Bestand
Schnelle Nullenergie Anordnung Karlsruhe (SNEAK) (Bestand)
Überlieferungsgeschichte: Der
vorliegende Bestand enthält Akten und Berichte der
Reaktorforschungsanlage "Schnelle Nullenergie Anordnung Karlsruhe"
(SNEAK), die nach Stilllegung der Anlage in einer ehemaligen
Pumpenstation auf dem Gelände des KIT-Campus Nord gelagert wurden.
Im Jahr 2015 erfolgte die Einlieferung in das Generallandesarchiv
Karlsruhe. Die SNEAK wurde als sogenannter Nullleistungsreaktor im
Kernforschungszentrum Karlsruhe (heute Karlsruher Institut für
Technologie) von 1966 bis 1985 betrieben und hatte die
neutronenphysikalische Erprobung von Reaktorkernen für
Brutreaktoren zur Aufgabe. Somit stellte sie die zentrale
Versuchseinrichtung für das Projekt Schneller Brüter (PSB) dar. Für
die Errichtung der Anlage waren die Siemens-Schuckert-Werke
verantwortlich, wobei diese Zusammenarbeit zwischen dem
Kernforschungszentrum und der Industrie bezüglich der Entwicklung
und dem Bau großtechnischer Anlagen als Vorbild für zukünftige
Projekte dienen sollte. Da die thermische Leistung des Reaktors auf
maximal 1 kW begrenzt war, genügte zur Kühlung die normale Raumluft
und konnte auf die Verwendung aufwendiger Kühlmittel verzichtet
werden. Neben diesem Aspekt machte die Kontaminierung der
verwendeten Materialien in einem nur geringem Umfang und die damit
einhergehende Handhabung ohne gesteigerte Schutzmaßnahmen eine
solche Nullenergieanlage besonders attraktiv. Sie ermöglichte einen
höchst flexiblen Aufbau diverser Brutreaktorkerne verschiedenster
Größe und Zusammensetzung, und sollte der Datengewinnung für die
Bestimmung der Auslegungsparameter von Schnellen Brütern dienen
sowie Erkenntnisse über die grundlegenden Sicherheitserfordernisse
Schneller Reaktoren bringen. Das Versuchsprogramm umfasste die
Bestimmung kritischer Massen, die Verifizierung theoretischer
Ergebnisse bezüglich der Neutronenspektren und Brutraten und die
Bestimmung der für die Stabilität der Reaktoren wesentlichen
Reaktivitätskoeffizienten. Dabei standen Messungen zum
Kühlmittelverlustkoeffizienten besonders im Fokus der Experimente.
Die Europäische Atomgemeinschaft (EAG, heute EURATOM) förderte
neben der SNEAK eine weitere Nullenergieanlage im französischen
Cadarache, weshalb bei der Planung der zu fertigenden
Brennstoffplättchen auf die gleichen Abmessungen geachtet wurde, um
Brennstoffe an das jeweils andere Projekt ausleihen zu können. Bei
der Beschaffung von Brennstoffen kam es wiederholt zu Engpässen,
was durch die wiederholten Brennstoffeinkäufe in den USA
dokumentiert ist. Zielsetzung der engen Zusammenarbeit mit der CEA
(Commissariat à l´Energie Atomique, Paris/Frankreich) war es, durch
die Versuche in den Nullenergieanlagen zu belastbaren Daten
hinsichtlich der Coreauslegung für die geplanten natriumgekühlten
Reaktoren - PHENIX (Prototypreaktor) in Frankreich und SNR 300
(Schneller Natriumgekühlter Reaktor 300MWe) in Deutschland - zu
kommen. Nach ihrer Abschaltung im Herbst 1985 wurde im Juni 1986
die Genehmigung zur Stilllegung erteilt, und am 6. Mai 1987 wurde
die Anlage aus dem Geltungsbereich des deutschen Atomgesetzes
entlassen.
Inhalt und Umfang: Der
Bestand umfasst 227 Verzeichnungseinheiten und enthält u.a. die im
Projektverlauf verfassten Arbeitsberichte. Diese wurden anfänglich
in Vierteljahresberichten (1979-1980), später in
Halbjahresberichten (1981-1984) zusammengefasst. Außerdem liegen
Sicherheitsberichte, Tätigkeitsberichte der Kerntechnischen
Betriebe und TÜV-Berichte vor. Darüber hinaus sind zahlreiche Pläne
und Zeichnungen enthalten, beispielsweise zum Bau der Anlage. Der
Bestand bildet sowohl Planung und Aufbau der Anlage, die
Projektorganisation und die Versuchsprogramme bis hin zur
Stilllegung ab. Unter der Bestellnummer 70 findet sich ein
Organigramm der SNEAK-Betriebsorganisation. Darüber hinaus sind
Kooperationen mit der Industrie und dem Ausland gut
dokumentiert.
- Bestandssignatur
-
Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe, 69 KfK-SNEAK
- Umfang
-
227 Verzeichnungseinheiten
- Kontext
-
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe (Archivtektonik) >> Nichtstaatliches Archivgut >> Archive von Anstalten, Körperschaften und Stiftungen >> Bildung, Kultur und Forschung >> Kernforschungszentrum Karlsruhe
- Bestandslaufzeit
-
1959-1991
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
03.04.2025, 11:03 MESZ
Datenpartner
Landesarchiv Baden-Württemberg. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1959-1991