Bestand

Sammlung Familie Julius Bamberger (Bestand)

Geschichte des Bestandsbildners: Julius Bamberger (* 17. März 1880 in Schmallenberg; † 16. Januar 1951 in Los Angeles) wuchs in einfachen Verhältnissen mit seiner älteren Schwester Selma und dem jüngeren Bruder Curt auf. Sein Elternhaus stand neben der einstigen Schmallenberger Synagoge, die von seinem Großvater Mendel Bamberger erbaut worden war. Die Eltern lebten von der Landwirtschaft und einem kleinen Geschäft.
Nach einer Ausbildung in der Firma seines Onkels und Tätigkeiten als Angestellter in verschiedenen Kaufhäusern in Deutschland gründete Julius Bamberger 1907 in Bremen an der Doventorstraße sein eigenes Kaufhaus Julius Bamberger, in dem zunächst Kurzwaren verkauft wurden. Vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges heiratete Bamberger in Oslo Thekla Frieda Rauh. Später adoptierten beide die zweijährigen Zwillinge Anneliese und Egon. In den 1920er Jahren erweiterte Bamberger sein Geschäft hin zur Faulenstraße und eröffnete im Dezember 1929 das erste moderne große Kaufhaus nach den Plänen von Carl Heinrich Behrens-Nicolai, das von den Bremern bald "Bambüddel" genannt wurde. Es war mit neun Stockwerken das erste Hochhaus der Stadt und besaß die erste automatische Rolltreppe.
Durch wirtschaftliche Probleme und ab 1933 zusätzlich durch die Aufrufe der NSDAP, jüdische Geschäfte zu boykottieren, ging der Umsatz Anfang der 1930er Jahre stark zurück. Bamberger wurde am 1.April 1933 im Gefängnis am Ostertor für mehrere Wochen inhaftiert. Schließlich wurde die Firma 1937 aufgelöst und das Gebäude 1939 zwangsversteigert. 1945 wurde das Kaufhaus Bamberger ausgebombt.
Bamberger selbst floh 1937 in die Schweiz, wo seine beiden Kinder untergebracht waren, und von dort weiter nach Frankreich.

Geschichte des Bestandsbildners: Nachdem er in Paris mit seinem Bruder zusammen ein erfolgreiches Geschäft für Sportbekleidung eröffnet hatte, wurde er nach der Besetzung Frankreichs verhaftet, konnte aber nach der Haftentlassung mit seiner Familie 1941 über Spanien und Portugal in die USA emigrieren. Von 1944 bis 1950 betrieb Bamberger in San Francisco ein kleines Juweliergeschäft. Nach dem Krieg versuchte Julius Bamberger vergeblich, sein Kaufhaus wiederzubekommen. 1951 verstarb Julius Bamberger im Alter von 71 Jahren in Los Angeles.
Die Volkshochschule Bremen eröffnete im September 2007 im restaurierten Bamberger-Kaufhaus, Ecke Faulenstraße/ Doventorstraße, ihr neues Verwaltungs- und Veranstaltungszentrum. Die zwei abgerissenen Etagen wurden wieder aufgebaut und auf dem Dach wurde der Schriftzug "BAMBERGER" wieder installiert. Im Treppenhaus ist eine Dauerausstellung zum Leben von Julius Bamberger eingerichtet.
In Bremen-Habenhausen ist die Julius-Bamberger-Straße nach ihm benannt.

Bestandsgeschichte: Die Sammlung ist entstanden durch die Übergabe der autobiographischen Unterlagen Julius Bambergers im Juni 1998 durch die beiden Enkel Jules Bamberger (Sohn von Egon Bamberger) und Lynne Sprecher (Tochter von Anneliese Bamberger). Die beiden Personen waren auf Einladung des Bremer Senats zu Gast in Bremen, im Rahmen eines mehrjährigen Programms, in dem emigrierte Bremer Juden bzw. deren Nachkommen in ihre alte Heimatstadt eingeladen werden. Während des Besuchs fanden mehrere Treffen mit Zeitzeugen statt, durch die weiteres Material, insbesondere Fotos, in das Archiv gelangte. Nach Rückkehr in die USA wurde dem Archiv weiteres Material zur Verfügung gestellt, unter anderem ein Tonband mit einem Interview Egon Bambergers.
Durch zahlreiche weitere Recherchen Günther Rohdenburgs, insbesondere auch im familiären Umfeld, im In- und Ausland und durch Radio Bremen konnten Unterlagen vervielfältigt und der Sammlung hinzugefügt werden. Weiteres Material, insbesondere Briefe aus 1944 bis 1946, konnte bei einem Besuch in den USA im August 1999 kopiert und der Sammlung zugeführt werden.

Bestandssignatur
9.S 9-30
Umfang
0,2

Kontext
Staatsarchiv Bremen (Archivtektonik) >> Gliederung >> 8.-13. Sammlungen >> 8.2. Thematische Sammlungen >> 8.2.1. Projekte zur Erinnerungsarbeit
Verwandte Bestände und Literatur
Literatur: Max Plaut: Bamberger, Julius. In: Historische Gesellschaft Bremen, Staatsarchiv Bremen (Hrsg.): Bremische Biographie 1912-1962. Hauschild Verlag, Bremen 1969, S. 24, (Sp. 1-2). Günther Rohdenburg, ''Das war das neue Leben''. Leben und Wirken des jüdischen Kaufhausbesitzers Julius Bamberger und seiner Familie, Bremen 1999 (Kleine Schriften des Staatsarchivs Bremen, 29). Filme Eike Besuden, Aufgeben? - Niemals! - Die Geschichte der Familie Bamberger, Pinguin Studios, 2012 "Bamberger" (Kulturwerkstatt Westend). Buten und Binnen v. 10.7.1998, Bericht über Julius Bamberger.

Bestandslaufzeit
1914-2013

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Letzte Aktualisierung
30.06.2025, 11:55 MESZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1914-2013

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