Bestand

Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart: Sachakten (Bestand)

Inhalt und Bewertung
Der 2002-2006 eingekommene Bestand enthält u.a. Jahresberichte und Statistiken, Senatsprotokolle, Korrespondenzen der Hochschulleitung und einzelner Lehrkräfte, Studien- und Prüfungsordnungen, Diplomarbeiten, Unterlagen zu Personalangelegenheiten der Lehrkräfte und der Studenten (darunter Studentenverzeichnisse und wenige Personalakten von Studierenden), über den Neubau des Hochschulgebäudes, den Umbau des Wilhelma-Theaters und über Veranstaltungen der Hochschule sowie Zeitungsausschnittsammlungen. Erwähnenswert ist zudem der Nachlass von Hugo Holle (25.1.1890-12.12.1942), Professor für Komposition an der Musikhochschule und Rektor von 1940-1942, der überwiegend aus Vorlesungsmanuskripten besteht. Vor allem Im Sammlungsmaterial zur Hochschulgeschichte (u.a. Glasplattennegative) und in den Pressespiegeln befinden sich auch Abbildungen.
Aus einem jüngeren Zugang (2021/46) sind außerdem umfangreiche Materialien zu den Veranstaltungen der Musikhochschule mit Publikationen und musikalischen Veröffentlichungen in den Bestand integriert worden.

1. Verzeichnungselemente und Bearbeitung: Der Bestand EL 218 I: "Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart: Sachakten" enthält Unterlagen der Hochschulverwaltung, der Bibliothek, der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und einige wenige ausgewählte Studentenpersonalakten aus dem Zeitraum 1858-2005. Die Unterlagen kamen in mehreren Ablieferungen in das Staatsarchiv als Zugänge: 2002/30, 2002/74 (teilweise: die in diesem Zugang ebenfalls enthaltenen Personalakten bilden den Bestand EL 218 II), 2005/100, 2006/119, 2009/039. Die Titelaufnahmen wurden von Michaela Mingoia erfasst; Dr. Elke Koch übernahm die Klassifikation und Endredaktion des Findbuchs. Nachtrag: Im März 2022 wurde der Zugang 2021/46 in den Bestand eingearbeitet, der sich so um die Bü 236-371 und DO 1-45 erweiterte. Die jüngeren Unterlagen behandeln u.a. die Veränderungen im Studienbetrieb (neue Studiengänge, Studienordnungen). Ein Schwerpunkt liegt bei den Veranstaltungen, Projekten und Veröffentlichungen der Musikhochschule. Besonders hervorzuheben sind hier die musikalischen Veröffentlichungen. Die Verzeichnung des Zugangs übernahm Fabian Müller, die Redaktion teilten sich Dr. Simone Ruffer (digitale Objekte) und Andreas Weber (Korrekturen und Klassifikation).

2. Verwaltungsgeschichte: Am 17. März 1857 erschien im Schwäbischen Merkur der Aufruf eines Bürger-Komitees zur Gründung einer Musikschule in Stuttgart, die bereits im April desselben Jahres mit dem Unterricht begann. Ab 1860 wurde die private Musikschule vom Staat bezuschusst, ab 1871 auch von der Stadt Stuttgart. Der württembergische König übernahm 1867 das Ehrenprotektorat. Im Jahr 1865 nahm die Musikschule den Namen "Konservatorium für Musik" an, dem 1896 noch ein "Königliches" vorangestellt wurde. Im Mai 1921 wurde das Konservatorium in eine "Württembergische Hochschule für Musik" umgewandelt. Dafür trennte diese sich von der Ausbildung der sogenannten Dilettanten. Der Verein zur Förderung der Volksbildung gründete in Stuttgart ein von der Hochschule unabhängiges Konservatorium für Musik, das Lehrer und Schüler dieser nicht am künstlerischen Beruf orientierten Abteilung aufnahm. Am 1. Oktober 1938 wurde die Hochschule zur "Staatlichen Hochschule für Musik" und untersteht seither dem Kultministerium (bzw. nachfolgend dem Wissenschaftsministerium). Die heutige Bezeichnung "Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst" trägt die Hochschule seit 1963. Mit dem Kunsthochschulgesetz von 1975 wurde sie zu einer wissenschaftlichen Hochschule des Landes Baden-Württemberg. Nach dem Beginn in der Eberhardstraße 1 zog die Musikschule 1960 in die Langestraße 51 um. Unter maßgeblichem Einsatz des Vereins zur Förderung des Konservatoriums konnte dieses dann 1911 am Urbansplatz großzügig untergebracht werden. Die Räume wurden 1944 zerstört; die zwischenzeitlich nach Trossingen ausgelagerte Musikhochschule begann im Februar 1946 wieder mit dem Unterricht in Stuttgart und konnte 1955 das wiederaufgebaute Gebäude am Urbansplatz beziehen. 1996 erfolgte dann der Umzug in das neue Hochschulgebäude an der Stuttgarter Kulturmeile.

3. Inhalt und Ordnung des Bestands: In langfristiger Vorbereitung auf das Hochschuljubiläum 2008 wurden die wenigen erhaltenen Altunterlagen im Jahr 2002 (und vereinzelt auch noch später) durch das zuständige Staatsarchiv bewertet. Die Sichtung erstreckte sich auf die Altregistratur, die Bibliothek und die Unterlagen aus Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Die laufende Registratur wurde nicht mit einbezogen. Es ist davon auszugehen, dass sich aus dem Zeitraum vor 1970 keine Unterlagen mehr in der Hochschule befinden - mit Ausnahme der Studentenpersonalakten. Diese blieben mit Ausnahme der wenigen herausragenden Einzelfälle, die in diesen Archivbestand aufgenommen wurden, in der Hochschule. Da immer wieder danach gesucht wird, sei hier explizit festgehalten, dass das Staatsarchiv tatsächlich nur die wenigen Studentenpersonalakten archiviert hat, die im Bestand unter der Rubrik 1.5.3 einzeln verzeichnet sind; die Studentenpersonalakte von Harald Schmidt ist nicht darunter, sie ist, wie die Hochschule 2005 mitteilte, in der Hochschule nicht auffindbar (s. Registraturakte 5-751-1473/2). Angesichts der umfassenden Überlieferungsverluste, die nicht nur die Musikhochschule selbst sondern auch das württembergische Kultministerium erlitt, wurde in der Hochschule alles noch Vorhandene aus dem Zeitraum bis etwa 1950 nahezu vollständig übernommen. Zurückhaltend bewertet wurde auch für die Jahrzehnte von 1950 bis 1980, da auch aus diesen nur noch wenig erhalten war. Erst danach wird die Überlieferung dichter. Ein Aktenplan war nicht vorhanden; vorherrschend war die Führung der Akten in Handakten, nach sachthematischen Betreffen oder in Korrespondenzserien (alphabetisch in chronologischen Schichten). Der Archivbestand wurde daher thematisch geordnet. Der Bestand enthält die Senatsprotokolle ab 1858 mit glücklicherweise nur wenigen Lücken. Auch die von 1859 bis 1932 (mit Lücken) vorhandenen Zeugnishefte geben interessante Einblicke in die Praxis der musikalischen Ausbildung. Da sie einen alphabetischen Namensindex haben, können sie auch als Ersatz für die Studentenverzeichnisse dienen, die erst ab 1900 (und dann bis etwa 1950) erhalten sind. Wertvolle Informationen über das gesamte Geschehen in und um die Hochschule gibt der Pressespiegel, der ab 1911 weitgehend vorhanden ist. Auskunft über die Lehrveranstaltungen um 1940 geben die Vorlesungsskripte von Professor Hugo Holle (25.1.1890-12.12.1942), die durch Schenkung von privater Seite in die Hochschule gelangt sind. Der Bestand enthält auch einiges zu den Hochschulgebäuden, vor allem über den Neubau (Stirling-Bau) an der Kulturmeile und über das Wilhelma-Theater. Bildmaterial befindet sich vor allem in den Pressespiegeln und beim Sammlungsmaterial zur Hochschulgeschichte, u.a. Glasplattennegative mit Bühnenbildern vom Wilhelma-Theater, die 1987 als Schenkung von Frau Kaufmann-Mundigl an die Musikhochschule gelangten.

4. Zugang und Benutzung: Die Studentenpersonalakten und die Diplomarbeiten sind als auf natürliche Personen bezogenen Unterlagen im Sinne von § 6 des Landesarchivgesetzes zu betrachten und unterliegen daher personenbezogenen Sperrfristen. Siehe auch die Erläuterungen unter dem Klassifikationspunkt 2.4 (Vor einer Nutzung der Diplomarbeiten ist zu prüfen, ob die Diplomarbeit Korrekturvermerke enthält (dann personenbezogene Sperrfrist) oder ob sie ohne Anmerkungen ist (Sachaktensperrfrist)). Für das sonstige Archivgut ist im Einzelfall die allgemeine Sperrfrist von 30 Jahre nach Entstehung zu beachten.

5. Sachverwandte Unterlagen: Die Personalakten des Lehrpersonals und in enger Auswahl von Verwaltungsmitarbeitern der Hochschule befinden sich im Bestand EL 218 II. Die Hauptpersonalakten der verbeamteten Hochschullehrer befinden sich im Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Bestand EA 3/150 (ab dem Jahr 1945). Die Vereine, welche die Musikhochschule gründeten und unterstützten, waren beim Amtsgericht Stuttgart registriert. Die Vereinsregisterakten befinden sich im Staatsarchiv Ludwigsburg unter folgenden Archivsignaturen: F 303 III Bü 106: Verein zur Förderung des Königlichen Konservatoriums für Musik F 303 III Bü 145: Württembergischer Musikhochschulverein F 303 III Bü 962: Konservatorium für Musik F 303 III Bü 622: Verein zur Förderung der Volksbildung. Die Berichte der Musikhochschule an den König befinden sich im Hauptstaatsarchiv Stuttgart im Bestand E 14 (Bü 1568, Bü 1869, Bü 1666). Die Überlieferung des Kult- bzw. Kultusministeriums und des Wissenschaftsministeriums befindet sich ebenfalls im Hauptstaatsarchiv Stuttgart (EA 3/203 Bü 99-110; EA 3/201 Bü 4-7). Angesichts der engen personellen und inhaltlichen Verbindungen empfiehlt es sich für Einzelfragen auch, die Bestände des Württembergischen Staatstheaters im Staatsarchiv Ludwigsburg mit einzubeziehen (Beständegruppen E 18 und EL 221). Literaturhinweis: Nicole Bickhoff, Elke Koch: Abgebrannt und umgezogen: Zur Überlieferung der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart, in: Zwischen bürgerlicher Kultur und Akademie. Zur Professionalisierung der Musikausbildung in Stuttgart seit 1857, hrsg. Von Joachim Kremer und Dörte Schmidt, Schliengen 2007, S. 61-82 (Forum Musikwissenschaft 2).

Bestandssignatur
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Ludwigsburg, EL 218 I
Umfang
371 Büschel, 45 Digitale Objekte (13,9 lfd. m)

Kontext
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Ludwigsburg (Archivtektonik) >> Ober- und Mittelbehörden seit um 1945 >> Geschäftsbereiche Kultusministerium und Wissenschaftsministerium

Bestandslaufzeit
1858-2021

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Rechteinformation
Letzte Aktualisierung
18.04.2024, 10:40 MESZ

Objekttyp


  • Bestand

Entstanden


  • 1858-2021

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