Bestand

Militärischer Nachlass Otto von Moser, Generalleutnant, Militärschriftsteller, *1860 +1931 (Bestand)

1. Zur Biografie Otto von Mosers: Otto Moser wurde am 21. März 1860 in Stuttgart als Sohn des Kommerzienrats Alwin Moser geboren. Nach fünf Jahren auf dem Stuttgarter Realgymnasium besuchte er ab 1874 die Kadettenanstalten in Bensberg und Berlin. 1877 trat er als Portepeefähnrich in das Infanterieregiment Nr. 126 ein. In der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg stieg Moser rasch in der militärischen Hierarchie auf: Er wurde 1889 zum Premierleutnant, 1893 zum Hauptmann und 1899 zum Major befördert. 1906 erfolgte die Ernennung zum Oberstleutnant, 1909 erlangte Moser den Dienstgrad des Obersten und 1912 denjenigen des Generalmajors. Er diente in der Friedenslaufbahn in unterschiedlichen Funktionen bei verschiedenen württembergischen Truppenteilen. Nach siebzehnjähriger Zugehörigkeit zum Infanterieregiment Nr. 126 (1877-1894), die durch die dreijährige Ausbildung an der Kriegsakademie in Berlin (1889-1892) unterbrochen wurde, wirkte Moser von 1894-1896 als Kompaniechef beim Grenadierregiment Nr. 119, von 1904-1906 als Bataillonskommandeur beim Infanterieregiment Nr. 120, 1906 im Stab des Infanterieregiments Nr. 126 sowie von 1910-1913 als Kommandeur des Infanterieregiments Nr. 121. Im Jahr 1913 übernahm er schließlich die Führung der 53. Infanteriebrigade. Diese Funktion hatte er auch bei Kriegsausbruch 1914 inne. Neben den zahlreichen Verwendungen bei der Truppe wurde Moser vor 1914 häufig in Stabsfunktionen - auch außerhalb des XIII. Armeekorps - eingesetzt: Er diente 1896 im von Alfred von Schlieffen geführten Großen Generalstab, 1897-1900 im Generalstab der 27. Division, 1900-1902 im Generalstab des XVIII. Armeekorps und 1902-1904 im Generalstab des XIII. Armeekorps. In den Jahren 1909-1910 wurde Moser als Abteilungschef im Großen Generalstab verwendet. Der Württemberger war zeitweise auch in der militärischen Ausbildung aktiv: Von 1906-1909 lehrte Moser an der Kriegsakademie in Berlin. Die von Moser befehligte 53. Infanteriebrigade war im Ersten Weltkrieg zunächst im Westen eingesetzt, wo sie am 22. August bei Longwy in eine erste Schlacht verwickelt wurde. Am 2. September erlitt Otto von Moser im Gefecht bei Gesnes-en-Argonne eine schwere Verwundung. Nach mehrmonatiger Genesungszeit und seiner Beförderung zum Generalleutnant im Januar 1915 erhielt er im Juni desselben Jahres das Kommando über die 107. Infanteriedivision. Mit diesem Verband kämpfte er zuerst in Galizien und anschließend im Oktober und November 1915 im Serbien-Feldzug. Von März bis Juni 1916 nahm Moser an den Stellungskämpfen im Baltikum teil. Am 14. Juni 1916 wurde er als Kommandeur der 27. Infanteriedivision in den Westen versetzt und kämpfte mit dieser in der Sommeschlacht. Anfang 1917 gab er Ausbildungskurse für höhere Truppenführer und Generalstabsoffiziere, in denen die Grundsätze der neuen Vorschrift "Die Abwehrschlacht" praktisch demonstriert werden sollten. Im selben Jahr übernahm er das Kommando über das XIV. Reservekorps, mit dem er an der Schlacht bei Arras teil nahm. Die am 5. November 1917 erfolgte Eingliederung des XIV. Reservekorps in die 2. Armee bedeutete einen Wendepunkt in Mosers Laufbahn. Der Kommandeur der 2. Armee, General der Kavallerie Georg von der Marwitz, war der Ansicht, dass Moser den zu erwartenden schweren Gefechten im Westen wegen seiner angeblichen "Unstetigkeit" nicht gewachsen wäre. Daher ließ er ihn am 8. Februar 1918 zu den Offizieren von der Armee versetzen. Es folgten mehrere Bitten sowohl Mosers selbst als auch befreundeter Offiziere um Rückversetzung in den aktiven Dienst, die jedoch scheiterten. Am 18. Juli 1918 wurde Moser zur Disposition gestellt.

Nach seinem Ausscheiden aus dem Truppendienst widmete sich Otto von Moser verstärkt der militärhistorischen Forschung, für die er sich bereits während seiner Zeit als aktiver Offizier interessiert hatte (vgl. u.a. "Kurzer strategischer Überblick über den Krieg 1870/71", Berlin 1896). Moser veröffentlichte in den 1920er Jahren zahlreiche Bücher und Aufsätze. Seine bekanntesten Publikationen sind die Werke "Ernsthafte Plaudereien über den Weltkrieg" (Stuttgart 1921) und "Die Württemberger im Weltkriege" (Stuttgart 1927). Otto von Moser erhielt mehrfach Auszeichnungen, u.a. 1908 den Orden der Württembergischen Krone 2. Klasse, mit dessen Verleihung die Erhebung in den persönlichen Adelsstand verbunden war. 1917 wurde er für seine Leistungen bei der Schlacht von Arras mit dem höchsten preußischen Orden Pour le Mérite ausgezeichnet. Zehn Jahre später verlieh die Universität Tübingen Moser wegen seiner herausragenden militärhistorischen Forschungen den Ehrendoktortitel. Otto von Moser starb am 11. Oktober 1931; er wurde in Ulm bestattet.

2. Zum Nachlass Otto von Mosers: Der Nachlass Otto von Mosers umfasst vor allem gedruckte Ausgaben der Schriften Mosers, aber auch Unterlagen aus der Zeit seiner Lehrtätigkeit an der Kriegsakademie. Von den sonstigen Dokumenten sind vor allem die Bitten Mosers, nach seiner Versetzung zu den Offizieren von der Armee wieder in den aktiven Dienst zurückkehren zu dürfen, hervorzuheben, da sie ein anschauliches Bild von seiner Selbstsicht und seiner Beurteilung der eigenen Leistungen während des Ersten Weltkrieges geben. Der Nachlass kam nach dem Tod Mosers in die Reichsarchivzweigstelle Stuttgart. Die Nachfolgeinstitution dieser Einrichtung, das Heeresarchiv Stuttgart, bemühte sich in den Jahren 1937 und 1938, den Bestand durch Anfragen bei verschiedenen Personen und Institutionen (z. B. der Witwe Mosers und der Universität Tübingen) zu vergrößern. Die aus diesen Aktivitäten hervorgegangenen Aktenzugänge hat man der Personalakte Mosers (M 430/2 Bü 1453) sowie der biografischen Sammlung zu Moser (M 743/1 Bü 9) angefügt. Ein Teil des Nachlasses Mosers wurde jedoch entsprechend dessen Willen in das Reichsarchiv (ab 1936 Heeresarchiv Potsdam) gegeben (u.a. der Schriftwechsel Mosers mit dem Kronprinzen Rupprecht von Bayern sowie dem General Konrad Krafft von Dellmensingen); diese Unterlagen wurden beim Luftangriff auf Potsdam im April 1945 vernichtet. Der Nachlass Otto von Mosers besteht aus 11 Büscheln mit einem Gesamtumfang von 0,10 lfd.m. Eine erste Verzeichnung erfolgte 1941/42 durch Dr. Erich Ruoff. Der Bestand M 660/031 wurde im September 2010 von der Anwärterin Antje Hauschild unter Anleitung von Dr. Wolfgang Mährle neu erschlossen.

3. Quellen- und Literaturhinweise: Quellen: - Personalakte: M 430/2 Bü 1453; - Biografische Dokumente: M 743/1 Bü 9; - Dokumente zu den Publikationen Mosers: M 1/11 Bü 155, M 400/1 Bü 281 und 282, M 660/284 Nr. 5; - Fotografien: v. a. M 743/1 Bü 9. Publikationen Otto von Mosers (Auswahl): - von Moser, Otto: Kurzer strategischer Überblick über den Krieg 1870/71, Berlin 1896. - von Moser, Otto: Kurzer strategischer Überblick über den Weltkrieg 1914/18, Berlin 1921. - von Moser, Otto: Ernsthafte Plaudereien über den Weltkrieg. Eine kritische, militär-politische Geschichte des Krieges für Fachleute und Nicht-Fachleute, zur Rückschau in die Vergangenheit und zur Ausschau in die Zukunft, Stuttgart 1925. - von Moser, Otto: Die Württemberger im Weltkrieg. Ein Geschichts-, Erinnerungs- und Volksbuch, Stuttgart 1927. - von Moser, Otto: Die obersten Gewalten im Weltkrieg. Das Werk der Staatsmänner, Heerführer, Parlaments-, Presse- und Volksführer bei der Entente und bei den Mittelmächten, Stuttgart 1931. Literatur: - Miller, Stephan: Moser, Otto von, in: Rückert, Maria Magdalena (Hg.): Württembergische Biografien unter Einbeziehung hohenzollerischer Persönlichkeiten, Bd. 1, Stuttgart 2006, S. 183 f. - Miller, Stephan: Generalleutnant Otto von Moser (1860-1931), in: Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte 63 (2004), S. 369-380. - Hümmelchen, Gerhard: Otto von Moser. Ein württembergischer General, in: Wehrwissenschaftliche Rundschau 31 (1982), S. 196-201. Stuttgart, im September 2010 Dr. Wolfgang Mährle Antje Hauschild Nachtrag von 2013: Mit Schreiben vom 18.10.2013 übersandte das Bundesarchiv-Militärarchiv dem Hauptstaatsarchiv Stuttgart mehrere Dokumente aus dem Nachlass Otto von Mosers. Sie wurden in den Bestand M 660/031 eingeordnet (Bü 6, Bü 12-14). Das Findbuch wurde ergänzt und an einigen Stellen überarbeitet. Der Nachlass Otto von Mosers besteht nunmehr aus 14 Büscheln im Umfang von nach wie vor 0,10 lfd.m. Stuttgart, im Oktober 2013 Dr. Wolfgang Mährle

Bestandssignatur
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, M 660/031
Umfang
14 Büschel (0,1 lfd. m)

Kontext
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Militärische Bestände 1871-ca. 1920 >> Nachlässe und Sammlungen >> Nachlässe

Indexbegriff Person

Bestandslaufzeit
1909-1938

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Rechteinformation
Letzte Aktualisierung
20.01.2023, 15:09 MEZ

Objekttyp


  • Bestand

Entstanden


  • 1909-1938

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