Bestand
Ortlepp, Fritz (Oberleutnant d.R, Heeresarchivrat) (Bestand)
Geschichte des Bestandsbildners:
Fritz Ortlepp wurde am 08. April 1897 in Neustadt (Orla) geboren als
Sohn von Hermann Ortlepp, Oberkassenvorsteher, und Klara Ortlepp, geb.
Schulze. Am 15. November 1924 heiratete er Elsa Eulenberg, geb. 26.
Juni 1900. Während seiner Tätigkeit beim VEB Carl Zeiss
veröffentlichte Ortlepp den Aufsatz „Zweck und Bedeutung der
Bildsammlung bei Betriebsarchiven" (Archivmitteilungen Jg. 1952 Nr. 2)
und verfasste eine unveröffentlichte dreibändige „Chronik der Optik"
(860 Seiten, 1953-54), welche im Carl Zeiss Archiv Jena vorliegt. Nach
seiner Verhaftung am 2. April 1958 wurde Fritz Ortlepp am 11. Juli1958
wegen angeblicher Hetze gegen die DDR zu 5 Jahren Haft verurteilt und
in die Justizvollzugsanstalt Waldheim bei Chemnitz eingeliefert, wo er
am 12. Januar 1959 an einem Herzschlag verstarb.
Werdegang:
1913 Zeugnis für den
Einjährigen Freiwilligen-Dienst, 24.08.1914 Eintritt in den
Militärdienst als Kriegsfreiwilliger im Feldartillerieregiment Nr. 19,
06.01.1915 Versetzung zum Reserve-Feldartillerieregiment Nr. 58,
03.12.1917 Ernennung zum Offiziersaspiranten, 24.12.1918 Entlassung
aus dem Militärdienst wegen Demobilmachung; Bescheinigung einer
Kriegsdienstbeschädigung (Chronische Heiserkeit), Dez. 1918 bis Jan.
1919 Aushilfsarbeiter bei der Preußischen Eisenbahnverwaltung in
Zeitz, Dez. 1918 bis Sommer 1919 Besuch der Oberrealschule in Zeitz,
Sommer 1919 Bestehen des Abiturienten-Examens am Stiftsgymnasium in
Zeitz mit Auszeichnung, 01.10.1919 Hilfsarbeiter beim Amtsgericht
Zeitz, 21.02.1920 Zivilsupernumerar beim Preußischen Stempel- und
Erbschaftssteueramt Magdeburg, 01.04.1920 Überführung als
Zollsupernumerar in die neuerrichtete Reichsfinanzverwaltung,
15.05.1920 Zollsupernumerar und Bezirksbearbeiter beim Finanzamt
Querfurt, 02.10.1920 Bestehen der Prüfung für den gehobenen mittleren
Dienst (Inspektorenprüfung) mit Auszeichnung, 02.10.1920
Zollpraktikant und Bezirksbearbeiter beim Finanzamt Querfurt,
01.02.1921 Zollpraktikant und Mitarbeiter beim Landesfinanzamt
Magdeburg, Abteilung Verkehrssteuern, 01.05.1921 Obersteuersekretär
beim Landesfinanzamt Magdeburg, 01.03.1923 Obersteuersekretär,
Stempelprüfungsbeamter und zeitweise Sachbearbeiter beim Finanzamt
Querfurt, 01.02.1925 Obersteuersekretär und
Kapitalverkehrssteuerprüfungsbeamter beim Finanzamt Halle/Saale,
01.04.1927 bis 31.03.1936 Steuerinspektor beim Finanzamt Halle/Saale,
1933 bis 1935 zeitweise Versetzung zum Finanzamt Dessau als Leiter der
Steuerprüfung bei einem Großkonzern, Kommandierung zur
Zollfahndungsstelle Magdeburg, Aufdeckung von Steuerhinterziehungen in
Höhe von mehreren Millionen Reichsmark, 1934 bis 1936 Teilnahme an
Kursen für Reserveoffiziere beim Wehrbezirkskommando Halle.
1936 Anforderung für den Dienst beim Rechnungshof des
Deutschen Reichs in Potsdam und Ablehnung der Anforderung vom
Reichsfinanzministerium wegen Unentbehrlichkeit, 01.04.1936
Obersteuerinspektor beim Finanzamt Halle/Saale, 01.03.1937 Referent
(Sachbearbeiter) für Kapitalverkehr- und Urkundensteuer beim Finanzamt
Rudolstadt, Hauptprüfungsbeamter für 14 Finanzamtsbezirke, 26.08.1939
Ordonnanzoffizier beim Wehrbereichskommando Rudolstadt, 13.10.1939
Einberufung zum Wehrdienst, 01.03.1940 Versetzung in die Führerreserve
des Oberkommandos des Heeres, 27.03.1940 Leutnant d.R. beim
Heeresarchiv Potsdam, 01.05.1940 Oberleutnant d.R. z.V. beim
Heeresarchiv Potsdam, 01.01.1941 Übernahme als Wehrmachtsbeamter beim
Heeresarchiv Potsdam, 01.02.1941 Verwaltungsamtmann beim Heeresarchiv
Potsdam, 01.05.1942 Heeresarchivrat beim Heeresarchiv Potsdam,
09.02.1945 Versetzung zur Wehrkreisverwaltung III, 01.04.1946 Leiter
des Betriebsarchivs und des Optischen Museums (Wissenschaftlicher
Abteilungsleiter) im VEB Optik Carl Zeiss Jena.
Beförderungen:
18.06.1915 Gefreiter,
06.06.1916 Unteroffizier, 24.12.1917 Vizewachtmeister, 01.05.1921
Obersteuersekretär, 03.05.1922 Leutnant d.R. a.D., 01.05.1927
Steuerinspektor, 01.04.1936 Obersteuerinspektor, 01.05.1940
Oberleutnant z.V., 01.02.1941 Verwaltungsamtmann, 01.05.1942
Heeresarchivrat.
Orden und Ehrenzeichen:
27.07.1916 Eisernes Kreuz 2. Klasse, 30.03.1917
Großes Sächsisches Allgemeines Ehrenzeichen mit Schwertern, 24.05.1921
Eisernes Kreuz 1. Klasse, 27.09.1918 Eiserner türkischer Halbmond,
08.02.1932 Ungarische Kriegserinnerungsmedaille, 20.11.1933
Österreichische Kriegserinnerungsmedaille, 16.02.1935 Ehrenkreuz für
Frontkämpfer, 15.02.1938 Bulgarische Kriegserinnerungsmedaille,
26.11.1940 Silbernes Treudienst-Ehrenzeichen für 25jährige treue
Dienste, 20.04.1942 Kriegsverdienstkreuz 2. Klasse mit
Schwertern.
Bestandsbeschreibung: Die
Unterlagen gelangten über das Militärarchiv der DDR in das
Bundesarchiv. Im Jahr 2010 wurde der Bestand überarbeitet und in der
Datenbank verzeichnet.
Inhaltliche Charakterisierung:
Herzstück des Bestandes Fritz Ortlepp sind umfangreiche
Kriegserinnerungen, welche Ergebnis der akribischen Aufarbeitung
eigener Erlebnisse während des Ersten Weltkrieges auf Basis nicht mehr
erhaltener Tagebücher sind. Als ungewöhnliches Selbstzeugnis einer
hinsichtlich Stellung und Funktion eher unbedeutenden Persönlichkeit
handelt es sich um eine in Form, Umfang und Detailreichtum bedeutende
Überlieferung zur Rezeption des Ersten Weltkrieges. Auch der Mensch
Fritz Ortlepp ist darin besser erkennbar als in den wenigen übrigen
Selbstzeugnissen. Besondere Bedeutung erhält der Nachlass aufgrund der
Tatsache, dass wesentliche amtliche Unterlagen über den Ersten
Weltkrieg, insbesondere die Kriegstagebücher der Kommandostellen und
Truppen des ehemaligen preußischen Heeres, beim Brand des ehemaligen
Heeres- und Reichsarchivs auf dem Brauhausberg in Potsdam infolge des
Bombenangriffs am 13. April 1945 vernichtet wurden.
Es finden sich vor allem Unterlagen betreffend Fritz Ortlepps
Militärdienstzeit als Angehöriger der 5. Batterie des
Reserve-Feldartillerieregiments Nr. 58 während des Ersten Weltkriegs.
Das Reservefeldartillerieregiment Nr. 58 wurde am 27. Dezember 1914
aufgestellt und im Dezember 1918 bzw. Januar 1919 aufgelöst. Im
Verband der 76. Reservedivision nahm es am Feldzug gegen Russland und
Rumänien teil, wurde am 14. August 1917 Feldartillerieregiment der
Obersten Heeresleitung (OHL) und in der Folgezeit als Artillerie bei
verschiedenen Divisionen in Rumänien eingesetzt. Seine
Kriegserinnerungen in 45 Bänden als Kern des Bestandes verfasste
Ortlepp zwischen Februar 1919 und Februar 1927 auf Basis nicht mehr
erhaltener Originaltagebücher in Reinschrift (Bd. 1 bis 15) bzw.
maschinenschriftlich (Bd. 16 bis 45). Die Bände 1 bis 19 behandeln
Kampfhandlungen in Polen, Litauen und Lettland. Band 20 enthält
Ausarbeitungen zum deutschen Aufmarsch gegen Rumänien und leitet zu
den nachfolgenden Bänden (bis einschließlich Bd. 45) über, welche vor
allem die Kämpfe der 5. Batterie an der Ostfront in Rumänien
darstellen. Die teilweise von übergreifenden Exkursen unterbrochene
tageweise Schilderung wird durch organisationsgeschichtliche und
statistische Angaben (v.a. zu Marschstrecken, Feuerstellungen,
Gefechten, Verlusten und Auszeichnungen) am Ende des Textteils fast
jeden Bandes abgerundet; eine diese Angaben innerhalb der Einzelbände
zusammenfassende Bandfolge ergänzt die eigentlichen
Kriegserinnerungen. Die Kriegserinnerungen und häufig auch seine
sonstigen Ausarbeitungen enthalten sowohl eigene als auch
Reproduktionen fremder Fotos, zahlreiche Bildpostkarten,
Zeitungsausschnitte, erläuternde Kartenanlagen sowie selbstgefertigte
Lageskizzen und Zeichnungen (u.a. von Unterständen, Waffen und
Personen). Die unterschiedlichen Anlagen dokumentieren vor allem den
Frontalltag der Soldaten und veranschaulichen anhand zahlreicher
Landschafts-, Orts-, Gebäude- und Personenaufnahmen die regionalen
Besonderheiten sowie das Leben der Bevölkerung. Die überwiegend
nummerierten und handschriftlich kommentierten Bildanlagen werden im
jeweiligen Text eines Bandes näher erläutert. Ortlepps
Kriegserinnerungen sind auch Grundlage des zweiten wichtigen
Nachlassteils, 37 maschinenschriftlich verfasste Manuskripte zu
Schlachten im Rahmen des Rumänienfeldzuges, insbesondere eine Serie,
welche auf Gefechte unter Beteiligung der 76. Reserve-Division abhebt.
Abgesehen von eigenen Aufzeichnungen nutzte Ortlepp für diese
Ausarbeitungen als Basismaterial auch Unterlagen des Heeresarchivs in
Potsdam, zu denen er im Rahmen seiner dortigen Tätigkeit Zugang hatte.
Der Nachlass enthält darüber hinaus neben einem Reisebericht auch
einige den Zweiten Weltkrieg betreffende Manuskripte und
Druckschriften. Abgerundet wird der Nachlass durch (wenige)
persönliche Unterlagen, Feldpost aus dem Ersten Weltkrieg und
Korrespondenz (vor allem aus Ortlepps Zeit als Leiter des
Betriebsarchivs des VEB Carl Zeiss Jena zwischen 1946 und
1958).
Zitierweise: BArch N
787/...
- Reference number of holding
-
Bundesarchiv, BArch N 787
- Extent
-
105 Aufbewahrungseinheiten; 8,0 laufende Meter
- Language of the material
-
deutsch
- Context
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Nachlässe und Sammlungen >> Nachlässe >> O
- Related materials
-
Literatur: Riedel, Hans: Der Krieg gegen Rumänien 1916 - 1918, Wien 2006
Velburg, Gerhard: Rumänische Etappe - Der Weltkrieg, wie ich ihn sah, Minden 1930
- Provenance
-
Ortlepp, Fritz, 1897-1959
- Date of creation of holding
-
1913-1958
- Other object pages
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Zugangsbeschränkungen
-
Besondere Benutzungsbedingungen: Der Bestand ist unter Beachtung von Urheberrechten und personenbezogenen Schutzfristen frei benutzbar. Es bestehen keine besonderen Benutzungsbedingungen.
- Last update
-
16.01.2024, 8:43 AM CET
Data provider
Bundesarchiv. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Bestand
Associated
- Ortlepp, Fritz, 1897-1959
Time of origin
- 1913-1958