Bestand

Kommandobehörden der Infanterie (Bestand)

Überlieferungsgeschichte
Zu unterschiedlichen Zeitpunkten, spätestens nach 1870 in die Registratur des Kriegsministeriums.
Inhalt und Bewertung
Enthält: Infanterie Maison du Roi (bis 1817); 1. und 2. Infanteriedivision (bis 1848): Befehle, Personalangelegenheiten; Infanteriedivision (1849-1870) mit folgenden Rubriken: Ausbildung, Unterricht, Übungen; Bewachung(skommando);
Dienstliche Ehrenzeichen; Einsatz württembergischer Truppen, Vorbereitung, Organisation; Auswirkungen des Kriegs von 1866; Etatangelegenheiten; Offiziersangelegenheiten; Organisation und Dienstbetrieb; Pensionierung; Verpflegung und Unterkunft; Brigadiers 1806-1817; 1. Infanteriebrigade (ab 1817, v. a. Befehle vorgesetzter Dienststellen, Sachakten betr.
Organisation, Personal, Mobilmachungen 1859, 1866 und 1870); 2. Infanteriebrigade (ab 1826, Meldungen, Sachakten betr.
Personalangelegenheiten, Mobilmachung 1859, 1866 und 1870); 3. Infanteriebrigade (nur: Befehlbuch 1816-1846, Mobilmachung 1870); 4. Infanteriebrigade (nur: Befehlbuch 1817-1826); Handakten des Divisionärs v. Koch.

1. Geschichte der Kommandobehörden der Infanterie: Im Jahr 1806 bestand die württembergische Infanterie aus dem Garderegiment zu Fuß, der Linien-Infanterie zu 6 Regimentern und der leichten Infanterie mit zwei Fußjägerbataillonen und zwei weiteren Bataillonen (Staatshandbuch für das Königreich Württemberg S. 59, 67). Seit 1807 (bis 1817) wurde nach Truppen der Maison du Roi und der Linie unterschieden. Zu den Truppen der Maison du Roi gehörten das Regiment Garde zu Fuß und das Fußjägerbataillon König, die eine Infanteriebrigade bildeten. Letzteres trug 1811 die Nummer 1 und erhielt 1812 die Nummer 9 unter der Bezeichnung Fußjägerbataillon König (Staatshandbuch 1913 S. 115). 1815 bestanden die Infanterietruppen der Maison du Roi aus dem Regiment Garde zu Fuß, dem Leib-Infanterie-Regiment Nr. 1 und dem leichten Infanterie-Regiment Nr. 9 König (ebd. 1815 S. 115). Die Linientruppen bildeten zunächst zwei Divisionen, ab 1809 dann drei Divisionen. Zur 1. Division gehörten zwei Infanteriebrigaden zu je zwei Regimentern, zur 2. Division, die nur aus Infanterie bestand, ebenfalls zwei Brigaden (vgl. ebd. 1807 S. 95 ff.). Zur 3. Division gehörten zwei Infanteriebrigaden, wobei die erste Brigade ein Fußjägerbataillon (von Neuffer), zwei leichte Bataillone (von Wolff, von Brüssele) und ein Landscharfschützenbataillon, die zweite Brigade nur das Garnisonsbataillon umfaßte (vgl. ebd. S. 96 ff.). Seit der Neuorganisation des Militärs im Jahr 1817 gab es dann zwei Infanteriedivisionen zu je zwei Brigaden mit je zwei Regimentern. Brigaden und Regimenter wurden durchgezählt: Die Unterstellung der einzelnen Regimenter, später auch der Brigaden, änderte sich gelegentlich, im ganzen blieb diese Organisation aber bis 1848 erhalten. Ab 1848/49 wird dann die Infanterie in einer Division zu drei Brigaden gegliedert, die Anzahl der Regimenter blieb dieselbe. 1862 werden zusätzlich zwei Jägerbataillone genannt (ebd. 1862 S. 89 ff.), 1869 nunmehr drei Brigaden sowie ein weiteres Jägerbataillon (ebd. 1869 S. 100 ff.). Zur Organisation der Infanterie im Krieg siehe E 289 a und b.

2. Bestandsgeschichte: Die Akten der Infanterieformationen sind nur unvollständig erhalten. Was die auf der Kommandoebene der Divisionen und Brigaden entstandenen Unterlagen betrifft, so sind aus der Zeit vor 1849 von den Divisionen überhaupt nur Bruchstücke überliefert, die keine Registraturordnung erkennen lassen, von den Brigaden dagegen Serienakten, die die eingegangenen Befehle und die darauf erfolgte Reaktion jahrgangsweise zusammenfassen. Nach 1849 wurde dann auf der Divisionsebene nach dem Vorbild des Korpskommandos eine Schlagwortregistratur gebildet, die auch die entsprechenden Signaturen - Anfangsbuchstabe des Schlagworts + Zahl - kennt (vgl. Einleitung zum Repertorium E 280). In dieser Registratur wurden auch Akten aus der älteren Zeit eingeordnet. Bei den Brigaden ist offenbar etwas ähnliches versucht worden, ohne daß jedoch dies voll erkennbar wäre; Akten der 2.-4. Brigaden sind im übrigen nur in wenigen Schriftstücken erhalten. Die Unterlagen gelangten, soweit ersichtlich, über das Kriegsarchiv und die Reichsarchivzweigstelle in das Staatsarchiv Luwigsburg, wo sie von K. O. Müller zum einen in den Bestand E 271 eingeordnet wurden, zum anderen aber in verschiedenen Pertinenzbeständen verblieben, die wohl schon im Kriegsarchiv formiert worden waren. Zu nennen ist vor allem der Bestand "Aufbau und Organisation".

3. Bearbeiterbericht: In diesem Zustand gelangten die Archivalien 1969 in das neu gegründete Militärarchiv des Hauptstaatsarchivs Stuttgart, wo sie zusammen mit den übrigen militärischen E-Beständen von 1980 bis 1986 vor allem von Dr. Günter Cordes unter Mitarbeit von Werner Urban, Archivreferendaren und -inspektoranwärtern neu verzeichnet wurden, wobei wegen der starken Vermischung der Provenienzen vielfach auch kleine und kleinste Faszikel entstanden. Dr. Bernhard Theil hat dann 1992 die Archivalien geordnet und den Bestand abschließend formiert, wobei zunächst eine Abgrenzung von den verschiedenen mobilen Kommandostellen zwischen 1806 und 1871 vorzunehmen war. Für die Zeit zwischen 1806 und 1815 ist dies nicht immer eindeutig möglich, da einerseits nur wenige Akten vorhanden sind, zum anderen der Übergang zu Handakten bzw. persönlichen Papieren der Divisions- und Brigadekommandanten fließend ist. Grundsätzlich gilt, daß so viel wie möglich zu den Beständen der immobilen Stellen zu nehmen war. Die Mobilmachung des Jahres 1859 läßt sich lediglich auf der Ebene der Division gesondert erfassen; mithin wurden Akten der Felddivision gebildet (siehe Bestand E 289 a); auf der Ebene der Brigaden laufen die Akten durch; eine Trennung erfolgte nicht. Besonders schwierig ist schließlich die Abgrenzung des Bestandes von den mobilen Stellen im Jahr 1871, wo nach Rückkehr der Truppen aus Frankreich der Eingangsstempel "Württembergische Felddivision" weiter verwendet wurde - offenbar bis zur endgültigen Neuorganisation der württembergischen Armee als XIII. Armeekorps unter einem Generalkommando. Im Jahre 1871 wird daher nicht mehr zwischen Friedens- und Feldformationen unterschieden, das heißt, alle Akten verblieben bei den Feldformationen, auch nach dem 1. Juli. Der vorliegende Bestand endet also im Juli 1870; einige wenige Schriftstücke, die zu einem einheitlichen Vorgang gehören, der noch etwas weiter läuft, blieben aber dabei. Was die Ordnung des Bestandes selbst betrifft, so wurden die Akten der Divisionsebene vor 1849 nur dann gesondert - getrennt nach der ersten und zweiten Division - belassen, wenn sie vor 1849 abgeschlossen waren; Akten, die vor 1849 beginnen und später in der einheitlichen Registratur der Infanteriedivision eingeordnet wurden, blieben in der letzteren, wobei die Einzelprovenienz nach Möglichkeit angegeben wurde. Die Akten ab 1849 wurden in Anlehnung an die alte Schlagwortregistratur gegliedert, allerdings wurden inhaltlich ähnliche Schlagworte nach Möglichkeit zusammengefaßt, die vorherigen Schlagworte wie die Buchstaben-Zahl-Signaturen wurden in Klammern jeweils angegeben. Die Akten der Brigadeebene konnten zum größten Teil in ihrer alten Serienordnung belassen bzw. rekonstruiert werden. Davon getrennt blieben einige Sachakten, die - chronologisch geordnet, ohne weitere Untergliederung - angeschlossen wurden. Schließlich wurden einige wenige Handakten von Kommandeuren, die sonst nicht untergebracht werden konnten, am Schluß angefügt. Die Titelaufnahmen selbst wurden vielfach zusammengefaßt und überarbeitet, so daß aus 264 Einheiten 140 Büschel entstanden. Endredaktion des Repertoriums, Herstellung der EDV-Manuskripte, Orts-, Personen- und Sachindex erstellte Werner Urban unter Lei-tung des Unterzeichneten. Der Bestand umfaßt jetzt 2,40 lfd.m. Stuttgart, im Juli 1992 Bernhard Theil

4. Literatur: Staatshandbücher des Königreichs Württemberg 1806 - 1869 Günter Cordes, Das württembergische Heerwesen zur Zeit Napoleons in: Baden und Württemberg im Zeitalter Napoleons, Katalog der Ausstellung Stuttgart 1987 L. J. v. Stadlinger, Geschichte des württembergischen Kriegswesens von der jüngsten bis zur neuesten Zeit, Stuttgart 1856

Bestandssignatur
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, E 288
Umfang
140 Büschel

Kontext
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Kabinett, Geheimer Rat, Ministerien 1806-1945 >> Kriegsministerium >> Kommandobehörden

Bestandslaufzeit
1807-1870

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Rechteinformation
Letzte Aktualisierung
20.01.2023, 15:09 MEZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1807-1870

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