Bestand
Dingeldey, Eduard (Bestand)
Bestandsbeschreibung:
Schriftwechsel u.a. mit Stresemann und Seeckt, Sachakten und Aufsätze
zur hessischen Landespolitik, zur Reichs- und Parteipolitik meist aus
den Jahren 1929-1933
Inhaltliche Charakterisierung:
Zur Geschichte und Bearbeitung des Bestandes
1.
Überlieferung der Archivalien
Der Nachlass
Dingeldey wurde im Jahre 1956 von der Witwe, Frau Hildegard Dingeldey,
dem Bundesarchiv geschenkweise überlassen. Eine erste Sichtung ergab,
dass neben den eigentlichen Nachlasspapieren Unterlagen der
Nationalliberalen Partei und der Deutschen Volkspartei enthalten
waren. Der abgegebene Aktenbestand wurde dementsprechend in die
Provenienzen Nachlass Dingeldey, Nationalliberale Partei (R 45 I) und
Deutsche Volkspartei (R 45 II) aufgeteilt. Die nicht zum Nachlass
gehörenden Akten waren 1933 nach der Liquidation der DVP von dem
letzten Generalsekretär Karl Trucksaess aus den parteieigenen
Aktenbeständen ausgesondert und an Dingeldey übergeben worden. Dieser
beabsichtigte an Hand der Unterlagen eine Aufzeichnung der Geschichte
der DVP anzufertigen (Nachl. D., Bd. 97).
Die
im Nachlass vorliegenden Akten aus der Zeit der Tätigkeit Dingeldeys
als Vorsitzender des Landesverbandes Hessen der DVP befanden sich in
seinem Rechtsanwaltbüro in Darmstadt und wurden ihm 1933 nach der
Auflösung des Büros von seiner Sekretärin nach Berlin übersandt. Ein
Teil der Unterlagen (insb. Bittschriften, Wahlkampfmaterialien,
Geschäftspapiere etc.) war schon zuvor vernichtet worden, ebenso die
Registratur der Geschäftsstelle der DVP-Hessen. Eine von der
Sekretärin Dingeldeys aufgestellte Liste zeigt, dass sich somit die
1933 noch vorhandenen hessischen Akten fast ausnahmslos im Nachlass
befinden (Nachl. D. Bd. 4).
Die Nachlasspapiere
wurden seit 1933 in der Berliner Wohnung Dingeldeys aufbewahrt,
1942/1943 nach Heidelberg evakuiert und verringerten sich unter
amerikanischer Besetzung der Dingeldeyschen Wohnung ungefähr auf die
Hälfte ihres ursprünglichen Umfangs. Der Vergleich eines noch zuvor
erstellten Verzeichnisses mit einem später im Auftrag der Familie
erarbeiteten Findbehelf zeigt deutliche Lücken im Nachlass auf.
2. Ordnung und Verzeichnung
In
recht gutem Ordnungszustand befanden sich die aus der Tätigkeit im
Landesverband Hessen der DVP erwachsenen Akten. Es handelt sich dabei
zum größten Teil um Sachakten, die lediglich geringfügige Korrekturen
der Registraturordnung nötig machten. Eine Auflösung und Neuformierung
zahlreicher Bände erforderten dagegen die schlecht geordneten, im
wesentlichen aus der Zeit der Tätigkeit Dingeldeys als
Parteivorsitzender stammenden Archivalien.
Nach
Abschluss der nach Möglichkeit an den vorhandenen Strukturtypen
orientierten Ordnungsarbeit liegt neben den Sachakten die Politische
Korrespondenz vor, die sich in einem alphabetischen Schriftwechsel mit
Einzelpersonen sowie einen Schriftwechsel mit den regionalen und
lokalen Untergliederungen der DVP (wie Landesverbände,
Wahlkreisverbände sowie Ortsgruppen, Kreis- und Bezirksverbände)
gliedert.
Die Erschließung zielte insbes.
darauf ab, die personellen und sachlichen Zusammenhänge zwischen den
verschiedenen Strukturtypen (Sachakten und Korrespondentenakten), die
sich durch die Ordnung nicht herstellen ließen, sichtbar zu
machen.
So wurden aus den Sachakten die
wichtigsten Korrespondenzpartner und aus den Korrespondentenakten die
wesentlichen Sachbetreffe ausgeworfen. Die Verknüpfung zwischen diesen
als „Hierin-Vermerke" oder in Form einer Stichwortanalyse
aufgenommenen Informationen ermöglicht der dem Findbuch beigegebene
Orts-, Personen- und Sachindex.
Die
Klassifikation des Bestandes spiegelt die Funktionen des Nachlasses
wider. Neben einigen wenigen persönlichen Unterlagen sowie den reden
und Aufsätzen bildeten sich im wesentlichen zwei große
Sachaktenkomplexe heraus: Die während der Tätigkeit Dingeldeys als
Vorsitzender des Landesverbandes Hessen entstandenen Unterlagen (ab
1919) und das während seiner Tätigkeit als (stellvertretender)
Vorsitzender der DVP erwachsene Material (ab 1930). Über beide
Zeiträume hinweg erstreckt sich die wiederum zu einer eigenen Gruppe
zusammengefasst Politische Korrespondenz.
3.
Akteninhalt
Es handelt sich bei dem Nachlass
Dingeldey um einen rein funktionsbezogenen Nachlass, der im
wesentlichen die Tätigkeit Dingeldeys im Landesverband Hessen der DVP
und seine Arbeit als (stellvertretender) Parteiführer und Vorsitzender
der Reichsfraktion der DVP dokumentiert.
Die
Akten aus der hessischen Zeit bieten größtenteils Informationen zur
Landespolitik, zur Organisation des Landesverbandes Hessen sowie
dessen Beziehungen zur Gesamtpartei. Die größte Bedeutung kommt
hierbei wohl den in der Untergruppe „Organe und Organisationen der
Gesamtpartei" vorliegenden Betreffakten aus recht früher zeit zu, da
Dingeldey schon bald nach der Gründung der DVP in den wichtigsten
Parteigremien wie Zentralvorstand, Parteivorstand und
Geschäftsführendem Ausschuss vertreten war.
Bei
weitem größeres Gewicht haben die aus den Jahren 1930 - 1933, der zeit
von der Übernahme des Parteivorsitzes durch Dingeldey bis zur
Liquidation der DVP, vorhandenen Sachakten sowie die zum größten Teil
in diesen Zeitraum fallenden Korrespondenzen. Die Unterlagen
dokumentieren das „Führerproblem" in der DVP 1930 vor Übernahme des
Parteivorsitzes durch Dingeldey, das politische Programm der DVP, ihre
Haltung zu den Parteien und Kabinetten in der Spätphase der Weimarer
Republik sowie die Stellung zu allgemeinen politischen Fragen. Der
Versuch einer Reorganisation der Partei im Jahre 1932, die vorläufige
Aufrechterhaltung nach der Machtergreifung sowie die rasch
fortgeschrittene Auflösung bis zur endgültigen Liquidation im Juli
1933 haben ihren Niederschlag nicht nur in den Sachakten, sondern vor
allem auch in der politischen Korrespondenz gefunden.
Lebensdaten
27.06.1886 geboren
in Gießen
Vater: Kirchenrat August Dingeldey,
Vorsitzender der evangelischen Landessynode Hessens
Mutter: Elisabeth Dingeldey, geb. Wilson
Gymnasium in Gießen und Darmstadt
1905 -
1910 Studium (Volkswirtschaft und Jura) in Heidelberg, Berlin und
Gießen
1911 - 1914 Referendar in
Darmstadt
1914 - 1918 Regierungsassessor in
Worms
1919 Ausscheiden aus dem Staatsdienst,
freiberufliche Tätigkeit als Rechtsanwalt
1919
Heirat mit Hildegard Dingeldey, geb. Merck, verw. Freifrau von Glenck,
Tochter des Industriellen Geh. Kommerzienrat Dr. W. Merck
1919 Mitglied des hessischen Landtages,
Fraktionsvorsitzender der DVP Vorsitzender des Landesverbandes Hessen
der DVP
1920 Mitglied des Geschäftsführenden
Ausschusses der DVP
Geschäftsführender
Vorsitzender der Südwestdeutschen Arbeitsgemeinschaft der DVP Mitglied
im Zentralvorstand der DVP
1922 Mitglied des
Provinziallandtages und des Provinzialausschusses der Provinz
Starkenburg
1922 - 1928 Mitglied des
Parteivorstandes der DVP
Mai 1928 - 1933
MdR
Okt. 1930 Stellvertretender
Parteivorsitzender
1.12.1930 - 4.7.1933
Parteiführer der DVP und Vorsitzender der Reichstagsfraktion als
Nachfolger von Reichsminister a.D. Dr. Ernst Scholz
1.4.1931 Begründung des Parteiorgans der DVP, die „Erneuerung",
durch Dingeldey
Apr. 1931 Herausgabe eines
Aktionsprogramms der Partei „Kampfziele der DVP"
Sept. 1933 Hospitant in der Reichstagsfraktion der NSDAP
Verfasser politischer und wirtschaftspolitischer
Zeitungsartikel
1942 gestorben
Zitierweise: BArch N
1002/...
- Bestandssignatur
-
Bundesarchiv, BArch N 1002
- Umfang
-
124 Aufbewahrungseinheiten; 1,0 laufende Meter
- Sprache der Unterlagen
-
deutsch
- Kontext
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Nachlässe und Sammlungen >> Nachlässe >> D
- Provenienz
-
Dingeldey, Eduard, 1886-1942
- Bestandslaufzeit
-
1916-1934
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
16.01.2024, 08:43 MEZ
Datenpartner
Bundesarchiv. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Beteiligte
- Dingeldey, Eduard, 1886-1942
Entstanden
- 1916-1934