Bestand
Landbauinspektionen/Hochbaukreise 19. Jh. (Bestand)
Bestandsgeschichte: Die in der Repositur 104 vereinigten Akten, insgesamt nicht mehr als 156 laufende Nummern, stammen aus der Frühzeit der staatlichen Hochbauverwaltung, bilden also, obwohl sie tatsächlich aus unterschiedlicher Provenienz - überwiegend den Registraturen der alten Ämter - stammen, die unmittelbare Vorgängerüberlieferung der späteren Staatshochbauämter, deren Akten im hiesigen Staatsarchiv als Repositur 101 Stade, 101 Verden und 101 Cuxhaven bzw. Geestemünde aufbewahrt werden. Die für diese unterschiedliche Bestandsbildung maßgebliche Behördengeschichte stellt sich knapp umrissen folgendermaßen dar.
Im 18. Jahrhundert gab es ursprünglich lediglich von Fall zu Fall von der Kammer in Hannover eingesetzte Sachverständige, zuständig für den Hoch- und Tief-, aber nicht für den Chaussee- und Wasserbau in einzelnen Distrikten, die meistens mit einem ganzen der zum Kurfürstentum Hannover gehörenden Fürstentümer identisch waren. Ihrer Aufgabe entsprechend hießen diese Sachverständigen Landbauverwalter bzw. (Ober)Landbaumeister; einige der größeren Amtssprengel waren schon früh geteilt, wobei sich die Zuständigkeit der beiden Landbauverwalter bzw. ihrer Unterbedienten, der Landbaukondukteure, im allgemeinen aus deren Wohn- und Dienstsitz ergab. Ursprünglich nur für die Domanialbauten zuständig, wurde die Landbauverwaltung im Zuge der großen Verwaltungsneuordnung des Königreichs Hannover von 1823 endgültig institutionalisiert und erstmals systematisch aufgebaut. Seitdem gab es flächendeckend eigens so bezeichnete "Landbaudistrikte", die teilweise mit den gleichzeitig gebildeten Landdrosteibezirken deckungsgleich, teilweise aber auch kleiner waren. Mit der Zunahme der Aufgaben wurden im Laufe der folgenden Jahrzehnte die Landbaudistrikte mehrfach verkleinert, womit sowohl deren Zahl als auch die der in ihnen tätigen Beamten erheblich wuchs.
Im
Bestandsgeschichte: Gebiet des Bremen-Verdenschen Landbaudistriktes verlief diese Entwicklung jedoch in verhältnismäßig engen Grenzen. Nach dem Staatskalender für das Jahr 1800 gab es für beide Herzogtümer nur den Oberlandbaumeister Georg Andreas Vick, der seinen Sitz in Verden hatte; ihm zur Seite stand Friedrich Wilhelm Mitthoff als Landbauconducteursupernumerar. Aus dieser Personalkonstellation entwickelte sich dann eine reguläre Zweiteilung der Amtsdistrikte: Nach dem Staatskalender für das Jahr 1820 war Vick mit demselben Titel und weiterhin von Verden aus zuständig für die Bausachen in den Ämtern Alt- und Neukloster, Harsefeld, Himmelpforten, Ottersberg, Rotenburg, Stade, Verden, Wischhafen und Zeven sowie in den Gerichten Achim, Altes Land und Kehdingen, während - gleichfalls mit Dienstsitz in Verden - der Landbauverwalter Georg Christian Wundram sich um die Ämter Bederkesa, Blumenthal, Bremervörde, Hagen, Lilienthal, Neuhaus / Oste, Nordholz, Osterholz, Stotel und Vieland sowie um die Gerichte Lehe, Osten, Dorum und das hadelsche Amt Otterndorf zu kümmern hatte.
1824 erscheint der Bremen-Verdensche Landbau-Distrikt erstmals geteilt in einen oberen Bezirk, betreut von Vick, und einen unteren Bezirk, betreut von Wundram; in ihrer Ausdehnung aber waren beide gegenüber 1820 unverändert geblieben, dafür waren ihnen jedoch ein bzw. zwei Landbauconducteure als zusätzliche Fachkräfte zugeordnet. 1830 waren die beiden Bezirke dann folgendermaßen verändert: der obere Bezirk umfaßte die Ämter Blumenthal, Hagen, Osterholz, Ottersberg, Rotenburg, Stotel-Vieland, Verden, Zeven und das Gogericht Achim, der untere Bezirk die Ämter Bederkesa, Bremervörde, Harsefeld, Himmelpforten, Neuhaus /O., Otterndorf, Stade, Wischhafen, das Land Wursten und das Gericht Lehe, d.h. die Teilung entsprach nunmehr im wesentlichen den geographischen Gegebenheiten. Noch
Bestandsgeschichte: immer aber war für beide Bezirke der Dienstsitz in Verden. Erst nachdem Vick, zweifellos altersbedingt, im Laufe dieses Jahres ausgeschieden war, wurde für den um das Gericht Lehe verkleinerten unteren Bezirk Stade zum Dienstsitz erklärt.
Im Staatskalender für das Jahr 1844 werden die Zuständigkeiten der Landbauverwaltung erstmals nach der Reihenfolge der Landdrosteien aufgeführt, und der Distriktbegriff ist gegenüber vorher deutlich reduziert. In der Gesamtheit der damals 16 Landbaudistrikte trugen die Distrikte Stade und Verden die Nummer 14 und 15. 1859 wurden die Landbaudistrikte umbenannt in Landbauinspektionen, die mit dem weiteren Wachtstum der Aufgaben ihrerseits, soweit nötig, in Distrikte unterteilt wurden. Nach dem Staatskalender für das Jahr 1865 war demnach die Landbauinspektion Verden unterteilt in einen Distrikt I, der die Ämter Achim, Blumenthal, Hagen, Lehe (mit Ausnahme von Bederkesa und Flögeln, die zur Inspektion Stade gehörten), Lilienthal, Osterholz und Verden sowie die nicht zum zweiten Distrikt gehörenden Bauten in der Stadt Verden betreute, und in einen Distrikt II, der die Ämter Ahlden, Bruchhausen, Fallingbostel, Freudenberg, Hoya, Rotenburg und Syke sowie in der Stadt Verden die Gebäude der Domstruktur, der Militär- und der Steuerverwaltung umfaßte. Die in ihrer Zuständigkeit gegenüber vorher unveränderte Landbauinspektion Stade dagegen war ungeteilt.
Nach der preußischen Annexion des Königreichs Hannover von 1866 wurde die Zahl der Landbauinspektionen zunächst eingeschränkt, was in Verden die Wiederzusammenlegung der beiden eben genannten Distrikte zur Folge hatte; ab 1869/70 wurde dann die gesamte Bauverwaltung in der nunmehrigen Provinz Hannover nach altpreußischem Vorbild umorganisiert. Ebenso wie die Landbauinspektionen wurden jetzt auch die Wasserbau- und Wegebauinspektionen aufgelöst und durch
Bestandsgeschichte: eine etwas größere Zahl von Baukreisen ersetzt, "in welchen die sämtlichen Chaussee-, Land- und Wasserbaugeschäfte in der Regel von denselben Kreisbaubeamten zu verrichten sind" (so die Formulierung in der Preuß. Gesetzsammlung von 1869, S. 1178). Innerhalb des Landdrostei- (ab 1885 Regierungs)bezirks Stade wurden daraufhin 9 Baukreise eingerichtet, und zwar
1. der Baukreis Stade I (für die Ämter Bremervörde, Himmel-
pforten, Freiburg, Neuhaus, Ottern-
dorf und Osten sowie für die Städte
Bremervörde, Otterndorf und Stade
hinsichtlich der LANDBAUSACHEN)
2. der Baukreis Stade II (für die Ämter Bremervörde und Him-
melpforten - ohne Agathenburg und
Campe -, den Bezirk des ehemaligen
Amtes Wischhafen im Amt Freiburg,
vom Amt Jork die zur Schwinge gehö-
renden Teile sowie für die Städte
Bremervörde und Stade - aber ohne
die Salztorvorstadt - hinsichtlich
der WASSERBAUSACHEN)
3. der Baukreis Neuhaus (für den Bezirk des alten Amtes
Freiburg im Amt Freiburg, Teile der
Ämter Lehe und Dorum, die zur Elbe
hin abwässern, außerdem den Geeste-
kanal, Teile des Amtes Himmelpfor-
ten, die Ämter Neuhaus, Osten und
Otterndorf sowie die Stadt Ottern-
dorf hinsichtlich der WASSERBAUSA-
CHEN)
4. der Baukreis Geestemünde I (für die Ämter Dorum, Hagen,
Lehe, Blumenthal und Osterholz hin-
Bestandsgeschichte: sichtlich der LANDBAUSACHEN)
5. der Baukreis Geestemünde II (für die Teile der Ämter Do-
rum und Lehe, die nicht zum Bau-
kreis Neuhaus gehörten, sowie vom
Amt Hagen das Gebiet der Lune hin-
sichtlich der WASSERBAUSACHEN)
6. der Baukreis Blumenthal (für die Ämter Blumenthal, Hagen
ohne das Lunegebiet, Lilienthal und
Osterholz hinsichtlich der WASSER-
BAUSACHEN)
7. der Baukreis Verden I (für die Ämter Achim, Lilienthal,
Rotenburg, Verden und Zeven sowie
die Stadt Verden hinsichtlich der
LANDBAUSACHEN)
8. der Baukreis Verden II (für die Amter Achim, Rotenburg
und Verden sowie die Stadt Verden
hinsichtlich der WASSERBAUSACHEN)
9. der Baukreis Jork (für das Amt Harsefeld, die nicht
zum Baukreis Stade II gehörenden
Teile der Ämter Himmelpforten und
Jork sowie die Salztorvorstadt von
Stade und die Stadt Buxtehude hin-
sichtlich der LAND- UND WASSERBAU-
SACHEN).
Wie sich aus dieser Aufstellung ergibt, waren mit Ausnahme von Jork alle Baukreise jeweils entweder nur für Land-, also Hochbauangelegenheiten oder nur für Wasserbauangelegenheiten zuständig, weil nämlich jede dieser Sparten für sich allein ein solches Gewicht hatte, daß sie bereits die Existenz einer eigenen Fachbehörde rechtfertigte. So wurden die umfassenden Baukreise schon nach wenigen Jahren als wenig praxisgerecht wieder aufgelöst; seit Ende der 1870er Jahre gab es folglich wieder
Bestandsgeschichte: nebeneinander Wasserbau- und Wegebauinspektionen sowie die auf den Hochbau reduzierten Baukreise, die daher nunmehr Hochbaukreise hießen. Ab 1911 in Hochbauämter umbenannt, waren sie die unmittelbaren Vorgängerbehörden der heutigen Staatshochbauämter, deren Akten im Staatsarchiv die Reposituren 101 Stade, 101 Verden und 101 Cuxhaven bilden.
Die hier vereinigten älteren Bauakten aus der Zeit der Landbaubehörden enden im allgemeinen um die letzte Jahrhundertwende und dürften spätestens in den 1930er Jahren an das damals für den Regierungsbezirk Stade zuständige Staatsarchiv Hannover abgegeben worden sein, wo sie, vermutlich ohne weitere Ordnungs- und Verzeichnungsarbeiten, unter der Designationsgruppe 100 abgelegt wurden. Bis auf wenige Ausnahmen betreffen diese Akten Hochbauangelegenheiten; nur einige, offenbar eher versehentlich bei den Baukreisen verbliebenen Akten haben Brücken und sonstige Wasserbauwerke zum Inhalt. Mit Rücksicht darauf, daß sie seit nunmehr mindestens einem Jahrhundert zu diesem Aktenbestand gehören, sind sie auch jetzt darin belassen worden. Innerhalb der Hochbauakten bilden die vom Staat zu unterhaltenden kirchlichen Gebäude (so in Neukloster und Osterholz) sowie die älteren Amts- und Gerichts-, aber auch einige Ende des 19. Jahrhunderts neu errichtete Behördengebäude den Schwerpunkt.
Wenig sinnvoll schien es, die lediglich 156 Aktenbände aufzuteilen und für jeden der ehemaligen (Hoch)Baukreise einen eigenen Bestand zu bilden. Die Bauakten sind daher lediglich nach Ortsalphabet geordnet und mit einem ausführlichen Index erschlossen worden, während die wenigen Personalakten eine eigene Klassifikationsgruppe bilden. Alle diese Arbeiten hat nach den Vorgaben und unter der dauernden Anleitung des Unterzeichneten die Archivangestellte Mari-Luise P e t z o l d erledigt
Stade, im Dezember 1996
Bestandsgeschichte: Dr. Bernd
Bestandsgeschichte: Kappelhoff
Zusatzinformationen: Abgeschlossen: Nein
Zusatzinformationen: teilweise verzeichnet
- Bestandssignatur
-
NLA ST, Rep. 104
- Kontext
-
Nds. Landesarchiv, Abt. Stade (Archivtektonik) >> Gliederung >> 1 Staatliche und kommunale Bestände >> 1.1 Akten >> 1.1.4 Fachbehörden (bis heute) >> 1.1.4.4 Hoch-, Tief- und Wasserbau
- Bestandslaufzeit
-
1748-1911
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
16.06.2025, 12:45 MESZ
Datenpartner
Niedersächsisches Landesarchiv. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1748-1911