Bestand
Generallandesarchiv Karlsruhe: Geschäftsbücher (Bestand)
Inhalt und Bewertung
Enthält: Journal (Tagebuch der Registratur),
Benutzerbuch des Lesesaals (1886-1926), Benutzerbuch der
Registratur, Verpflichungsbuch des Lesesaals (1938 eingeführt, in
dem die Benutzer nicht nur die neue Benutzungsordnung bestätigen
mussten, sondern auch ihre "arische" Abstammung), Ausgabebuch
(1889-1949), Zugangsbuch (seit 1886), Einkaufsbuch (nur 1905-1911),
Kopierbücher (1883-1892, 1893-1909) und Gebäudeinventar des Neubaus
von 1906.
Vorbemerkung: Mit der
Einführung des landeseinheitlichen Aktenplans im
Generallandesarchiv im Jahr 1985 wurde zugleich das "klassische"
Journal, das Tagebuch der Registratur hinfällig, das sich seit 1830
lückenlos erhalten hat. An sich nur Hilfsmittel ohne dauernden
Wert, erweist es sich bei der Rekonstruktion von Bestands- und
Ordnungsgeschichte im Archiv auch in seinen jüngeren Teilen doch
immer wieder als nützlich. Vor 1885/89 besitzt es als offenbar
einziges Geschäftsbuch des Archivs ohnehin hohe Bedeutung, da es in
sich alle Vorgänge vereinigte, für die in dieser Zeit eigene
Buchserien angelegt wurden. So vermerkte es bis 1889 z.B. auch die
Zugänge, die Aktenabgaben etc. Eine zuverlässige Quelle für die
Nutzung ist das Benutzerbuch des Lesesaals aus der Zeit von 1886
bis 1926, da es auch die Signaturen der eingesehenen Archivalien
wiedergibt. 1926 wurde dieser Archivalieneintrag aufgegeben, die
Reihe aber auch nur noch ein Jahr weitergeführt, wohl weil der
Unterschied zum allgemeinen Benutzerbuch der Registratur - das ab
1894 die schriftliche Benutzung festhält - damit weggefallen war
und die Benutzerakten (heute GLA 450 B) für den Nutzungsnachweis
ausreichten . Ein typisches Dokument der Ära Arnold Ruge im
Generallandesarchiv ist das im Sommer 1938 eingeführte
Verpflichtungsbuch des Lesesaals, in dem die Benutzer nicht nur die
neue Benutzungsordnung, sondern auch ihre arische Abstammung
bestätigen mußten. Das Ausgabebuch (1889 ff.) vermerkt in der Regel
die - lange selbstverständlichen - Versendungen von Archivalien und
deren Rückgabe und ist in dieser Hinsicht ohne besonderen
Quellenwert. Es wird jedoch für die Zeit bis 1949 archiviert, da
immer wieder Lücken bei der Rückgabespalte zu finden sind; z.T.
sind damit auch Archivalienabgaben gekennzeichnet. Die
Versendungsbücher der Folgejahre waren 1997 nur noch teilweise
auffindbar und wurden, da sie auch nur noch Bestands-, keine
Einzelsignaturen mehr enthielten, kassiert. Noch im Geschäftsgang
wird das Zugangsbuch von Archivalien verwahrt. Es setzt mit dem
Jahr 1886 ein. Das Einkaufsbuch der Bibliothek wird mit dem ersten
erhaltenen Band (1905-1911) beispielhaft archiviert. Es zeigt nicht
nur den regulären Umfang der Beschaffungen in der Zeit vor dem 1.
Weltkrieg, sondern auch die Bedeutung einzelner Lieferanten wie die
der Buchhandlung Bielefeld in Karlsruhe. Die Folgebände wurden
kassiert. Ebenfalls nur zur Dokumentation der Erstausstattung des
Neubaus von 1905 wurde der erste Band der Geräteinventare
(1906-1946) archiviert, der zwischen Ledersofa und Spucknapf alle
Mobilien aufführt, die für Behördenräume des Monarchie
standardmäßig vorgesehen waren [der Band wurde 2010 aufgefunden].
Eher als Sonderfall sind die beiden Kopierbücher zu nennen, die
Friedrich von Weech 1883-1892 und Karl Obser 1893-1909 für ihre
eigenhändigen Schreiben benutzten. Sie sind durch
Empfänger-Register erschlossen. Inhaltlich vermischen sich
Recherchen-Auskünfte mit Korrespondenz der Badischen Historischen
Kommission. Die Serienspaltung bei der Buchführung fällt in die
ersten Direktionsjahre Friedrichs von Weech. Sie entspricht einem
geänderten Verhältnis zur Aktenführung überhaupt, wie es das
Geschäftsgebaren im Archiv seit dem Ausscheiden von Mone (1868)
bestimmt hatte. Dabei ist schwer zu sagen, ob das Resümee des
Registrators Vetter von 1871 über den Beginn seines Amtsantritts
auch für die Buchführung gegolten hatte: "[Die Registratur] befand
sich ... bisher in einem nicht zu beschreibenden Zustande. Kein
Plan waltete ob, keine Ordnung; ja der größere Theil der Papiere
bestand aus ungehefteten fliegenden Stücken und darunter die
Ministerialerlasse aus dem Anfang dieses Jahrhunderts. Und wo
einmal ein Aktenheft gebildet worden ist, so enthält dasselbe das
bunteste Gemisch. Etwas zu finden, war eine Unmöglichkeit. Wie
wenig Aufmerksamkeit dieser Registratur unter der früheren
Verwaltung geschenkt wurde, geht am deutlichsten daraus hervor, daß
sie ausschließlich durch die Kanzleidiener besorgt worden ist" (GLA
68/827,1). Seine Kritik wiederholt die Vorwürfe, die auf der Ebene
der Bestandsbildung Heinrich Roth von Schreckenstein gegen seinen
Vorgänger Mone formuliert hat. Jedoch lassen die Journale der Zeit
vor 1870 ein solches Chaos nicht erkennen. Der Altbestand der
Geschäftsbücher wurde bisher zwar im Magazin, aber nur in
Hilfsregalen und als Teil der Altregistratur gelagert. Er wurde im
Sommer 1998 von Herrn Wolfgang Gleich verpackt und signiert.
Karlsruhe, im August 1998 / Mai 2010 Konrad Krimm
Konversion: Das
Online-Findmittel zum vorliegenden Bestand ist ein Ergebnis des
Projektes "Konversion von Findmittel-Altdaten" des
Generallandesarchivs Karlsruhe, das in den Jahren 2006-2008 von
Herrn Guido Fögler durchgeführt wurde. Die Betreuung des Projektes
lag bei Alexander Hoffmann und Hartmut Obst. Karlsruhe, im Mai 2009
Dr. Martin Stingl
- Bestandssignatur
-
Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe, 450 Zugang 1997-208
- Umfang
-
Nr. 1-244 und 34 Bände
- Kontext
-
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe (Archivtektonik) >> Neuere Bestände (vornehmlich ab ca. 1800) >> Kultur >> Archive >> Generallandesarchiv Karlsruhe
- Bestandslaufzeit
-
1830-1985
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
03.04.2025, 11:03 MESZ
Datenpartner
Landesarchiv Baden-Württemberg. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1830-1985