Bestand
Seefahrtschule (Bestand)
Erschließungszustand, Umfang: Findbuch (1992, 1993)
6 lfm
Literaturhinweis: Ortwin Pelc, Herkunft und Ausbildung der Schüler der Lübecker Navigationsschule 1808-1827, in: ZVLGA 62, 1982, S. 195-213
Vorwort: Überblick über die Geschichte
Einer der Stifter der Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit, der Prediger Ludwig Suhl, regte die Gründung der Navigationsschule an. Am 27. Juli 1808 wurde die Schule in der Breiten Straße Nr. 697 (heute: 22) mit zunächst 17 Seefahrtschülern eröffnet. Erster Navigationslehrer war der Steuermann Johann Hinrich Sahn. (Vgl.: Biographisches Lexikon für Schleswig-Holstein und Lübeck, Bd. 9, Karl Wachholtz Verlag Neumünster 1991).
Die Gesellschaft beantragte am 24. November 1824 beim Senat der Stadt Lübeck die Übernahme der Navigationsschule als Staatsanstalt, um die finanzielle Belastung zu verringern und um den Prüfungen einen öffentlich-rechtlich abgesicherten Monopolcharakter zu verleihen. Am 9. März 1825 wurde das Institut vom Staat übernommen. Ein Jahr später, am 28. August 1826, zog die Navigationsschule in ein neues Gebäude auf dem Mühlentorwall bei der Bastion Kaiserturm ein. 1870 traten neue Prüfungsvorschriften in Kraft (Vereinheitlichung des nautischen Prüfungswesens für alle deutschen Küstenstaaten). Die Lübecker Schule wurde über die Stadt hinaus bekannt.
Der Steuermann Franz Schulze, 3 Jahre Hilfslehrer bei E. Thiel, wurde 1886 der neue Navigationslehrer. Unter ihm entwickelte sich die Schule sehr gut, er selbst wurde später vom Senat zum Professor ernannt. Ab 1891 wurden ihm Hilfskräfte bewilligt, seine Amtsbezeichnung änderte sich in "Direktor der Navigationsschule".
Durch die "Ordnung für die Navigationsschule vom 14. April 1894" (siehe Akte Nr. 7) wurden Lehrgänge mit festen Anfangs- und Prüfungsterminen eingeführt. Im Jahre 1900 wurde ein neues Haus bezogen (über dem Kaisertor). Am 17. Juni 1905 wurde die bis dato private Seedampfschiffmaschinistenschule verstaatlicht und der Navigationsschule als Abteilung B angegliedert.
Die Navigationsschule wurde zum Mittelpunkt für nautische Angelegenheiten in Lübeck. Der Direktor war Mitglied der Technischen Kommission für Schifffahrt, Leiter der meteorologischen Station, Beisitzer beim Oberseeamt; die deutsche Seewarte errichtete ihre Lübecker Agentur an der Schule. 1925 wurde die "Verordnung über den Befähigungsnachweis der Seeschiffer und Seesteuerleute auf deutschen Kauffahrteischiffen " (siehe Akte Nr. 9) von der Reichsregierung erlassen. Julius Preuss, neuer Direktor, ging an die Durchsetzung dieser Verordnung (bauliche Erweiterung, Vergrößerung der Klassen, Einstellung neuer Lehrer).
Ende 1927 begannen Bordfunkerlehrgänge; 1927-1931 wurden Lehrgänge für Flugzeugführer der Lufthansa eingerichtet. 1931 erschien die "Schiffsbesetzungsordnung" und die "Prüfungsordnung für die Seeschiffer- und Seesteuermannprüfungen" (siehe Akte Nr. 12). 1933 wurde die ca. 75 Jahre alte "Behörde für die Seefahrtschule" aufgelöst und die Schule der Finanz- und Wirtschaftsbehörde zugeteilt.
Mit dem Verlust der Reichsfreiheit der Stadt Lübeck schied am 1. April 1937 die Seefahrtschule aus der Verwaltung der Stadt Lübeck aus und ging über in die Landesverwaltung und wurde zur Reichsseefahrtschule Lübeck.
Die Maschinistenausbildung wurde 1938 aufgegeben. 1942 wurde der Lehrbetrieb infolge der Kriegsereignisse eingestellt. In Trägerschaft des Landes Schleswig Holstein nahm man ihn 1947 wieder auf. 1969 teilte sich die Seefahrtschule in den Fachbereich Seefahrt der Fachhochschule Lübeck und in die Fachschule für Seefahrt.
In den folgenden Jahren war die Schule gut besucht; 1989 jedoch gab es nur noch 51 Schüler.
In dieser Zeit wurde der Seefahrtschuldirektor Kapitän G. Bowitz pensioniert und vom Schleswig-Holsteinischen Kultusministerium kein Nachfolger mehr eingesetzt.
Am 5. Juni 1991 beschloss die Landesregierung die Verlegung der Seefahrtschule Lübeck nach Flensburg. Damit musste die traditionsreiche Seefahrtschule Lübeck ihre Tätigkeit aufgeben.
1993 wurden die letzten Schüler verabschiedet und zum 31. August 1993 schloss die Seefahrtschule. (vgl. Nr. 201.)
Ordnungsarbeiten
Ein Teil der Akten, der v. a. die älteren Akten umfasste, wurde 1887 (Erwerb 20/87) von Herrn Bowitz (Studiendirektor) übergeben. Ein zweiter Teil gelangte 1992 (Erwerb 1/92) durch Herrn Wruck an das Archiv der Hansestadt Lübeck. 1993 übergab Oberstudienrat Wilfried Wruck dem Archiv im Zuge der Auflösung der Seefahrtschule zum 31. August 1993 weitere Unterlagen (Erwerb 17/1993).
Weiterhin verwahrt nun das Archiv auch infolge einer Vereinbarung zwischen dem Landesarchiv Schleswig und dem Archiv der Hansestadt Lübeck die Unterlagen der Seefahrtschule Lübeck nach 1937 (siehe Archivregistratur 135 b Tgb. -Nr. 760/93). Sie gehören zwar (da ab 1937 Landesschule) zum Landesarchiv, aber eine räumliche Trennung erschien hier nicht sinnvoll (Erwerb 35/1993). Die schon an das Landesarchiv Schleswig zugeleiteten Akten wurden an das Archiv der Hansestadt Lübeck zurückgegeben.
Der Bestand befand sich bei der Übernahme in ungeordnetem Zustand. Die Akteneinheiten wurden nach Sachbetreffen geordnet (buchmäßige, z. T. kaufmännische Ablage innerhalb der Akteneinheiten); der Bestand wurde nach inhaltlichen Gesichtspunkten gegliedert und verzeichnet unter Berücksichtigung der Chronologie. Die Personalakten wurden alphabetisch geordnet. Ein altes Aktenverzeichnis konnte nicht berücksichtigt werden, da es erst kurz vor Fertigstellung der Neuordnung in einer Akte aufgefunden worden ist.
Die Überlieferung ist lückenhaft, die Anfangszeit ist wenig dokumentiert. Gut überliefert sind die Prüfungsunterlagen.
Zeitlicher Umfang: 1808-19993
Zitierweise: "Seefahrtschule Lübeck"
Literaturangaben:
1. Weppelmann, Norbert: Untersuchungen zur Entwicklung des berufsbildenden Schulwesens dargestellt am Wirken der Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit in Lübeck im 18. und 19.Jahrhundert. Diss. Hamburg 1971, 342 S.
2. 150 Jahre Seefahrtschule Lübeck. Festschrift zur Jubiläumsfeier der Lübecker Seefahrtschule am 19. September 1958. Lübeck 1958, 43 S.
3. 175 Jahre Seefahrtschule Lübeck. Festschrift. Lübeck 1983, 28 S.
4. Pelc, Ortwin: Herkunft und Ausbildung der Schüler der Lübecker Navigationsschule 1808-1827, in: Zeitschrift des Vereins für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde Bd. 62, Lübeck 1982
Hinweis:
Nachfolger:
(Unterlagen ab 1990)
Fachschule für Seefahrt
Gebäude A
Kanzleistr. 91-93
24943 Flensburg
Eingrenzung und Inhalt: Der Bestand der Seefahrtschule gibt umfassend Auskunft über die Tätigkeit der Schule und ihre Schüler
Verwaltungsgeschichte/biographische Angaben: Die 1808 auf Anregung der Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit eröffnete Schule wurde 1825 vom Staat übernommen. 1937 ging die Seefahrtschule in die Landesverwaltung über. Die Landesregierung beschloss 1991 die der Seefahrtschule nach Flensburg, 1993 schloss die Seefahrtschule Lübeck.
- Bestandssignatur
-
03.08-2.4/7
- Kontext
-
Archiv der Hansestadt Lübeck (Archivtektonik) >> 03 Behörden bis 1937 >> 03.08 Schule und Kultur >> 03.08-2 Schulen >> 03.08-2.4 Berufs-, Fach- und Fachhochschulen
- Bestandslaufzeit
-
1808-1993
- Weitere Objektseiten
- Zugangsbeschränkungen
-
Benutzungsbeschränkung: teilweise Datenschutz
- Letzte Aktualisierung
-
30.06.2025, 10:12 MESZ
Datenpartner
Archiv der Hansestadt Lübeck. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1808-1993