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Am Kurfürstendamm hat sie viele Jahrzehnte gelebt und war Chronistin der „Goldenen Zwanziger" – Jeanne Mammen. Heute ist sie (wieder) bekannt als wichtige Vertreterin dieser Epoche, die zeichnete, illustrierte und eintauchte in das schillernde Nachtleben Berlins.
Sie gehörte außerdem zu den Künstler*innen, die nie geheiratet haben, was Anlass zu Spekulationen gibt: War sie lesbisch? Nachweisen lässt sich das bis heute nicht. Aber ihre Bilder mit den Frauenfiguren der 20er-Jahre trugen zum Begriff der „neuen Frau" bei.
Das Frauenbild wurde nach dem Ende des Ersten Weltkrieges durchlässiger. Besonders deutlich trat das in der Malerei hervor, wo Frauenfiguren androgyner, in Arbeitskleidung und selbstbewusst porträtiert wurden.
Außerdem zeichnete sich die „Neue Sachlichkeit" durch ihren Blick auf sozialkritische Themen aus. Darin wurde nichts verherrlicht, sondern die ganze Armut, die gesellschaftliche Unsicherheit, aber auch der Taumel und Tanz der 20er-Jahre gezeigt. Gleichzeitig entstand in Weimar die neue Designschule „Staatliches Bauhaus", die Kunst und Handwerk vor allem ganz praktisch zusammendachte - neues Wohnen für die „einfachen" Menschen. Hier bekam die „neue Frau" auch gleich eine neue Küche und wurde so zur Nutznießerin des modularen Bauens. Wie sehr veränderten sich Rollenbilder und Geschlechtergrenzen also wirklich?