Zum 450. Geburtstag von Galileo Galilei, dem Wegbereiter der modernen Naturwissenschaften

Zum 450. Geburtstag von Galileo Galilei, dem Wegbereiter der modernen Naturwissenschaften

10.02.2014

 

 

Porträt Galileo Galilei

Galileis (1564-1642) wechselvolle Geschichte beginnt in Pisa, wo er am 15. Februar 1564 als erster Sohn in eine Patrizierfamilie hineingeboren wird. Sein Vater Vincenzo ist Komponist und Musiktheoretiker, ein Künstler mit Leib und Seele und engen Verbindungen zum Hof der Medici in Florenz, wohin die Familie 1574 übersiedelt. Galileo erlernt das Lautenspiel, besucht eine Klosterschule, wird in die Welt der akustischen Experimente und in das höfische Umfeld eingeführt. Nur widerwillig schreibt er sich als 17-Jähriger auf Geheiß des Vaters zum Medizinstudium an der Universität Pisa ein. Dort entdeckt er seine Liebe zur Mathematik.

In den Folgejahren tut sich Galileo Galilei durch mathematische Studien zu Problemen der Mechanik hervor, die Archimedes einst aufgeworfen hatte. Dank der Fürsprache seines Gönners Guidobaldo del Monte erhält er schließlich einen Lehrstuhl für Mathematik an der Universität Padua. Eintragungen in einem Notizbuch Guidobaldos, das sich erhalten hat, geben Aufschluss darüber, wie sie im Jahr 1592 gemeinsam die Bewegung von Projektilen studieren. Dazu färben sie kleine Kugeln mit Tinte ein und schießen sie über eine schiefe Ebene, auf der farbige Spuren zurückbleiben. Haben die Bahnen die Form einer Parabel? Einer Hyperbel? Einer umgedrehten Kettenlinie? In den „Discorsi“, seinem bahnbrechenden Werk zur Mechanik, wird Galilei auf diese Versuche zurückkommen.

1609 hört Galilei von einem optischen Vergrößerungsinstrument, das holländische Brillenmacher gebaut haben sollen. Galilei beginnt selbst neue, bessere Linsen herzustellen. Mit seinem ausgezeichneten Teleskop entdeckt Galilei Berge und Täler auf dem Mond, vier Jupitermonde und zahllose andere, bis dahin unbekannte Gestirne. Er wird als „Kolumbus des Himmels“ gefeiert und zum Hofphilosophen der Medici in Florenz ernannt.

 

Galilei, Galileo, Sydereus nuncius, magna longeque admirabilla spectacula pandens, suspiciendaque proponens unicuiqe, praefertim vero philosophis, atque astronomis , 1655

Nach dem unverhofften Karrieresprung und weiteren brisanten astronomischen Entdeckungen tritt Galilei immer offener für das kopernikanische Weltbild ein. In seinem Eifer schreckt er nicht davor zurück, auch die Heilige Schrift dahingehend auszudeuten. Damit manövriert er sich in eine heikle Lage. In einem Inquisitionsprozess muss Galilei der kopernikanischen Lehre 1633 abschwören. Man verurteilt ihn zu lebenslangem Hausarrest.

Mit den „Discorsi“, die Galilei in hohem Alter ohne das vorherige kopernikanisches Pathos schreibt, gelingt ihm eine wegweisende Demonstration der mathematischen Beschreibbarkeit der Natur. Galilei, inzwischen erblindet, stirbt am 8. Januar 1642 in seiner Villa in Arcetri bei Florenz.

Am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte (MPIWG) in Berlin decken Forscher auf, was hinter dem Mythos Galilei steht. Anhand von historischen Dokumenten ergründen sie, welche Rolle das praktische Wissen im 17. Jahrhundert – von der Glasherstellung bis zur Artillerie – für die wissenschaftliche Revolution spielte und welche Reflexionsprozesse zu einem neuen Weltsystem führten. In der Deutschen Digitalen Bibliothek ist eine Vielzahl der Forschungsquellen zu Galilei verzeichnet.

Weitere Informationen:

Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte
Featurestory zu Galileo Galilei auf der Webseite des MPIWG
Pressemitteilung des MPIWG zum 450. Geburtstag von Galilei