Bestand
Seidel, Paul (Bestand)
Findmittel: Datenbank; Findbuch, 1 Bd.
Bestandsbeschreibung: Lebensdaten: 1858 - 1929
Der vorliegende Nachlass des Preußischen Geheimen Regierungsrats, Kunsthistorikers und Leiters des Hohenzollernmuseums, Paul Seidel, gelangte im Jahr 1934 (Akz. 8/1934) aus der Schlossbibliothek in das Hausarchiv.
Er beinhaltet in der Hauptsache seine dienstliche Tätigkeit ab 1888 (u. a. Haushalts- und Rechnungswesen, Kostenvoranschläge, Ausgaben des Königs für Kunstgegenstände, Restaurierungsmaßnahmen und Änderung der Ausstattung in den Schlössern, Bereitstellung von Kunstwerken aus dem Besitz des Königs für Ausstellungen, Zusammenarbeit mit Firmen und Künstlern, Angebote von Kunstwerken, Preise für Pferderennen, Stellungnahmen und Veröffentlichungen zu Kunstangelegenheiten, Sicherung von Kunstwerken, Anfertigung von Kaiserbildnissen, Schriftwechsel u. a. mit Ernst von Ihne und Wilhelm von Bode, Schriftwechsel um gestohlene Bilder 1919-1920, Fotos von Kunstwerken).
"Analysiert man Seidels nachgelassenes Schriftgutes, kristallisieren sich hauptsächlich folgende Aufgabenstellungen heraus:
1. Seidel war verantwortlich für die Führung und Abrechnung der Fonds für den Kauf von Kunstwerken, für die Organisation und Abrechnung von Restaurierungsmaßnahmen an Kunstwerken, die sich im Besitz des preußischen Königs befanden. Das Spektrum reicht hier vom Bilderrahmen bis zur Ausgestaltung des einzelnen königlichen Schlosses.
2. Er bewirkte die Beteiligung an Ausstellungen mit Kunstwerken aus dem Besitz des Königs vor und nach.
3. Über seinen Tisch ging die Verleihung von Porträts (Kopien) des Königs an das Militär.
4. Offensichtlich organisierte Seidel auch Führungen durch königliche Schlösser bzw. zur Besichtigung einzelner Kunstwerke. Er organisierte darüber hinaus die Möglichkeit zur Anfertigung von Reproduktionen einzelner Kunstsachen.
5. Über Paul Seidel erfolgte der Ankauf und die Bereitstellung von kunstgewerblichen Preisen (vor allem Pokalen) für Pferderennen.
6. Weiterhin war er mit verantwortlich für die Beschaffung von Geschenken für die einzelnen Mitglieder der königlichen Familie bzw. für ausländische Repräsentanten. [ ]
Paul Seidel hat sich sowohl als Verwalter und Hüter von Kunstsachen als auch als Kunstwissenschaftler, vor allem als Kunsthistoriker, einen bleibenden Namen gemacht.
Während sein praktisches Organisationsgeschick vor allem in seinen Aufgaben als Kustos bzw. Dirigent der Königlichen Sammlungen und damit auch der Verwaltung der Schackgalerie München sowie als Direktor des Hohenzollernschen Familienmuseums gefragt war, zeugen seine Veröffentlichungen von einem großen Wissen über den Besitz der Hohenzollern an wertvollen Kunstgütern.[ ]
Zur Nachlasserschließung
Der Gebrauch der Begriffe "Schriftwechsel", "Angebot", Anträge" u. ä. im Aktentitel ohne ausdrücklichen Hinweis auf Paul Seidel bedeutet, daß die Mehrzahl der in der jeweiligen Akte enthaltenen Schriftstücke an den Oberhof- und Hausmarschall bzw. das Oberhofmarschallamt gerichtet ist. Diese Unterlagen wurden dann erst Seidel zugeschrieben und von ihm mit Bearbeitungsvermerken versehen. Diese Akten enthalten Konzepte Seidels, die in der Reinschrift die Unterschrift des Behördenchefs -also Oberhof- und Hausmarschalls- erhalten.
Sind die Schreiben in einer Akte in ihrer Mehrzahl direkt an Seidel adressiert und die Antworten unter seinem Namen erfolgt -manchmal ist letzteres auch nicht ersichtlich-, so wurde dies im Aktentitel vermerkt: "Schriftwechsel Seidels...", "Schreiben an Seidel..." o. ä.
Direkt von Seidel übernommene Aktentitel wurden in Anführungsstriche gesetzt, es handelt sich hierbei um von ihm formulierte Aufschriften auf Mappen und Rechnungsbüchern. Die Rechtschreibung wurde beibehalten, Ergänzungen in Klammern gesetzt.
Die Aktenbände sind chronologisch geordnet, die innere Ordnung erfolgte ebenfalls chronologisch. Schriftstücke, die undatiert sind oder deren Daten sich nicht erschließen ließen, wurden als letzte in der jeweiligen Akte abgelegt.
Bei Akten, die Fotos oder Zeichnungen von Kunstwerken enthalten, ist dies im Enthält-Vermerk angegeben.
Für die aktenkundliche Bestimmung der Schriftstücke ist zu beachten, daß eine Vielzahl von Blättern blaugeschriebene Wiedervorlagevermerke (durchgestrichenes Datum der Wiedervorlage) enthält, ohne daß Wiedervorlageverfügungen vorhanden sind."
Die obigen Zitate, die vollständige Nachlassverzeichnung sowie die Angaben im Lebenslauf und die weiteren archivischen Quellen wurden der Diplomarbeit von Ute Dietsch über den Nachlass Paul Seidel und dem Deutschen Biographischen Jahrbuch (vgl. Literatur) entnommen (Dienstbibliothek des GStA PK: 5 S 739). Der Diplomarbeit können ferner weitere Informationen zur Nachlassbearbeitung und Paul Seidel entnommen werden.
Laufzeit 1889-1920
Umfang 0,5 lfm
letzte vergebene Nummer:
Der Bestand lagert derzeit im Westhafen.
Die Akten sind auf gelben Leihscheinen wie folgt zu bestellen:
BPH, Rep. 192 Nl Paul Seidel, Nr. ....
Zitierweise:
GStA PK, Brandenburg-Preußisches Hausarchiv, Rep. 192 Nl Paul Seidel, Nr. ....
Berlin, Dezember 2018 (Archivoberinspektorin Sylvia Rose)
Lebensdaten von Paul Hermann Heinrich Christian Seidel
geboren am 14. April 1858 in Schwerin/Mecklenburg; insgesamt 5 Geschwister
Vater: Heinrich Alexander Seidel (1811-1861), Divisionspfarrer und erster Prediger an der Schelfkirche / St. Nicolai-Kirche in Schwerin
Mutter: Ehefrau Johanne (1823-1896)
Gymnasium Fridericianum in Schwerin
1880-1884 Studium der Rechte und Kunstwissenschaften in Straßburg, Leipzig und Berlin
14.11.1881 Promotion über das Thema "Ist das Geldwechseln Tausch oder Kauf oder ein eigenes Rechtsgeschäft?"
1.8.1885 Volontär im Kupferstichkabinett in Berlin
1.4.1886 Hilfsarbeiter im Kupferstichkabinett in Berlin
1888 Kustos der Königlichen Kunstsammlungen
1889 Heirat mit Elisabeth Pfaff (1869-1945), Tochter eines Wolfenbüttler Kreisrichters; sie hatten drei Töchter und zwei Söhne
1894 Dirigent der Kunstsammlungen in den Königlichen Schlössern
1896-1923 Direktor des Hohenzollernmuseums
1897-1916 Herausgabe des Hohenzollern-Jahrbuchs
April 1900 Mitglied des Senats der Preußischen Akademie der Künste
um 1901 Professor
1923 pensioniert
5.12.1929 gestorben
Seidel besaß eine Dienstwohnung am Monbijou-Park und ein Sommerhaus, das "Rote Haus" am Heiligen See bei Potsdam.
Er war ferner Mitglied des Beirates und der Sachverständigenkommission des Kunstgewerbemuseums, Mitglied der Sachverständigenkommission des Zeughauses und Mitglied der Bibliothekskommission.
Erhaltene Auszeichnungen:
Roter Adler Orden (1895)
Kronenorden III. Klasse (1900)
Kaiser-Wilhelm-Erinnerungsmedaille (1897)
Kaiserlich Russicher St. Stanislaus-Orden II. Klasse
Königlich Serbischer Orden des Heiligen Sabas II. Klasse
Lippisches Ehrenkreuz III. Klasse
Königlich-Italienischer Kronenorden III. Klasse
Französischer Officier de l' instruction publique
Literatur (Auswahl)
Zur Person:
- Der Nachlaß Paul Seidels im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Abteilung Merseburg. Historischer Hintergrund, theoretische Überlegungen und praktische Probleme bei der Erschließung eines Nachlasses. Abschlußarbeit im Studiengang Archivwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin, vorgelegt von Ute Dietsch (unveröffentlichte Diplomarbeit, Merseburg 1992)
- Kunst in Preußen. Hans-Joachim Giersberg zum 65. Geburtstag. Hrsg. von der Generaldirektion der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. Berlin 2003
- Philipp Demandt, Luisenkult. Die Unsterblichkeit der Königin von Preußen. Köln, Weimar, Wien 2003, S. 14 u. ö.
- Wieland Giebel, Das Hohenzollern-Jahrbuch und sein Herausgeber Paul Seidel. In: Wieland Giebel (Hrsg.), Die Franzosen in Berlin 1806-1808. Berlin 2006, S. 257-260
- Deutsches Biographisches Archiv (DBA). Fiche II 1212, 416-421
- Deutsches Biographisches Jahrbuch, Bd. 11, S. 286-288. Berlin u.a. 1929
Zur Familie Seidel:
- Christian Ferber, Die Seidels. Geschichte einer bürgerlichen Familie 1811-1877. Stuttgart 1979
Von Seidel:
- Gemälde Alter Meister im Besitze Seiner Majestät des deutschen Kaisers und Königs von Preußen. Unter Mitwirkung von Wilhelm Bode und Max J. Friedländer. Berlin, Leipzig, Wien, Stuttgart o. J.
- Französische Kunstwerke des 18. Jahrhunderts im Besitze Seiner Majestät des deutschen Kaisers und Königs von Preußen. O. O. und o. J.
- Friedrich der Große und die französische Malerei seiner Zeit. Berlin 1892
- Der Silber- und Goldschatz der Hohenzollern im Königlichen Schlosse zu Berlin. Berlin 1896
- Herausgabe des Hohenzollern-Jahrbuchs. Berlin 1897-1916
- und Richard Muther, Schack-Galerie in München: Im Besitz Seiner Majestät des Deutschen Kaisers, Königs von Preußen. München 1902
- Führer durch das Hohenzollernmuseum. Berlin 1903, 1910, 1914
- Der Kaiser und die Kunst. Berlin 1907
- Das Stadtschloss in Potsdam. Ein Führer im amtlichen Auftrag. Berlin 1922
Archivische Quellen mit Bezug zu Seidel (Auswahl)
GStA PK, I. HA Rep. 89 Geheimes Zivilkabinett
Nr. 20382 Akademie der Künste in Berlin, Bd. 9 1907-1916
Nr. 20617 Schloss Monbijou in Berlin, 1815-1914
Nr. 2776 Hohenzollernmuseum und die an dieses abgegebenen Einsendungen, Bd. 1 1850-1870
Nr. 2777 desgl. Bd. 2 1871-1880
Nr. 2778 desgl. Bd. 3 1881-1880
Nr. 2779 desgl. Bd. 4 1889-1907
Nr. 2780 desgl. Bd. 5 1908-1918
Nr. 2808 Hohenzollern-Jahrbuch, 1898-1916
Nr. 3194 Oberhofmarschallamt und sein Personal, Bd. 2 1871-1888
Nr. 3195 desgl. Bd. 3 1889-1902
Nr. 3369 Hofstaatsetat des Königs, Bd. 2 1893-1918
Nr. 3408 Finalabschlüsse des Kronfideikommissfonds und des Krontresors, Bd. 1 1849-1860
Nr. 3417 Verwaltung der Schatulle von Wilhelm II., Bd. 1 1888-1912
GStA PK, I. HA Rep. 100 Ministerium des Königlichen Hauses
Nr. 993 Verwaltung des Schlosses Monbijou und seines Zubehörs in Berlin, Bd. 2 1895-1910
Nr. 994 desgl. Bd. 3 1911-1926
GStA PK, BPH, Rep. 113 Oberhofmarschallamt
Nr. 2797 Versendung von Gemälden aus den Königlichen Sammlungen zu Kunstausstellungen, Bd. 3 1860-1866
Nr. 2798 desgl. Bd. 4 1867-1873
Nr. 2799 desgl. Bd. 5 1874-1878
Nr. 2800 desgl. Bd. 6 1879-1889
Nr. 2801 desgl. Bd. 7 1890-1892
Nr. 2802 desgl. Bd. 8 1892-1897
Nr. 2803 desgl. Bd. 9 1897-1905
Nr. 2804 desgl. Bd. 10 1906-1911
Nr. 2805 desgl. Bd. 11 1911-1914
Nr. 2806 desgl. Bd. 12 1914-1922
Nr. 2820 Abgabe von Stücken aus der Antikenabteilung der Königlichen Museen und von Gemälden zur Ausstattung der Schlösser in Berlin und Posen 1905-1908
GStA PK, I. HA Rep. 76 Kultusministerium
Vc Sekt 1. Tit. XI Teil VB Nr. 38 Bd. 1 Herausgabe des Hohenzollern-Jahrbuchs und des Hohenzollernkalenders, Bd. 1 1898-1903
Vc Sekt. 1 Tit. XI Teil V B Nr. 38 Bd. 2 desgl. Bd. 2 1903-1913
Vc Sekt. 1 Tit. XI Teil V B Nr. 38 Bd. 3 desgl. Bd. 3 1913-1920
GStA PK, I. HA Rep. 151 Finanzministerium, IA
Nr. 7780 Hohenzollernmuseum. Sammelfonds 1921 bis 31.3.1923, 1921-1925
Nr. 7781 Sammelfonds: Hohenzollern-Museum, 1923-1925
GStA PK, VI. HA Familienarchive und Nachlässe, Nl Theodor Althoff
Nr. 956 Alphabetisch geordnete Korrespondenz Althoffs. Seibt - Senden, v.; Enthält u.a. Seidel, Paul, Leipzig, Paris, 1884-1885 (6 Briefe)
Nr. 1054 Nach Berufen der Absender geordnete Korrespondenz Althoffs. Münzkunde, Museen, Musik, Naturkunde; Enthält u.a. Seidel, Dr., Hohenzollernmuseum, Berlin: Kolberger Notpapiergeld 3.7.1908
GStA PK, VI. HA Familienarchive und Nachlässe, Nl Friedrich Schmidt-Ott
Nr. 104-108 Amtliche Berichte aus den Königlichen Kunstsammlungen; Enthält Jahresberichte 1906-1907,1910-1912
GStA PK, I. HA Rep. 178 Generaldirektion der Staatsarchive
Nr. 1932 Jahresberichte des Geheimen Staatsarchivs, Bd. 33 1930-1937.
Zitierweise: GStA PK, BPH, Rep. 192 Nl Seidel, P.
- Reference number of holding
-
Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, BPH, Rep. 192 Nl Seidel, P.
- Extent
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Umfang: 0,5 lfm (88 VE); Angaben zum Umfang: 0,5 lfm (88 VE)
- Language of the material
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deutsch
- Context
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Tektonik >> NICHTSTAATLICHE PROVENIENZEN >> Firmen, Familien und Personen >> Personen >> Haus und Hof der Hohenzollern >> Angehörige des Hofes (ausgenommen Hofprediger)
- Date of creation of holding
-
Laufzeit: 1888 - 1920
- Other object pages
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Last update
-
28.03.2023, 8:52 AM CEST
Data provider
Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Bestand
Time of origin
- Laufzeit: 1888 - 1920