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Deutscher Orden, Landkommende Ellingen, Amt Absberg (Bestand)

Deutscher Orden, Landkommende Ellingen, Amt Absberg: 1. Das Amt Absberg
Nach Entschädigung der Allodialerben übernahm auf Grund kaiserlicher Exspektanz der Deutsche Orden 1651 die bis dato reichslehenbare Adelsherrschaft der 1647 in der männlichen Linie ausgestorbenen Herren v. Absberg. Der mit einem Hochgerichtsbezirk privilegierte Besitz wurde der Landkommende Ellingen als eigenes Amt zugeordnet, das von einem Amtsvogt verwaltet wurde. Es hatte Herrschaftsrechte u.a. in Gräfensteinberg, Langlau, Pfofeld, Thannhausen und Theilenhofen [heute alle Lkr. Weißenburg-Gunzenhausen]. 1687 wurde neben der bisherigen protestantischen auch eine katholische Pfarrei eingerichtet. 1723-1725 ließ der Landkomtur von Ellingen, Karl Heinrich von Hornstein, das Schloss Absberg als repräsentativen Amtssitz neu errichten.
Mit dem Anfall Ansbach-Bayreuths an das Königtum Preußen 1792 gerieten die kleineren mittelfränkischen Herrschaften unter immensen Druck, denn Preußen verfolgte hier eine scharfe Mediatisierungspolitik, indem es seine Hochgerichtsbarkeitsrechte als Landeshoheit proklamierte. Nach gescheiterten Verhandlungen mit dem Deutschen Orden besetzte Preußen schließlich 1796 dessen mittelfränkischen Gebiete. Auch die mit Fraischgerichtsbarkeit ausgestatteten Ellingen und Absberg wurden faktisch als Patrimonialgerichte eingegliedert, obwohl sie reichsrechtlich weiterhin dem Orden unterstanden. Im Zusammenhang mit den Napoleonischen Kriegen und der schwierigen politisch-militärischen Lage musste Preußen im März 1806 (noch vor dem Vierten Koalitionskrieg und den Niederlagen von Jena und Auerstedt) das Fürstentum Ansbach auf französischen Druck an Bayern abgeben. Obwohl dem Hoch- und Deutschmeister Erzherzog Karl v. Habsburg im Preßburger Frieden des Jahres 1805 zwischen Frankreich und Österreich die Unversehrtheit der Deutschordensgebiete zugesichert worden war, begann Bayern auch dort schnell mit Sequestrierungen. 1809 wurde der Deutsche Orden schließlich auch offiziell aufgelöst

2. Bestandsgeschichte
Die Geschichte der fränkischen Deutschordensarchive und -registraturen ist relativ kompliziert. Durch die Verwaltungsreform von 1789 wurde die Ballei Franken in das Deutschmeistertum eingegliedert und die Landkommende Ellingen in ein Oberamt umgewandelt. Das Balleiarchiv wurde mit dem Archiv des Meistertums vereinigt. Zudem zentralisierte der Archivar Wenzel Polzer auch einen Großteil der Kommendeüberlieferungen aus Ellingen, Nürnberg und Virnsberg in Mergentheim.
Nach der Mediatisierung und der Inkorporation der fränkischen, bayerischen und teilweise der schwäbischen Deutschordensgebiete in das Königreich Bayern 1806/09 wurde das Gebiet um Gunzenhausen zunächst Teil des Rezatkreises. Das im ehemaligen Deutschordensamt Absberg verbliebene Registraturgut wurde von den bayerischen Nachfolgebehörden aufgenommen oder nach Dillingen in das regionale Archivkonservatorium gebracht. Dillingen wurde in der Folge zum bayerischen Hauptarchiv für Aktengut des Deutschen Ordens, insbesondere weil hier der inzwischen in bayerische Dienste übernommene Archivar Polzer tätig war. Er übernahm 1819 und 1821 zwei große Abgaben aus Stuttgart, wohin das Mergentheimer Archiv des Deutschmeisters und mit ihm auch der Landkommende Ellingen und ihrer Ämter verbracht worden waren. 1830 wurde das Dillinger Konservatorium in Neuburg a.d. Donau mit der dortigen Depotregistratur vereinigt und 1876 zum Kreisarchiv Neuburg aufgewertet. In den folgenden zwanzig Jahren verteilte man die hier konzentrierten Archivalien der fränkischen und bayerischen Kommenden und Ämter (nach Ortspertinenzen) auf die zuständigen Archive, weshalb 1896 auch Nürnberg eine erste Abgabe aufnahm. Nach dem Umzug des Staatsarchivs Neuburg 1989 nach Augsburg gelangten die restlichen Archivalien der schwäbischen Ämter mittelfränkischer Kommenden (dem historischen Provenienzprinzip folgend) 2002 in das Staatsarchiv Nürnberg.
Der Bestand "Landkommende Ellingen, Amt Absberg" wurde somit aus den in nachstehenden Beständen (Abgabegemeinschaften) ermittelten Akten, Bänden und Rechnungen gebildet:
AG Wassertrüdingen
LG ä. O. Gunzenhausen, Grundakten
Rep. 205 DO-Archivalien [=Neuburger Abgabe 1896]
Rep. 225 / 12 / I, RA Gunzenhausen
Rep. 271 / III, Reg. v. Mfr., K.d.Fin., Abg. 1909

3. Das Findbuch
Das vorliegende Findbuch umfasst insgesamt 78 Nummern, die nach einem für die Ämter der Deutschordenskommenden neu entworfenen, an den Aufgaben orientierten Thesaurus gegliedert wurden. Neben Steuerverzeichnissen und Salbüchern enthält der Bestand einige Verträge und Protokolle der Niedergerichtsbarkeit sowie rund 30 Rechnungen zwischen 1666 und 1808. Diese wurden im Amt geführt, am Ende des Rechnungsjahres ins Reine geschrieben und zur Überprüfung in zweifacher Ausfertigung an das Trisoleiamt der Landkommende Ellingen als übergeordnete Instanz gesendet. Nach Beantwortung eventueller Beanstandungen wurde die Rechnung dort nochmals "abgehört" und das bewilligte ("justifizierte") Exemplar an das Amt zurückgesendet. Das zweite Exemplar ("Duplikat") wurde hingegen im Trisoleiamt behalten. Da die hier vorliegende Serie der Justifikationsexemplare jedoch unvollständig ist, wurde sie durch Duplikate ergänzt, die provenienzgemäß eigentlich dem Bestand "Landkommende Ellingen" zugeordnet werden müssten.
Der Bestand wurde von Jürgen Wyschkon verzeichnet, formiert und tektiert. Johannes Staudenmaier besorgte leichte Vereinheitlichungen und Korrekturen des Findbuchs und passte es für die digitale Veröffentlichung dem EAD-Standard an.

4. Ergänzende Bestände
Ergänzend heranzuziehen ist auf jeden Fall der Bestand der "Landkommende Ellingen" (Rep. 205.1), die als übergeordnete Behörde in enger Verbindung zu ihrem Amt stand. Die zu erwartende Gegenüberlieferung zu den justifizierten Rechnungsexemplaren ist hier jedoch nicht erhalten, da die erhaltenen Duplikate wie erwähnt zur Vervollständigung in den vorliegenden Bestand eingereiht wurden. Insgesamt 48 Urkunden des Amts Amtsberg bzw. dieses betreffend sind im Bestand "Ritterorden Urkunden" (Rep. 205.0) überliefert. Ferner finden sich im Selekt "Deutscher Orden, Karten und Pläne" (Rep. 205.32) zwei Karten zum Hochgerichtsbarkeit- bzw. Jagdbezirk des Amts.

5. Literatur (in Auswahl)
Hofmann, Hanns-Hubert: Der Staat des Deutschmeisters. Studien zu einer Geschichte des Deutschen Ordens im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation (Studien zur bayerischen Verfassungs- und Sozialgeschichte, Bd. 3). München 1964
Hofmann, Hanns-Hubert: Gunzenhausen-Weißenburg (Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken, Reihe I Heft 8). München 1974
Jaroschka, Walter: Probleme der Schriftgutüberlieferung des Deutschen Ordens in Bayern, in: Mitteilungen für die Archivpflege in Bayern 22 (1976) S. 3-14
Lampe, Karl H.: Die Auflösung des Deutschordenshauptarchives zu Mergentheim, in: Archivalische Zeitschrift 57 (1961), S. 66-130
Weiß, Dieter J.: Die Geschichte der Deutschordens-Ballei Franken im Mittelalter (Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte Reihe IX, Bd. 39). Neustadt a.d. Aisch, v.a. S. 2-12
Weiß, Dieter J.: Deutscher Orden: Territorium und Verwaltung, in: Historisches Lexikon Bayerns, URL: (21.11.2011)

Bestandssignatur
Deutscher Orden, Landkommende Ellingen, Amt Absberg 205.2
Umfang
78
Sprache der Unterlagen
deutsch

Kontext
Staatsarchiv Nürnberg (Archivtektonik) >> Beständetektonik des Staatsarchivs Nürnberg >> I. Altbestände (Territorien und Institutionen des Alten Reichs) >> Deutscher Orden >> Ballei Franken >> Landkommende Ellingen
Verwandte Bestände und Literatur
be0a05b1-84a6-4446-be3d-ebc96822105f

Provenienz
Deutscher Orden, Landkommende Ellingen, Amt Absberg
Bestandslaufzeit
1541-1808

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Letzte Aktualisierung
23.05.2025, 09:30 MESZ

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Objekttyp

  • Bestand
  • Akten

Beteiligte

  • Deutscher Orden, Landkommende Ellingen, Amt Absberg

Entstanden

  • 1541-1808

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