Arbeitspapier | Working paper
Limits to Russian Soft Power in the Post-Soviet Area
"Zusammenhang mit immateriellen Ressourcen wie Kultur oder Ideologie, wie auch mit der Fähigkeit, diese geschickt einzusetzen, um Verbündete eher durch Anziehungskraft statt durch Zwang oder Bezahlung zu gewinnen. Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus behielt Russland ein riesiges Militärpotenzial aus dem Erbe der Sowjetunion, verlor aber so gut wie jegliche kulturelle und ideologische Anziehungskraft. Daher begann Russland in dem Bestreben, seine Anziehungskraft im Ausland (zumindest im postsowjetischen Raum) wiederherzustellen, seine Außenpolitik gemäß Prinzipien der »soft power« zu entwickeln. Doch dabei unterlagen die russischen Politiker einer Fehlinterpretation dieses Konzepts. Sie wussten die Idee einer Partnerschaft mit klaren Vorteilen für beide Seiten nicht wertzuschätzen. Stattdessen nimmt Moskau »soft power« nur wahr als das Potenzial zur Beeinflussung, ja zu Manipulation der öffentlichen Meinung in Zielländern. Auch wenn Russland wichtige Kanäle für »soft power« gegenüber postsowjetischen Staaten besitzt wie etwa der Zugang zu seinem Arbeitsmarkt, sprachliche Nähe, eine gemeinsame Kultur und riesige Energieressourcen, sah es sich außerstande, seine Anziehungskraft für die direkten Nachbarn zu erhöhen. Die russischen Machthaber konzentrieren sich vor allem auf eine loyale Anhängerschaft (wie etwa Landsleute, die im Ausland leben) und bemühen sich darum, Menschen zu mobilisieren, die Russlands Ziele und Prinzipien bereits teilen. Russlands unzureichende »soft power«-Aktivitäten in der postsowjetischen Region sind ebenfalls bestimmt durch seine neoimperiale Einstellung gegenüber den Nachbarländern. Moskau ist unfähig, ihnen eine attraktive Aussicht auf Integration zu bieten, ohne zugleich wieder Muster einer starken Abhängigkeit einzuführen. Deshalb erscheint sein Vorschlag einer engen wirtschaftlichen und politischen Zusammenarbeit recht gefährlich für die Souveränität und langfristige Entwicklung seiner Nachbarn. Der Begriff der »soft power« enthält ein starkes normatives Potenzial, das auf innenpolitischen Standards sowie Normen des sozialen und politischen Lebens beruht, die in dem Staat praktiziert werden, der seinen außenpolitischen Einfluss vergrößern will. Es ist unmöglich, ein attraktives Image im Ausland zu schaffen, ohne sich wirksam mit innenpolitischen Problemen auseinanderzusetzen. In Russland bestehen große Probleme mit Korruption, der Missachtung von Menschenrechten, mit einer mangelhaften Demokratie und einem schwachen Rechtsstaat. Deshalb kann sein Modell der politischen und der sozioökonomischen Transformation kein positives Vorbild für andere postsowjetische Staaten sein. Da »soft powers« üblicherweise die transparentesten und demokratischsten Maßnahmen einsetzen, um ihre nach außen wirkende Anziehungskraft aufzubauen, besteht die einzige Möglichkeit für Russland, zu einer wirklichen »soft power« im postsowjetischen Gebiet zu werden, im Beginn ernsthafter innerer Reformen, die sich auf die Liberalisierung seiner Wirtschaft und die Demokratisierung seines politischen Systems konzentrieren. Nur durch wirkliche demokratische Veränderung wird Russland sein volles Potenzial an »soft power« erreichen." [Autorenreferat]
- Alternative title
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Begrenzungen für russische »soft power« im postsowjetischen Gebiet
- ISSN
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1611-7034
- Extent
-
Seite(n): 16
- Language
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Englisch
- Notes
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Status: Veröffentlichungsversion
- Bibliographic citation
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DGAP-Analyse (8)
- Subject
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Internationale Beziehungen
Politikwissenschaft
internationale Beziehungen, Entwicklungspolitik
politische Willensbildung, politische Soziologie, politische Kultur
Politik
sowjetische Besatzungszone
Russland
politische Kommunikation
postsozialistisches Land
politischer Einfluss
Ausland
politisches Regime
politische Strategie
politische Macht
Außenpolitik
internationale Beziehungen
UdSSR-Nachfolgestaat
- Event
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Geistige Schöpfung
- (who)
-
Ćwiek-Karpowicz, Jarosław
- Event
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Veröffentlichung
- (who)
-
Forschungsinstitut der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik e.V.
- (where)
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Deutschland, Berlin
- (when)
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2012
- URN
-
urn:nbn:de:0168-ssoar-350247
- Rights
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GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften. Bibliothek Köln
- Last update
-
21.06.2024, 4:27 PM CEST
Data provider
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften. Bibliothek Köln. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Arbeitspapier
Associated
- Ćwiek-Karpowicz, Jarosław
- Forschungsinstitut der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik e.V.
Time of origin
- 2012