Bestand
Bulach W und G (Bestand)
Inhalt und Bewertung
Seit 1440 württembergisch, Unteramt von Wildberg.
Geschichte von Stadt und Amt (Neu-)Bulach: Nach der Ersterwähnung 1275 als Buolach wurde die Stadt ab 1799 offiziell als Neubulach bezeichnet. Die Stadtgründung geht zurück auf die Grafen von Hohenberg, die sie wohl im Anschluss an ihre Burg vornehmen ließen. Ein wesentlicher Grund hierfür waren vermutlich die Bergbaurechte, die 1322 von Kaiser Ludwig dem Bayern als Reichslehen an die Grafen von Hohenberg vergeben waren. Die Herrschaftsrechte sind wohl ursprünglich vom Besitz des dem Bistum Bamberg zuzuordnenden Klosters Stein am Rhein abzuleiten. Nach der Ablösung der Vogtei der Herzöge von Zähringen fiel dieser Besitz 1218 wohl an das Reich. Im Anschluss an die hohenbergische Erbteilung von 1355 gehörte Bulach als Anteil des Grafen Burkhard zur Herrschaft Wildberg, wurde jedoch einschließlich der zugehörigen Dörfer seit 1364 schrittweise an Pfalzgraf Ruprecht I. und 1440 weiter vom Haus Pfalz-Mosbach an Württemberg verkauft. Von 1442 bis 1482 zählte Bulach zum Stuttgarter Landesteil des Grafen Ulrich des Vielgeliebten. Mit der Eingliederung in die württembergische Ämterverfassung blieb die Stadt Bulach nun dauerhaft unter württembergischer Landesherrschaft und wurde als Unteramt mit den Amtsdörfern Altbulach, Liebelsberg und Oberhaugstett dem Amt Wildberg zugeordnet. Das Stadtgericht in der Amtsstadt Wildberg war unter Vorsitz des Vogtes daher die für Bulach und die Amtsdörfer zuständige Instanz für die Hochgerichtsbarkeit sowie ziviles Appellationsgericht für diese. Somit war Bulach zwar nicht selbst Amtsstadt, nahm jedoch aufgrund ihrer Privilegien und ihrer besonderen Stellung als Bergbaustadt eine herausragende Position im Amt ein und verfügte bereits seit 1490 über eine eigene Landstandschaft. Streitigkeiten der niederen Gerichtsbarkeit konnten im eigenen Gericht ohne herrschaftliche Einmischung entschieden werden. 1807 ging Bulach auf das Oberamt Nagold über. Seit 1812 gehörte es zum Oberamt Calw sowie seit 1938 zum Landkreis Calw. Bereits seit dem 11. Jahrhundert wurde in Bulach Silber- und Kupferbergbau betrieben, der seine Hochphase im 13. und 14. Jahrhundert erreichte, jedoch bereits zu Beginn des 17. Jahrhunderts wieder aufgegeben wurde, da keine gewinnbringenden Erträge mehr zu erzielen waren. Anschließend kam es nur noch zu kurzfristigen Versuchen der Erneuerung des Bergbaus, zuletzt während des 2. Weltkriegs.
Geschichte der Geistlichen Verwaltung (Neu-)Bulach: Die seit der Stadtgründung bestehende Kirche war zunächst Filiale von Effringen und erhielt 1412 das Patrozinium St. Ulrich, wurde seit 1508 aber St. Jodokus genannt. Das Patronatsrecht hatte der Bulacher Bürger, Konrad Grückler, 1379 vom Kloster Stein erworben. Der erste evangelische Pfarrer in Neubulach, Gallus Grückler, verkaufte es 1539 weiter an Württemberg, erhielt jedoch als Ausgleich die Pfarrstelle auf Lebenszeit und sicherte seiner Familie einen vorrangigen Anspruch auf diese. Bereits 1443 wurde Bulach zum Sitz des Pfarrers und seit der Reformation endgültig als Sitz der Pfarrei bestätigt, während Effringen Filiale wurde. Der Aufbau der Geistlichen Verwaltung im Zuge der Säkularisation begann auch in Bulach und den Amtsdörfern 1535 mit der Inventarisierung des kirchlichen Vermögens vor Ort. Die Reformation brachte außerdem die Auflösung des Beginenhauses von Altbulach mit sich, wobei die Schwestern das Haus in der Regel bis 1550 meist gegen eine Abfindung für ihr Leibgeding verließen und oft anschließend heirateten (U 8-11, U 14, U 17). Der Reformator Johannes Brenz hatte Besitz in Bulach, etwa die dortige Burg, welche er zeitweise als Wohnsitz nutzte (U 1).
Geschichte und Verzeichnung des Bestandes: Der Bestand des Weltlichen Amtes umfasst 3 Urkunden (U 1-3) sowie 5 Aktenbüschel (Bü 1-5), während der Bestand der Geistlichen Verwaltung 15 Urkunden (U 4-18) beinhaltet. Urkunden aus der Zeit vor 1300 sind nicht enthalten. Die Zeit zwischen 1300 und 1500 betreffende Urkunden des Weltlichen Amtes finden sich in den Württembergischen Regesten Nr. 7659-7704, diejenigen der Geistlichen Verwaltung unter Nr. 7705-7716. Urkunden und Akten des Weltlichen Amtes betreffen vorwiegend Kaufgeschäfte, Verträge und gerichtliche Auseinandersetzungen sowie Privilegien der Stadt. Die Urkunden der Geistlichen Verwaltung beziehen sich vor allem auf den Austritt von Klosterfrauen aus dem Beginenhaus in Altbulach, die Zahlung von Gülten an verschiedene Pfründen sowie die Besetzung der Pfarrei mit Gallus Grückler. Die Retrokonversion des Archivrepertoriums, um 1947/49 von K. O. Müller erstellt, wurde im Juli 2020 von der Archivinspektoranwärterin Lisa Jahn unter Anleitung von Diplom-Archivar (FH) Johannes Renz durchgeführt, der auch die Endredaktion übernahm. Die Titelaufnahmen wurden dabei nur punktuell geändert. Zudem wurde ein Orts- und Personenindex, nach Möglichkeit mit Normdeskriptoren, erstellt. Lisa Jahn Johannes Renz
Literatur: Lorenz, Sönke/ Schmauder, Andreas (Hg.): Neubulach. Eine Stadt im Silberglanz, Neubulach 2003. Werner, Wolfgang/Dennert, Volker: Lagerstätten und Bergbau im Schwarzwald. Ein Führer unter besonderer Berücksichtigung der für die Öffentlichkeit zugänglichen Bergwerke, Freiburg im Breisgau 2004. Stadt Neubulach, Bürgermeisteramt (Hg.): Neubulach. Heimat, Geschichte, Wildbad 1977.
Korrespondierende Bestände: A 206 Oberrat: Ältere Ämterakten (Amt Wildberg) A 213 Oberrat: Jüngere Ämterakten A 298 Weltliche Leibeigenenbücher (Ämter Liebenzell und Wildberg) A 468 Geistliche Zins- und Haischbücher (Klosteramt Hirsau) A 602 Württembergische Regesten (Bulach W und G) H 101/63 Weltliche Lagerbücher: Oberamt Wildberg H 102/84 Geistliche Lagerbücher: Geistliche Verwaltung Wildberg
a) Landkreise und Kreisfreie Städte:
BB Landkreis Böblingen
CW Landkreis Calw
FDS Landkreis Freudenstadt
OG Ortenaukreis
PF Kreisfreie Stadt Pforzheim/Enzkreis
RA Landkreis Rastatt
S Kreisfreie Stadt Stuttgart
b) Sonstige Abkürzungen:
Bl. Blatt
Bü Büschel
G Geistliche Verwaltung
geb. geborene(r)
Hg. Herausgeber
lfd. laufende
Nr. Nummer
Qu. Quadrangel
s. siehe
St. Sankt
U Urkunde
u. a. unter anderem
W Weltliches Amt
- Bestandssignatur
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, A 332
- Umfang
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18 Urkunden, 5 Büschel (0,30 lfd. m)
- Kontext
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Altwürttembergisches Archiv >> Topographische Auslesebestände und Bezirksbehörden >> Oberämter, Kellereien und Geistliche Verwaltungen >> Altensteig - Güglingen
- Bestandslaufzeit
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1510-1753
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Rechteinformation
-
Es gelten die Nutzungsbedingungen des Landesarchivs Baden-Württemberg.
- Letzte Aktualisierung
-
20.01.2023, 15:09 MEZ
Datenpartner
Landesarchiv Baden-Württemberg. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1510-1753