Schale

Schälchen mit Blütendekor (sog. Medici-Porzellan)

"Der Rand des Schälchens ist verformt, die Glasur bläschendurchsetzt. Ein kobaltblauer Ranken- und Blütendekor, der an chinesisches Blau-Weiß-Porzellan der Ming-Dynastie erinnert, ziert das Innere und die Wandung. Ostasiatisches Porzellan faszinierte die Europäer seit Marco Polos Chinareisen. In Florenz, aber auch in Venedig und anderen Glas- und Majolikazentren, erfolgten im 16. Jahrhundert Versuche der Porzellanimitation. 1575 berichtete der venezianische Gesandte in Florenz, Andrea Gussoni, dass Großherzog Francesco I. de Medici (reg. 1574–1587) einen Weg gefunden habe, 'indisches Porzellan' herzustellen. Francesco hatte selbst alchemistisch-keramische Interessen. Zudem verfügte er in seiner umfangreichen Keramiksammlung auch über rund eintausend chinesische Porzellanobjekte. Das sogenannte Medici-Porzellan ist allerdings kein echtes Porzellan, sondern eine glasartige 'Fritte'. Der hohe Anteil an Flussmitteln wie Quarz und Feldspat (die auch in Glas enthalten sind) und der geringe Tonanteil führten beim Brand oftmals zu Verformungen. Die Produkte wurden, ähnlich wie die italienischen Majoliken, mit einer weißen Glasur, dem 'marzacotto', und darüber einer transparenten Bleiglasur überzogen. Als im 17. Jahrhundert über die Ostindischen Handelskompanien größere Mengen an ostasiatischen Porzellanen nach Europa kamen, verloren die ohnehin nur in geringer Stückzahl produzierten Medici-Porzellane an Bedeutung. Erst 1708 glückte in Meißen dem Alchemisten Johann Friedrich Böttger und dem Naturwissenschaftler Ehrenfried Walther von Tschirnhaus die 'Nacherfindung' des Hartporzellans. Es enthält als Hauptrohstoff eine weiße, mineralienhaltige Tonerde, das Kaolin, und hat, im Gegensatz zum Medici-Porzellan, einen weißen, harten und dabei lichtdurchlässigen Scherben – wie die ostasiatischen Vorbilder." (Claudia Kanowski, in: Details! 100 Lieblingswerke im Kunstgewerbemuseum, Dresden/Berlin 2018, S. 89) Marke auf der Unterseite des Bodens: In Blau aufgemalt die Kuppel des Florentiner Doms, sowie "F" (für Florenz) ClKa

Gesamtansicht | Fotograf*in: Karen Bartsch / Rechtewahrnehmung: Kunstgewerbemuseum, Staatliche Museen zu Berlin

Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International

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Standort
Kunstgewerbemuseum, Staatliche Museen zu Berlin, Deutschland
Inventarnummer
W-1984,22
Maße
Durchmesser: 13 cm
Höhe: 4,8 cm
Material/Technik
Glasartige Fritte

Klassifikation
Schale (Gefäß / Gefäßteil) (Objektgattung)

Ereignis
Herstellung
(wo)
Florenz
(wann)
um 1580

Rechteinformation
Kunstgewerbemuseum, Staatliche Museen zu Berlin
Letzte Aktualisierung
14.04.2025, 08:09 MESZ

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Objekttyp

  • Schale

Entstanden

  • um 1580

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