Collection article | Conference paper | Konferenzbeitrag | Sammelwerksbeitrag

Krisendiagnosen und ihre Konsequenzen: das Beispiel "Globaler Klimawandel"

"Wohl keine Kulturform hat sich so sehr auf ihre Begriffe verlassen, wie die 'wissenschaftlich-technische Zivilisation'. Zwar wurde seit den Anfängen der okzidentalen Philosophie stets über das 'wahre' Verständnis des Seins gestritten, auch darüber, wie es sich wissenschaftlich angemessen beobachten ließe, welche Beschreibungsformen und Begriffe hierzu taugen und welche unvorhergesehenen Nebenwirkungen mit diesen Beschreibungsformen einhergehen. Mit den Anfängen der 'modernen' Wissenschaft im 16./17. Jh. verfestigte sich jedoch eine seitdem nicht mehr fundamental kritisierte duale Weise des wissenschaftlichen Begreifens von Welt, diese entweder als Natur oder als Gesellschaft zu begreifen. Seither dominiert eine Weise wissenschaftlichen Beschreibens von Welt mit primär den 'Natur'-wissenschaften entlehnten Begriffen. Seit einigen Jahrzehnten gewinnt jedoch die radikalere Kritik an Zuspruch, die die Wissenschaft als professionelle Institution zur gesellschaftlichen Problemlösung insgesamt in Frage stellt. In dem einleitenden Beitrag zur Ad-Hoc-Gruppe wird dieser Prozess des Legitimitätsverlustes in einen Zusammenhang gebracht mit der gesellschaftlich beobachteten Zunahme an Katastrophenphänomenen und der Weise des wissenschaftlichen begrifflichen Begreifens von Welt. Krisen und Katastrophen, so die These, symbolisieren das Versagen gesellschaftlicher Formen der Umweltbeobachtung, sie sind also mit anderen Worten das Resultat falscher Diagnosen über die menschliche Umwelt. Eine dieser falschen Diagnosen lautet: 'Natur'. Obwohl scheinbar nur ein Begriff, geht damit doch eine Weise des Weltzugangs einher, eine Form der Wahrnehmung, die den tatsächlichen Verhältnissen zunehmend unangemessen ist. Behauptet wird in dem Beitrag also, dass 'die Moderne' sich auf eine bestimmte Form des begrifflichen Begreifens von Umwelt eingeschränkt hat, die zunehmend krisen- und schließlich katastrophenträchtiger wird. Dieser Prozess stellt die Wissenschaft selbst zunehmend in Frage, die nun aufgefordert ist, grundsätzlich neue Formen und Modalitäten der Umweltbeschreibung zu entwickeln, will sie nicht mit ihrem vermeintlichen bisherigen Gegenstand, der Natur, 'verschwinden'." (Autorenreferat)

Krisendiagnosen und ihre Konsequenzen: das Beispiel "Globaler Klimawandel"

Urheber*in: Voss, Martin

Free access - no reuse

0
/
0

Alternative title
Crisis diagnoses and their consequences: the example of "global climate change"
ISBN
978-3-593-38440-5
Extent
Seite(n): 3591-3600
Language
Deutsch
Notes
Status: Veröffentlichungsversion; begutachtet
33. Kongress "Die Natur der Gesellschaft". Kassel, 2006

Bibliographic citation
Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2

Subject
Ökologie
Soziologie, Anthropologie
Wissenschaftssoziologie, Wissenschaftsforschung, Technikforschung, Techniksoziologie
Ökologie und Umwelt
Wissenschaft
Moderne
Begriff
Klimawandel
Natur
deskriptive Studie
Dokumentation

Event
Geistige Schöpfung
(who)
Voss, Martin
Event
Herstellung
(who)
Rehberg, Karl-Siegbert
Event
Veröffentlichung
(who)
Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS)
Campus Verl.
(where)
Deutschland, Frankfurt am Main
(when)
2008

URN
urn:nbn:de:0168-ssoar-155540
Rights
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften. Bibliothek Köln
Last update
21.06.2024, 4:26 PM CEST

Data provider

This object is provided by:
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften. Bibliothek Köln. If you have any questions about the object, please contact the data provider.

Object type

  • Sammelwerksbeitrag
  • Konferenzbeitrag

Associated

  • Voss, Martin
  • Rehberg, Karl-Siegbert
  • Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS)
  • Campus Verl.

Time of origin

  • 2008

Other Objects (12)