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Deutscher Orden, Kommende Regensburg Amtsbücher und Akten (Bestand)
Vorwort: 1. Geschichte und Besitzgeschichte der Kommende
Die Regensburger Deutschordensniederlassung entstand 1210 durch eine Schenkung des bayerischen Herzogs Ludwig I. an den erst seit wenigen Jahren bestehenden Orden. Sie umfasste neben weiteren Kirchen und einem kleinen Grundstock an Grundbesitz vor allem die bisherige herzogliche Pfalzkapelle und Spitalkirche St. Egidien innerhalb der Regensburger Stadtmauern. Seit 1224 ist eine Ordensgemeinschaft mit eigenem Komtur dort nachweisbar. Durch weitere herzoglich-bayerische Schenkungen und Landverkäufe sowie durch Besitz, der von eintretenden Konventualen eingebracht wurde, konnte die Gemeinschaft nicht nur sich selbst, sondern auch ihre wirtschaftliche Grundlage bereits im 13. Jahrhundert, zusätzlich zum städtischen Besitzkomplex des Deutschen Hofes, mit Streubesitz in der Nähe der Stadt (Kareth, Winzer, Mariaort u.a.) erheblich vergrößern. Der Grundbesitz innerhalb des Regensburger Burgfriedens erscheint in den Verwaltungsunterlagen der Kommende schlicht als "Hubbau". Bereits früh kamen dazu Hofmarken im Umland als geschlossene Bezirke mit weitreichenden niedergerichtlichen und obrigkeitlichen Rechten, die mehr und mehr auch den grundherrlichen Schwerpunkt der Kommende bildeten: 1305 Pichsee, 1396 bzw. 1418 Graß, 1417 Sarching, 1685 Niederwinzer und schließlich 1718 die beiden Hofmarken Adlmannstein und Lichtenwald.
Die Kommende hatte zwar die bayerische Landstandschaft inne, wurde in dieser Funktion jedoch von der Kommende Blumenthal vertreten, der unter den bayerischen Deutschordensniederlassungen die Präzedenz zukam. Gleichzeitig gehörte die Kommende aufgrund ihrer Unterstellung unter die Deutschordensballei Franken zum fränkischen Reichskreis. 1789 wurden mit der Eingliederung der bisherigen Ordensballei Franken in den Deutschmeisterstaat ("Meistertum") mit Sitz in Mergentheim auch die bisher weitgehend selbständige Kommende formal zu einem reinen Pflegamt, das unmittelbar dem neuen Oberamt in Ellingen unterstellt war. In Vorwegnahme der Bestimmungen des Pressburger Friedens und gleichzeitig mit der Besitznahme der im bayerischen Gebiet gelegenen Kommenden zog das Kurfürstentum Bayern im Dezember 1805 auch diejenigen Besitzungen des Regensburger Ordenshauses ein ("Sequestration"), die auf kurbayerischem Gebiet lagen. Die innerhalb des ehemaligen Hochstifts Regensburg gelegenen Güter waren davon zunächst nicht betroffen, sondern blieben der Kommende unter der Oberherrschaft des für den ehemaligen Reichserzkanzler von Dalberg als Fürstprimas des Rheinbundes geschaffenen Fürstentums Regensburg erhalten. Die Immunitätsrechte innerhalb der Stadt und die obrigkeitlichen Rechte der Kommende in Gesetzgebung und Gerichtsbarkeit gegenüber den Kommendenuntertanen gingen jedoch im August 1806 an das Fürstentum verloren. Die endgültige Aufhebung des Deutschen Ordens in den Rheinbundstaaten 1809 bedeutete auch das Ende der Regensburger Niederlassung und die Veräußerung des Deutschen Hofes und des restlichen Grundbesitzes.
2. Überlieferung und Beständegeschichte
Über die Ordnung und den Umfang der historischen Akten- und Amtsbuchbestände der Kommende liegen im Bestand selbst zwei Archivverzeichnisse aus dem 18. Jahrhundert vor (Bestellnummern 2 und 3), die einen guten Eindruck vom Gesamtumfang und von der inneren Ordnung des Kommendenarchivs geben. Sie listen über 1900 Einzelnummern auf, der Gesamtumfang dürfte darüber jedoch noch deutlich hinausgegangen sein, da ganze Amtsbuchserien nicht mit erfasst wurden.
Ein erster Einschnitt in der Überlieferungsgeschichte war die Überführung von Regensburger Archivgut in das deutschmeisterliche Hauptarchiv nach Mergentheim im Rahmen der zentralen Durchsicht ("Perlustration") aller Kommendearchive durch den Ordensarchivar Polzer 1793. Die so entnommenen 164 Archivalien(1) waren zum größten Teil Urkunden, es befanden sich jedoch auch Akten darunter. Diese Unterlagen sind zum größten Teil auf dem Umweg über Archive des Königreichs Württemberg, dem das Mergentheimer Meistertum 1809 einverleibt wurde, 1818 in einem ersten Archivalienaustausch an das Münchner königliche Reichsarchiv abgegeben worden(2). Vom zunächst in Regensburg verbliebenen Archiv wurden 1807 zumindest diejenigen Unterlagen, die sich auf die von Bayern beschlagnahmten Besitzungen bezogen, an das königliche Geheime Landesarchiv in München gezogen(3). Bei dessen Nachfolgeinstitution, dem königlichen Reichsarchiv, wurden nur die als zentral und herausragend betrachteten Stücke zurückbehalten und später, zusammen mit weiteren Württemberger Abgaben, dem Pertinenzbestand "Deutschordensliteralien" zugeordnet. Die Hauptmasse ging jedoch schon 1812 an das Landshuter Archivkonservatorium auf der Burg Trausnitz, von dort vor 1885 an das Archivkonservatorium, später Kreisarchiv, dann Staatsarchiv Amberg, wo sie bis 2003 verwahrt wurde. Kleinere Teile des Bestandes wurden 1830 auch vorübergehend an das Archivkonservatorium, später Kreisarchiv München abgegeben. Kassationen aus dem Bestand fanden leider sowohl in Landshut wie in Amberg im Laufe des 19. Jahrhunderts in erheblichem Umfang statt. Die wechselvolle und streckenweise verworrene Bestandsgeschichte von 1809 bis 2003 ist im Einzelnen an der 1813 im Archivkonservatorium Landshut entstandenen Abschrift des Repertoriums von 1751 nachzuvollziehen(4), in dem die späteren Kassationen und Abgaben vermerkt wurden.
Die Zuständigkeit innerhalb der bayerischen Staatsarchive ist mittlerweile so festgelegt, dass Ritterordensniederlassungen wie Klöster behandelt werden und, soweit sie im ehemaligen bayerischen Reichskreis lagen, in die Zuständigkeit des Bayerischen Hauptstaatsarchivs fallen. Um dies umzusetzen, wurden 2003 unter anderem die Akten der Provenienz Deutschordenskommende Regensburg vom Staatsarchiv Amberg wieder an das Bayerische Hauptstaatsarchiv abgegeben und dort vorläufig erschlossen. Ein letzter Bestandsteil kam schließlich 2011 als Ergebnis der Provenienzanalyse des Bestandes "Deutschordensliteralien", die am Staatsarchiv Nürnberg durchgeführt worden war, wiederum an das Bayerische Hauptstaatsarchiv zurück und machte die abschließende Formierung des Bestandes möglich.
Die hier zusammengeführte Überlieferung weist im Endergebnis zwar erhebliche Verluste gegenüber dem Altbestand auf: Nur ein gutes Drittel des historischen Akten- und Amtsbucharchivs dürfte erhalten geblieben sein. Im Vergleich zu anderen bayerischen Kommenden ist die Überlieferungslage trotzdem als gut zu bezeichnen, was den vorliegenden Bestand zu einem wichtigen Forschungsgegenstand für die Geschichte des Deutschen Ordens in Bayern macht.
3. Zum vorliegenden Findbuch
Der vorliegende Bestand versammelt ausschließlich den Akten- und Amtsbuchbestand, der bei der Kommende selbst entstanden ist. Auf die Kommende bezügliche Unterlagen anderer Stellen müssen deswegen auch in anderen Beständen gesucht werden (siehe unter 4. unten). Ausgangspunkt der Bestandsgliederung sind die Einteilungen des Kommendearchivs von 1727 und 1751. Während 1727 noch die Einteilung in Schubladen prägend ist, wird diese zwar 1751 beibehalten, die Numerierung läuft jetzt jedoch schubladenübergreifend durch. Es scheint also zuletzt eine stärkere Vereinheitlichung des Gesamtbestandes angestrebt worden zu sein. Beide Altrepertorien ordnen die Akten in einem ersten Abschnitt alphabetisch nach Ortsbetreffen ("Aholfing" bis "Untersanding"), und bilden im zweiten Abschnitt Sachgruppen ("Schwarwerkssachen", "Beamte und Bediente"). An dieser Grundstruktur orientiert sich das vorliegende Findbuch, soweit sinnvoll: Vor allem die große Gruppe der Einzelfall- und Streitakten zu grundherrlichen Rechten ist auch hier in weitgehend unveränderter Reihenfolge nach den historischen Ortsbetreffen sortiert. Auf die Zusammenführung mehrerer Einzelakten, die historisch auch nachweisbar als Einzelakten geführt worden sind, zu gleichen oder ähnlichen Vorgängen haben wir verzichtet. Stellenweise waren jedoch trotzdem korrigierende Eingriffe nötig, wo der Vorteil größerer Einheitlichkeit für Recherche und Forschung den Erkenntniswert der historisch gewachsenen Archivordnung übersteigt: Es wurden Archivaliengruppen so zusammengefasst und umformuliert, dass sie der tatsächlich vorhandenen Überlieferung besser Rechnung tragen, und wegen der erheblichen Überlieferungslücken wurden neue Bestellnummern ohne Rückgriff auf die historischen Aktensignaturen vergeben.
Ein wichtiger Sonderfall sind die Unterlagen zu den 1718 erworbenen Hofmarken Adlmannstein und Lichtenwald. Der - offensichtlich auf dem übernommenen Hofmarksarchiv beruhende - Akten- und Amtsbuchbestand zu den Hofmarken war nicht in die bestehende Aktenordnung nach Orts- und Sachschlagworten eingereiht, sondern in geschlossener Form an den Altbestand angeschlossen worden. Da die einheitliche Numerierung jedoch darauf hindeutet, dass das Hofmarksarchiv sehr wohl in das Zentralarchiv der Kommende eingegliedert wurde, haben auch wir es im Bestand belassen, aber in der Findbuchgliederung als eigenständigen Abschnitt herausgestellt.
Die historisch nachweisbaren Altsignaturen, unter der der Aktenabschnitt des Bestandes noch im Staatsarchiv Amberg aufgestellt war, lassen sich über die Konkordanz im Anhang der jeweils aktuellen Bestellsignatur zuweisen. Die vorläufigen Bestellnummern, die für die vorläufige Verzeichnung vergeben worden waren und zwischen 2007 und 2010 galten, haben wir hingegen wegen der kurzen Dauer ihrer Gültigkeit nicht mehr eigens dokumentiert. Bei Bedarf und auf Nachfrage können Sie jedoch aus den Verzeichnungsdaten unserer Datenbank recherchiert werden.
Die vorliegende Verzeichnung und die Orts- und Personenverschlagwortung stammen im Kern von Thomas Engelke. Die zusätzliche Verzeichnung der 60 vom Staatsarchiv Nürnberg abgegebenen Archivalien sowie einiger weniger Entnahmen aus bisherigen Pertinenzbeständen des Hauptstaatsarchivs, die Vereinheitlichung der Betreffe, die Bestandsgliederung, die Vergabe von Bestellnummern und die Findbucherstellung hat Julian Holzapfl besorgt.
4. Ergänzende Bestände
Die Urkundenüberlieferung der Kommende ist mittlerweile im Bestand DEUTSCHORDENSKOMMENDE REGENSBURG URKUNDEN (Repertorium 2612) eigens formiert, es muss jedoch noch die Erschließung des älteren Bestandes RITTERORDEN (Repertorien 2600 - 2608) herangezogen werden. Von den weiteren bayerischen Ordensniederlassungen sind vor allem Gangkofen (LANDSHUTER ABGABE 1982, DEUTSCHER ORDEN, KOMMENDE GANGKOFEN, ergänzend: DEUTSCHER ORDEN, KOMMENDE GANGKOFEN ARCHIVALIEN, Repertorium 2620) und Blumenthal (DEUSCHER ORDEN, KOMMENDE BLUMENTHAL AMTSBÜCHER UND AKTEN, Repertorium 2622) wichtig und bereits gut erschlossen.
Unterlagen über die Regensburger Kommende sind auch im Zuge von Grenz- und Jurisdiktionsstreitikeiten oder landesherrlichen Aufsichts- und Besteuerungsrechten über Grundbesitz der Kommende bei bayerischen Behörden entstanden. Ein großer Teil davon findet sich momentan noch im ersten Abschnitt des Bestandes DEUTSCHORDEN LITERALIEN (Repertorium 2619, Nummern 1-163, mit besonderem Bezug zu Regensburg: Nummern 132-152). Dieser (Rest-)Bestand ist jedoch als älterer Pertinenzbestand, der die Entstehungszusammenhänge der Archivalien nicht adäquat wiedergibt, langfristig für die Auflösung und den Umbau in provenienzreine Behördenbestände vorgesehen. Dies gilt auch für die Akten verschiedener Provenienzen, die im Bestand GENERALREGISTRATUR (GR) zum Deutschen Orden und zur Kommende zusammengeführt wurden (siehe vor allem Fasz. 716, Repertorium 3395). Hinzuweisen ist außerdem auf Güterbeschreibungen und Steuerkonskription (Bestand KURBAYERN HOFKAMMER, HOFANLAGSBUCHHALTUNG, Repertorien 207-209, hier besonders einschlägig: Nummern 178, 186, 245, 380, 427, 508).
Die Überlieferung der Straubinger Regierung sowie der hier besonders einschlägigigen ehemals niederbayerischen Pfleggerichte Stadtamhof sowie Haidau und Pfatter befindet sich zuständigkeitshalber im Staatsarchiv Landshut.
Für die Beziehungen der Kommende zum Hochstift Regensburg siehe einzelne Archivalien der Bestände HOCHSTIFT REGENSBURG HOFRAT, HOCHSTIFT REGENSBURG HOFKAMMER und HOCHSTIFT REGENSBURG PFLEGAMT DONAUSTAUF (Im Aufbau, Datenbankrecherche und Bestellung über den zuständigen Sachbearbeiter). Für die Abwicklung der Kommende und die Weiterführung der grundherrlichen Verwaltung sind schließlich einzelne Bestände des Fürstentums Regensburg einschlägig, die ebenfalls in einer vorläufigen Erschließung und Ordnung vorliegen (Datenbankrecherche über den zuständigen Sachbearbeiter).
Die Überlieferung der Deutschordenskommenden in Franken, allen voran die der Landkommende Ellingen mit ihrer Leitungsfunktion für die Fränkische Ordensprovinz (Ballei) bis 1789, befindet sich im Staatsarchiv Nürnberg. Für die Überlieferung der zentralen Behörden des Deutschmeistertums in Mergentheim, die nach 1789 mit der Kommende befasst waren, ist heute das Landesarchiv Baden-Württemberg, Abteilung Staatsarchiv Ludwigsburg zuständig, da der Sitz der Zentralbehörden im nachmaligen Königreich Württemberg lag. Akten Mergentheimer Provenienz, die bislang noch in bayerischen Staatsarchiven verblieben sind, lagern bis zum Abschluss des provenienzgemäßen Beständeaustauschs im Staatsarchiv Nürnberg. Es ist schließlich auf die Überlieferungen im Deutschordenszentralarchiv in Wien (hauptsächlich Personalsachen der Ordensmitglieder) und im bischöflichen Zentralarchiv in Regensburg hinzuweisen.
5. Weiterführende Literatur (in Auswahl)
Michael Diefenbacher: Der Deutsche Orden in Bayern (Hefte zur bayerischen Geschichte und Kultur 10), München 1990.
Hanns Hubert Hofmann: Der Staat des Deutschmeisters. Studien zu einer Geschichte des Deutschen Ordens im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation (Studien zur bayerischen Verfassungs- und Sozialgeschichte 3), München 1964.
Walter Jaroschka: Probleme der Schriftgutüberlieferung des Deutschen Ordens in Bayern, in: Mitteilungen für die Archivpflege in Bayern 22 (1976) S. 3-14.
Paul Mai (Hg.): 800 Jahre Deutschordenskommende St. Ägid in Regensburg 1210-2010 (Bischöfliches Zentralarchiv und Bischöfliche Zentralbibliothek Regensburg, Kataloge und Schriften 28), Regensburg 2010.
Alex Schilling: St. Gilgen zu Regensburg. Eine Deutschordenskommende im territorialen Spannungsfeld (1210-1809) (Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg, Beiband 14), Regensburg 2005.
Alois Schmid: Regensburg, Reichsstadt - Fürstbischof - Reichsstifte - Herzogshof (Historischer Atlas Bayerns, Altbayern 60), München 1995.
München, Juli 2011
J. Holzapfl
(1) MA 39174, "Aus der Commende Regensburgischen Repositur zum Hauptarchiv nach Mergentheim gekommene Originalien".
(2) Alte Repertorien 599.
(3) Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns 243.
(4) Alte Repertorien 933.
Hinweis: Die Bestellnummern 192 und 793 sind nicht belegt!
- Reference number of holding
-
Deutscher Orden, Kommende Regensburg Amtsbücher und Akten
- Extent
-
952
- Language of the material
-
deutsch
- Context
-
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- Date of creation of holding
-
1300-1810
- Other object pages
- Last update
-
03.04.2025, 11:05 AM CEST
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Object type
- Bestand
- Akten
Time of origin
- 1300-1810