Bestand

Domänenkanzlei Karlsruhe und nachgeordnete Stellen (Bestand)

Verwaltungs- und Überlieferungsgeschichte: Die Geschichte der Domänenkanzlei ist weitgehend unbekannt, nur ein Bruchteil ihrer Aktenüberlieferung hat sich erhalten; die folgenden Angaben können so nur sehr vorläufig sein und bedürfen der Korrektur. Als "Markgräflich Badische Domänenkanzlei" verwaltete die Karlsruher Stelle offenbar seit Beginn des 19. Jahrhunderts das Fideikommiss-Vermögen der nichtregierenden Prinzen des Hauses Baden, neben (oder unter?) der Intendanz der Hofdomänen. Mit dem Regierungsantritt Großherzog Ludwigs I. von 1818 wurde sie umbenannt in "Großherzoglich ehemals Markgräflich Badische Domänenkanzlei", wohl um dem aufrechterhaltenen Nutzungsanspruch Ludwigs auf den Bodenseefideikommiss gerecht zu werden; die Bezeichnung hielt sich dann in der verkürzten Form der "Großherzoglich-markgräflich Badischen Domänenkanzlei" auch nach dem Regierungswechsel von 1830. Der Amtssitz lag bis zum Ende des 19. Jahrhunderts am Karlsruher Marktplatz (Hebelstr. 9), bis in die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg im Gebäude Leopoldstr. 10. Die Domänenkanzlei war zuständig für den Unterländer und den Bodensee-Fideikommiss, also für die Pfälzer Höfe am Unterlauf des Neckars, Bauschlott, Katharinentaler und Karlshäuser Hof, Maximiliansau u.a. bzw. das Rentamt Schwetzingen und die Verwaltung Bauschlott sowie die Rentämter am Bodensee, Salem mit Herdwangen, Hilzingen und der Verwaltung Petershausen. Zeitweise beaufsichtigte die Domänenkanzlei auch selbst Güter; so übernahm sie z.B. 1897, bei der Auflösung des Rentamts Herdwangen, die Verwaltung des Besitzes in Konstanz und Allmannsdorf in eigene Regie. Im Zug der Aufsicht über den gesamten Liegenschaftsverkehr der Fideikommisse verwahrte die Domänenkanzlei zahlreiche Vorurkunden und Notariats-Urkunden im Original. Zugleich kontrollierte sie intensiv die Rechnungsführung der unterstellten Kassen - z.B. der Karlsruher Hauptkasse - und der Rentämter und unterhielt dafür ein eigenes Rechnungsarchiv, aus dem große Teile später an das Rentamt Salem weitergeleitet wurden. Wohl in Personalunion lag bei Mitarbeitern der Domänenkanzlei die Verwaltung der prinzlichen Privatvermögen, die aber jeweils als eigene Stelle firmierten. Ebenfalls unter dem Dach der Domänenkanzlei arbeitete der "Markgräfliche Pensionsfonds". Für die "Versorgung der Hinterbliebenen der Beamten und Bediensteten der markgräflich badischen Bodenseefideikommisse" war 1807 ein "Markgräflich badischen Dienerwitwenfiskus" gegründet worden; 1872 wurde er in einen "Witwen-, Waisen-, Unterstützungs- und Pensionsfonds" umbenannt, 1906 erhielt er die Bezeichnung "Großherzoglich Markgräflich Badischer Pensions- und Hinterbliebenenversorgungsfonds". 1919 wandelte Prinz Max von Baden den Fonds in eine Stiftung um; ihre Bezeichnung als "Pensions- und Hinterbliebenenversorgungsfonds für die markgräflichen Beamten und Diener" sollte vereinfacht "Markgräflicher Pensionsfonds" lauten. Das Stiftungskapital von ca. 1 Million Mark aus dem älteren Fonds wurde von Prinz Max noch einmal um ca. 800 000 Mark erhöht. Die Verwaltung lag bei der Domänenkanzlei, die Rechnungsführung bei der Hauptkasse. Auf Antrag des Verwaltungsrats löste das Regierungspräsidium Nordbaden 1956 den Fonds wegen durch die Geldentwertungen fehlender Kapitaldeckung auf, seine Aufgaben gingen an die Markgräflich Badische Verwaltung über, die bereits vorher die fehlenden Mittel bereitgestellt hatte. Schriftgut der Domänenkanzlei geriet - wohl je nach den wechselnden Besitzverhältnissen - in die Registratur der Generalintendanz der Civilliste (heute GLA 56), vielleicht auch der Domänendirektion (heute GLA 391); in Salem wurden die Akten in die Registratur des Rentamts eingereiht, die Vorurkunden zum Kirschgartshauser Hof (die immerhin bis ins 15. Jahrhundert zurückreichen) sogar in den Nachlass des Prinzen Max. Mit der Hinterlegung dieses Nachlasses und der Rentamtsregistratur in das Generallandesarchiv Karlsruhe im Jahr 2014 konnte zumindest dieser Teil der Domänenkanzlei-Überlieferung als eigener Bestand aufgestellt werden. Der Verbleib der übrigen Akten ist jedoch unbekannt. Auch ist noch zu klären, wann die Domänenkanzlei ihre Tätigkeit in Karlsruhe exakt einstellte bzw. wann alle ihre Funktionen von der Markgräflich Badischen Verwaltung übernommen worden waren. Einzelne Geschäfte der Domänenkanzlei wurden noch bis in die 1950er Jahre in der Karlsruher Wohnung eines Rechnungsrates erledigt.

Inhalt, Ordnung und Verzeichnung: Abgesehen von den genannten Unterlagen zum Güterverkehr und zur Rechnungsrevision spiegeln sich die Zuständigkeiten der Domänenkanzlei nur sehr fragmentarisch im erhaltenen Rest: Einige Personalakten, Inventare der Gutshöfe und Aktenverzeichisse der unterstellten Ämter liefern nur Beispiele einer umfangreichen Besitzverwaltung. Auch aus der Verwaltung des Privatvermögens von Prinz Max haben sich in diesem Zusammenhang lediglich Personalakten für die Hofhaltung im Palais in der Kalrsruher Karlstraße erhalten sowie Handakten des Ordonnanzoffiziers Kurt von Bohlen und Halbach bei Reisen des Prinzen nach Wien und London. Die revidierten Rechnungen und andere Amtsbücher der nachgeordneten Stellen mit Abhörvermerken der Domänenkanzlei finden sich in Bestand 69 Baden, Salem-7 (Rechnungen) bzw. Salem-1 (Amtsbuchserien ohne Rechnungen). Zu den Verzeichnungsgrundsätzen vgl. das Vorwort zu GLA 69 Baden, Salem-1. Der Bestand umfasst 191 Nummern in 1,3 lfd.m. Karlsruhe, im Dezember 2016 Konrad Krimm

Bestandssignatur
Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe, 69 Baden, Salem-8
Umfang
191 Akten (Nr. 1-191)

Kontext
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe (Archivtektonik) >> Dynastie und Regierung >> Bodensee-Fideikommiss

Bestandslaufzeit
(1422-) 1716 - 1956 (1957)

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Letzte Aktualisierung
03.04.2025, 11:03 MESZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • (1422-) 1716 - 1956 (1957)

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