Künstlicher Gegenstand Human-Made Object

Bildnisbüste der Kronprinzessin Luise von Preußen

Die Bildnisbüste der preußischen Kronprinzessin Luise (1776-1810) geht auf einen Entwurf von Johann Gottfried Schadow aus dem Jahr 1795 zurück. Vermutlich im Zuge der Vorbereitung für seine „Prinzessinnengruppe“ (Doppelstandbild der Schwestern Luise und Friederike von Mecklenburg-Strelitz, vgl. KGM Inv. Nr. 1909,113 und 1998,13) entstanden zwei Bildnisbüsten in Terrakotta, jeweils von Luise und von Friederike, die mit dem Doppelstandbild übereinstimmen. Vorausgegangen war im Herbst 1794 eine von Staatsminister Friedrich Anton von Heinitz (1725–1802) vermittelte Porträtsitzung, bei der Schadow Bildnisstudien von den beiden Prinzessinnen angefertigt hatte. Die Terrakottabüste von Friederike ist noch in der Alten Nationalgalerie SMB erhalten, diejenige von Luise gehört zu den Kriegsverlusten. D.Heim vermutet, dass Schadow von vornherein, vor der Porträtsitzung im Herbst 1794, ein Doppelstandbild der Prinzessinnen geplant hatte und die beiden Bildnisbüsten nur Mittel zum Zweck gewesen sind. Dafür spricht die zur Seite geneigte Kopfhaltung von Prinzessin Friederike, die sich in der Tat nur im Zusammenhang mit der Gesamtkomposition des schwesterlichen Doppelstandbildes vollständig erschließt. Es gibt Gipsabgüsse der Büste von 1795 (Akademie der Künste), von denen Schadow selbst bis 1798 50 Stück verkaufte, und aus terrakottafarben gefasstem Papiermaché (SPSG). 1798 entwarf Schadow noch eine weitere Variante der Luisenbüste, diesmal, statt in antikisierender Kleidung im zeitgenössischen Kostüm (Gipsbüste in der Alten Nationalgalerie).Die Königliche Porzellanmanufaktur Berlin (KPM) reproduzierte Schadows Luisenbüste von 1795 in Biskuitporzellan, 1798 in verkleinerter Version und 1802/03 in Originalgröße. Im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts erfreuten sich die Luise-Büsten aus Porzellan großer Beliebtheit. Im Modellbuch der KPM findet sich unter Nr. 2291 „Büste der Königin Luise von Preußen / Friederike von Hannover“. Diese Modellnummer ist eingeritzt auf einer der beiden Ausformungen im KGM (O-1971,267). Solche Ritznummern finden sich bei der KPM erst ab den 1840er Jahren. Die Art der Zeptermarke auf der Büste O-1971,267 verweist auf eine Entstehung nach 1870; das zusätzliche Zeichen („IH“ und Punktzeichen) könnte ein Jahres- und Monatszeichen, aber auch ein Bossiererzeichen sein. Diese Uneindeutigkeit spricht für eine Ausformung vor 1901, denn ab diesem Jahr sind die Jahres- und Monatszeichen eindeutiger (frdl. Auskünfte KPM-Manufaktur, C.Tetzlaff, Februar 2022). Den gleichen Entstehungszeitraum für die Ausformung, zwischen 1870 und 1901, darf man auch bei der Büste Hz 646 vermuten. //  Lit.: Georg Lenz: Johann Gottfried Schadow und die Berliner Porzellanmanufaktur, in: Kunst und Kunsthandwerk XXII (1919), S. 65ff.; Katalog „Ethos und Pathos. Die Berliner Bildhauerschule 1786-1914“, Skulpturengalerie SMPK 1990, S. 254, Kat. Nr. 211; Bernhard Maaz: Bestandskat. Skulpturen XIX. Jh., Alte Nationalgalerie, 2006, Bd. 2, Kat. Nr. 1005, 1020; Katalog „Luise. Die Kleider der Königin“, SPSG 2010, S. 202, Kat. Nr. 41; Dorothee Heim: Die Berliner Porzellanplastik und ihre skulpturale Dimension 1751-1825. Der Sammlungsbestand des Kunstgewerbemuseums Staatliche Museen zu Berlin, Berlin 2016, S. 529. // Claudia Kanowski

Bildnisbüste der Kronprinzessin Luise von Preußen | Fotograf*in: Karen Bartsch / Rechtewahrnehmung: Kunstgewerbemuseum, Staatliche Museen zu Berlin

Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International

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Standort
Kunstgewerbemuseum, Staatliche Museen zu Berlin, Deutschland
Inventarnummer
Hz 646
Maße
Höhe: 54 cm (mit Sockel)
Breite x Tiefe: 28 x 21 cm
Höhe x Breite x Tiefe: 5,5 x 18,4 x 15 cm (Sockelmaße)
Material/Technik
Biskuitporzellan (Büste); Metall und Gips (Halterung)
Inschrift/Beschriftung
Aufschrift: Keine sichtbare Marke, möglicherweise unter der Metall-Gipshalterung verborgen

Klassifikation
Hohenzollern (Objektgattung)
Büste (Bildwerk / Figur / Plastik) (Objektgattung)

Ereignis
Herstellung
(wo)
Berlin

Rechteinformation
Kunstgewerbemuseum, Staatliche Museen zu Berlin
Letzte Aktualisierung
14.04.2025, 08:09 MESZ

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