Bestand

Bezirksamt Adelsheim (Bestand)

Überlieferungsgeschichte

Die in der Mehrzahl erst 1806 an Baden gefallenen Gemeinden wurden erst 1813 durch die Bildung des Bezirksamts Osterburken einheitlich verwaltet. 1828 wurde der Amtssitz nach Adelsheim verlegt und der Name in Bezirksamt Adelsheim geändert. 1936 wurde das Bezirksamt Adelsheim aufgelöst und alle Gemeinden dem Bezirksamt Buchen zugeteilt.
Die Unterlagen aus vorliegendem Bestand gelangten zu verschiedenen Zeitpunkten von den Bezirksämtern Adelsheim und Buchen ins Archiv. Zunächst in einer Zettelkartei in die Bestände 338, 338 A (Auswandererakten) und 338 B (Bauakten) getrennt verzeichnet, wurde diese Dreigliederung bei der abschließenden Bearbeitung 2021 aufgelöst und im Bestand 338 zusammengeführt. Die Bestellsignaturen haben sich dadurch nicht geändert, sondern sind weiterhin gültig.

Inhalt und Bewertung

Generalia und (Orts-)Spezialia

Zur Geschichte der Bezirks- und Landratsämter: Die territorialen Umwälzungen in der napoleonischen Zeit brachten der Markgrafschaft Baden, ab 1803 Kurfürstentum und ab 1806 Großherzogtum, erhebliche Gebietsgewinne. Durch die Zuschlagung rechtsrheinischer Territorien vieler kleiner Fürstentümer sowie geistlicher Gebiete und Reichsstädten erreichte das Großherzogtum ein Vielfaches seiner bisherigen Größe. Die Einwohnerzahl wuchs in der Zeit von 1802 bis 1810 von 190.000 auf fast eine Million an. Bei der nun notwendig gewordenen Neuordnung ging man von dem staatlichen Einheitsgedanken aus. Die bereits 1803 einsetzenden gesetzgeberischen Maßnahmen wurden durch das Organisationsreskript vom 26. November 1809 vervollständigt. Die dadurch geschaffene Verwaltungsstruktur blieb bis auf kleine administrative Änderungen Jahrzehnte lang für die Verwaltungseinteilung prägend. Diese wurde in staatsrechtlicher und polizeilicher Hinsicht vierstufig organisiert. Zentrale Stellen waren die Ministerien, unter ihnen standen die Kreisdirektorien (Kreise) als Zentralmittelinstanz mit Aufgaben auf dem gesamten staatlichen Verwaltungs- und Rechtsgebiet und unter diesen die Ämter mit demselben Aufgabenbereich. Die unterste Stufe bildeten die Gemeinden. Die Gebietseinteilung der (Bezirks-)Ämter ging auf ältere Strukturen zurück, deren Neueinteilung am 22. Juni 1807 erfolgte, wonach nun den 66 landesherrlichen 52 standesherrliche Ämter gegenüberstanden. Ab 1809 erhöhte sich die Zahl der Ämter auf 119. Da jedes Amt mindestens 7000 Seelen umfassen sollte, wurde die Anzahl der Ämter in den folgenden Jahren stetig reduziert. 1849 wurden die bis dahin als Relikte der Feudalzeit noch bestehenden 22 standesherrlichen Ämter vollständig aufgelöst. Die 1853 existierenden 76 Ämter verringerten sich bis zum Ende der Monarchie auf 53 Ämter. Durch die landesherrliche Verordnung vom 18. Juli 1857 wurde die Rechtspflege der Ämter ab September des gleichen Jahres an selbständige Amtsgerichte abgegeben. Nachdem in den Jahren 1924 und 1936 jeweils 13 Bezirksämter aufgehoben wurden, verringerte sich deren Anzahl auf 27. Durch die Landkreisordnung im Jahre 1939 wurden die Bezirksämter in Landratsämter umbenannt und zugleich unter Ausscheidung von sieben Stadtkreisen zu Selbstverwaltungskörperschaften. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges kamen neun nordbadische Kreise zum Land Württemberg-Baden, die übrigen 18 Landkreise bildeten das Land (Süd-)Baden. Durch die Kreisreform in Baden-Württemberg, die zum 1. Januar 1973 in Kraft trat, wurde die Zahl der Landkreise auf 35 reduziert, davon 16 im badischen Landesteil, von denen wiederum sieben im Regierungsbezirk Karlsruhe liegen. Hinzu kommen neun Stadtkreise, davon fünf in Nordbaden.

Bezirksamt Adelsheim: Die meisten der Gemeinden aus dem Amtsbezirk Adelsheim gelangten 1806 durch die Rheinbundakte und die damit einhergehende Mediatisierung der Fürstentümer Leiningen, Löwenstein-Wertheim und Salm-Krautheim sowie der grundherrschaftlichen Territorien aus dem aufgelösten Ritterkanton Odenwald an Baden (u. a. Freiherren von Adelsheim, Rüdt von Collenberg, Gemmingen, Berlichingen sowie der Grafen von Waldkirch). Die Ortschaften wurden zunächst durch die alten standes- und grundherrschaftliche Ämter verwaltet. Erst 1813 wurde das Bezirksamt Osterburken als Teil des Main- und Tauberkreises gebildet. Das Bezirksamt setzte sich aus den Ortschaften der ehemaligen Justizämter Osterburken und Rosenberg sowie aus den aufgelösten Grundherrlichkeiten zusammen. 1828 wurde der Amtssitz durch großherzoglichen Erlass von Osterburken nach Adelsheim verlegt und folglich der Name in Bezirksamt Adelsheim geändert. Die Verwaltungszugehörigkeit einiger Gemeinden wechselte im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts mehrfach, weshalb die korrespondierende Überlieferung für einige Gemeinden auch bei umliegenden Bezirksämtern zu suchen ist, insbesondere in den Beständen 345 (Bezirksamt Buchen), 341 (Bezirksamt Boxberg) und 380 (Bezirksamt Tauberbischofsheim). Die wechselnde Amtszugehörigkeit der einzelnen Orte wurde im Findmittel auf der jeweiligen Gliederungsebene der Orte (Spezialia) vermerkt. Ein kleiner Teil der Amtsbüberlieferung (46 Akten) findet sich heute auch in Bestand 229 Spezialakten der kleineren Ämter und Orte (Rubrik "Adelsheim Amt, Neckar-Odenwald-Kreis"). Das Bezirksamt Adelsheim wurde durch das Gesetz vom 30. Juni 1936 zur Neueinteilung der Ämter zum 1. Oktober 1936 aufgelöst. Sämtliche Gemeinden wurden dem Amtsbezirk Buchen zugeteilt.

Überlieferungsbildung und Erschließung: Ein Großteil der Unterlagen gelangte nach Auflösung des Bezirksamts Adelsheim an das nun zuständige Bezirksamt Buchen und von dort zu verschiedenen Zeitpunkten an das Generallandesarchiv. Im Archiv wurden diese Akten zunächst unter Bestandssignatur 345 als Zugangsbestände erfasst, zu einem unbekannten Zeitpunkt separiert und dem Bestand 338 zugewiesen. Die vorliegenden 2833 Bauakten im Bestand kamen fast ausnahmslos 1978 ins Archiv. Vorsignaturen sind entsprechend vermerkt. Im Generallandesarchiv wurden zunächst die Bestände 338, 338 A (Auswanderungsakten) und 338 B (Bauakten) gebildet und die Unterlagen in einer Zettelkartei erfasst. Im Zuge der Erschließungsarbeiten 2021 wurden die Bestände 338 A und 338 B aufgelöst und in den Grundbestand 338 integriert. Die Bestellsignaturen haben sich dadurch nicht geändert, sondern haben weiterhin ihre Gültigkeit. Vermutlich bei der Anfertigung des Zettelrepertoriums wurden Akten, deren Laufzeit deutlich vor 1800 endet aus Bestand 338 herausgenommen und Bestand 229 (Spezialakten der kleineren Ämter und Orte) zugeordnet, eine Akte kam zu Bestand 345 S. Hierbei handelt es sich um folgende Bestellnummern (soweit noch festzustellen): Nr. 1608 (jetzt 229 Nr. 370 a), 1757-1758 (jetzt 229 Nr. 10525 a und 10525 b), 1781 (jetzt 229 Nr. 10510 a), 2041 (jetzt 345 S Nr. 12 a), 2128-2129 (jetzt 229 Nr. 45185 a und 45185 b), 2337 (jetzt 299 Nr. 55870 a), 2452 (jetzt 229 Nr. 59361 a), 2683 (jetzt 229 Nr. 81149 a), 2800 (jetzt 229 Nr. 89260 a), 2808-2811 (jetzt 229 Nrn. 89264 a, 89265 a, 89266 a und 89290 a), 2813-2815 (jetzt 229 Nrn. 89290 b, 89290 c und 89290 d), 3067-3068 (jetzt 229 Nrn. 96382 a und 96382 b), 3442 a und b (jetzt 229 Nr. 112970 a und 112970 b). Bei den Erschließungs- und Redaktionsarbeiten 2021 wurden des Weiteren die Akten zu den Ortschaften Waldhausen (ehemals 338 Nr. Nr. 3432, 3683), Laudenberg (ehemals 338 Nr. 2390, 3623-3666 und A 1719) sowie Mörschenhardt (338 Nrn. A 1754-A 1757) aus dem Bestand 338 herausgenommen und Bestand 345 zugeordnet. Während Mörschenhardt nie Teil des Amtsbezirks Adelsheim war, entstanden, mit Ausnahme von vier Akten, auch die insgesamt 47 Unterlagen zu Laudenberg und Waldhausen in der Hauptsache ausschließlich beim Bezirksamt Buchen. Laudenberg und Waldhausen gehörten lediglich in den Jahren 1840-1849 kurze Zeit zum Amtsbezirk Adelsheim, ansonsten stets zum Amtsbezirk Buchen. Um die Überlieferung zu Laudenberg und Waldhauen nicht weiter zu zerstreuen, wurden alle 47 Akten dem Bestand 345 zugewiesen. Einige Unterlagen enthalten Schriftstücke von Vorgängerbehörden (grundherrliches Amt Adelsheim, Amt Großeicholzheim oder Bezirksamt Gerlachsheim). Andere wurden zuletzt bei den Kreisregierungen (z. B. Main- und Tauber- bzw. Neckarkreis) oder beim Bezirksamt Buchen bearbeitet. Diese wurden im Bestand belassen, da es sich entweder um Aktenserien handelte oder die Mehrzahl der Schriftstücke Adelsheimer Provenienz war. Das vorliegende Findmittel beruht auf der Konversion der Zettelkartei. Die Gliederung des Findmittels folgt der badischen Amtsregistraturordnung von 1905 (Fackler). Aus bestandserhalterischen Gründen wurden einige großformatige Karten und Pläne sowie eine Pergamenturkunde aus den Akten herausgenommen und an einem gesonderten Lagerort verwahrt. Die entnommenen Archivalien werden digitalisiert und im Online-Findmittel präsentiert. Die Unterlagen wurden abschließend signiert und archivfachlich verpackt. Der Bestand 338 enthält insg. 8551 Archivalien und hat einen Umfang von ca. 45 laufenden Metern. Karlsruhe, im Oktober 2021 Fabian Beller

Quellen und Literatur: Badisches Gesetz- und Verordnungsblatt Nr. 20 vom 1. Juli 1936, S. 80 (Gesetz vom 30. Juni 1936 zur Neueinteilung der Ämter). Das Land Baden-Württemberg, amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden, Bd. 1 und 5, Stuttgart 1976 und 1977. Die Amtsvorsteher der Oberämter, Bezirksämter und Landratsämter in Baden-Württemberg 1810 bis 1972, herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft der Kreisarchive beim Landkreistag Baden-Württemberg, Stuttgart 1996. Großherzoglich-Badisches Regierungsblatt Nr. XXII vom 30. Juli 1813, Beilage A (Ämtereinteilung), S. 138. Großherzoglich-Badisches Regierungsblatt Nr. XXIV vom 6. Dezember 1828, S. 212 (Verlegung des Amtssitzes von Osterburken nach Adelsheim). Stiefel, Karl: Baden 1648-1952, Karlsruhe 2001. Der Neckar-Odenwald-Kreis, bearb. von der Abteilung Landesbeschreibung des Generallandesarchivs Karlsruhe, hrsg. von der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg in Verbindung mit dem Neckar-Odenwald-Kreis, Bd. 1, Sigmaringen 1992.

Bestandssignatur
Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe, 338
Umfang
8525 Akten (Nr. 1-3827, Nr. A 1-1908, Nr. B 1-B 2850), 26 Pläne (Nr.1573 c-w, 2702 b, 2718 b-e), 1 Urkunde

Kontext
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe (Archivtektonik) >> Neuere Bestände (vornehmlich ab ca. 1800) >> Inneres, Soziales und Umwelt >> Ämter (Bezirks-, Landratsämter) >> Adelsheim

Bestandslaufzeit
(1448-) 1803-1961

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Letzte Aktualisierung
03.04.2025, 11:03 MESZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • (1448-) 1803-1961

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