Bestand

Tiefbauamt (Bestand)

Vorwort: Das nach der Verwaltungsreform 1937 geschaffene Tiefbauamt trägt heute die Bezeichnung Bereich 660 Stadtgrün und Verkehr und gehört zum Bereich 5 - Planen und Bauen der Lübecker Stadtverwaltung. Die Abteilung Verkehr verwaltet und unterhält als Straßenbaulastträger ca. 740 km Straßen und 135 Brücken mitsamt Lichtanlagen, Beschilderung und Beleuchtung, sowie 3 öffentliche Brunnen. Zugleich nimmt sie die Aufgabe der Straßenverkehrsbehörde wahr.
Neben Verwaltung, Entwurfsplanung, Neubau und Unterhaltung bilden das Projektmanagement und die Realisierung von jeweils gleichzeitig laufenden Großprojekten des Straßen-, Brücken- und Tunnelbaus mit z. T. überregionaler Verkehrsbedeutung, Arbeitsschwerpunkte. Des Weiteren setzt die Abteilung Verkehr Maßnahmen im Zusammenhang mit dem regionalen Nahverkehrsplan und Radverkehrskonzepte um, und führt verkehrslenkende Lösungen zur Verkehrsberuhigung in Wohngebieten und in der historischen Altstadt Lübecks (UNESCO Weltkulturerbe) durch.
Im Sachgebiet 661-2.13 der Abteilung Verkehr werden Aufgaben zur Vermessung und Dienste für die Geodaten wahrgenommen. Darüber hinaus ist es Aufgabe des Sachgebietes, Benennungsvorschläge für öffentliche Verkehrsflächen den städtischen Gremien zur Beschlussfassung vorzulegen.


1. Behördengeschichte
Nach dem Organisationsplan der Bauverwaltung vom 1. Dez. 1945 gliederte sich das Tiefbauamt in drei Bereiche:

1) Stadtentwässerung, Wasserwirtschaft (Kulturbau, Wasserbehörde für Wasserläufe II. und III. Ordnung, Schauamt),

2) Häfen und Wasserbau an Trave und Wakenitz, Freibadeanstalten, Plankammer

3) Straßen- und Wegebau, Brücken, Statisches Büro und Plankammer

In seine Verantwortung fielen somit der städtische Straßen-, Siel- und Wasserbau, die Straßenreinigung und die Aufsicht über die Unterhaltungs- und Erneuerungsarbeiten der städtischen Hafenbahn.

Seit Mitte der 1940er Jahre haben sich Zuständigkeiten und Organisation des Tiefbauamts wiederholt geändert. Verschiedene Aufgabengebiete wurden ausgegliedert, um entweder neugeschaffenen selbständigen Ämtern übertragen oder von staatlichen Stellen übernommen zu werden. Auch kam es andersrum zur Übernahme neuer Aufgabengebiete - so übernahm das Tiefbauamt die Aufgaben der 1940 aufgelösten Lübecker Transport- und Müllabfuhr AG, die dann Anfang der 1950er Jahre an das Amt für Stadtreinigung und Fuhrpark abgegeben wurden.
Am 1. Februar 1961 wurde die Brücken- und Ingenieurbauabteilung, die bisher dem Wasser- und Hafenbauamt unterstand, dem Tiefbauamt zugeordnet.
Im Jahr 1987 wurde für das Sachgebiet Stadtentwässerung (Sielbau und Klärwerke) ein selbständiges Amt eingerichtet, das Amt für Stadtentwässerung und Hafenbau und die Aufgaben der Wasserwirtschaft wurden dem 1986 geschaffenen Umweltamt übertragen. Damit verblieben beim Tiefbauamt nur der Straßen-, Wege- und Brückenbau, so dass das Amt im Jahre 1987 die Bezeichnung Amt für Verkehrsanlagen erhielt, das dann im Jahre 1998 zum Bereich Verkehr wurde und seit 2013, nach der Zusammenlegung mit dem früheren Bereich für Stadtgrün die Bezeichnung Verkehr und Stadtgrün trägt. Das Amt für Stadtentwässerung und Hafenbau wurde 1993 in die Ämter Stadtentwässerung (heute Teil des Bereichs 3.700 Entsorgungsbetriebe) und Wasser- und Hafenbauamt (heute Bereich 5.691 Lübeck Port Authority) gegliedert.

Nach der Gründung des Tiefbauamtes 1937 lag der Focus der Entwurfsabteilung auf der bis 1942 betriebenen 'Gesamtplanung' für das Wirtschaftsgebiet Lübeck - die den künftigen Aufbau des Hafens, die Verkehrserschließung des (beidseitigen) Ufergeländes der Trave, sowie den Bau des projektierten Hansa-Kanals und eines Yacht- und Fischereihafens in Travemünde beinhaltete - all diese Projekte setzten allerdings einen siegreichen Ausgang des Krieges voraus. Statt der Großplanungen im Tiefbau bekam infolge des Kriegsausgangs der Wohnungsbau den Vorrang, womit umfangreiche Entwurfsarbeiten für die Neuaufschließung des Wohnsiedlungsgeländes verbunden waren (siehe Planungsamt).
Weitere Projekte der Entwurfsabteilung waren die Entwässerungsanlagen, Straßen- und Brückenbauten, von denen ein großer Teil im Zuge der wertschaffenden Arbeitslosenfürsorge geleistet wurde.

Das Anwachsen der Bevölkerungszahlen nach 1945 überstieg hinsichtlich der Entwässerung bei weitem das Leistungsvermögen des Kanalnetzes. Der nach 1948 einsetzende umfangreiche Kanalisationsausbau führte vor allem in den Stadtteilen und im Außenbereich der Vorstädte zum Anschluss ausgedehnter Wohngebiete. Allein im Jahre 1951 wurden einschließlich der Pump- und Kläranlagen 7152 m neue Entwässerungsleitungen mit einem Kostenaufwand von über 558.000 DM gebaut. (Entwässerungsgebühren werden seit 1939 erhoben, decken jedoch nicht die gesamten Betriebs- und Unterhaltskosten ab.) Von der Brunnenabteilung wurden 144 öffentliche und 266 Brunnen auf städtischen Liegenschaften betrieben.

Die Wasserwirtschaftsabteilung umfasst innerhalb des Stadtkreises Lübeck die Wasseraufsichtsbehörde für die Wasserläufe II. und III. Ordnung und die laufende Beaufsichtigung der unter Schau gestellten Gräben. 1951 oblag die Unterhaltung der Landgräben, der Ausbau von Vorflutern und Maßnahmen für die landwirtschaftliche Drainung dem Kulturbau.
In den folgenden Jahren konzentrierten sich die Aufgaben auf den Ausbau von Straßen um Wohngebiete zu erschließen, sowie um den Ausbau der überforderten Entwässerungsanlagen und den Anschluss der Wohngebiete an die Wasser- und Abwasserversorgung.

Der Arbeitsbereich Straßen- und Wegebau des Tiefbauamts umfasst die Unterhaltung sowie den Aus- und Neubau von Ortsdurchfahrten, Bundesstraßen und Landstraßen II. und III. Ordnung, Stadt- und Siedlungsstraßen, Landwegen, Durchlässen und Brücken. (Die Mehrzahl der Brücken wird vom Wasser- und Hafenbauamt unterhalten.)
Kleinere Straßenausbesserungsarbeiten werden zum überwiegenden Teil mit eigenen Arbeitskräften ausgeführt. Unterhaltung und Ausbau der Straßen hingegen wird ausschließlich von Unternehmern nach Ausschreibungsverfahren durchgeführt.


2. Bestand
Die Akten aus dem Bestand Tiefbauamt kamen in mehreren Ablieferungen in das Archiv der Hansestadt Lübeck. Größere Aktenablieferungen erfolgten in den Jahren 1956 und 1964, kleinere in den Jahren 1977, 1978, 1982, 1983 und 2013. Bis zur Neubearbeitung des Bestandes lagen für diese nur Ablieferungslisten vor, die allerdings bereits digital erfasst waren. Eine Komplettüberarbeitung und Neuverzeichnung des Bestandes erfolgte in den Jahren 2014/15.
Eine besonders dichte Überlieferung findet sich in den Bereichen der Gewässerschauen und der Instandhaltung von Gräben und Bächen sowie bei der Unterhaltung und dem Neu- und Ausbau von Straßen.

Besonderheiten:
Die 2014 vom Bereich 5.660 Stadtgrün und Verkehr ins Archiv abgegebenen Akten aus der Abteilung Straßenkataster- Geodaten mit Unterlagen zur Straßenbenennung aus den Jahren 1914 - 1972, sind in diesem Bestand verzeichnet.
Bei der Neuverzeichnung ebenfalls dem Bestand hinzugefügt wurden Handakten des zum 1. Januar 1996 in den Ruhestand versetzten Leiters des Amtes für Stadtentwässerung, Manfred Balasus (1983 - 1996).

Nach Bearbeitungsstand vom August 2015 umfasst der Bestand aktuell 24 lfm mit einer Laufzeit von 1764 - 2006, wobei die Kernzeit 1875 - 1995 ist.


3. Ordnung und Verzeichnung
Bei der Neubearbeitung wurden die Akteninhalte beibehalten und bei der Titelbildung wurde eine Mischform aus vorhandenem Aktentitel und einer Inhaltsbeschreibung der Akte gewählt. Sollte der Aktentitel einmal etwas allgemeiner ausfallen, so lässt sich im Enthältvermerk ein genauerer Eindruck vom Inhalt gewinnen. Sollte die Akte Pläne und Karten enthalten, so sind diese ebenfalls im Enthältvermerk angegeben - die Aufführung der Pläne erfolgte kursorisch.

Die Systematik orientiert sich an den vorliegenden Akten und wurde nach Themenzusammenhängen erstellt. Die bisherige Signatur ist im Feld 'Registratursignatur' vermerkt. Häufig war der Zusatz Bd. 1 in der Alten Archivsignatur irreführend, da es keinen zweiten Band gab - in diesen Fällen wurde der Zusatz entfernt. Bei dem Zusatz Bd. II wurde dieser in der Alten Archivsignatur beibehalten als Hinweis, dass es noch weitere Akten gegeben hat.
Wo die Erwerbsnummer in der Altsignatur nicht bereits mit angegeben war, wurde diese hinzugefügt.

Regenmessungsaufzeichnungen wurden exemplarisch für 1914 in den Bestand übernommen, alle weiteren Jahre wurden als nicht archivwürdig aussortiert. Die Auswertungen dieser Aufzeichnungen befinden sich im Bestand.

Insgesamt wurden bei der Neuverzeichnung ca. 2 lfm nicht archivwürdigen Schriftguts ausgesondert.


4. Abkürzungen
WAF = Wertschaffende Arbeitslosenfürsorge
DWM = Deutsche Waffen- und Munitionsfabriken
Lühofa = Lübecker Holzwolle-Fabrik
HAFRABA = Hansestädte-Frankfurt-Basel


5. Literatur/Quellen
http://lpa.luebeck.de/#
http://stadtentwicklung.luebeck.de/verkehr/wirueberuns/index.html
Beständeübersicht des Archivs der Hansestadt Lübeck.
Verwaltungsberichte der Hansestadt Lübeck 1937-1977.


6. Benutzung
Zitierweise: 04.06-6 Tiefbauamt (+ Signatur)
Die Akten dieses Bestandes sind für die Benutzung freigegeben.

Lübeck, 15. August 2015



Verwaltungsgeschichte/biographische Angaben: Dem 1937 gebildeten Tiefbauamt unterstand der städtische Straßen-, Siel- und Wasserbau, die Straßenreinigung und die Aufsicht über die Unterhaltungs- und Erneuerungsarbeiten der städtischen Hafenbahn. Am 1. April 1940 wurde dem Tiefbauamt die Müllabfuhr angegliedert. Nach dem Organisationsplan der Bauverwaltung vom 1. Dez. 1945 gliederte sich das Tiefbauamt in drei Bereiche:

1) Stadtentwässerung, Wasserwirtschaft (Kulturbau, Wasserbehörde für Wasserläufe II. und III. Ordnung, Schauamt),

2) Häfen und Wasserbau an Trave und Wakenitz, Freibadeanstalten,

3) Straßen- und Wegebau, Brücken.

Die Müllabfuhr und die Straßenreinigung wurden bis März 1948 vom Maschinen- und Heizamt erledigt. 1987 richtete man für das Sachgebiet Stadtentwässerung (Sielbau und Klärwerke) ein selbständiges Amt ein; die Aufgaben der Wasserwirtschaft wurden dem 1986 geschaffenen Umweltamt übertragen, der Wasser- und Hafenbau wurde ebenfalls einem eigenen Amt zugewiesen. Es verblieben beim Tiefbauamt nur der Straßen-, Wege- und Brückenbau, so dass das Amt im Jahre 1987 die Bezeichnung Amt für Verkehrsanlagen erhielt. 1998 wurde daraus der Bereich Verkehr.

Größere Aktenablieferungen erfolgten in den Jahren 1956 und 1964, kleinere in den Jahren 1977, 1978, 1982, 1983 und 2013.

Reference number of holding
04.06-6

Context
Archiv der Hansestadt Lübeck (Archivtektonik) >> 04 Gemeindevertretung und Behörden nach 1937 >> 04.06 Bauangelegenheiten

Date of creation of holding
1764-2006

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Last update
30.06.2025, 10:12 AM CEST

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  • Bestand

Time of origin

  • 1764-2006

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