Bestand

Nachlass Straub, Karl Willy (Bestand)

Überlieferungsgeschichte

Geb. 12. März 1880 in Karlsruhe, gest. 20. April 1971 in Saarbrücken. Ab 1911 für eine Würzburger Tageszeitung tätig. Nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg freier Schriftsteller in Saarbrücken, 1928-1931 Herausgeber einer Baukorrespondenz in Berlin, dann Angestellter in der Stadtverwaltung Freiburg (Leiter der Pressestelle, ab 1937 Mitarbeiter im Stadtarchiv; dabei weiterhin schriftstellerisch aktiv). 1934-1937 Leiter des Bezirksverbandes Freiburg des Reichsverbands deutscher Schriftsteller.

Inhalt und Bewertung

Literarische Beiträge, Erzählungen (z. T. unveröffentlichte Manuskripte); Korrespondenz (u.a. Karl Jakob Burckhardt, Theodor Heuss, Hermann Burte, Hans Franck, Leonhard Frank, Wilhelm von Scholz, Emanuel Stickelberger); Material zur Familiengeschichte

Vorbemerkung zur Biografie von Karl Willy Straub: Nach Abschluss der Verzeichnung des Bestands im Jahr 2011 erhielt das Staatsarchiv Freiburg im Juli 2016 von einem Nutzer, der sich wissenschaftlich mit Karl Willy Straub befasst, eine Reihe von Ergänzungs- und Verbesserungsvorschlägen zur Biografie, die im Folgenden in eckigen Klammern wiedergegeben werden. Freiburg, 22.7.2016 Christof Strauß

Biographie: Karl Wilhelm Straub wurde am 12. März 1880 in Karlsruhe geboren. Seine Eltern waren der Postdirektor Karl Straub und seine Ehefrau Wilhelmine geb. Neuz; eine Schwester komplettierte die Familie. Seine Kindheit verbrachte er zunächst in Karlsruhe und Mannheim, 1893 wurde sein Vater allerdings nach Schlettstadt versetzt, wo Karl Willy Straub das Gymnasium besuchte. Sein Abitur legte er im Jahr 1900 in Rastatt ab. Danach schloss sich sein Dienst als Einjährig-Freiwilliger an. Gerade seine Zeit im Elsass war für Karl Willy Straub sowohl aufgrund folgenreicher persönlicher Freundschaften wie zu Paul Schmitthenner, Paul Bertololy und Franz Spieser, als auch auf literarischem und kulturellen Gebiet sehr prägend. Bereits während seiner Schulzeit unternahm er erste literarische Versuche. Trotz der Aufnahme eines Jurastudiums im Jahr 1902 in Straßburg, Freiburg, Berlin und Heidelberg schrieb er dennoch weiter und sein Durchbruch gelang ihm bereits 1903 durch eine in den Münchner Neuesten Nachrichten veröffentlichte Novelle. Neben dem Studium interessierte er sich für Literatur, Theater und Architektur, in Heidelberg nahm er an Kollegs über Philosophie, Germanistik und Kunstgeschichte teil. 1908 absolvierte Karl Willy Straub ein Volontariat bei der Heidelberger Zeitung, dagegen wurde seine Dissertation über "Zeugnispflicht und Zeugniszwang in der Presse" 1909 von dem Heidelberger Staatsrechtler [Karl von] Lilienthal abgelehnt, so dass Karl Willy Straub beschloss, von nun an als freier Künstler zu leben. So publizierte er neben journalistischen Arbeiten v.a. eigenständige literarischer Werke wie "Vollblutfrauen. Acht Frauenschicksale" (1909), was ihn in Verbindung zu anderen Kollegen wie Max Dauthendey treten ließ. 1911 bis 1914 arbeitete Karl Willy Straub als Feuilletonredakteur bei der Bayerischen Landeszeitung in Würzburg. [Es handelte sich in der Zeit nur um zwei selbstständig erschienene Werke, für die Straub aber einen Verlag in Straßburg wählte: Straub, Karl Willy: Spiel und Kampf. {Gedichte}. Straßburg: Joseph Singer, 1908 und Straub, K{arl}. W{illy}.: Vollblutfrauen: Acht Frauenschicksale. Straßburg: Joseph Singer, 1909. Max Dauthendey lernte er in seiner Würzburger Zeit kennen.] Nach dem 1. Weltkrieg ließ er sich in Saarbrücken nieder, wo er als Mitbegründer der "Vereinigung der Kunstfreunde an der Saar" dem kulturellen Leben neue Impulse verlieh. 1928 kam er auf Anregung seines Jugendfreundes Paul Schmitthenner nach Berlin um die "Deutsche Baukultur" zu leiten. [...um dort die Zeitungskorrespondenz "Die Baukultur" herauszugeben.] Dabei lehnte er den Historismus ebenso ab wie die Erneuerung des Bauhausstils. 1932 erschien sein Werk "Die Architektur im Dritten Reich" als Versuch, die neue Sachlichkeit zurückzudrängen. Straub favorisierte gotische Architektur, ebenso wie in der Dichtung das Sonett, er war Gegner des Expressionismus und auch in seiner Prosa vor allem Lyriker, was sich sehr stark in dem Tagebuchroman "Die Reise um Silvia" zeigt. Durch seine Verbindung zum "Rheinischen Dichterkreis" stellte sich bei Karl Willy Straub ein Gefühl der Heimatlosigkeit ein, weshalb er sich dann für den oberrheinischen Sprach- und Kulturkreis entschied und sich in einem seiner einstigen Studienorte Freiburg im Breisgau niederließ. [Straub setzte mit seinem Zuzug nach Freiburg und seiner Verbindung zum "Bund Rheinischer Dichter" (offizielle Bezeichnung) seiner Heimatlosigkeit ein Ende, anstatt dass es sein Gefühl der Heimatlosigkeit verstärkte. Die Tagung der Vereinigung Rheinischer Dichter war schließlich der Grund, weswegen KWS seine Stellung in Berlin als Herausgeber der "Baukultur" aufgab und nach Freiburg zog. In seinem Manuskript "Impressionen aus 7 Jahrzehnten" im Kapitel VII, S. 21 formuliert KWS es so: "Es war das erste Mal, dass ich mich in einem geschlossen Kreise deutscher Dichter wohl fühlte, nachdem ich jahrzehntelang nomadenhaft bei allen möglichen deutschen Stämmen hospitiert hatte, ohne sesshaft werden zu können.] Dort erhielt er 1933 eine Stelle als kultureller Berater und Leiter des Presseamts der Stadt; allerdings geriet er trotz des - allerdings aus formalen Gründen nicht wirksam gewordenen - Eintritts in die NSDAP im Frühjahr 1931 in zunehmenden Gegensatz zum Freiburger Oberbürgermeister Kerber. Ab 1937 arbeitete er beim Stadtarchiv und erarbeitete personenorientierte Darstellungen und Beiträge zur badischen Literatur. 1940 erschien der als Hommage an Emil Gött verfasste Freiburg-Roman "Hüter der Flamme", der auch autobiographische Züge hatte und für das Selbstbild und Dichtungsverständnis von Straub als Schlüsselroman gilt. [...als Fortsetzungsroman in Reclams Universum.] 1940 nahm Karl Willy Straub an der Dichterfahrt durch das Elsaß teil. In seinem Entnazifizierungsverfahren wurde er lediglich als Sympathisant der NSDAP eingestuft. Nach 1945 hatte Karl Willy Straub große Probleme, in der neuen Bundesrepublik Fuß zu fassen und deren geistige und literarische Entwicklung nachzuvollziehen. Dementsprechend blieb das Manuskript seines Gesellschaftsromans "Ruf nach Istanbul" ungedruckt, während er sein lyrisches Vermächtnis in den "Hundert Sonetten eines Zeitlosen" niederlegte. Für den Südwestfunk betreute Straub einige Jahre lang den badischen Kalender. Im Gegensatz zum literarischen Wandel der 50er Jahre blieb er weiterhin seiner eigenen literarischen Welt um Richard Sexau, Ludwig Finckh, Hermann Burte, Hermann Eris Busse, Emil Strauß, Emil Gött, Paul Sättele etc. verhaftet. Straub war zweimal verheiratet, aus seiner ersten Ehe mit Klara Maria Edmonds gingen zwei Kinder hervor. Die zweite Ehe mit Frieda Franziska Auguste Straub blieb kinderlos. [Straub war zweimal verheiratet, seine erste Ehe mit Klara Maria Emonds blieb kinderlos. Aus seiner Verbindung mit Frieda Franziska Auguste Koller gingen eine Tochter und ein Sohn hervor.] 1967 erhielt Karl Willy Straub die Max Dauthendey-Plakette in Silber, 1968 ging er zurück nach Saarbrücken, wo er am 20. April 1971 auch verstarb.

Überlieferungsgeschichte und Erschließung des Bestandes: 1976, also fünf Jahre nach dem Tod Karl Willy Straubs kam auf Anregung von Professor Max Weber, Freiburg, ein erster Kontakt zwischen der zweiten Ehefrau des Schriftstellers, Frieda Straub, und dem Staatsarchiv Freiburg zustande. Durch einen Depositalvertrag wurde der Nachlass Straubs zunächst für 10 Jahre unter dem Eigentumsvorbehalt der Nachlasserin aufbewahrt und ging danach voll und ohne Einschränkung in den Besitz des Staatsarchivs über. Ergänzend zu dem von ihr übergebenen Nachlass gab Frieda Straub auch ein von ihr gefertigtes Verzeichnis des schriftlichen Nachlasses ab, das jedes einzelne Schriftstück mit Ausstellungsdatum, Korrespondenzpartner und Inhalt aufnimmt. Die literarische Bibliothek Karl Willy Straubs gelangte dagegen ins Stadtarchiv Freiburg. Verwiesen sei noch auf die Entnazifizierungsakte Karl Willy Straubs, die sich unter der Signatur D 180/2_213 713 ebenfalls im Staatsarchiv Freiburg befindet. Der vorliegende Bestand wurde im Rahmen eines Erschließungsprojekts der Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg von Stefanie Albus-Kötz im September 2011 erschlossen. Dabei wurde auf Kassationen außer von Dubletten weitgehend verzichtet. Auch die gedruckten Werke Karl Willy Straubs wurden, obwohl Bibliotheksgut gewöhnlich den Nachlässen entnommen wird, aufgrund der Tatsache, dass es sich hier um einen schriftstellerischen Nachlass handelt, im Bestand belassen. Der Nachlass wurde zudem strukturiert, abschließend konservatorisch bearbeitet und archivgerecht verpackt und ist nun unter der Signatur T 1 (Zugang 1976/0046) gemäß den Vorgaben des Landesarchivgesetzes Baden-Württemberg und der Archivbenutzungsordnung zugänglich.Er umfasst 75 Archivalieneinheiten. Freiburg im September 2011 Dr. des. Stefanie Albus-Kötz

Literatur und Sachverwandtes: Manfred Bosch, Straub, Karl Wilhelm (Willy), Schriftsteller, 1880-1971, in: Bernd Ottnad/Fred. L. Sepaintner (Hgg.), Baden-württembergische Biorgraphien, Bd. 3, Stuttgart 2002, S. 405.

Reference number of holding
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Freiburg, T 1 (Zugang 1976/0046)
Extent
1-75

Context
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Freiburg (Archivtektonik) >> Nachlässe und Familienarchive >> Nachlässe und Vorlässe

Indexentry person
Straub, Karl Willy - Nachlass
Straub, Karl Willy

Date of creation of holding
1860-1975

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Rights
Last update
24.04.2024, 2:36 PM CEST

Data provider

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Object type

  • Bestand

Time of origin

  • 1860-1975

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