Bestand
Alexander Šumski (1933-2022), Nachlass (Bestand)
Bestandsbeschreibung: Vorwort
Biographie von Alexander Šumski
Alexander Šumski (rumänisch:
Alexandru Šumski), geboren 1933 in Temeschburg/Timşoara, Banat, erhielt seine
musikalische Ausbildung in den Fächern Klavier, Kompositionslehre und Dirigieren
an der Hochschule für Musik Bukarest. Seine musikalische Laufbahn begann Šumski
als Konzertpianist in seinem Heimatland Rumänien. Als Dirigent übernahm er 1960
die Leitung des Rumänischen Rundfunkchores in Bukarest, wurde dann Leiter der
Temeschburger Philharmonie (Filarmonica de Stat „Banatul“) und 1968 Chefdirigent
des Akademischen Sinfonieorchesters Bukarest. 1972 siedelte Šumski nach
Deutschland über.
1972 bis 1999 war Šumski Universitätsmusikdirektor
in Tübingen. Zu seinen Aufgaben gehörte neben einem Lehrauftrag am
Musikwissenschaftlichen Institut die Leitung des Sinfonieorchesters der
Universität und des Universitätschores. Mit dem Sinfonieorchester der
Universität führte Šumski nahezu alle Schlüsselwerke des symphonischen
Repertoires auf. Auch machte sich Šumski zur Aufgabe, junge Solisten zu fördern.
So debütierte die damals 11-jährige Anne Sophie Mutter 1975 mit Mendelssohns
Violinkonzert im Tübinger Festsaal, begleitet von den Tübinger Studenten. Von
1985 bis 2005 betreute Šumski die Reihe „Forum junger Interpreten“ in
Reutlingen.
Interdisziplinäre Veranstaltungen mit bedeutenden
Professoren der Universität wie Hans Küng (Mozarts Klarinettenkonzert),
Hansmartin Decker-Hauff (Brittens „Young Person‘s Guide“) und dem Slawisten
Ludolf Müller (Tschechow und Tschaikowskij) machten das Collegium musicum mit
seinem interdisziplinären musikalischen Fortbildungsangebot zu einem wichtigen
Partner im neu geschaffenen Studium Generale (UAT 800/59). 1973 gründete
Alexander Šumski die Camerata vocalis, den Kammerchor der Universität. Konzerte
und gemeinsame Musikprojekte führten die jungen Sänger in nahezu alle
europäischen Länder und seit Beginn der 1980ern Jahre regelmäßig auf den
afrikanischen Kontinent. Jährliche Musikwochen in Venedig in Kooperation mit der
Associazione Italo-Tedesca und der Università Cà Foscari begründeten einen regen
kulturellen Austausch mit der Lagunenstadt. Zahlreiche Aufnahmen und
Rundfunksendungen mit dem Südwestfunk Baden-Baden oder mit Radio France - France
Musique in Paris zeugen von dem großen Erfolg der Camerata.
Zusammen
mit verschiedenen Kammerensembles unterschiedlicher Besetzung leitete Alexander
Šumski zahlreiche Tübinger Erstaufführungen, darunter Strawinskys „Geschichte
vom Soldaten“, Schönbergs „Pierrot lunaire“ oder Poulencs Orgelkonzert. Als
Dirigent leitete Šumski viele Jahre lang neben Helmut Calgéer das Tübinger
Kammerorchester. Außerdem wurde er als Gastdirigent zahlreicher renommierter
Sinfonieorchester eingeladen, unter anderem beim Norddeutschen Rundfunk in
Hamburg und Hannover, beim Orquesta National in Caracas, bei den Minsker
Philharmonikern oder beim Nationalorchester des Rumänischen Rundfunks in
Bukarest. Des Weiteren leitete er Konzerte bedeutender internationaler
Musikfestivals, so beim Amazonas-Festival in Manaus, beim Enescu-Festival in
Bukarest, beim Festival für Geistliche Musik in Riga und beim Bodenseefestival.
Tourneereisen führten ihn in viele Länder Europas, nach Nord- und Südamerika
sowie nach Afrika, Asien und Australien. Von 1978 bis 1980 war Šumski neben
seiner Tübinger Tätigkeit Chordirektor beim Norddeutschen Rundfunk in
Hamburg.
Als Musikwissenschaftler widmete sich Alexander Šumski
zunächst der byzantinischen Musik, insbesondere der rumänischen Psaltikie und
der geistlichen Chormusik rumänischer Komponisten. Danach lag der Schwerpunkt
seiner musikwissenschaftlichen Tätigkeit auf der Erforschung, Bearbeitung und
Wiederaufführung von Werken oberschwäbischer Klosterkomponisten des 18.
Jahrhunderts. In der von Šumski 1986 ins Leben gerufenen Forschungs- und
Editionsstelle für oberschwäbische Klostermusik (vgl. UAT 726) an der
Universität Tübingen wurden bis 2005 nahezu 300 Kompositionen aus den ehemaligen
Klöstern Oberschwabens neu entdeckt, bearbeitet und der modernen
Aufführungspraxis angepasst. Unter Šumskis Leitung wurden sie an den jeweiligen
Entstehungsorten aufgeführt, im Studio des Südwestrundfunks Baden-Baden
produziert und als CDs in der Orchstrola-Reihe „Musik in oberschwäbischen
Klöstern“ herausgebracht. Alle Partituren und Editionsmaterialien zur
oberschwäbischen Klostermusik wurden an die Diözesanbibliothek Rottenburg
übergeben.
Den akademischen Doktorgrad im Fach Musikwissenschaft
erlangte Šumski an der Universität Hamburg mit dem Thema „Studien zur
rumänischen Kirchenmusik“ (u.a. zu D.G. Kiriac, rumänischem Komponist und
Dirigent). Die Universität Tübingen verlieh Šumski den Titel eines Professors.
2005 wurde Alexander Šumski mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet,
2008 wurde er Ehrenbürger seiner rumänischen Heimatstadt Temeschburg, 2011
erhielt er von Papst Benedikt XVI. die Würde eines Komturs des Ordens des
Heiligen Silvester. Neben seiner Tätigkeit an der Tübinger Universität war
Alexander Šumski ehrenamtlich aktiv als Mitglied des erweiterten Bundesvorstands
des Deutschen Komponistenverbands, als Rundfunkrat des Südwestrundfunks (SWR,
1988-2013) und als Kuratoriumsmitglied zahlreicher Verbände (u.a. „Jugend
komponiert“ im Landesmusikrat Baden-Württemberg, Musikschulakademie Schloss
Kapfenburg, Deutsch-Italienische Kulturgesellschaft Venedig).
Alexander Šumski starb am 23. Juli 2022 in Tübingen.
Bestandsgeschichte
Alexander Šumski legte seine Unterlagen in
den Tübinger Jahren systematisch in Stehordnern ab und führte diese Ordnung auch
nach seiner Pensionierung fort. Die Überlieferung setzt im Jahr 1956 mit
Unterlagen zur künstlerischen Tätigkeit ein (UAT 800/6). Es waren ursprünglich
zwei Serien: Eine chronologische (siehe Klassifikationspunkt „Unterlagen, nach
Jahren geordnet“) und eine thematische bzw. projektbezogene, wobei manchmal
Doppelungen oder Abweichungen vorkamen. Die meisten Ordner weisen auch eine
chronologisch-thematische Struktur auf, bei manchen sind sogar die
Klassifikationsüberschriften (z. B. "Konzertprogramme", "Plakate") vorhanden.
Die hier gesammelten Unterlagen stehen vorwiegend im direkten Zusammenhang mit
den verschiedenen Arbeitsstellen und beruflichen Tätigkeitsfeldern von Alexander
Šumski, nicht alle jedoch direkt mit der Universität. Rein privates Material
wurde streng separat gehandhabt und ist nicht Bestandteil des Bestands.
Bearbeitungsbericht
Im Februar 2016 wandte sich Alexander Šumski
an das Universitätsarchiv mit dem Wunsch, seine persönlichen Unterlagen
vorordnen zu lassen. Mitte März wurden die Unterlagen von der Leiterin des
Universitätsarchivs, Dr. Regina Keyler vor Ort besichtigt und eine mündliche
Vereinbarung zur Übergabe ans Archiv getroffen. Von April 2016 bis April 2017
erfolgte die Überprüfung, Erfassung und Kassation vor Ort durch Karolina Belina
unter Mitwirkung von Alexander Šumski.
Aufgrund der Logik der
ursprünglichen Ordnung wurde in die Formierung der Ordner nur minimal
eingegriffen. Die ursprünglichen Ordnerüberschriften, alle von Herrn Šumski,
wurden meistens übernommen und redaktionell angepasst, z. B. Abkürzungen
erläutert. Mit seiner Zustimmung wurden zahlreiche Dubletten (Xerokopien,
Konzertprogramme) und nicht archivwürdige Materialien (Flugtickets, Rechnungen,
Kassenbons u.Ä.) kassiert sowie wenige halbprivate Materialien (Briefe)
entnommen. Für die neueren, noch lose aufbewahrten Unterlagen wurde 2017 ein
neuer Ordner angelegt; das restliche lose Material wurde der Systematik
entsprechend in die vorhandenen Ordner einsortiert. Eine erste Übergabe erfolgte
im April 2017, der Rest wurde im Oktober 2017 dem Archiv übergeben. Seitdem
überreichte Šumski dem Archiv noch einzelne Schriftstücke, die einsortiert
wurden.
Im Februar 2020 wurden weitere 2,1 lfm dem Universitätsarchiv
übergeben und durch Elia Schilling aufgenommen. Dabei handelt es sich v.a. um
Unterlagen der Verbindungsstelle für Oberschwäbische Klostermusik, um
Korrespondenzen und um Unterlagen zu bearbeiteten Musikstücken. Vom Inhalt einer
CD wurden Unterlagen, die nicht analog nachgewiesen werden konnten, als
elektronische Archivalie in DIMAG gespeichert (UAT 800/107). Bei der
Neuverpackung im Sommer 2020 wurden Dubletten sowie nichtarchivwürdige
Unterlagen (Belege, Haushaltsüberwachungslisten) kassiert. Damit reduzierte sich
der Umfang auf 6,25 lfm.
Weitere Unterlagen im
Universitätsarchiv
UAT 540 Collegium Musicum
UAT
602/2412-2413 (Personalakten)
UAT S 35/1, 751 (Fotomaterial)
Tondokumente:
UAT S 30/6-38; 40-41; 44; 48; 50-55; 57-69; 71
Tonbänder des Collegium musicum (Konzerte unter Leitung von Herrn Šumski)
UAT S 31/4-10 Schallplatten (Konzerte unter Leitung von Herrn Šumski)
UAT S 32/503 Tonbänder (Konzerte unter Leitung von Herrn Šumski)
UAT 726 Collegium musicum: Abteilung „Verbindungsstelle für oberschwäbische
Klostermusik“
Inhalt:
Unterlagen, nach Jahren geordnet: 29
Nrn., 1956 - 2017.
Forschungsprojekt "Musik in oberschwäbischen
Klöstern", Verbindungsstelle für Oberschwäbische Klostermusik: 15 Nrn., 1980 -
2014.
Konzertreisen, Gastspiele und Austauschprojekte mit dem
Ausland: 14 Nrn., 1984 - 2002.
Projekte und Konzerte: 8 Nrn., 1974 -
2004.
Musikstücke: 29 Nrn,, 1983-2004
Wissenschaftliche
Texte und Forschungsmaterialien: 5 Nrn, 1974 - 2005.
Lehre: 4 Nrn,
1957-1981
Anderes: 2 Nrn, 1912, 1971-2005
- Bestandssignatur
-
UAT 800/
- Umfang
-
4,20 lfm
- Kontext
-
Universitätsarchiv Tübingen (Archivtektonik) >> N Nachlässe und kleinere Erwerbungen >> Nn Nachlässe S >> Alexander Sumski (1933-2022)
- Verwandte Bestände und Literatur
-
ŠUMSKI, Prof. Dr. Alexander in: Komponisten der Gegenwart im Deutschen Komponistenverband. Ein Handbuch, 5. Aufl., Berlin 2000, Online-Ausgabe: http://www.komponistenlexikon.de/komponisten.php?id=1644&name=Šumski&vorname=prof.-dr.-alexander [Zugang: 27.02.2018].
Attempto 53/54 (1974/1975), S. 84.
Tübinger Universitätsnachrichten 28 (2008), Nr. 141 vom 11.08.2008, S. 12.
Tübinger Universitätsnachrichten 28 (2008), Nr. 142 vom 24.11.2008 S. 9.
Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 4/2022: Leute
- Indexbegriff Sache
-
Nachlass
- Bestandslaufzeit
-
1956-2017
- Weitere Objektseiten
- Letzte Aktualisierung
-
02.07.2025, 11:32 MESZ
Datenpartner
Eberhard Karls Universität Tübingen, UB - Universitätsarchiv. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1956-2017