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Skizzenbuch Paris

Das Pariser Skizzenbuch entstand in den Monaten März bis September des Jahres 1869. Weitere - Einträge stammen aus dem Jahr 1870 und wurden wohl erst nach der Heimkehr vorgenommen. - In Bendemanns OEuvre ist das Skizzenbuch zwischen der in Düsseldorf befindlichen Ölskizze - (Abb. 23) und der ausgeführten Endfassung des Gemäldes Die Wegführung der Juden in die babylonische - Gefangenschaft einzuordnen (Abb. 26; vgl. Kat. Nr. 27-44). Es umfasst 32 Blätter, wobei Blatt 29 - fehlt. (Am erhaltenen Ansatz ist deutlich zu erkennen, dass Blatt 29 herausgeschnitten wurde. Er trägt auf der Rectoseite - eine römische Numerierung von „I“ bis „VII“.) Es ist im Sedezformat gebunden und wird von einem schwarzen Paste-grain-Einband mit - Leinenrücken umfasst. In gedruckten ornamentalen Versal-Buchstaben steht auf der Vorderseite - des Einbandes „Album“. Auf einem nachträglich aufgeklebten Etikett ist handschriftlich und mit - Bleistift „(1869)“ vermerkt. Bevor die Göttinger Kunstsammlung das Skizzenbuch 1977 erwarb, - befand es sich in einer privaten Sammlung in London. Im Laufe der Jahre hat sich die Bindung - leicht gelockert, der Einband ist etwas verschlissen und zahlreiche Blätter sind stockfleckig. - Ein Großteil der im Skizzenbuch enthaltenen Zeichnungen bezieht sich auf die Sammlungen - des Pariser Louvre. Das besondere Interesse Bendemanns lag dabei auf Gemälden berühmter - Künstler sowie der vorderasiatischen Kunst. Er skizzierte während seines Aufenthaltes im Louvre - sowohl prominente Werke von Künstlern wie van Dyck, Leonardo da Vinci, Raffael oder Veronese - (vgl. Kat. Nr. 60-1r, 2r, 3v, 14r), aber auch Reliefs aus dem Palast des assyrischen Königs Assurbanipal - (668 bis ca. 627 v. Chr.) in Ninive, die ihn besonders in Hinblick auf Die Wegführung der Juden in - die babylonische Gefangenschaft interessierten (vgl. Kat. Nr. 60-4v-9v, 12r u+v). (Entsprechende archäologische Objekte befinden sich bis heute im Musée du Louvre in Paris, in den Staatlichen - Museen zu Berlin und im British Museum London, vgl. Ausst. Kat. Berlin 2008, Bd. 1, S. 16.) - Die umfangreiche Sammlung altorientalischer Kunst des Louvre war durch das gewachsene Interesse - für die Orientalistik und die Initiierung archäologischer Ausgrabungen im Orient zu Stande - gekommen.(Vgl. Andrè-Salvini 1997, S. 8.) Bereits um 1842 wurden Forschungsreisen nach Assyrien unternommen. Die ersten - bedeutenden Funde machte der Franzose Paul Emile Botta (1802-1870), der diese in Khorsabad - zutage förderte, das er damals noch für das alte Ninive hielt.(Vgl. Chevalier 2008, S. 63.) Botta veranlasste, seine Entdeckungen - nach Paris zu bringen. So konnte dort die Abteilung für assyrische Kunst des Louvre errichtet - werden.(Vgl. Andrè-Salvini 1997, S. 8.) Der Konsul und Archäologe Victor Place (1818-1875) führte um 1851 weitere Ausgrabungen in Khorsabad durch.(Vgl. Chevalier 2008, S. 63.) 1862 unternahm der Franzose Henri Pacifique Delaporte (1815- - 1877) ebenfalls eine umfangreiche archäologische Exkursion durch Mesopotamien und entdeckte in - Nimrud ein Ensemble assyrischer Reliefs.(Vgl. ebd., S. 65.) - Eduard Bendemann muss sich mit der Ausgrabungskampagne - um Babylon beschäftigt und somit auch von - den Funden aus Assyrien erfahren haben, die zum Teil - zeitgleich gemacht wurden. Wie Guido Krey festgestellt - hat, arbeitete der Künstler in Vorbereitung auf sein Werk - Die Wegführung der Juden in die babylonische Gefangenschaft vor - allem daran, sich anhand der Reliefs aus Ninive und - Khorsabad eine „ethnisch-kulturelle Authentizität“ für - Figuren und Beiwerk anzueignen.(Krey 2003, S. 189.) Hierzu gehörte nicht - nur das Studium von Altertümern, sondern auch das - Zeichnen nach lebenden Modellen, welches im Falle des - Pariser Skizzenbuchs eine bemerkenswerte Verbindung - mit der Erschließung historischer Reliefs eingeht. Besonders - interessierten den Künstler fremdländische, - möglichst orientalisch erscheinende Modelle, wie man - anhand der Skizzen (Kat. Nr. 60-14v, 16r, 22r) sowie der - bemerkenswerten Auflistung von Modellen, ihren Adressen - und Preisen, auf der hinteren Umschlaginnenseite - feststellen kann. - Darüber hinaus finden sich im Skizzenbuch auch - Entwurfsskizzen zu einzelnen Szenen für die Wegführung - (Kat. Nr. 60-21v, 22r) sowie weitere für Bendemanns - Arbeit höchst aufschlussreiche Bilder und Texte: etwa - Einkaufslisten (17r), Steuerlisten (17v) oder die Abschrift - eines kuriosen Briefes an den Musiker Ferdinand Hiller - (30r). Einige Notizen verweisen auf den Deutsch- - Französischen Krieg von 1870/71 (29v) und damit auf - die Zeit nach Bendemanns Rückkehr nach Düsseldorf.

Fotograf*in: Katharina Haase / Rechtewahrnehmung: Georg-August-Universität Göttingen, Kunstgesch. Seminar und Kunstsammlung der Universität

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Location
Georg-August-Universität Göttingen / Kunstgesch. Seminar und Kunstsammlung der Universität, Göttingen
Inventory number
H 1977/102
Measurements
Höhe: 100 mm (Einband)
Breite: 155 mm (Einband)
Material/Technique
Papier
Inscription/Labeling
Gravur: 1869 (Datierung Einband, außen eigenhändig? Bleistift)
Gravur: Album (Einband, außen gedruckt)

Related object and literature
Beschrieben in: „Vor den Gemälden : Eduard Bendemann zeichnet ; Bestandskatalog der Zeichnungen und Skizzenbücher eines Hauptvertreters der Düsseldorfer Malerschule in der Göttinger Universitätskunstsammlung“. Univ.-Verl. Göttingen, Göttingen, 2012. (S. 257 f., Nr. 60)
hat Teil: Abrieb von Bleistiftskizze H 1977/102-19r - Skizze nach der Skulptur "Rossebändiger" [H 1977/102-18v]
hat Teil: Kopfstudie eines bärtigen Mannes und Studie einer weiblichen Figur [H 1977/102-31r]
hat Teil: Kopfstudie eines Säuglings im Halbprofil, dessen Kopf in den Nacken gelegt ist [H 1977/102-27v]
hat Teil: Skizze einer Gartenanlage in Aufsicht [H 1977/102-17v]
hat Teil: Zwei Skizzen mit biblischen oder allegorischen Szenen [H 1977/102-23r]
hat Teil: Liegende schlafende Frau und über sie gebeugte Figur; weitere Skizzen [H 1977/102-25r]
hat Teil: Grundriss der Kirche St. Vincent-de-Paul in Paris [H 1977/102-4r]
hat Teil: Geometrische Formen und Text [H 1977/102-32r]
hat Teil: Text [H 1977/102-hintere Umschlagseite]
hat Teil: Sechs kleine, flüchtige Skizzen nach Werken im Louvre mit umfangreicher Beschriftung [H 1977/102-3v]
hat Teil: Text [H 1977/102-31v]
hat Teil: Text [H 1977/102-30v]
hat Teil: Text [H 1977/102-30r]
hat Teil: Text [H 1977/102-29v]
hat Teil: Kopfstudie eines Säuglings [H 1977/102-28r]
hat Teil: Brustbild eines Säuglings, dessen Kopf und Augen zum rechten Bildrand gerichtet sind [H 1977/102-27r]
hat Teil: Männliche Figur, ihr Gesicht mit einem Tuch bedeckend, Text [H 1977/102-26r]
hat Teil: Zwei sich umarmende Figuren, Text [H 1977/102-25v]
hat Teil: Figurenszene [H 1977/102-24v]
hat Teil: Umriss einer linken Hand [H 1977/102-24r]
hat Teil: Skizze eines Engels, zweier Figuren und eines Brunnens [H 1977/102-23v]
hat Teil: Allegorische Szenen und eine Figurengruppe [H 1977/102-22v]
hat Teil: Elf Kopfstudien eines Mannes mit orientalischer Kopfbedeckung; Detailstudie der Figur als Standfigur mit erhobenem Arm vor einer Figurengruppe; Skizze zweier Frauen in langen Gewändern [H 1977/102-22r]
hat Teil: Skizze einer Frau mit Kind auf einem Esel reitend; Variationen dieses Motives; stehender Feldherr mit Lanze vor einem Streitwagen [H 1977/102-21v]
hat Teil: Zwei Frauen vor einer Architekturkulisse [H 1977/102-21r]
hat Teil: Skizze einer Figurengruppe auf einem Felsen; Figur im Vordergrund mit hoch aufgereckten Armen [H 1977/102-20r]
hat Teil: Vier Skizzen von männlichen Köpfen [H 1977/102-3r]
hat Teil: Skizze der reich ornamentierten Weihekrone des Westgotenkönigs Rekkeswinth; zudem verschiedene Notizen [H 1977/102-1v]
hat Teil: Notizen [H 1977/102-Vordere Umschlaginnenseite]
hat Teil: Vielfigurige Szene und Text [H 1977/102-15r]
hat Teil: Skizzen nach Gemälden Raffaels und Leonardos [H 1977/102-2r]
hat Teil: Relief mit zwei Soldaten und einem Mann, die einen Karren mit einer Frau und einem Kind ziehen [H 1977/102-7v]
hat Teil: Herkules erwürgt in seiner Wiege zwei Schlangen [H 1977/102-32v]
hat Teil: Skizze nach dem Gemälde "Guillaume Richardot mit seinem Sohn" von Anton van Dyck und Skizze eines weiteren Bildes [H 1977/102-1r]
hat Teil: Darstellung von fünf Figuren in orientalischer Kleidung; Detailstudie eines Trinkschlauches [H 1977/102-12r]
hat Teil: Studie eines Assyrers im rechten Profil [H 1977/102-6v]
hat Teil: Skizze eines reitenden Bogenschützen nach einem Relief vom Palast des Assurbanipal; Studie eines Armes mit Schleuder [H 1977/102-5v]
hat Teil: Skizze eines Reliefs mit einem assyrischem Krieger und Tribut leistenden Assyrern vom Palast des Assurbanipal in Ninive [H 1977/102-5r]
hat Teil: Detailstudien der Sandalen und des Armreifs vom Hochrelief des Gilgamesch [H 1977/102-4v]
hat Teil: Skizze eines Kamels [H 1977/102-20v]
hat Teil: Tanz der Salome (Figurendarstellungen in einem Raum) sowie Detailstudie eines bärtigen Mannes als Halbfigur [H 1977/102-19v]
hat Teil: Drei afrikanische Musikinstrumente (Harfen) [H 1977/102-26v]
hat Teil: Skizze nach der Skulptur "Rossebändiger" [H 1977/102-19r]
hat Teil: Grundriss sowie eine schnelle Skizze dreier Figuren in dynamischer Bewegung [H 1977/102-18r]
hat Teil: Text [H 1977/102-17r]
hat Teil: Geometrische Formen [H 1977/102-16v]
hat Teil: Drei Kopfstudien [H 1977/102-16r]
hat Teil: Skizzen von geschliffenen Ringen mit Edelsteinen in verschiedenen Ansichten [H 1977/102-15v]
hat Teil: Kopfstudien [H 1977/102-14v]
hat Teil: Frau mit Kind und Hund; Studie nach einem Gemälde von Paolo Veronese [H 1977/102-14r]
hat Teil: Skizze eines Rosettensarkophages aus dem Louvre; Detailstudie eines Rosettenmotivs [H 1977/102-13r]
hat Teil: Kniender Orientale mit Bart [H 1977/102-12v]
hat Teil: Flüchtige Skizze eines Tieres [H 1977/102-11v]
hat Teil: Skizze der Skulptur des Hermes, die Sandale bindend; Skizze eines männlichen Gesichts in Frontalansicht [H 1977/102-11r]
hat Teil: Skizze zweier Reiterfiguren nach Jean Louis Ernest Meissonier [H 1977/102-10v]
hat Teil: Studie einer Grabstele aus Pharsalos (Thessalien) mit zwei jungen Frauen im Profil [H 1977/102-10r]
hat Teil: Reiterszene mit Dromedar und Pferden [H 1977/102-9v]
hat Teil: Skizze eines stehenden Kriegers mit Helm und Speer, die Zügel eines Pferdes haltend; Detailstudien [H 1977/102-9r]
hat Teil: Skizze eines Assyrers im linken Profil mit Bart, Kopfbedeckung und Ohrschmuck [H 1977/102-8v]
hat Teil: Relief des Assurbanipal auf seinem Streitwagen mit Gefolge; Detailstudien [H 1977/102-8r]
hat Teil: Relief mit Musikanten aus dem Palast des Assurbanipal in Ninive [H 1977/102-7r]
hat Teil: Relief mit einer Biwakszene auf einem Feldzug des Königs Assurbanipal [H 1977/102-6r]

Classification
Zeichnung (Oberbegriffsdatei)
Skizzenbuch (Oberbegriffsdatei)

Event
Entstehung
(when)
1869 - 1870

Last update
24.04.2025, 12:58 PM CEST

Data provider

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Object type

  • Grafik

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Time of origin

  • 1869 - 1870

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