Bestand
Nachlass Linse, Ulrich (Bestand)
Vorwort: Dr. Ulrich Linse, am
27. September 1939 in Neu-Ulm geboren, besuchte das
Schubart-Gymnasium in Ulm, legte dort 1959 sein Abitur ab und
studierte im Anschluss Geschichte, Politische Wissenschaften und
Anglistik in Tübingen, Bangor (Wales) und München. Die deutsche
Jugendbewegung stellt einen seiner Forschungsschwerpunkte dar.
Sein Nachlass umfasst - neben vier
Taschenkalendern, in denen er und sein Freund Peter Blankenstein als
15-Jährige archäologische Funde und Fundstellen verzeichneten (die
in den Kalendern erfassten Fundstücke befinden sich im Ulmer Museum)
- vor allem Materialien, die ihm von Dritten vorwiegend zu
Forschungszwecken zum Thema Deutsche Jugendbewegung übergeben
wurden.
Es handelt es sich hierbei um:
1. Fotoalben von Franz Gerhard Schmid (1915-1944)
und Eva Schmid (1908-1981), v.a. über Gruppenfahrten der bündischen
Jugendorganisation "Freischar junger Nation", sowie ein Gästebuch
ihrer Eltern Franz Christian Theodor Schmid (1875-1954),
Stadtpfarrer in Neu-Ulm, und Elisabeth Schmid, geb. Scherf
(1882-1960); sie wurden Ulrich Linse im Juli 2020 von Frau Dr.
Gertrud Bauer, Ebersberg, überlassen.
2.
Persönliche Unterlagen mit Bezug zur bündischen Jugend aus dem
Besitz von Adolf Kern (geb. am 9.11.1906, verstorben am 11.3.1976),
Organist am Ulmer Münster, Kantor an der Synagoge und Kapellmeister
am Stadttheater Ulm, von dessen Tochter Anne Kern Herrn Ulrich Linse
sukzessive bis Juli 2020 übergeben.
3.
Literatur- und Quellensammlung des Pädagogen Ulrich Herrmann (geb.
am 7.11.1939):
Ulrich Herrmann, geb. am 7. Nov. 1939 in
Velbert, studierte Germanistik, Geschichtswissenschaften, Pädagogik
und Philosophie. Er habilitierte im Fach Erziehungswissenschaften,
wurde 1974 zum Professor für Allgemeine und Historische Pädagogik in
Tübingen ernannt und 1993 an die Universität Ulm berufen.
Die vorliegende Sammlung diente als Grundlage für seine
Publikation "Vom HJ-Führer zur Weißen Rose. Hans Scholl vor dem
Stuttgarter Sondergericht 1937/38", erschienen in: Materialien zur
Historischen Jugendforschung, Weinheim, Basel 2012 (siehe stab
6121).
Der gegen Hans Scholl und drei Mitangeklagte vor
dem Sondergericht Stuttgart geführte Prozess warf den Angeklagten,
allesamt Mitglieder der 1933 in der Hitlerjugend aufgegangenen
Deutschen Jungenschaft dj. 1.11, die Fortsetzung bündischer
Tätigkeit (die bündische Jugend war in Württemberg seit dem 11. Mai
1937 gänzlich verboten) und in diesem Zusammenhang auch die gemäß
§175 StGB (gültig bis 1994) verbotene Ausübung homosexueller
Handlungen vor. Ulrich Herrmann sieht in diesem Prozess und der
darin von Hans Scholl erfahrenen Willkür der NS-Justiz einen ganz
wesentlichen Anteil an dessen Entwicklung vom begeisterten
HJ-Fähnleinführer zum Mitbegründer der Widerstandsgruppe "Weiße
Rose" (so erklärt auch Sophie Scholl ihre Abkehr vom BDM hin zum
Widerstand in ihrer Vernehmung durch die Gestapo am 18. Februar
1943, siehe H Linse, Ulrich Nr. 49).
Die von ihm
zusammengetragenen Quellen liegen sämtlich in Kopie vor und
entstammen den Hauptstaatsarchiven Düsseldorf und Stuttgart, den
Staatsarchiven Ludwigsburg, Sigmaringen und Nürnberg, dem
Universitätsarchiv Ludwigsburg, dem Stadtarchiv Tuttlingen, dem
Bundesarchiv Berlin und dem Institut für Zeitgeschichte (IfZ)
München-Berlin.
Die Sammlung beinhaltet darüberhinaus
Notizen und Erläuterungen von Ulrich Herrmann zu den Quellen,
außerdem seinen Schriftwechsel mit Archiven und anderen öffentlichen
Einrichtungen sowie mit einzelnen Personen, u.a. aus dem Umfeld der
Familie Scholl.
Sämtliche hier genannten
Unterlagen wurden dem Stadtarchiv Ulm von Ulrich Linse sukzessive
bis November 2021 übergeben.
Umfang: 0,8 lfm
Der umfangreiche schriftlich-wissenschaftliche,
neuzeitliche Nachlass von Ulrich Linse wird im Archiv der deutschen
Jugendbewegung auf Burg Ludwigstein bei Witzenhausen, der
paläontologisch wissenschaftliche Nachlass und die zugehörigen
schriftlichen Unterlagen in der Münchner Staatssammlung für
Paläontologie und Geologie und dessen Archiv verwahrt.
- Bestandssignatur
-
H Linse, Ulrich
- Kontext
-
>> Handschriften und Nachlässe
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- Letzte Aktualisierung
-
03.04.2025, 12:43 MESZ
Datenpartner
Haus der Stadtgeschichte - Stadtarchiv Ulm. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand