Bestand
Paulus, Friedrich (Generalfeldmarschall) (Bestand)
Geschichte des Bestandsbildners:
Friedrich Ernst Wilhelm Paulus: geb. 23.09.1890 in Guxhagen; gest.
01.02.1957 in Dresden.
1910 Eintritt als
Fahnenjunker in das 3. Badische Infanterie-Regiment Nr. 111 in
Rastatt. 1914 Einsatz im III. Bataillon an der Westfront; April bis
August 1915 Führung des II. Rekrutendepots. August 1915 Versetzung zum
Jägerregiment Nr. 2 und Ernennung zum Oberleutnant. Als Teil des
Alpenkorps zunächst Einsatz in Tirol, danach Feldzüge gegen Serbien
und Mazedonien sowie Westfront. Im Frühjahr 1916 war Paulus für wenige
Wochen Chef der Gebirgsmaschinengewehrabteilung des
Reserve-Jägerbataillons 10. Ab Mai 1916 Adjutant des Kommandeurs des
Jägerregiments Nr. 2 mit Einsatz vor Verdun und im Argonner Wald, ab
August Teilnahme des Alpenkorps am Feldzug in Siebenbürgen und in
Rumänien. Mai 1917 Ic im Generalstab des Alpenkorps mit Einsätzen in
1918 an der Vogesenfront, in Tirol sowie am Isonzo. Mai 1918 zunächst
Ia und später Chef des Generalstabes der 48. Reservedivision. Am 20.
September 1918 Beförderung zum Hauptmann.
In
den ersten Monaten 1919 kurzzeitige Verwendung im Freikorps
„Grenzschutz Ost; 1920 Regimentsadjutant im Schützenregiment 113 bzw.
Badisches Infanterieregiment 14 in Konstanz. Oktober 1923 bis April
1925 Tätigkeit in der Heeresabteilung des Truppenamtes. 1925 bis 1931
Verwendungen als Generalstabsoffizier im Wehrkreis V sowie im Stab der
5. Division. Im Herbst 1931 Versetzung an die Kriegsakademie in Berlin
als Lehrkraft und Lehrgangsleiter für Taktik und Kriegsgeschichte.
April 1934 Übernahme der Kraftfahr-Abteilung 3 bzw.
Aufklärungs-Abteilung 3; Juni 1935 Beförderung zum Oberst; September
1935 Versetzung in den Generalstab des Inspekteurs der Panzertruppen;
Oktober Ernennung zum Chef des Generalstabes des Kommandos der
Panzertruppen als Nachfolger Heinz Guderians. 1937 Chef des
Generalstabes im Generalkommando XVI. Armeekorps.
Am 1. August 1939 Ernennung zum Chef des Generalstabes der
Heeresgruppe 4, im Zuge der Kriegsvorbereitungen umstrukturiert in 10.
Armee unter dem Oberbefehl von General Walter von Reichenau. Nach
Einsatz im Polenfeldzug, insbesondere Eroberung Warschaus, Verlegung
im Oktober 1939 in den Westen und Umbenennung am 19. Oktober 1939 in
6. Armee. Teilnahme der 6. Armee am Westfeldzug 1940 in Belgien und
Frankreich. Am 1. August 1940 Beförderung zum Generalleutnant. Als
Chef des Generalstabes AOK 6 war Paulus beteiligt an der Vorbereitung
einer Landung in Großbritannien gemäß Hitlers Weisung Nr. 16 vom 16.
Juli 1940 (Unternehmen „Seelöwe").
Im
Spätsommer 1940 Ernennung zum Oberquartiermeister I (OQu I) im
Generalstab des Heeres mit der Hauptaufgabe, den Chef des
Generalstabes des Heeres, Generaloberst Franz Halder, persönlich zu
unterstützen und die Stabsarbeit zu koordinieren. Als OQu I war Paulus
1940/41 involviert in alle wesentlichen Entscheidungen des
Oberkommandos des Heeres, insbesondere in die operative Vorbereitung
des Feldzuges gegen die Sowjetunion (Unternehmen „Barbarossa").
Am 1. Januar 1942 Ernennung zum General der
Panzertruppen; am 16. Januar 1942 Übernahme des Oberbefehls über die
6. Armee als Nachfolger Reichenaus. Im Frühjahr 1942 Abwehrkämpfe im
Raum Charkow, im Sommer 1942 Beginn des Unternehmens „Blau". Am 22.
November 1942 verlegte Paulus mit seinem Stab zu den in Stalingrad von
der Roten Armee eingeschlossenen Truppenteilen der 6. Armee und der 4.
Panzerarmee. Am 30. November 1942 Ernennung zum Generaloberst, am 31.
Januar 1943 Beförderung zum Generalfeldmarschall und am gleichen Tag
Gang in die sowjetische Kriegsgefangenschaft.
Im April 1943 wurde Paulus in das „Generalslager" Nr. 160 im
Kloster Susdal verlegt, Anfang Juli 1943 in das Lager Nr. 48 in
Woikowo. Im Sommer 1944 trat Paulus unter dem Eindruck der sich
dramatisch verschlechternden Kriegslage und dem Umsturzversuch des 20.
Juli dem Bund Deutscher Offiziere (BDO) im Lager Lunowo bei Moskau und
beteiligte sich an Aufrufen gegen das NS-Regime und für die Beendigung
des Krieges. In der Folge wurde gegen Paulus' Ehefrau, seine Kinder
und Schwiegertochter sowie die Enkel die "Sippenhaft" verhängt.
Am 11./12. Februar 1946 Zeugenaussage vor dem
Internationalen Militärgerichtshof in Nürnberg. Nach Absprachen
zwischen Moskau und Ost-Berlin wurde Paulus am 26. Oktober 1953 von
der Sowjetunion freigegeben und bezog einen Wohnsitz in Dresden.
Ab 1953/54 wirkte Paulus in quasi amtlicher Tätigkeit
als Militärhistoriker, angebunden an die Historische Abteilung im Stab
der Kasernierten Volkspolizei sowie an die Kriegsgeschichtliche
Forschungsabteilung an der Hochschule der KVP in Dresden. Zudem war
Paulus bestrebt, seine in der Bundesrepublik kritisierte Person und
sein Handeln zu rechtfertigen. Dieses Engagement verband sich mit dem
Kampf der DDR-Führung gegen die Westintegration der Bundesrepublik und
deren militärischen Beitrag in einem westlichen Sicherheitsbündnis
gegen den Ostblock. In diesem Zusammenhang bestritt Friedrich Paulus
eine viel beachtete internationale Pressekonferenz am 2. Juli 1954 in
Ost-Berlin sowie ein Interview mit dem Deutschland-Sender am 22.
Dezember 1954. Gleiches gilt für die Mitwirkung an den Treffen
ehemaliger Wehrmachtoffiziere aus Ost und West als Teil der
SED-Propaganda gegen die Westbindung der Bundesrepublik.
Nach längerer Krankheit starb Friedrich Paulus am 1.
Februar 1957 in Dresden. An der Trauerfeier nahmen DDR-Offizielle
teil. Die sterblichen Überreste wurden von der Familie am 7. März 1957
nach Baden-Baden überführt.
Aus der Ehe mit der
rumänischen Adeligen Elena Constance Rosetti-Solescu, genannt „Coca
(1889-1949), gingen drei Kinder hervor: Olga Berta, verheiratete
Baronin von Kutzschenbach (1914-2003); Friedrich Effrem Paulus
(1918-1944); Ernst Alexander Paulus (1918-1970).
Der Sohn Ernst Alexander Paulus trat im Dezember 1936 als
Fahnenjunker in das Panzer-Regiment 6 ein. Zugführer im Polen- und
Frankreichfeldzug. Verschiedene Führungs- und Stabsverwendungen,
zu-letzt als Adjutant des OB 2. Panzer-Armee, Generaloberst Schmidt,
März 1942 Kompaniechef 5./Pz.Rgt. 6. Nach schwerer Verwundung ab Juli
1942 Pz.Ers.Abt. 5 und Führer-Reserve Wehrkreis III. Mai 1943 bis
April 1944 Hilfs-Offizier bei den Regiments-Führer-Lehrgängen und
Panzer-Taktiklehrer an der Panzer-truppenschule Bergen. Mai bis
Oktober 1944 Ia-Offizier bei der 710. Infanteriedivision in Norwegen;
an-schließend in der Generalstabsausbildung. Verhaftung durch
Reichssicherheitshauptamt am 11. Novem-ber 1944 und Verhängung der
"Sippenhaft" gegen ihn.
Bestandsbeschreibung: Die
Zusammensetzung des Bestandes spiegelt die komplexe
Überlieferungsgeschichte des Nachlasses wieder: Der eine Bestandsteil
enthält Unterlagen der Provenienz Friedrich Paulus, ein anderer
Hauptteil stammt von seinem Sohn Ernst Alexander Paulus. Die
Unterlagen wurden vom Bundesarchiv in mehreren und z.T. lange
auseinanderliegenden Zeiträumen übernommen. Nachlassteile, die vom
früheren Militärarchiv der DDR übernommen und in den Bestand
inkorporiert wurden, sind an der Altsignatur zu erkennen.
Im Jahre 2014 wurde die Ordnung und Verzeichnung des
Bestandes vollständig überarbeitet. Kassationen wurden nicht
vorgenommen; die durch eine Doppelakzessionierung vergebenen
Archivnummern 101 bis 166 wurden gelöscht.
Inhaltliche Charakterisierung:
v.a. Erinnerungsfragmente und Ausarbeitungen an den Untergang der 6.
Armee in Stalingrad 1942/43
Zitierweise: BArch N
372/...
- Bestandssignatur
-
Bundesarchiv, BArch N 372
- Umfang
-
174 Aufbewahrungseinheiten; 1,3 laufende Meter
- Sprache der Unterlagen
-
deutsch
- Kontext
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Nachlässe und Sammlungen >> Nachlässe >> P
- Verwandte Bestände und Literatur
-
Literatur: "Paulus. Ich stehe hier auf Befehl! Lebensweg des Generalfeldmarschalls Friedrich Paulus". Mit den Aufzeichnungen aus dem Nachlass, Briefen und Dokumenten. Hrsg. von Walter Görlitz, Frankfurt/M. 1960.
Torsten Diedrich: Paulus. Das Trauma von Stalingrad. Eine Biographie, Paderborn 2008.
Leonid Reschin: Feldmarschall im Kreuzverhör. Friedrich Paulus in sowjetischer Kriegsgefangenschaft und Haft 1943-1953, Berlin 1996.
- Provenienz
-
Paulus, Friedrich, 1890-1957
- Bestandslaufzeit
-
1909-1968
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Zugangsbeschränkungen
-
Besondere Benutzungsbedingungen: Einsichtnahme und Anfertigung von Kopien nur nach vorheriger Genehmigung des Eigentümers.
- Letzte Aktualisierung
-
16.01.2024, 08:43 MEZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Beteiligte
- Paulus, Friedrich, 1890-1957
Entstanden
- 1909-1968