Artikel
Aufschwung bei gedämpfter Weltkonjunktur: Frühjahrsgrundlinien 2015
Die deutsche Wirtschaft erholt sich weiter und wird in diesem Jahr wohl um 2,2 Prozent wachsen. Bei etwas schwächeren Zuwächsen beträgt das Plus im kommenden Jahr 1,9 Prozent. Im Zuge der günstigen konjunkturellen Entwicklung wird die Arbeitslosenquote weiter sinken, auf 6,4 Prozent in diesem Jahr und 6,1 Prozent im kommenden Jahr. Die Inflation wird in diesem Jahr durch die Ölpreise gedämpft und beläuft sich jahresdurchschnittlich auf 0,5 Prozent; aber auch im kommenden Jahr bleibt sie mit 1,2 Prozent niedrig. Diekonjunkturelle Erholung der Weltwirtschaft setzt sich fort. Der moderate Aufschwung wird vor allem von der Konsumentwicklung in den Industrieländern getragen. Eine sich allmählichverbessernde Arbeitsmarktsituation, aber auch die gesunkenen Ölpreise, schieben über die Kaufkraft den privaten Verbrauch an; die Investitionstätigkeit der Unternehmen dürfte etwas anziehen. Auch im Euroraum stützt die Konsumnachfrage das Wachstum; allerdings besteht eine Reihe von strukturell belastenden Faktoren fort. Insbesondere in den Krisenländern ist die Arbeitslosigkeit weiter hoch und die öffentliche und private Verschuldung belasten die Nachfrage. In den Schwellenländern dürfte das Wachstum zunächst schwach bleiben. Alles in allem dürfte die jahresdurchschnittliche Wachstumsrate der Weltwirtschaft im Jahr 2015 bei 3,8 Prozent und im darauffolgenden Jahr bei 4,0 Prozent liegen.Trotz insgesamt günstiger Aussichten bleiben konjunkturelle Risiken bestehen: Die Finanzmärkte könnten etwa auf ein Wiederaufflammen der Krise im Euroraum, aber auch auf eine Verschärfung des Ukraine-Konflikts erneut mit erheblicher Anspannung reagieren. Getrieben durch eine starke Binnennachfrage wächst die deutsche Wirtschaft kräftig und dürfte im späteren Verlauf auf den Potentialpfad einschwenken. Das Wachstum wird stärker als vor der Krise vom Konsum getragen, der vom anhaltenden Beschäftigungsaufbau und spürbaren Lohnzuwächsen profitiert. Trotz ausgelasteter Kapazitäten bleibt die Inflationsrate niedrig; Anzeichen für eine Überhitzung der deutschen Wirtschaft gibt es nicht. Wichtige Absatzmärkte haben im Vergleich zu den Vorkrisenjahren an Dynamik verloren, der Außenhandel dürfte daher lediglich geringe Impulse liefern; in diesem Umfeld werden dieInvestitionen in Ausrüstungen wohl nur moderat ausgeweitet und, anteilig an der Wirtschaftsleistung, weit unter ihrem Vorkrisenniveau bleiben. Hinzu kommt, dass nach wie vor Risiken für die Finanzmarktstabilität bestehen, die zusätzlich die Investitionsfreude der Unternehmen dämpfen könnten. Die Bauinvestitionen dürften aufgrund verminderter Renditechancen im Wohnungsbau an Schwung verlieren. Alles in allem ist damit die Gefahr einer Überhitzung der deutschen Wirtschaft gering. Die Einnahmen des Staates expandieren kräftig; trotz eines gelockerten Ausgabekurses werden die öffentlichen Haushalte daher in beiden Jahren des Prognosezeitraums Überschüsse von jeweils etwa einem halben Prozent erzielen.
- Language
-
Deutsch
- Bibliographic citation
-
Journal: DIW Wochenbericht ; ISSN: 1860-8787 ; Volume: 82 ; Year: 2015 ; Issue: 11 ; Pages: 219-247 ; Berlin: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW)
- Classification
-
Wirtschaft
Business Fluctuations; Cycles
General Outlook and Conditions
Global Outlook
- Subject
-
business cycle forecast
economic outlook
- Event
-
Geistige Schöpfung
- (who)
-
Fichtner, Ferdinand
Baldi, Guido
Bremus, Franziska
Brenke, Karl
Dreger, Christian
Engerer, Hella
Große Steffen, Christoph
Junker, Simon
Michelsen, Claus
Pijnenburg, Katharina
Podstawski, Maximilian
Rieth, Malte
van Deuverden, Kristina
Zaklan, Aleksandar
- Event
-
Veröffentlichung
- (who)
-
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW)
- (where)
-
Berlin
- (when)
-
2015
- Handle
- Last update
-
10.03.2025, 11:41 AM CET
Data provider
ZBW - Deutsche Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften - Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Artikel
Associated
- Fichtner, Ferdinand
- Baldi, Guido
- Bremus, Franziska
- Brenke, Karl
- Dreger, Christian
- Engerer, Hella
- Große Steffen, Christoph
- Junker, Simon
- Michelsen, Claus
- Pijnenburg, Katharina
- Podstawski, Maximilian
- Rieth, Malte
- van Deuverden, Kristina
- Zaklan, Aleksandar
- Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW)
Time of origin
- 2015