Bestand

Nachlaß Fürst Hermann zu Hohenlohe-Langenburg (*1832, +1913) (Bestand)


Inhalt und Bewertung
Als zweiter Sohn des Fürsten Ernst trat Hermann nach seinem Jurastudium in Berlin eine militärische Laufbahn an. 1860 übernahm er infolge der morganatischen Ehe seines älteren Bruders die Standesherrschaft. Nach seiner aktiven Teilnahme am deutsch-französischen Krieg gehörte Hermann von 1871 bis 1881 als Mitglied der Deutschen Partei bzw. der Reichspartei dem Reichstag an. Er war entschiedener Befürworter des Bismarck-Reiches. Nach seiner Wahlniederlage 1871 konzentrierte sich sein Interesse auf die Kolonialpolitik. Er war einer der Initiatoren der Gründung des Deutschen Kolonialvereins. Für den Kolonialverein übernahm er verschiedene Funktionen. 1894 bis 1907 war er als Nachfolger Chlodwigs zu H.-Schillingsfürst Statthalter in Elsaß-Lothringen.
Gliederung: A. Persönliche Angelegenheiten des Fürsten; B. Korrespondenz des Fürsten mit der engeren und weiteren Verwandtschaft; C. Politische Angelegenheiten im Reich und in Württemberg; D. Fürst Hermann und die Kolonialpolitik; E. Fürst Hermann als Statthalter von Elsaß-Lothringen; F. Tagebücher des Fürsten; G. Rechnungen; H. Sonstiges; Anhang I: Briefe des Fürsten Hermann aus dem Nachlaß der Adressaten; Anhang II: Handakten des Domänendirektors Baron von Roeder.

1. Zur Biographie des Fürsten Hermann: Der zweite Sohn des Fürsten Ernst zu Hohenlohe-Langenburg (1794-1860) und der Feodora zu Leiningen (1807-1872) wurde am 31.8.1832 in Langenburg geboren. Er trat nach dem Jurastudium in Berlin und Lausanne 1851 in die württembergische Kavallerie ein, nahm als österreichischer Offizier (seit 1954) an der Schlacht von Solferino teil und übernahm 1860 anstelle seines morganatisch verheirateten älteren Bruders Karl die Verwaltung der väterlichen Standesherrschaft. 1862 heiratete er Leopoldine (1837-1903), die Tochter des Markgrafen Wilhelm von Baden. Aus dieser Ehe stammten seine Kinder Ernst (1863-1950), verheiratet mit Alexandra von Sachsen-Coburg-Gotha, Elise (1864-1929), verheiratet mit Heinrich XXVII. Reuß jüngere Linie und Feodora (1866-1932), verheiratet mit Emich von Leiningen. Über seine Großmutter Victoria von Sachsen-Saalfeld war Hermann mit dem englischen Königshaus verwandt. Über seine Schwester Adelheid, Gattin des Augustenburger Thronprätendenten Friedrich von Schleswig-Holstein und deren Tochter Viktoria, Gattin Kaiser Wilhelms II., war er dem preußischen Königshaus verbunden. Weitere verwandtschaftliche Beziehungen bestanden zu mehreren regierenden Häusern. Nach seiner Teilnahme am Deutschen Krieg als badischer Generalleutnant im Stab des XIV. Armeekorps gehörte Fürst Hermann als entschiedener Befürworter der Errichtung des Bismarck-Reichs 1871-81 dem Reichstag an (Deutsche Partei bzw. Reichspartei). Nach seiner Wahlniederlage 1881 wandte er sich der Kolonialpolitik zu. Auf seine Initiative entstand 1882 der Dt. Kolonialverein, dem er auch nach seiner Fusion mit der Gesellschaft für deutsche Kolonisation zur Deutschen Kolonialgesellschaft bis 1894 als Präsident vorstand. 1890-95 gehörte er dem Kolonialrat an. Von Okt. 1894 - Nov. 1907 war Fürst Hermann als Nachfolger von Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst Reichsstatthalter von Elsaß-Lothringen, konnte aber außer der Aufhebung des Diktaturparagraphen und einzelnen inneren Reformen keine grundlegende Änderung in der mehrheitlich frankophilen Einstellung der Bevölkerung herbeiführen. Nach seiner Entlassung zog er sich hochbetagt aus der Politik zurück. Er starb am 9.3.1913 im Schloß zu Langenburg.

2. Zur Verzeichnung des Bestandes: Der schriftliche Nachlaß des Fürsten Hermann, der zum Teil nach dem Brand von Schloß Langenburg 1963 nach Neuenstein verlagert worden war, wurde dort partiell (Reichsstatthalterschaft) verzeichnet. 1973 und 1974 wurden bei Aufräumungsarbeiten in Langenburg weitere Teile des Nachlasses festgestellt und nach Neuenstein gebracht. Lediglich die Akten über Kolonialangelegenheiten waren einigermaßen geordnet und formiert. Die Korrespondenzen waren zum Teil chronologisch, zum Teil thematisch, zum Teil nach den Absendern geordnet, der Rest völlig unorganisiert. Bei der Neuordnung wurden die Akten aus der Statthalterzeit und über Kolonialangelegenheiten als geschlossene Gruppen verzeichnet. Bei den Briefen wurde, je nach Umfang und der vorgegebenen Ordnung, entweder eine grobe thematische Abgrenzung versucht oder Korrespondentenakten gebildet, jeweils in sich chronologisch. Es schien wenig sinnvoll zu sein, etwa die Glückwünsche zu einem Geburtstag auf die Korrespondentenakten zu verteilen. So sind in jedem Falle Korrespondenten- wie Sachakten bei ein und derselben Frage heranzuziehen, ein unvermeidlicher Schönheitsfehler. Dem eigentlichen Nachlaß des Fürsten wurden die Handakten des Domänendirektors von Roeder als Anhang beigegeben, weil sie die einzigen einschlägigen Unterlagen - auch des Fürsten - über seinen aktiven Anteil an den Wahlkämpfen 1868-81 enthalten. Auch Briefe des Fürsten, die nach dem Tode der Empfänger zurückgegeben wurden, befinden sich im Anhang. Die Verzeichnung wurde im Winter 1974/Frühjahr 1975 durch den Unterzeichnenden durchgeführt. Die Vorordnung der Briefe und ihre chronologische Rekonstruktion wurde weitgehend von Frau I. Fröhlich erledigt, die Verzeichnung der Rechnungen von Frau M. Wüstholz. Der Bestand umfasst 10,8 lfd.m (Akten 8,30 m; Bände 2,5 m) in insgesamt 485 Büscheln und Bänden. Neuenstein, den 30.7.1975 Dr. Taddey Oberstaatsarchivrat

3. Literatur: Karl Weller in: Biographisches Jahrbuch 18, 1917 NDB.

Reference number of holding
Landesarchiv Baden-Württemberg, Hohenlohe-Zentralarchiv Neuenstein, La 140
Extent
485 Bü und Bände (10,8 lfd.m)

Context
Landesarchiv Baden-Württemberg, Hohenlohe-Zentralarchiv Neuenstein (Archivtektonik) >> Hohenlohe-Zentralarchiv Neuenstein >> Archiv Langenburg >> Nachlässe

Date of creation of holding
1860-1913

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Rights
Last update
25.02.2022, 8:54 AM CET

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Object type

  • Bestand

Time of origin

  • 1860-1913

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