of creation of holding
-
1718-1808
- Other object pages
- Delivered via
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Last update
-
23.06.2025, 8:11 AM CEST
Data provider
Landesarchiv Nordrhein-Westfalen. Abteilung Westfalen. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Bestand
Time of origin
- 1718-1808