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Zufall und Glück in lebensgeschichtlichen Erzählungen von Kulturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern

Im Beitrag werden Ergebnisse einer Analyse biographischer Interviews mit Kulturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern aus Deutschland, Österreich und Bulgarien dargestellt. Das Bild des Wissenschaftlers und die Bilder von den Forschenden haben sich, so die Verfasser, im Lauf der Zeit und in verschiedenen Gesellschaften gewandelt. Die heute gängigen Bilder sind im Kontext aktueller Wissenschaftspolitik und -entwicklung sowie der Geschichte der Differenzierung der Wissenschaft seit dem 18. Jahrhundert zu lesen. Wenngleich die Wissenschaften entzaubert wurden und mit ihnen die "wissenschaftliche Persönlichkeit", wenn sich auch das Bild vom Experten gebrochen hat und damit facettenreicher geworden ist, ist die Vorstellung vom Wissenschaftler-Genie nicht passe. Auf der anderen Seite dominiert das Prinzip Leistung im (Selbst-)Verständnis von Wissenschaft, aufgefasst meist als Produkt der Ideen und der Arbeit Einzelner jedenfalls in den sogenannten soft sciences. Die präsentierten Motivationen und Strategien sind immer sach- und inhaltsbezogen gewesen. Emotionen spielen keine strategische Rolle. Wissenschaftliche Arbeit geschehe wegen des angestrebten Erkenntnisgewinns, aus intellektuellem Interesse, aus Berufung. Der eigene Erfolg, die gelungene (institutionelle) Karriere ist kaum ohne Understatement zu schildern. Die Kategorie 'Zufall' in biografischen Texten von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern weist auf wesentliche Strukturmerkmale dieses Feldes und der Praxis dort hin. Wenn von Glück und Zufall die Rede ist, werden möglicherweise gerade solche Strukturmerkmale kaschiert, weil sie einem wissenschaftlichen Ethos, einer ideellen Konstruktion widersprechen - etwa indem es in wissenschaftlichen Kontexten nicht um individuellen beruflichen Aufstieg, persönlichen Vorteil oder um leicht und spielerisch Erarbeitetes gehen darf. (ICF2)

Zufall und Glück in lebensgeschichtlichen Erzählungen von Kulturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern

Urheber*in: Kasabova, Anelia; Langreiter, Nikola

Attribution - ShareAlike 4.0 International

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Alternative title
Coincidence and happiness in life history stories of cultural scientists
Extent
Seite(n): 194-213
Language
Deutsch
Notes
Status: Veröffentlichungsversion; begutachtet

Bibliographic citation
BIOS - Zeitschrift für Biographieforschung, Oral History und Lebensverlaufsanalysen, 20(2)

Subject
Soziologie, Anthropologie
Wissenschaftssoziologie, Wissenschaftsforschung, Technikforschung, Techniksoziologie
Bundesrepublik Deutschland
institutionelle Faktoren
Erfolg
Wissenschaftsbetrieb
Zufriedenheit
Glück
Österreich
Wissenschaftler
Biographie
Bulgarien
wissenschaftliche Institution
Erzählung
Karriere
Wissenschaftsforschung
Bourdieu, P.
Kultur
Standardisierung
deskriptive Studie
Theorieanwendung

Event
Geistige Schöpfung
(who)
Kasabova, Anelia
Langreiter, Nikola
Event
Veröffentlichung
(where)
Deutschland
(when)
2007

URN
urn:nbn:de:0168-ssoar-270382
Rights
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften. Bibliothek Köln
Last update
21.01.2025, 11:44 AM CET

Data provider

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Object type

  • Zeitschriftenartikel

Associated

  • Kasabova, Anelia
  • Langreiter, Nikola

Time of origin

  • 2007

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