Einfriedung | Grabmal | Kapelle | Kirchhof
Ev. Kirchhof Nikolassee; Berlin, Steglitz-Zehlendorf
Der Kirche gegenüber liegt der Evangelische Kirchhof Nikolassee, Kirchweg 18/20, der ab 1906 von der HAG angelegt und am 27. Oktober 1907 kirchlich geweiht wurde. Der Friedhof gehört seit 1909 zur neu gegründeten evangelischen Gemeinde Nikolassee, begraben wurden hier jedoch bis 1953 alle Verstorbenen des Ortes "ohne Unterschied des religiösen Bekenntnisses".(1) Den Entwurf für die Anlage des Friedhofs einschließlich Einfriedungsmauer und Tore sowie für die 1912-13 ausgeführte Kapelle lieferte der Architekt Johannes Bartschat.(2) Der Kirchhof mit seinen Bauten und einigen künstlerisch herausragenden Grabmälern besitzt eine besondere ortsgeschichtliche Bedeutung.° Schon bei der Gründung der Villenkolonie 1901 hatte sich die HAG verpflichtet, eine Kirche zu bauen und einen Begräbnisplatz anzulegen. Nach langen Verhandlungen mit der zuständigen Kirchengemeinde Zehlendorf erhielt Nikolassee 1906 das dreieckige Grundstück Kirchweg 20. Bartschat, Architekt der HAG und später auch am Bau der Kirche beteiligt, entwarf die Kirchhofsmauer mit Fußgängerpforte und zwei breiten, durch schmiedeiserne Torflügel geschlossenen Durchfahrten. Die mit First- und Falzziegeln gedeckte, hell verputzte Mauer über einem Klinkersockel zeigt eine ungewöhnliche Gestaltung, die in einigen Details den Einfluss des Jugendstils erkennen lässt. Die Mauer folgt in ihrer Höhenentwicklung dem Straßengefälle und erhält durch abwechselnd gerade und gewölbte Partien sowie unterschiedlich hohe Pfeiler eine wellenartig bewegte Wirkung, die durch Rundbogennischen, Ochsenaugen-Öffnungen mit schmiedeeisernen Gittern oder die kunstvoll geschmiedeten Torgitter noch verstärkt wird. Das Friedhofsgelände wurde in der Folgezeit mehrfach erweitert.(3)° Bald nach Fertigstellung der neuen Kirche wurde der Bau einer Friedhofskapelle beschlossen. Ebenfalls nach Entwurf von Johannes Bartschat entstand 1912-13 das kleine hell verputzte Gebäude mit niedrigem Vorbau, Kalksteinsockel und ursprünglich einem Schieferdach. Im Inneren wurden alle notwendigen Räumlichkeiten wie Feierhalle, Vorraum, Toiletten und Leichenkeller untergebracht. Der Außenbau, der durch schmale Fenster in Dreiergruppen gegliedert und durch das mit Bändern und Reliefs dekorierte Eingangsportal sowie den mit Kreuz und Bibelspruch betonten Hauptgiebelgestaltet ist, fügt sich in seiner schlichten Wirkung angemessen in die Gesamtanlage des Friedhofs ein.(4)Die Grabmäler auf dem Nikolasseer Kirchhof dokumentieren sowohl die Entwicklung der Grabmalskunst in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts als auch die soziale Struktur der Bewohnerschaft der Villenkolonie. Viele herausragende Persönlichkeiten, die für Nikolassee von großer Bedeutung waren, liegen hier begraben. Dazu gehören der HAG-Direktor Hugo von Krottnaurer, der Schriftsteller Jochen Klepper und der Architekt Hermann Muthesius. Unter den Grabmälern ragen das Grab für den Maler Theo von Brockhusen von Fritz Klimsch, das von Muthesius geschaffene Grab für Hermann Freudenberg und das Grab des Architekten Walther Epstein mit einer Plastik von Richard Scheibe hervor.(5)° ° __________________________________° 1) Erste Friedhofsordnung vom 13.10.1911. 1953 wurde die Friedhofsordnung dahingehend geändert, dass "Verstorbene, die bei ihrem Tode einer christlichen Kirche oder Religionsgemeinschaft nicht angehören" nicht aufgenommen werden. Seit 1996 dürfen auch Christen aus anderen Berliner Bezirken in Nikolassee bestattet werden. Zit. n. Henning/Natzschka 1997, S. 7, 9 ff. Zwischen 1907 und 1997 gab es mehr als 2.000 Bestattungen auf dem Nikolasseer Friedhof (ebd. S. 10).° 2) BusB X A (3), S. 81 f., 119; Henning/Natzschka 1997, S. 5 f.° 3) Zukäufe von Grundstücken in den Jahren 1913, 1918, 1938, 1946 und 1963. Vgl. Henning/Natzschka 1997, S. 7 ff.(4) "Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, haltet an am Gebet." (Römer 12,12) Der Spruch auf der östlichen Giebelwand wurde 1951 im Zuge von Renovierungsarbeiten angebracht. Weitere Baumaßnahmen 1974 und 1990. Vgl. Henning/Natzschka 1997, S. 6, 9 f.ø (5) Krottnaurer (1851-1915), Klepper (1903-1942), Muthesius (1861-1927), Grabmal Freudenberg (um 1924), Grabmal Epstein (um 1918). Weitere Gräber: Grabmal Theo von Brockhusen (Plastik von Fritz Klimsch, um 1919), Grab Friedrich Ernst (Wandgrab von Fritz Klimsch, um 1915), Grab Curt Gadow (Kreuz, um 1928), Grab Ernst Hengstenberg (Stele, um 1915), Grab Familie Henneberg (Erbbegräbnis, 1908), Wandgrab Hermann Hüneke(Bildhauer Hans Dammann, um 1920), Grab Reinhold Klimsch (Grabstein von Fritz Klimsch, um 1918), Grab Erich Koehler (Plastik von Rudolf Hassler, um 1919), Grab Max Pauly (Stele mit Bildnisplakette des Verstorbenen von Martin Meyer-Pyritz, um 1930), Grab Prof. Dr. Max Schmidt (Wandgrab, um 1918), Grab Else Schuckar (Stele, um 1922), Grab August Stimming (Stele, um 1912), Grab Margret Trendelenburg (Stele von Otto Placzek, um 1918), Grab Richard Untucht (Stele mit Plastik von Nikolaus Friedrich, um 1924) ° (Erfassung Landesdenkmalamt).
- Location
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Kirchweg 18 & 20, Nikolassee, Steglitz-Zehlendorf, Berlin
- Classification
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Gesamtanlage
- Event
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Herstellung
- (when)
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1906-1939
- Last update
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04.06.2025, 11:55 AM CEST
Data provider
Landesdenkmalamt Berlin. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Kirchhof; Grabmal; Kapelle; Einfriedung
Time of origin
- 1906-1939