Bestand
Militärbefehlshaber Belgien-Nordfrankreich (Bestand)
Geschichte des
Bestandsbildners: Am 1.6.1940 wurde für Belgien und für die
französischen Departements Nord und Pas de Calais der
Militärbefehlshaber Belgien-Nordfrankreich eingerichtet. Er
unterstand dem Oberbefehlshaber des Heeres unmittelbar und übte
in dem ihm unterstellten Gebieten die vollziehende Gewalt aus.
Im Juli 1944 wurde der Stab des Militärbefehlshabers in den
eines Wehrmachtbefehlshabers umgewandelt. Gleichzeitig wurde für
den zivilen Bereich ein Reichskommissar für die besetzten
Gebiete von Belgien und Nordfrankreich ernannt.
Bestandsbeschreibung: Am
1.Juni 1940 wurde für Belgien und die französischen Departements
Nord und Pas-de-Calais der Militärbefehlshaber
Belgien-Nordfrankreich ernannt (mit Ausnahme der durch
Führererlass dem Reich zugeschlagenen Gebieten Eupen, Malmedy
und Moresnet). Der Chef der Zivilverwaltung Luxemburgs war dem
Militärbefehlshaber nur vom 21. Juli bis August 1940
unterstellt. Die Militärverwaltung erstreckte sich in Belgien
auf eine Fläche von 30 506 Quadratkilometern mit 8,3 Millionen
Einwohnern und in Nordfrankreich auf 12 355 Quadratkilometer mit
3.2 Millionen Einwohnern.
Im Juli 1944
wurde der Stab des Militärbefehlshabers in den eines
Wehrmachtbefehlshabers umgewandelt, während gleichzeitig für den
zivilen Bereich ein Reichkommissar für die besetzten Gebiete von
Belgien und Nordfrankreich ernannt wurde.
Anlagen:
1. Befehlsbereiche,
Polizei, Kommandanturen, Lager
2.
Gliederung der Militärverwaltung in Belgien und Nordfrankreich
(Stand: November 1941)
Die Hauptaufgaben
der Militärverwaltung waren 1. die Sammlung und Nutzung der
wirtschaftlichen Potenz des besetzten Gebietes, 2. die
Beschaffung der notwendigen Bedürfnisse des Militärs und 3. die
Errichtung von Organen zur Aufrechterhaltung der öffentlichen
Sicherheit und Ordnung des Landes, insbesondere im Interesse der
Wehrmacht und ihrer Verbindung zu den Einheiten in Deutschland
sowie die Abwehr feindlicher Landungsversuche bzw. die
Küstensicherung. Um diese Aufgaben mit den geringstmöglichen
Mitteln zu verwirklichen, bot es sich an, im besetzten Gebiet
eine reine Aufsichtsverwaltung einzurichten, d.h. das Gebiet
unter weitestgehender Aufrechterhaltung der einheimischen
Verwaltungsorgane nicht selbst zu verwalten, sondern nur eine
überwachende Kontrolle mittels der Militärverwaltung auszuüben,
was indes nur so lange praktikabel war, als deutscherseits nicht
versucht wurde, verändernd in innerbelgische und - soweit der
Verwaltung unterstehend - französische Verhältnisse
einzugreifen. Um das wirtschaftliche Leben im Interesse der
Nutzung für die deutsche Kriegswirtschaft und um die öffentliche
Sicherheit und Ordnung im Sinne einer möglichst weitreichenden
Entlastung der deutschen militärischen Kräfte
aufrechtzuerhalten, musste die deutsche Militärverwaltung daher
Zugeständnisse an die bestehenden Gegebenheiten
machen.
Inhaltliche
Charakterisierung: In dem vorhandenen Schriftgut dokumentieren
die Meldungen der unterstellten Oberfeldkommandanturen Vorgänge
des täglichen Lebens im besetzten Belgien. Die in den
umfangreichen Akten der Militärverwaltung überlieferten
ausführlichen Wochen-, Monats- und Jahresberichte vermitteln ein
umfassendes Bild der wirtschaftlichen Verhältnisse vom Juni 1940
bis zum August 1944. Vorhanden sind ferner Unterlagen über die
Behandlung König Leopolds III., die Rückführung belgischer
Kunstschätze aus Südfrankreich, die Bekämpfung der
Widerstandsbewegung sowie Aufstellung, Organisation und
Tätigkeit der wallonischen und flämischen Wachabteilungen.
Das Findmittel unterliegt folgender
Gliederung:
1. Stammtafeln
2. Kommandostab Militärbefehlshaber in Belgien
und Nordfrankreich
2.1. Abt. Ia
(Führungsabteilung)
2.1.2. Organisation
und territoriale Verwaltung
2.1.3.Tagesmeldungen und Lagemeldungen
2.1.4. Politische Angelegenheiten
2.1.5. Militärische Sicherung der besetzten Gebiete
2.1.6. Fernsprechverzeichnisse
2.1.7. Fremdländische Verbände
2.1.8. Abt. Ia/Stopi (Pionierwesen)
2.1.9. Abt. Ia/Terr.
2.1.10. Abt. Ia/Gabo (Gasabwehrdienst)
2.1.11. Abt. Ia/Mil.Geo. (Militärgeographie)
2.2. Abt. IIa (Personalfragen)
2.3. Abt. Z
2.4. Höherer
Feldgendarmerieoffizier
2.5.
Oberquartiermeisterabteilung Belgien/Nordfrankreich
2.5.1. O.Qu./Abt. Ia/Org. (Organisation)
2.5.2. O.Qu./Abt. IVa (Intendant)
2.5.3. O.Qu./Abt. IVb (Leitender
Sanitätsoffizier)
2.5.4. O.Qu./Abt. IVc
(Veterinär)
2.5.5. O.Qu./Abt.
Quartiermeister 1
2.5.6. O.Qu./Abt.
Quartiermeister 2 und 3
2.5.7.
O.Qu./Feldzeugstab
2.6.
Transportoffizier
2.7. Höherer
Nachrichtenführer
2.8. Leiter der
Geheimen Feldpolizei
3.
Militärverwaltungsstab
3.1. Chef des
Militärverwaltungsstabes
3.1.1.
Tätigkeitsberichte
3.1.2.
Abschlußberichte
3.1.3.
Verschiedenes
3.2. Leiter des
Präsidialbüros
3.2.1. Personalien
3.2.2. Organisation des Stabes
3.3. Leiter der Verwaltungsabteilung
3.3.1. Fürsorge
3.3.2.
Presse und Rundfunk
3.3.3. Justiz- und
Rechtsstelle
3.3.3.1. Organisation
3.3.3.2. Tätigkeitsberichte
3.3.3.3. Verwaltungsangelegenheiten
3.3.3.4. Völkerrecht und Repressalien
3.3.3.5. Belgische Gesetzgebung, Rechtshilfe und
Verwaltung
3.3.3.6.
Strafrechtsangelegenheiten
3.3.3.7.
Polizeimaßnahmen
3.3.4. Kunstschutz
3.3.5. Wasserwirtschaft
3.4. Leiter der Wirtschaftsabteilung
3.4.1. Berichte
3.4.2.
Statistik
3.4.3. Beschlagnahmen
3.4.4. Gewerbliche Wirtschaft
3.4.5. Auswärtiger Waren-, Zahlungs- und
Devisenverkehr
3.4.6. Wirtschaftlicher
Transportbedarf
3.4.7. Forst- und
Holzwirtschaft
3.4.8. Mineralöl
3.4.9. Steine und Erden
3.4.10. Bergbau
3.4.11. Banken,
Geld- und Kreditwesen
4. Dienststellen im
Bereich des Mililitärbefehlshabers Belgien/Nordfrankreich
4.1. Beauftragter für
Materialerfassung
Erschließungszustand:
Findbuch
Umfang, Erläuterung: 450
AE
Zitierweise: BArch RW
36/...
- Bestandssignatur
-
Bundesarchiv, BArch RW 36
- Umfang
-
534 Aufbewahrungseinheiten; 11,3 laufende Meter
- Sprache der Unterlagen
-
deutsch
- Kontext
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Norddeutscher Bund und Deutsches Reich (1867/1871-1945) >> Militär >> Reichswehr und Wehrmacht 1919 bis 1945/1946 >> Zentrale Einrichtungen der Reichswehr und der Wehrmacht >> Nachgeordnete Befehlshaber
- Verwandte Bestände und Literatur
-
Fremde Archive: Nationalarchiv Paris (Bestand AJ 40), Departementalarchiv Lille.
Verwandtes Archivgut im Bundesarchiv: RH 20-15 Armeeoberkommando 15
RH 24-82 und RH 24-89 LXXXII. und LXXXIX. Armeeoberkommando
RH 34 und RH 36 Kommandanturen
RW 18 Wehrmachtverkehrs- und Transportdienststellen
RW 25 Rüstungsdienststellen in Belgien
RM 45-IV Dienst- und Kommandostellen der Kriegsmarine in Belgien und Frankreich
R 70-Belgien, R 70-Frankreich - Deutsche Polizeidienststellen in Belgien und Frankreich (im BA, Abt. R)
National Archiv Paris (Bestand AJ 40)
Departementalarchiv Lille
Amtliche Druckschriften: RWD 20
Literatur: Guides to German Records Microfilmed at Alexandria/Va. Washington 1958ff
Wagner, Wilfried: Belgien und die deutschen Politik während des Zweiten Weltkrieges, Boppard 1974
Weber, Wolfram: Die innere Sicherheit im besetzten Belgien und Nordfrankreich 1940-1944. Düsseldorf 1978
Schumann, Wolfgang und Nestler, Ludwig (Hrsg.): Europa unterm Hakenkreuz - Dokumentenedition - . Belgien, Luxemburg und den Niederlande (1940-1944). Berlin 1990
Martens, Stefan: Frankreich und Belgien unter deutscher Besatzung. Stuttgart 2002
Archives Nationales: La france et la Belgique sous l´occupation allemande 1940-1944. Paris 2002
Eismann, Gael: Hotel Majestic. Ordre et securite en France occupee 1940-1944. Paris 2010.
Löhnig, Martin/Brahy, Sylvie: Hüterin der "politischen Struktur des Landes" ; zur Rolle der Justiz im besetzten Belgien 1940 - 1944 (Zeitschrift für neuere Rechtsgeschichte ; 34 (2012), S. 246 - 262 ).
- Provenienz
-
Militärbefehlshaber Belgien-Nordfrankreich, 1940-1944
- Bestandslaufzeit
-
1940-1944
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
16.01.2024, 08:43 MEZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Beteiligte
- Militärbefehlshaber Belgien-Nordfrankreich, 1940-1944
Entstanden
- 1940-1944